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GESEHUS Nikolaj Alexandrowitsch (1845–1918), Physiker, Professor der Kaiserlichen Universität Tomsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

GESEHUS, Nikolaj Alexandrowitsch [17. (29.) Januar 1845, St. Petersburg – 2. September 1918, Petrograd], Physiker, Professor der Kaiserlichen Universität Tomsk.

Sein Vater, Alexander Jakowlewitsch Gesehus, (1814–1881) absolvierte die Technische Marine-Schule (1834) und war Schiffsingenieur (Schiffbauer). Er hatte den Rang eines Generalmajors des Corps der Schiffsingenieure (1872). Seine Mutter, Alexandra Gustawowna, geb. Belau, 1822–?, war Tochter des Petersburger Physikers und Mechanikers Gustaw Karlowitsch Belau. In der Familie gab es drei Kinder. Gesehus absolvierte die Abteilung Mathematik der Fakultät für Physik und Mathematik der St. Peterburger Universität mit einem Doktorgrad (1869). 1871–1872 besuchte er im Laufe von drei Semestern die Vorlesungen und Unterrichtseinheiten in einem Physiklabor der Berliner Universität unter der Führung von Prof. H. Helmholtz und G. Quincke. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als überplanmäßiger Laborant eines Physikkabinetts der St. Petersburger Universität. 1876 verteidigte Gesehus beim Rat deг St. Petersburger Universität seine Dissertation „Anwendung des elektrischen Stroms bei der Untersuchung eines kugelartigen Zustandes der Flüssigkeit“ und erlangte einen Meisterrang in der Physik. 1877 wurde er als Privatdozent für das Halten von Vorlesungen an der St. Petersburger Universität zugelassen. 1879 wurde er für die Stellung eines überplanmäßigen Laboranten an der gleichen Universität bewilligt. 1882 verteidigte Gesehus beim Rat der St. Petersburger Universität die Dissertation „Elastische Wirkung und die ihr ähnlichen physischen Erscheinungen“ um Erlangung des Rangs eines hab. Doktors der Physik. 1888 wurde er zum ordentlichen Professor am Lehrstuhl für Physik, physische Geographie und Wetterkunde der Kaiserlichen Universität Tomsk ernannt, in die er von W. M. Florinskij eingeladen wurde. Auf Vorschlag des Betreuers des Westsibirischen Bildungskreises wurde Gesehus im September 1888 zum Rektor der Universität Tomsk ernannt. Während seiner Rektorenzeit wurde von ihm ein Physikkabinett eingerichtet, dafür wurden aus St. Peterburg solche Gerätschaften wie Telefon von Bell, Saitenelektrometer, Tangentenbussole etc. bezogen. 1889 war er einer der Mitbegründer der Gesellschaft von Naturforscher und Ärzte bei der Universität Tomsk. Auf Vorschlag von W. M. Florinskij wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft gewählt. In der Abwesenheit von Florinskij übernahm er auf provisorischer Basis die Obliegenheiten eines Leiters des Westsibirischen Bildungskreises. An der Universität Tomsk arbeitete er bis zum 24. August 1889, als er zum ordentlichen Professor für Physik an der St. Petersburger Hochschule für praktische Technologie ernannt wurde. Die Arbeiten von Gesehus beziehen sich auf verschiedene Physikbereiche wie Molekularphysik, elektrische Erscheinungen, Optik, Akustik, Wetterkunde. Gesehus untersuchte die Elektrisierung durch Reibung, die bei Sprühen und Zerstäubung, elastische Wirkung, Licht- und Schallleitfähigkeit plattenförmiger Festkörper. Er stellte einen Zusammenhang zwischen der Restverformung von Kautschuk und seiner Dichte, Temperatur und Oberflächenform fest. Ferner wurde von Gesehus eine Gesetzmäßigkeit entdeckt, der zufolge die Schallleitfähigkeit plattenförmiger Körper direkt proportional ihrem Querschnitt und antiproportional ihrer Länge ist. Gesehus baute die sogenannte akustische Linse für die Berechnung der Schallbrechungszahl und errechnete die für seine Zeit genauesten Werte der Schallgeschwindigkeit in der Luft. Er unternahm eine von Russlands ersten Arbeiten für die Untersuchung der Radioaktivität. Auch heute sind seine Beiträge über den Ursprung von Kugelblitz von Interesse. Die wichtigsten Arbeiten von Gesehus betrafen die Veränderungen der elektrischen Leitfähigkeit von Selen unter der Einwirkung von Licht, Schallleitfähigkeit, Schallbrechung und -geschwindigkeit in lockeren Körpern, der Schallgeschwindigkeit in der Luft sowie Berührungszündung. Er nahm an der Arbeit des 1. Internationalen Kongresses der Physiker (Paris, 1900) teil. 1902 wurde Gesehus zum Vorsitzenden der Abteilung Physik der Russischen Physikalisch-Chemischen Gesellschaft gewählt, seit 1906 war er Vorsitzender der Russischen Physikalisch-Chemischen Gesellschaft. Er war Redakteur des Journals der Russischen Physikalisch-Chemischen Gesellschaft (1911–1918) und weiterer Periodika, nahm an musikalischen Konzerten teil, indem er in einem Streichorchester die erste Geige spielte. Er war Direktor der Abteilung Tomsk der Russischen Kaiserlichen Museumsgesellschaft. Gusehus starb an Erschöpfung. Er war verheiratet mit Alexandra Juljewna. Ihre Kinder: Jewgenij (1878–?) und Vera (1881–?). Einer der Enkelkinder von Gusehus, Ilja Artemjewitsch Sacharow-Gusehus (geb. 1934) absolvierte die Leningrader Staatliche Universität, ist hab. Dr. biologischer Wissenschaften, Professor, seit 1992 Vize-Direktor des Instituts für allgemeine Genetik der Russischen Akademie der Wissenschaften, Korrespondierendes Akademiemitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften (2000). Auszeichnungen von N. A. Gesehus: Hl. Stanislaw-Orden 1. Grades (1908), Hl.-Wladimir-Orden 3. Grades (1905), Hl. Wladimir-Orden 4. Grades (1903), Hl. Anna-Orden 2. Grades (1899), Hl. Stanislaw-Orden 2. Grades (1891), Silbermedaille zu Ehren der Regierungszeit von Kaiser Alexander III. und Medaille in heller Bronze zu Ehren des 300. Jahrestages der Regierungszeit der Familie Romanow. Er hatte den Rang eines wirklichen Staatsrates (1896).

INHALT

Arbeiten

Выводы из метеорологических наблюдений во время солнечного затмения 7 (19) авг. 1887 // Журнал РФХО. 1888. Т. 20. Вып. 6; Sur la determination de la chaleur specifiqued'un corps par la methode des melanges a temperature constante // J. de physique. 2nd ser. 1888. Vol. 7; О значении метеорологических наблюдений по отношению к Сибири: Речь, произнесенная на университетском акте 22 окт. 1889 // Известия Томского университета. 1889. Кн. 1; О некоторых новых приборах и приспособлениях в физ. кабинете Императорского Томского университета // Известия Томского университета. 1889. Кн. 1.

Archive

РГИА. Ф. 1343. Оп. 19. Д. 1064; Архив Музея истории Санкт- Петербургского государственного университета. Ф. Факультеты и кафедры Физико-математического факультета. Список профессоров и преподавателей; ГАТО. Ф. 102. Оп. 1. Д. 9, 15; Оп. 9. Д. 137.

Literatur

Н.А. Гезехус // Первый университет в Сибири. – Томск, 1889; Биографический словарь профессоров и преподавателей Императорского Санкт-Петербургского университета за истекшую третью четверть века его существования 1869–1894. – СПб., 1896. Т. 1; Большая Советская энциклопедия. 3-е изд. – М., 1991. Т. 6; Якобсон И.И. Русский физик Н.А. Гезехус // Природа. – 1949. № 7 (библиография); Анохина И. Первый ректор // Красное знамя. – 1955. 17 янв.; Нилов В.З. О первом ректоре Томского университета // Материалы конференции молодых ученых Томского государственного университета. – Томск, 1974. Вып. 1; Развитие физики в России. – М., 1978. Т. 1; Вавилов С. Первая скрипка // ТМ-экспресс. – 1991. 16 авг.; Первый ректор // Alma Mater. – 1995. 1 февр.; Захаров И.А. Он шел самостоятельными путями: к 150-летию со дня рождения Н.А. Гезехуса // Природа. – 1995. № 6; Профессора Томского университета: Биографический словарь. Вып. 1. 1888–1917 / Отв. ред. С.Ф. Фоминых. – Томск, 1996; Анохина И.Н. Первый ректор // Физики о физиках и физике: сборник статей. / Под ред. И.Н. Анохиной. – Томск, 1998; Словарь биографический морской / Авт.-сост. В.Д. Доценко. – СПб., 2000; Наука и образование в Томске: Материалы к энциклопедии Томской области / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, А.В. Литвинов, К.В. Петров. – Томск, 2000; Биографический словарь. Т. 5: Ректоры Томского университета (1888–2003) / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, К.В. Петров, А.В. Литвинов, К.В. Зленко. – Томск, 2003; Фоминых С.Ф., Некрылов С.А. Гезехус Николай Александрович // Томск от А до Я: Краткая энциклопедия города / Под ред. Н.М. Дмитриенко. – Томск, 2004; Фоминых С.Ф., Некрылов С.А. Гезехус Николай Александрович // Энциклопедия Томской области. Т. 1: А – М. – Томск, 2008.

Autoren: Nekrylow S. A., Fominych S. F.

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