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HENCKEL Alexander Hermannowitsch (1872–1927). Biologe-Evolutionist, Doktor der Botanik, Professor, Vertreter der Volksbildung, Übersetzer

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

HENCKEL; Alexander Hermannowitsch, * 20. Juli 1872 in Wilna, † 9. April 1927 in Perm. Evolutionsbiologe, Doktor der Botanik, Professor, Organisator des Bildungswesens und Übersetzer.

Henckel war der Sohn des seit 1858 in Russland lebenden preußischen Offiziers und Eisenbahnangestellten Hermann Augustowitsch Henckel und seiner Frau Augusta Karlowna Schnabel. Er studierte an der naturwissenschaftlichen Abteilung der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der Petersburger Universität (1891-96) bei Christofor Gobi und Georgi Nadson. 1893 nahm er die russische Staatsangehörigkeit an. In den Jahren 1893-94 besuchte er als Student Stockholm, Wien, Venedig, Mailand und die Schweiz und arbeitete an der Biologischen Station in Triest (1894). Nach Abschluss seines Studiums (1896) blieb Henckel an der Universität, um sich auf die Professorenlaufbahn vorzubereiten. Im gleichen Jahr besuchte er Wien und Salzburg und arbeitete im Labor Freudenreichs in Bern. In den Jahren 1896-97 war er neben seiner akademischen Tätigkeit Mitarbeiter des für die Volkszählung zuständigen Zentralen Statistik-Komitees in St. Petersburg. 1897-1901 arbeitete er als Assistent am Lehrstuhl für Botanik der Kaiserlichen Neurussischen Universität in Odessa. Anschließend kehrte er an die Universität Petersburg zurück, wo er im Jahr 1902 seine Magisterdissertation im Fach Botanik verteidigte und zunächst als Assistent und dann als Privatdozent tätig war. 1911 promovierte er an der Neurussischen Universität zum Doktor der Botanik. Henckel gehörte zu den Mitbegründern der Russischen Botanischen Gesellschaft (1915) und der Staatlichen Universität Perm (1916).

Henckel unterrichtete an verschiedenen privaten mittleren Bildungseinrichtungen in Odessa (1898–1901), an der Petersburger St. Katharinen-Schule (1902–16), an den Allgemeinbildenden Kursen von A.S. Tschernjajew (1903–16), am 8. Petersburger Gymnasium (1904–05), in den Pharmazeutischen Kursen (1903-06), am Mädchengymnasium Bolsunowas (1908-09), in den pharmazeutischen Kursen der Apotheke Antonina Lesnewskajas, am Mädchengymnasium G. Köbkes (1912-13), in den Feldscher-Kursen von Kameras (1915) und am Gymnasium von L.W. Barbatenko (1916).

Neben seiner Lehrtätigkeit engagierte sich Henckel auch als Organisator des Mittleren und Höheren Bildungswesens. So führte er als Direktor der Handelsschule N.M. Glagolewas erstmals in Russland koedukativen Unterricht für alle Kinder ein, organisierte Kurse zur Enzyklopädie des Höheren Wissens (1905) arbeitete als Direktor der privaten Real-Schule von A.S. Tschernjajew (1907–10) und verfasste zahlreiche populärwissenschaftliche Arbeiten. Sein Buch „Dreißig höchst einfache Experimente zur Pflanzenphysiologie“ (1904, 1907, 1911) wurde von der Internationalen Botanischen Gesellschaft ausgezeichnet. Er entwarf die gedruckten Wandtafeln des „Botanischen Schulatlas“, die zum Teil auch übersetzt und im Ausland (Norwegen) eingesetzt wurden. Er unterrichtete in den Kursen der Fröbel-Gesellschaft (1918-19), an der Volksuniversität in Motowilicha (Perm, 1918) und an der Polytechnischen Volks-Fachschule in Perm (1918) und gehörte zu den Gründern und Lehrkräften der Kamenny Ostrow Höheren Landwirtschaftskurse in St. Petersburg (1906-16), aus denen später (zusammen mit den Stebut-Kursen) das Leningrader Landwirtschaftsinstitut hervorging.

Henckel war Gründer und Leiter des Lehrstuhls für Morphologie und Systematik der Universität Perm (1916), Mitglied des Biologischen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts Perm (1922), Initiator der Gründung der Arbeiteruniversität in Perm (1926). Vorsitzender der Permer Gouvernementskommission für die Neuordnung der territorialen Verwaltungseinheiten (1922–24) und Mitglied des Permer Stadtsowjets (1925–27).

Er verfasste zahlreiche der Biologie niederer Organismen, dem Phytoplankton und der Morphologie von Bedecktsamern gewidmete Forschungsarbeiten und leistete einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung der Klassifizierung der philogenetischen Systeme niederer Organismen. Seine der Ökologie von Meeralgen gewidmeten Forschungsarbeiten haben ihren Wert für die Wissenschaft bis heute nicht eingebüßt. Unter Henckels Schülern waren das korrespondierende Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR N.A. Naumow, Professor S.Ju. Schembel und das korrespondierende Mitglied der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der UdSSR Professor P.A. Henckel.

Henckel beherrschte die englische, deutsche, französische, griechische und mehrere skandinavische Sprachen sowie Latein und übersetzte unter anderem Anton Kerner von Marilauns „Pflanzenleben“ (zusammen mit W.A. Transchel), J. Warmings „Lehrbuch der Ökologischen Pflanzengeographie“ (1902), E. Haeckels „Die Welträtsel“ (1906), „Der Kampf um den Entwicklungs-Gedanken“(1906) und „Fossile Pflanzen“ (1914), Tommaso Campanellas „Sonnenstadt“ (1907, 3. Auflage), T. Morus „Utopia“ (1903) und Kautskis „Thomas Morus und seine Utopie“ (1905) sowie G. Nohls „Anarchismus in den Vereinigten Staaten (1906).

Darüber hinaus war Henckel Autor von Artikeln zur Regionalgeschichte und Kinderbüchern und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften wie z.B. der Neurussischen Gesellschaft der Naturforscher, des Krim-Kaukasischen Gebirgsklubs und der Russischen Botanischen Gesellschaft.

Er war mit Anna Alexejewna Makschejewa verheiratet.

Veröffentlichungen

Краткий очерк истории спиртового брожения и происхождения дрожжей, «Вестник виноделия», 1905, № 3–6, 10–12; Микроскоп и простейшие способы пользования им (на примерах растительного царства), СПБ, 1907: Материалы к фитопланктону Каспийского моря по данным Каспийской экспедиции 1904 г., «Ботанические записки», 1909, в. 27 (дисс); Общая биология, СПБ, 1910; Описание поездки гимназиста по России, 26 писем другу, Пг., 1915; Некоторые новые взгляды на систему низших в связи с изменениями номенклатуры, «Известия Биологического научно-исследовательского института и биологической станции (БНИИ и БС) при Пермском университете», 1923, т. 2, в. 5; Биологические беседы, Екатеринбург, 1924; Материалы к фитопланктону Карского моря, «Известия БНИИ и БС», 1925, т. 3; Революция в ботанике (Биохимическая систематика растений), «Вестник знания», 1926, № 4.

Literatur

Самсонов Н., Рецензия на кн.: А. Г. Генкель, Материалы к фитопланктону Каспийского моря по данным Каспийской экспедиции 1904 г., «Труды Ботанического сада Юрьевского университета», 1910, т. 2, в. 3; Порецкий В., Памяти А. Г. Генкеля, «Известия Главного Ботанического сада СССР», 1927, т. 26, в. 5; Мейер К. И., Липшиц С. Ю., Генкель А. Г., в кн.: Русские ботаники, т. 2, М., 1947; Генкель П. А., Александр Германович Генкель, М., 1981. * Брокгауз и Ефрон.

Autoren: Savčuk V.

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