DIEHL, Erich Wilhelm (*13. Januar 1890 in Dünaburg, † 9. Juni 1952 in Jena) – Philologe, Professor der Universität Tomsk.
Sohn eines Ingenieurtechnikers, studierte nach Abschluss der Reformierten Schule an der Abteilung für Klassische Philologie der Historisch-Philologischen Fakultät der Universität St. Petersburg und schloss mit Auszeichnung ab (1913). Anschließend blieb er an der Universität, um sich am Lehrstuhl für Klassische Philologie auf die Professorenlaufbahn vorzubereiten. Er war aktiv an den archäologischen Grabungskampagnen in Olbia beteiligt (1913–1915) und veröffentlichte mehrere der antiken Geographie und Archäologie Südrusslands gewidmete Aufsätze im „Neuen Enzyklopädischen Wörterbuch“ von Brockhaus und Efron sowie Rezensionen im „Journal des Ministeriums für Volksbildung“ und in den Zeitschriften „Hermes“ und „Historischer Bote“. Nach Ablegung seines Magisterexamens wurde Diehl 1916 Privatdozent an der Universität Petrograd. Im Herbst 1917 wurde er auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie an der Historisch-Philologischen Fakultät der Universität Tomsk berufen, wo er klassische Philologie unterrichte und einen Allgemeinkurs zur Geschichte der griechischen Literatur, Elementarkurse der griechischen und lateinischen Sprache, ein Propädeutikum der griechischen Sprache sowie ein der Geschichte der römischen Literatur gewidmetes Proseminar hielt. Im November 1917 gehörte er als Vertreter der Historisch-Philologischen Fakultät einer gemeinsamen Kommission von Vertretern des Professorenkollegiums und der Studentenorganisationen der Universität an. Im August/ September 1918 war Diehl an der Arbeit einer Untersuchungskommission beteiligt, die die Ermordung Nikolajs II. untersuchen und Maßnahmen zur Sicherung der den Fall betreffenden Dokumente ergreifen sollte. Zu diesem Zweck reiste er nach Jekaterinburg. Im Sommer 1919 führte er in der Umgebung von Bijsk der Suche nach neolithischen und anderen urzeitlichen Denkmälern gewidmete historisch-archäologische Ausgrabungen durch. 1919 war Diehl an der Arbeit einer der Gründung eines Instituts für die Erforschung Sibiriens gewidmeten Tagung beteiligt. Er wurde zum Stellvertretenden Vorsitzenden der Sektion für Geschichte, Archäologie und Ethnographie gewählt und setzte sich dafür ein, am Institut eine eigene Historisch-Ethnologische Abteilung zu gründen. Er nahm aktiven Anteil am Öffentlichen Leben der Stadt Tomsk, war in den Jahren des Bürgerkriegs einer der Organisatoren der örtlichen Pfadfinderbewegung und leitete die Tomsker Abteilung der Gesellschaft der „Russischen Pfadfinder“. In der Zeitung „Sibirisches Leben“ veröffentlichte er gesellschaftlichen und politischen Themen gewidmete Beiträge. Nach der Schließung der Historisch-Philologischen Fakultät zog er nach Riga, wo er als Professor an der Universität tätig war. Von 1922 an lehrte er an der Lettischen Universität in Riga (von 1939 an als Professor). Von 1941 an war er Professor an der Universität Posen, von 1947 an Professor an der Universität Jena.
Ольвийский некрополь // Гермес. Т. 18. 1916; В Екатеринбурге // Архив русской революции. М., 1993. Т. 17.
ГАТО. Ф. 102. Оп. 1. Д. 836. Л. 1; Д. 860. Л. 3; Д. 949.
Отчет о состоянии и деятельности Ими. Петроградского университета за весеннее полугодие 1916 г. Пг., 1917; Сиб. жизнь. 1919. 7 мая; Гессен С. И. Мое жизнеописание // Вопросы философии. 1994. № 8; Профессора Томского университета: Биографический словарь. Выпуск 1. 1888–1917 / Отв. ред. С.Ф. Фоминых. Томск, 1996.