SEELER, Karl-Wilhelm Friedrichowitsch (*6. März 1861 in Riga, † 27. Oktober 1925 in Tartu, Estland) – Jurist, Professor der Universität Tomsk

SEELER, Karl-Wilhelm Friedrichowitsch (*6. März 1861 in Riga, † 27. Oktober 1925 in Tartu, Estland) – Jurist, Professor der Universität Tomsk.

Nachkomme deutschbaltischer Adliger. Sohn eines Beamten. Nach Abschluss des Rigaer Gouvernementsgymnasiums (1881) studierte Seeler an der Juristischen Fakultät der Universität Dorpat und wurde noch während seines Studiums für die Abhandlung „Die Lehre von der Urkundenfälschung“ mit einer Goldenen Preismedaille ausgezeichnet. Nach Abschluss seines Studiums (1886) blieb er am Lehrstuhl für Römisches Recht, um sich auf die Professorenlaufbahn vorzubereiten. 1887 wurde er zum weiteren Studium für drei Jahre ins Ausland delegiert. Nach Abschluss seines Studiums am Institut für Römisches Recht der Berliner Universität wurde Seeler 1891 von der Juristischen Fakultät der Universität Dorpat für den Aufsatz „Zur Lehre von der Conventionalstrafe nach römischem Recht“ zum Magister promoviert. Von 1891 an war er als Privatdozent am Lehrstuhl für Römisches Recht der Universität Charkow tätig. 1895 wurde er für seine Dissertation „Die Lehre über das Recht des Miteigentums nach Römischem Recht“ zum Doktor des Römischen Rechts promoviert. Von 1895 an war Seeler außerordentlicher Professor der Universität Charkow, von 1896 an außerordentlicher und von 1897 an ordentlicher Professor der St. Wladimir-Universität. Im Januar 1901 wurde Seeler auf eigenen Wunsch aus familiären Gründen aus dem Dienst entlassen. Von April 1901 an lehrte er als Privatdozent Römisches Recht an der Universität Berlin. Im März 1902 wurde er zum Ständigen Mitglied der Staatlichen Juristischen Prüfungskommission am Berliner Kammergericht berufen. Von 1902 an war er außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für Römisches Recht und deutsches Zivilrecht der Berliner Universität, 1912/13 ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Livländisches, Estländisches und Kurländisches Gouvernementsrecht der Universität Dorpat, von Mai 1913 an ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Römisches Recht der Universität St. Petersburg. Im Studienjahr 1916/17 wurde Seeler an die Universität Tomsk berufen, wo er als ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Römisches Recht lehrte und Vorlesungen und praktische Übungen zum Römischen Recht hielt. Im Februar 1917 wurde Seeler aufgrund des Verdachts, Spionage für Deutschland betrieben zu haben, verhaftet und im April des gleichen Jahres wieder entlassen. Von 1917 an lebte er in der Emigration (Estland), wo er 1920  Professor am Lehrstuhl für Römisches Recht der Universität Tartu wurde. Ausgezeichnet mit dem Orden des Heiligen Wladimir der 4. Stufe (1913), mit dem Orden der Heiligen Anna der 2. Stufe und dem Orden des Heiligen Stanislaw der 2. Stufe (vor 1917). In den Jahren 1897-1917 stand Seeler im Rang eines Staatsrats.

Die Lehre vom Miteigentum nach römischem Recht. 1896; Das Miteigentum nach deutschem Recht. 1899; Der Entwurf des russischen Zivilgesetzbuches. 1911.

ГАТО. Ф. 102. Оп. 9. Д. 588.