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KESSLER Karl Fjodorowitsch (1815–1881). Zoologe

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

KESSLER, Karl Fjodorowitsch, * 1. Dezember 1815 in Damrau, Regierungsbezirk Königsberg, Königreich Preußen, † 3. März 1881 in Sankt Petersburg. Zoologe. Kesslers Vater war Hauptverwalter der preußischen Wälder und von 1822 Hauptforstmeister in den Militärsiedlungen des Gouvernements Nowgorod.

In den Jahren 1828-34 lernte Kessler als Pensionatsschüler am 3. Petersburger Gymnasium, in den Jahren 1834-38 studierte er an der Physikalisch-Mathematischen Abteilung der Philosophischen Fakultät der Universität Petersburg, wo er sich unter dem Einfluss von S. Kutorga der Zoologie zuwandte. 1840 verteidigte er seine Magister- und 1842 seine Doktordissertation. Von Herbst 1842 an war er zunächst Adjunkt, dann Lehrstuhlleiter, von Januar 1844 an außerordentlicher und von April 1845 an ordentlicher Professor sowie von Dezember 1855 bis März 1860 und von 1861 bis Herbst 1862 Dekan der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der St. Wladimir-Universität Kiew. 1865-67 Dekan der Physikalisch-Mathematischen Fakultät und 1867-73 Rektor der Universität St. Petersburg. Von 1873 an außerplanmäßiger Professor und Ehrenmitglied der Universitäten Kiew und Petersburg. Kessler war Mitbegründer und erster Vorsitzender (1868-81) der Petersburger Gesellschaft der Naturforscher, Organisator (mit Unterstützung des herausragenden russischen Chirurgen und Kurators des Kiewer Bildungsbezirks N.I. Pirogow) der ersten Kongresse der Naturforscher und an den Gymnasien Russlands tätigen Naturkundelehrer (Kiew, 1861, 1862) sowie Initiator und Organisator des ersten Allrussischen Kongresses der Naturforscher in St. Petersburg (Dezember 1867). Er beteiligte sich an der Arbeit des Deutschen Naturforscher- und Ärztekongresses (1860), des 2. (1869) und 6. (1879) Allrussischen Kongresses der Naturforscher und Ärzte Russlands, initiierte die Gründung des Krim-Komitees zur Erforschung der Natur der Krim und spielte eine entscheidende Rolle bei der Bewilligung einer dauerhaften staatlichen Förderung für den Unterhalt der Biologischen Station Sewastopol (1875), die zu diesem Zeitpunkt die einzige Meeresstation in Russland war (heute Institut für die Biologie der südlichen Meere der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine). Kesslers Hauptforschungsreisen führten nach Finnland (Sommer 1837), in die Gouvernements Poltawa und Tschernigow (1849), an die Flüsse Dnepr und Dnestr sowie an den südlichen Bug (1853–56), an die Nordwestküste des Schwarzen Meeres (1857), durch das Gouvernement Petersburg (1863–54), an den Onegasee (1866), an die Wolga (1869), in den Kaukasus (1875) und auf die Krim. Kessler war Begründer und einer der herausragendsten Vertreter der russischen Ichthyologie des 19. Jahrhunderts. Besondere Bedeutung hat seine Monographie „Die im ichthyologischen Gebiet der Aral-Kaspi-Schwarzmeer-Region vorkommenden Fische“(1877). Darüber hinaus leistete er einen gewaltigen Beitrag zur Entwicklung der Ornithologie. Unter seinen wichtigsten Arbeiten ist das erste der Fauna der Ukraine gewidmete sechsbändige Großwerk „Naturgeschichte der Provinzen des Kiewer Bildungsbezirks“, in dem eine Reihe seiner in den Jahren 1850–56 veröffentlichten Monographien zusammengefasst sind. An den Universitäten Kiew und Petersburg hielt er Kurse zu einzelnen Aspekten der Zoologie, zur allgemeinen Zoologie sowie zur vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere. Kessler war einer der ersten in Russland tätigen Naturforscher, die die Theorien des englischen Naturkundlers Charles Darwin in die universitäre Lehre einführten.

Kessler veröffentlichte 124 wissenschaftliche Arbeiten und war Mitglied von etwa 30 wissenschaftlichen Gesellschaften und Einrichtungen. Auf dem 5. (Warschauer) Kongress der russischen Naturforscher und Ärzte wurde ein nach ihm benannter Preis gestiftet.

Kessler wurde mit dem Demidow-Preis 2. Ranges (1853) und mit der kleinen Goldmedaille der Freien Ökonomischen Gesellschaft (1874) ausgezeichnet.

Veröffentlichungen

Русская орнитология. Руководство для определения птиц, которые водятся или встречаются в Европейской России, Киев, 1847; Естественная история губерний Киевского учебного округа. Зоология. Часть систематическая. Животные млекопитающие, Киев, 1851; То же. Птицы, Киев, 1851; То же. Животные земноводные, Киев, 1853; Физиология и анатомия животных. Лекции, литографическое изд., СПБ, 1863; Материалы для познания Онежского озера и Обонежского края преимущественно в зоологическом отношении, СПБ, 1868; Zur Ichtiologie des südwestlichen Rußlands, «Bull. de la soc. des Nat. de Moscou», 1856, Bd. XXIX, № 1; Nachträge zur Ichtiologie des südwestlichen Rußlands, Ibid., 1857, Bd. XXX, № 3; Beiträge zur Ichtiologie des südwestlichen Teils von Central-Asien, «Bull. de l’Acad. de S.-Petersb.», 1879, v. XXV.

Literatur

Богданов М.Н., К.Ф. Кесслер (биография, список трудов), «Труды СПБ ОЕ», т. XII, в. 2, 1882; Богданов А.П., Материалы для истории научных и прикладной деятельности в России по зоологии, т. 1, 1898; Мазурмович Б.Н., Выдающиеся отечественные зоологи, М.-Л., 1960; Банина Н.Н., К.Ф. Кесслер и его роль в развитии биологии в России, М.-Л., 1962. * Брокгауз и Ефрон; БСЭ-3; РБС.

Autoren: Savčuk V.

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