LANGEMACK, Georgi Erichowitsch, * 26. Juni 1898 in Starobelsk (Gouvernement Charkow), † 11. Januar 1938 in Moskau. Artillerie-Ingenieur, Raketenkonstrukteur. Militäringenieur 1. Grades (1936). Held der Sozialistischen Arbeit (1991, posthum).
Langemacks Eltern waren evangelisch-lutherischer Konfession und unterrichteten Fremdsprachen. Sein Vater Erich Franzewitsch Langemack war Absolvent der Berliner Universität und Staatsrat. Seine Mutter Maria Konstantinowna Langemack.
Von September 1908 an besuchte Langemack das Gymnasium in Jelisawetgrad, das er 1916 mit einer silbernen Medaille abschloss. Im gleichen Jahr nahm er ein Studium an der Philologischen Fakultät der Universität Petrograd auf. Im Oktober 1916 wurde er zur Armee eingezogen und an die Küstenartillerie-Schule in Oranienbaum geschickt, nach deren Abschluss er im Rang eines Fähnrichs bei der Küstenartillerie des Finnischen Meerbusens eingesetzt wurde (seinen Dienst begann er am 27. Februar 1917, dem Tag des Sturzes der Monarchie in Russland). Im Sommer 1917 wurde er zum Unterleutnant zur See befördert. Im Oktober des gleichen Jahres stand er mit seiner Einheit auf der Insel Russarö. 1918 wurde er demobilisiert. In den Jahren 1919-23 diente er in der Roten Armee, wo er eine Batterie, eine Division und schließlich eine Brigade kommandierte, Adjutant des Chefs der Artillerie der Festung Kronstadt war und im Rahmen des Programms zur Bekämpfung des Analphabetentums auch als Lehrer in den Forts „Rif“ und „Totleben“ tätig war (1919-21).
1920 trat Langemack in die RKP(b) ein. Während des Kronstädter Aufstands von 1921 wurde er von den Aufständischen verhaftet und zum Tod durch Erschießen verurteilt, später aber von den Bolschewiki nach der Einnahme der Festung befreit. 1922 heiratete er Jelena Wladimirowna Kamnewa und wurde aus der Partei ausgeschlossen, weil die kirchliche Trauung den atheistischen Vorstellungen des Bolschewismus widersprach. In den Jahren 1923-28 studierte Langemack an der Militärtechnischen F.E. Dserschinski-Akademie in Leningrad, nach deren Abschluss er zum Stellvertretenden Chef der Küstenartillerie der Schwarzmeerflotte wurde. Schon bald (Juli 1928) wurde er allerdings als Spezialist für Innenballistik an das Labor für Gasdynamik in Leningrad kommandiert, wo er unter der Leitung von Professor Nikolai Tichomirow zusammen mit anderen Wissenschaftlern an der Entwicklung von Feststoffraketen (RS-82, RS-132) arbeitete, auf deren Grundlage später der Raketenwerfer „Katjuscha“ entwickelt wurde. 1930 arbeitete Langemack nach dem Tod Tichomirows zusammen mit Boris Petropawlowski an der Entwicklung von Feststofftriebwerken, die z.B. bei den Flugzeugen des Typs Tupolew-TW-1 zum Einsatz kamen. Im gleichen Jahr wurde er zum Chef des 1. Sektors für die Entwicklung von Feststoffraketen am Leningrader Labor für Gasdynamik ernannt. Von September 1933 an leitete er die Leningrader Zweigstelle des neugegründeten Forschungsinstituts für Raketentriebwerke, das an die Stelle des Leningrader Labors für Gasdynamik trat. Im Januar 1934 wurde er Stellvertreter des Direktors (Iwan Kleimjonow) für wissenschaftliche Fragen, Hauptingenieur und Vorsitzender des Technischen Rats des Forschungsinstituts für Raketentriebwerke.
Langemack stand in regelmäßiger Korrespondenz mit Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski. Er verfasste zahlreiche theoretischen und praktischen Fragen der Raketentechnik gewidmet Arbeiten und war an zahlreichen Erfindungen („Heckleitwerk-Rakete“, „Luft-Boden-Rakete“; „Turboreaktives Projektil“, „Sprengkopfprojektil“ usw.) beteiligt.
1937 wurde Langemack angesichts seines Beitrags zur Entwicklung neuer Waffentypen für Regierungsauszeichnungen vorgeschlagen, wenig später allerdings von den Organen des NKWD verhaftet (2. November 1937), aufgrund falscher Anschuldigungen (Artikel. 58–7, 58–8, 58–11 des Strafgesetzbuchs der RSFSR) verurteilt und erschossen. Am 21. November 1955 wurde er rehabilitiert. 1995 fand die Kommission zur Verewigung des Gedenkens an die Opfer der politischen Repressionen der Organisation „Memorial“ auf dem Friedhof des Krematoriums des Moskauer Donskoi-Klosters Langemacks Begräbnisort (Nr. 220). Nach Langemack ist ein Mondkrater benannt.
Ракеты, их устройство и применение, М.-Л., 1935 (совместно с В.П. Глушко).