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LEHMANN, Eduard Alexandrowitsch (* 14. /26. Februar 1849 in Kurland, † 10. März 1919 in Kasan) – Pharmakologe, Professor der Universität Tomsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

LEHMANN, Eduard Alexandrowitsch (* 14. /26. Februar 1849 in Kurland, † 10. März 1919 in Kasan) – Pharmakologe, Professor der Universität Tomsk.

            Baltendeutscher. Lehmanns Vater war Küster (Schullehrer) und Organist. Lehmann besuchte zunächst eine Privatschule in der Bezirksstadt Illuxt und später das Rigaer Gymnasium. Infolge der Insolvenz der Eltern war Lehmann gezwungen, dass Gymnasium ohne Abschluss zu verlassen und in einer Apotheke eine praktische Lehre zum Pharmazeuten zu machen. Später erlangte er an der Universität Dorpat den Titel des Apothekengehilfen und war in Apotheken in St. Petersburg und anderen Städten Russlands tätig. 1871 nahm Lehmann ein Studium am Pharmazeutischen Institut der Universität Dorpat auf, das er 1873 mit Auszeichnung abschloss (Abschluss als Provisor). Im gleichen Jahr wurde er vom Rat der Universität für eine wissenschaftliche Abhandlung zu einer von der Medizinischen Fakultät gestellten Preisaufgabe mit der Goldenen Suworow-Medaille ausgezeichnet. Am Institut studierte er unter anderem bei den Professoren G. Dragendorff, M. Willkomm und A. Schmidt alle pharmazeutischen Fächer und naturgeschichtlichen Wissenschaften. 1874 wurde Lehmann der Grad des Magisters verliehen. Nach der Verteidigung seiner Dissertation wurde Lehmann zu wissenschaftlichen Zwecken ins Ausland (Wien und Berlin) delegiert. 1875 wurde er als Dozent für Pharmazie und Pharmakognosie an das Kasaner Instituts für Veterinärmedizin berufen und vom Rat des Instituts später auch zum Konseilsekretär und Bibliotheksleiter gewählt. Mehrfach übte Lehmann die Funktion des Kommissarischen Direktors des Kasaner Instituts für Veterinärmedizin aus. In jenen Jahren wurde Lehmann mehrfach zu wissenschaftlichen Zwecken ins Ausland entsandt, wo er fast alle Länder Europas und die Türkei besuchte. In Kleinasien und in den USA besuchte er pharmazeutische Einrichtungen, Chemische Fabriken, Bergwerke und Plantagen für Heilpflanzen und machte sich in der Nähe von Izmir auch mit der Herstellung von Opium bekannt. In Amerika besuchte er die Weltausstellung in Philadelphia. Im November 1884 wurde Lehmann als Privatdozent an die Universität Kasan berufen, wo er an der Medizinischen Fakultät den Pflichtkurs für Analytische Chemie hielt. 1888 wurde er zum außerordentlichen und 1890 zum ordentlichen Professor an den Lehrstuhl für Pharmazie und Pharmakognosie der Universität Tomsk berufen. 1890-94 war er Mitglied der Leitung der Universität Tomsk, von 1896 an Mitglied des Verwaltungsrats der Klinik der Universität Tomsk. Lehmann war Gründer des Pharmazeutischen Kabinetts und Labors am Lehrstuhl. Von 1893 an führte er die Klinikapotheke. Für Studenten der Medizinischen Fakultät hielt er Kurse für Pharmazie und Pharmakognosie. Unter seiner Leitung wurden am Lehrstuhl fünf zusätzliche Räume eingerichtet und Geräte, Instrumente, chemische Gefäße sowie pharmachemische Präparate und Chemikalien angeschafft. In Zusammenarbeit mit Professor P.W. Burschinskij extrahierte er aus der Rinde der auf der Krim wachsenden griechischen Baumschlinge (Períploca gráeca) das Herzglycosid Periplocin und dessen Aglykon Periplogenin und untersuchte deren pharmakologische Eigenschaften. Lehmann war Gründungsmitglied (1889) und Schatzmeister (1889-95) der Gesellschaft der Naturforscher und Ärzte an der Universität, auf deren Sitzungen er mehrere Vorträge hielt. Lehmann verfasste zahlreiche Publikationen, die u.a. der chemischen Analyse des in Tomsk genutzten Trinkwassers, den Heilwassern des Gouvernements Tomsk und dem Salzgehalt des Schira- und des Schunetsees sowie des Flusses Solonowka gewidmet waren. 1895 erschien in Jurjewo seine der Flora des Baltikums gewidmete Monographie. 1901 schied Lehmann nach 25 Dienstjahren (davon über zehn Jahre in Sibirien) auf eigenen Wunsch aus dem Dienst aus und zog nach Kasan. Die Russische Pharmakologische Gesellschaft wählte ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Lehmann wurde mit den Orden des Heiligen Wladimir der 4. Stufe (1898), der Heiligen Anna der 2. Stufe (1893), des Heiligen Swatislaw der 2. Stufe (1888), der Heiligen Anna der 3. Stufe (1884) und des Heiligen Swatislaw der 3. Stufe (1881) sowie mit der Silbermedaille zum Gedenken an die Herrschaft Zar Alexanders III. ausgezeichnet. In den Jahren 1883-1917 stand er im Rang eines Staatsrats. Er war mit Lilli Karlowna Gorst verheiratet und hatte fünf Kinder: Eduard (geb. 1880), Alexander (geb. 1882), Viktor (geb. 1884), Maximilian (geb. 1886), Elisaweta (geb. 1887).

 

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Veröffentlichungen

 Химический анализ воды, употребляемой в Томске для питья и различных хозяйственных надобностей // Известия Томского университета. 1889. Книга 1; Состав солей, содержащихся в воде озерах Шира и Шунет и речки Солоновки // Там же. 1890. Книга 3; Сибирские орешки и их составные части: Фитохимический очерк // Фармацевтический журнал. 1890; Flora von Polnisch-Livland mit besondere Berucksichtigung der Florengebiete Nordwestrusslands, des Ostbaltikums, der Goubernements Pskow und St. Petersburg sowie der Verbreitung der Pflanzen durch Eisenbahnen. Jurjew (Dorpat), 1895; Обвойник: Periploca graeca. Фармакохим. исследование // Врач. 1896. № 29; Нынешнее состояние целебных вод Томской губернии: Из серии публичных лекций. Томск, 1897.

Literatur

Э.А. Леман // Первый университет в Сибири. Томск, 1889; Биографический словарь профессоров и преподавателей Императорского Казанского университета (1804–1904): В 2 ч. Казань, 1904. Ч. 2; Леман Эдуард Александрович: Некролог // Ученые записки Казанского ветеринарного института. 1919. Т. 36, вып 1–3; Профессора Томского университета: Биографический словарь. Вып. 1. 1888–1917 / Отв. редактор С.Ф. Фоминых. Томск, 1996; Профессора медицинского факультета Императорского (государственного) Томского университета – Томского медицинского института – Сибирского государственного медицинского университета (1878–2013): Биографический словарь / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, М.В. Грибовский и др. Томск, 2013. Т. 1.

 

Autoren: Gribovskij M.V., Fominych S. F.

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