MENNER, Wladimir Wassiljewitsch, * 11. November 1905 in Schazk (Gouvernement Tambow), † am 6. Januar 1989 in Moskau. Geologe und Paläontologe, Doktor der Geologisch-Mineralogischen Wissenschaften (1961), Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (1966).
Nach Abschluss des Gymnasiums in Moskau (1921) nahm Menner ein Studium an der naturwissenschaftlichen Abteilung der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der Moskauer Staatlichen Universität (MGU) auf, das er 1927 abschloss. Noch als Student nahm er an der geologischen Krim-Expedition teil (1925-30). In den Jahren 1927-30 arbeitete er parallel zu seiner Aspirantur in der Moskauer Abteilung des Geologischen Komitees der UdSSR. 1934 promovierte er zum Kandidaten der biologischen und 1935 zum Kandidaten der geologisch-mineralogischen Wissenschaften. 1929 begann Menner seine Lehrtätigkeit an der Moskauer Bergakademie. Im gleichen Jahr kam er an das Moskauer Geologische Erkundungsinstitut „S. Ordschonikidse“, wo er zunächst als Assistent und in den Jahren 1930-65 als (kommissarischer) Leiter des Lehrstuhls für Paläontologie, Leiter des Geologischen Museums, Leiter der Geologischen Abteilung und Stellvertretender Dekan tätig war. Parallel war er in den Jahren 1932-34 Chefpaläontologe des Moskauer Geologischen Erdölerkundungsinstituts und von 1934 an höherer wissenschaftlicher Mitarbeiter, Stellvertretender Leiter (1936-48) und Leiter der Abteilung (1946-60) bzw. ab 1960 des Sektors für Stratigraphie und Leiter des Labors für detaillierte Stratigraphie des Phanerozoikums (ab 1974) am Geologischen Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. In den Jahren 1934-35 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. wissenschaftlicher Sekretär am Paläontologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Von 1966 an Leiter des Lehrstuhls für Paläontologie der Geologischen Fakultät der Moskauer Staatlichen Universität.
1927 veröffentliche Menner seine erste der Stratigraphie paläogener Ablagerungen gewidmete Arbeit. Sein wissenschaftliches Interesse galt vor allem Fragen der Erdöl- und Erdgasführung sowie allgemeinen Fragen der Stratigraphie. Er widmete sich der Erforschung der Fischfauna des Tertiär und des Ober-Mesozoikums (1926-34) sowie den aus dem mittleren Jura stammenden Ablagerungen in Ostsibirien (1948). In den Jahren 1936-38 leitete er die balneologischen Expeditionen der Russischen Akademie der Wissenschaften nach Sotschi, in deren Rahmen die schwefelwasserstoffhaltigen Mineralquellen im Rayon Mazesta erforscht wurden. In den Jahren des Deutsch-Sowjetischen Kriegs war er an der Arbeit der der Exploration der baschkirischen Erdölvorkommen dienenden Expeditionen des Rats zur Erkundung der Produktivkräfte (SOPS) der Akademie der Wissenschaften beteiligt (1941-42). Anschließend stand vor allem der geologische Aufbau des subarktischen Ural im Zentrum seiner stratigraphischen Forschungsarbeit: In den Jahren 1943-50 war er stellvertretender Chef und Leiter der stratigraphischen Gruppe der in den Nord- bzw. Polar-Ural führenden Expeditionen des Rats zur Erkundung der Produktivkräfte, wofür er 1951 mit dem Kirow-Preis der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ausgezeichnet wurde. Seine Hauptaufmerksamkeit galt dabei dem Aufbau der präkambrischen Formationen in den subpolaren Regionen des Ural. Er widerlegte die These, dass es an der Gebirgsachse des Ural umfangreiche aus dem Kambrium stammende Ablagerungen gebe und erstellte eine der ersten tektonischen Karten des nördlichen Uralgebiets.
Menner leitete die geologischen Arbeiten der vom Geologischen Institut des Rats zur Erkundung der Produktivkräfte und dem Geologisch-Geophysischen Observatorium der Sibirischen Zweigstelle der Akademie der Wissenschaften der UdSSR durchgeführten Kamtschatka-Expedition. Er befasste sich mit Fragen der Systematisierung der Stratigraphie verschiedener Regionen der UdSSR (Süden der Sowjetunion, Sachalin, Kamtschatka, Kurilen usw.), initiierte eine der detaillierten Untersuchung der Stratigraphie der Ablagerungen des Känozoikums im Einzugsgebiet der Ozeane gewidmete Forschungsreihe (auf Grundlage von Feldforschungen im Fernen Osten) und legte in den 1950er Jahren (zusammen mit dem Mitglied der Akademie der Wissenschaften N.S. Schatski) die Grundlagen für eine Neuausrichtung der Erforschung des Präkambriums. Er erforschte die Grundlagen der stratigraphischen Korrelation verschiedenartig ausgebildeter Ablagerungen und bestimmte die Abfolge der Entwicklung von Fauna und Flora. In seiner Arbeit „Die biostratigraphischen Grundlagen der Korrelation von Meeres-, Lagunen- und Kontinental-Gesteinsschichten“ (Dissertation, 1961; 1962 in Moskau veröffentlicht) widmete sich Menner einer Reihe von Fragenkomplexen, die dem Ziel dienen sollten, die stratigraphische Skala weltweit zu vereinheitlichen.
Menner beteiligte sich an der Arbeit des XXI. (1960, Kopenhagen), des XXII. (1964, New Delhi) und des XXIII. (1968, Prag) Internationalen Geologenkongresses; des III. Internationalen Symposiums zur Erschließung der Erdölvorkommen Asiens und des Nahen Ostens (1965, Japan), der II. Internationalen Konferenz für Pollen- und Sporenanalyse (1971, Nowosibirsk), des II. Kongresses zur Geologie der Arktis (1971, USA) sowie des XXV. Internationalen Geologenkongresses (1976, Sydney) und leitete die sowjetische Delegation auf dem X. Kongress der Internationalen Quartärsvereinigung (1977, Birmingham).
Menner war Mitglied der Kommission zur Bestimmung des absoluten Alters geologischer Formationen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (seit 1964), des Büros der Kommission für Quartärsforschung (seit 1967) und der Expertenkommission für die Verleihung des A.P. Karpinski- und des W.A. Obrutschew-Preises (seit 1976). In den Jahren 1968-72 war er Präsident und nach 1972 Vizepräsident der Internationalen Kommission für Stratigraphie (ICS) und Präsident (bis 1976) der Unterkommission für die Stratigraphie des Paläogens der International Union of Geological Sciences (IUGS).
Von 1955 an war Menner Stellvertretender Vorsitzender des Ressortübergreifenden Stratigraphischen Komitees der UdSSR, 1973-78 Stellvertretender und von 1978 an Vorsitzender des Nationalen Geologen-Komitees der UdSSR und von 1976 an Vizepräsident der International Union of Geological Sciences (IUGS).
Mitglied (seit 1957) und Vizepräsident (1957-78) des Rats der Moskauer Gesellschaft der Naturforscher. Mitglied und Vizepräsident (ab 1975) der Sowjetischen Paläontologischen Gesellschaft. Ordentliches und Ehrenmitglied zahlreicher ausländischer wissenschaftlicher Gesellschaften wie z.B. der Geological Society of London und der Französischen (beide seit 1971) und der Indischen (seit 1972) Geologischen Gesellschaft sowie der Neuseeländischen Königlichen Philosophischen Gesellschaft (seit 1974).
Неравномерность (этапность) развития органического мира и ее значение для детальной стратиграфии, «Труды Московского геолого-разведочного института», 1961, т. 37; Современная палеонтология: Методы. Направления. Проблемы, т. 1–2, М., 1988.
В.В. Меннер, «Известия АН СССР», 1966, № 12; Друшиц В.В., Обручева О.П., то же, «Вестник Московского университета», 1975, № 6; 70-летие В.В. Меннера, «Известия АН СССР». Серия Геология, 1975, № 12; Келлер Б.М., Раабен М.Е., Розанов А.Ю., В.В. Меннер – стратиграф, палеонтолог и геолог. Границы геологических систем, М., 1976; В.В. Меннер, в кн.: Материалы к библиографии ученых СССР, М., 1980; В.В. Меннер, «Известия АН СССР». Сер. География, 1985, № 5; Menner V.V., in: Who’s who in the World, 1974–75, Chicago, 1973. * БСЭ-3.