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REINHARD Anatolij Ludwigowitsch (1879–1945), Geologe, Professor am Lehrstuhl der Geographie der Staatlichen Universität Tomsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

REINHARD, Anatolij Ludwigowitsch [28. September (10. Oktober) 1879, Charkow – 1945), Geologe, Professor am Lehrstuhl der Geographie der Staatlichen Universität Tomsk.

Stammt von einem Adelsgeschlecht. Sein Vater Ludwig Wassiljewitsch-Wilhelmowitsch (1847–?) war verdienter ordentlicher Professor der Universität Charkow am Lehrstuhl für Botanik. Sein Abitur machte Reinhard im Gymnasium Nr. 3 in Charkow, das er 1898 mit einer Silbermedaille abschloss. Danach absolvierte Reinhard die mathematisch-physikalische Fakultät der Universität Charkow mit dem Diplom des 1. Grades (1903). Nach der Absolvierung blieb er an der Universität für die Vorbereitung auf den Professorenrang. 1906 bestand er eine Meisterprüfung und hielt zwei Probevorlesungen in der Physiogeographie, wonach er den Titel eines Privatdozenten erhielt. Auf Antrag der Fakultät wurde er für den Zeitraum vom 1. Juli 1909 bis zum 1. Juli 1911 in eine Auslandsdienstreise für wissenschaftliche Zwecke entsandt. An der Berliner Universität befasste er sich unter Leitung von Professor A. Päpka mit der Untersuchung der Geomorphologie der von der Eiszeit betroffenen Länder. Nach dem Studium der klassischen Gebiete der Glazialgeomorphologie in den Alpen begann Reinhard mit der Untersuchung der alten Vereisung des Kaukasus, die er mit kleineren Unterbrechungen von 1910 bis 1914 durchführte. 1925 wurde er in eine Auslandsdienstreise entsandt, wo er sich mit der Forschung der Alpengletschergebiete zwecks deren Vergleichs mit dem Kaukasus befasste. Ein Ergebnis dieser Arbeit bildete die Feststellung der Stratigraphie von Diluvialböden des Kaukasus mit seinen vier Eiszeiten und ihre Synchronisation mit Diluvialböden des Schwarzen und des Kaspischen Meeres. Nach seiner Rückkehr aus dem Ausland war er seit dem 26. April 1912 Privatdozent am Lehrstuhl für Geographie an der Universität Charkow. 1912 wurde er zum Professor der Geographie bei Höheren Frauenkursen gewählt, wo er bis zum Anschluss der Kurse an die Universität ein Geographie-Kabinett leitete. Seit dem 1. Juli 1920 war er Adjunkt-Professor am Lehrstuhl für Geographie der Akademie für theoretische Kenntnisse, seit dem 1. Juli 1921 an der Hochschule für Volksbildung (frühere Universität Charkow). 1920–1922 war er Sekretär der Fakultät. Seit dem 1. Januar 1927 war er Geologie-Assistent, Redakteur der Abteilung Rechnungsführung und Wirtschaft, seit dem September 1928 Obergeologe des Geologie-Komitees (Leningrad). Seit der Umwandlung des Geologie-Komitees ins Institut für geologisches Kartenwesen war er Mitglied der Kaukasus-Sektion des Instituts und behielt dieses Amt in der Sektion Quartärgeologie bei späteren Umwandlungen des Geologie-Komitees in Zentrales Forschungsinstitut für geologische Erkundung und dann ins Allunionsinstitut für Geologie. Ordentliches Mitglied des Instituts seit Oktober 1935. Im Dezember 1936 promovierte er mit der Dissertation „Haupteigenschaften der Quartärgeologie des Kuban-Flachlandes“ zur Erlangung eines Doktorgrades in geologisch-mineralogischen Wissenschaften. Wurde am 22. September 1937 wegen eines Verdachts der Zugehörigkeit zum ausländischen Aufklärungsdienst und Durchführung der Spionagetätigkeit im Raum der UdSSR“ verhaftet. Im Laufe der Ermittlung fanden die ihm vorgeworfenen Verbrechen keine Bestätigung und das Verfahren wurde auf Beschluss des NKWD des Leningrader Gebiets vom 16. Dezember 1937 eingestellt. Reinhard wurde aus der Haft entlassen. Im Juli 1941 wurde er vorübergehend der Nordkaukasischen Geologie-Verwaltung zugeteilt, aus der er zusammen mit den deutschen Kolonisten in den Rayon Assino, Gebiet Nowosibirsk, ausgewiesen wurde und dort in örtlicher Apotheke arbeitete. Vom 7. Januar bis 15. Juli 1942 hatte er den Posten eines Dozenten mit Professorenrang am Lehrstuhl für Physiogeographie an der Universität Tomsk inne. Aus seiner Feder stammen ca. 70 Druckarbeiten im Bereich der Physiogeographie, Geomorphologie und Quartärgeographie von Kaukasus, Fergana und Ural (12 davon wurden per 1942 nicht veröffentlicht). War Mitglied der Kommission der Russischen Geographischen Gesellschaft für Transkription erdkundlicher Namen. 

INHALT

Archive

ГАТО. Ф. Р–815. Оп. 19. Д. 1164.

Arbeiten

Несколько слов о причерноморских и долинных террасах Кавказа // Ежегодник по геологии и минералогии России. – 1916. Т. 17; К вопросу о четвертичном оледенении Кавказа. – Л., 1927; Исследования по четвертичной геологии в районе Шаг-дагаи Кусарской наклонной равнины (Азербайджан) летом 1930. – Л., 1932 (Известия Всесоюзного геологоразведочного объединения. Т. 60. Вып. 13); Четвертично-геологические исследования в Восточном Фергане в 1929–1930 гг. // Андижан-Ош-Узген и Кичик-Алайская долина. – Л.; М.; Грозный; Новосибирск, 1934. 

Literatur

Репрессированные геологи. Биографические материалы. 2-е издание исправленное и дополненное. – М., СПб., 1995; Профессора Томского университета. Биографический словарь / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, Л.Л. Берцун, А.В. Литвинов. – Томск: Изд-во Том. ун-та, 1998. Т. 2.

Autoren: Nekrylow S. A., Fominych S. F.

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