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SACHS, Friedrich Fridrichowitsch (*29. Oktober 1918 im Dorf Kamennyj Owrag, Rayon Koschki, Gebiet Kujbyschew – † 5. April 1998 in Tomsk) – Anatom, Chirurg, Professor der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität (SibGMU)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

SACHS, Friedrich Fridrichowitsch (*29. Oktober 1918 im Dorf Kamennyj Owrag, Rayon Koschki, Gebiet Kujbyschew – † 5. April 1998 in Tomsk) – Anatom, Chirurg, Professor der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität (SibGMU).

Sachs Großvater väterlicherseits wurde 1863 nach der Niederschlagung des Łódźer Weberaufstands aus dem Königreich Polen in die Wolgaregion verbannt, wo er mit seinem Sohn Fridrich (Friedrich) Wassiljewitsch (1888–1918), dem Vater von Sachs, in der Landwirtschaft tätig war. Sachs Mutter Amalia Fjodorowna Morawez (1894–1982) war nach dem Tod ihres Mannes zunächst ebenfalls in der Landwirtschaft und später als Verkäuferin tätig. Von den frühen 1930er Jahren an arbeitete sie in Tomsk als Fabrikarbeiterin. Sachs besuchte zunächst die für Bauernkinder bestimmte Internatsschule in Bolschaja Konstantinowka und nach dem Umzug zur Mutter von 1932 an die Schule Nr. 1 in Tomsk. Nach einem weiteren Umzug nach Noworossijsk (1936) schloss er dort 1937 die Mittelschule Nr. 62 ab. Sachs wollte Künstler werden, wurde aber am Leningrader I.E. Repin-Institut nicht angenommen. So lernte er zunächst in der Vorbereitungsklasse des Leningrader Instituts für Öffentliches Bauwesen, musste sein Studium aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Von 1938 an studierte er an der Fakultät für Allgemeinmedizin des Medizinischen Instituts Tomsk. In den Kriegsjahren arbeitete er als Chef der Schwesternkurse des Tomsker Stadtkomitees des Russischen Roten Kreuzes. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1942 (Fachrichtung „Allgemeinmedizin“, Qualifikation „Arzt“) arbeitete er zunächst als Chirurg an der Zentralen Poliklinik Nr. 1 in Tomsk und kam 1943 auf Einladung des Mitglieds der Akademie der Wissenschaften Prof. A.G. Sawinych als Assistenzarzt an die Chirurgische Klinik des Medizinischen Instituts Tomsk. Von 1949 an arbeitete Sachs als Wissenschaftliche Hilfskraft der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR bei Prof. A.G. Sawinych an der Klinik des Medizinischen Instituts Tomsk. Im März-August 1952 arbeitete er als Chirurg am Tomsker Krankenhaus der Sibirischen Wassergesundheitsbehörde, von August 1952 an als Bordchirurg beim mobilen medizinischen Flugdienst des Tomsker Gebiets. Von 1954 an war Sachs Assistent, von 1956 an Dozent am Lehrstuhl für Anatomie des Menschen, von 1966 an Professor, 1970-91 Leiter und 1991-98 Wissenschaftlicher Betreuer am Lehrstuhl für Topographische Anatomie und Operative Chirurgie des Medizinischen Instituts Tomsk.

Als Dozent am Lehrstuhl für Allgemeine Anatomie wurde er 1959, als Professor am Lehrstuhl für Topographische Anatomie und Operative Chirurgie 1967 von der Obersten Attestierungsbehörde bestätigt. An den Fakultäten für Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde hielt Sachs Kurse für Anatomie, Topographische Anatomie und Operative Chirurgie.

Sachs' wissenschaftliches Interesse galt der Anatomie des Magens und insbesondere dem Aufbau des paraösophagen Beutels, wofür er in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre experimentelle Forschungen an Embryonen, Neugeborenen und Erwachsenen durchführte, durch die sich die Bedeutung des paraösophagen Beutels für die Chirurgie des unteren Teils der Speiseröhre und des Mageneingangs bestimmen ließ. 1948 promovierte Sachs mit dem Thema „Der paraösophage Beutel, seine Bedeutung für die Chirurgie der Speiseröhre und des Mageneingangs“ zum Kandidaten der Medizinischen Wissenschaften (1949 von der Obersten Attestierungskommission bestätigt). Sein weiteres Forschungsinteresse galt den anatomisch-physiologischen Eigenschaften des oberen Magenmunds. So untersuchte er u.a. mit Hilfe der Röntgentechnik die Magen- und Darmmotorik nach Entfernung des oberen Magenmunds. 1964 habilitierte er sich mit dem Thema „Der obere Magenmund. Aufbau, Funktion und Folgen der Entfernung: experimentelle Forschungen“ zum Doktor der Medizinischen Wissenschaften (1965 von der Obersten Attestierungskommission bestätigt). Durch Sachs wurde die funktionale Morphologie der Schließmuskel des Verdauungssystems zu einem der Forschungsschwerpunkte am Medizinischen Institut Tomsk. Er war Mitorganisator der gesamtsowjetischen Symposien „Physiologie und Pathologie der Schließmuskelapparate des Verdauungssystems“, die 1984 und 1988 in Tomsk stattfanden.

Sachs ist Autor von über 130 Arbeiten (darunter sechs Monographien) und Herausgeber des 1993 in Moskau erschienenen ersten „Atlas der topographischen Anatomie des Neugeborenen“ in Russland, den er eigenhändig illustrierte. Darüber hinaus interessierte sich Sachs für die Geschichte der Medizin in Tomsk und verfasste u.a. Bücher über E.G. Salischew und A.G. Sawinych. Er betreute neun Kandidaten der Wissenschaften. Unter seinen Schülern sind W.F. Bajtinger, N.P. Powirajew, A.I. Osipow, W.P. Soloduchina, A.A. Tschesnokow, Ju.N. Bunin und A.D. Schneider. Sachs leitete die Arbeit des Wissenschaftlichen Studentenzirkels und gehörte den Dissertationsräten der Medizinischen Institute in Tomsk und Nowosibirsk an. In den Jahren 1969-79 war er Vorsitzender der Tomsker Abteilung der Sowjetischen Wissenschaftlichen Gesellschaft der Anatomen, Hystologen und Embryologen. Er war Rektor der Studentenuniversität „Gesundheit“ (1972/73), aktives Mitglied der Gesellschaft „Wissen“, hielt Vorlesungen in Radio und Fernsehen und fuhr in die Rayone des Gebiets. Er wurde mit dem Abzeichen „Vorzeigekraft des Gesundheitswesens“ ausgezeichnet (1979). Er war Mitglied der KPdSU (1962–91), 1957–62 Mitglied und 1962–64 Vorsitzender des Gewerkschaftskomitees des Medizinischen Instituts Tomsk und in den Jahren 1962–72 Präsidiumsmitglied des Tomsker Gebietsgewerkschaftskomitees der medizinischen Arbeiter. Er war Delegierter des X. Gewerkschaftstags der Medizinischen Arbeiter (1968), Parteiorganisator des Lehrstuhls (1969/70) und Mitglied des Parteibüros des Instituts. Er war Mitglied und Vorsitzender des Kunstrats des Instituts.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Sachs ein leidenschaftlicher Zeichner (Bleistift, Pastell, Aquarell). Seinem Pinsel entstammen professionell ausgeführte Landschaftsbilder der Tomsker Umgebung. Zudem fertigte er Zeichnungen der von A.G. Sawinych durchgeführten Operationen an, mit denen dieser seine in England, Schweden, Portugal und anderen Ländern gehaltenen Vorträge illustrierte. In erster Ehe war Sachs mit Swetlana Michajlowna Butowskaja (1921–1974) verheiratet, die als Lehrkraft am Lehrstuhl für Fremdsprachen des TMI arbeitete. Kinder: Leonard Sachs (* 1943); Alexander Butowskij (1953–1983). In zweiter Ehe war er mit Walentina Iwanowna Lymar (* 1926) verheiratet, die als Hauptbuchhalterin bei der „kommunalen Energieversorgung des Gebiets Tomsk“ arbeitete. Ausgezeichnet mit den Medaillen „Für herausragende Arbeit. Aus Anlass des 100. Geburtstags Wladimir Iljitsch Lenins“ (1970), „Für heldenhafte Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941–45“ (1992), „Veteran der Arbeit“ (1979) und „50 Jahre Sieg im Großen Vaterländischen Krieg 1941–45“ (1995).

 

INHALT

Archive

Архив СибГМУ. Личное дело Ф.Ф. Сакса.

Veröffentlichungen

В.Д. Добромыслов – основатель и основоположник торакоплеврального метода в хирургии. Томск, 1953; Совм. с М.А. Медведевым. Организация медицинской помощи в студенческом строительном отряде. Томск, 1973; Они же. Двенадцатиперстная кишка и гомеостаз. Томск, 1985; Совм. с М.А. Медведевым и др. Функциональная морфология пищевода. М., 1987; Совм. с М.А. Медведевым и др. Пищевод новорожденного. Томск, 1988.

 

Literatur

Птицын Т. Поиск не знает границ // За медицинские кадры. 1976. 29 дек.; Ф.Ф. Сакс: к 70-летию со дня рождения // Архив анатомии, гистологии и эмбриологии. 1989. № 2; Великолепный хирург, замечательный ученый // Красное знамя: рекламно-информационный выпуск «Пятница». 1993. 29 окт.; Задорожный А. Это был не Орбели, но это был Сакс // Там же. 1995. 23 сент.; Гаврилов В. Он рисует всю жизнь // Там же; Памяти Сакса Ф.Ф. // Сибирский медицинский журнал. Томск, 1998. № 1–2; Задорожный А.А., Скиданенко В.В., Байтингер В.Ф. Профессор Фридрих Сакс. Томск, 2000; К 85-летию со дня рождения Фридриха Сакса // На здоровье. 2003. Нояб.; Профессора медицинского факультета Императорского (государственного) Томского университета – Томского медицинского института – Сибирского государственного медицинского университета (1878–2013): Биографический словарь / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, М.В. Грибовский и др. Томск, 2014. Т. 2.

 

Autoren: Gribovskij M.V.

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