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STUKS, , Herbert (Julius) Germanowitsch (* 5./17. Januar 1889 in Odessa, † 31. Dezember 1963 in Tomsk) – Kinderarzt, Professor am Medizinischen Institut Tomsk (TMI)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

STUKS, Herbert (Julius) Germanowitsch (* 5./17. Januar 1889 in Odessa, † 31. Dezember 1963 in Tomsk) – Kinderarzt, Professor am Medizinischen Institut Tomsk (TMI).

            Stuks Vorfahren hatten den lutherischen Glauben angenommen. Sein österreichischer Vater († 1907) war Angestellter, seine Mutter Hausfrau. 1905 wurde Stuks vom Gymnasium verwiesen, weil er sich an einem Schülerstreik beteiligt hatte. Nach Abschluss des Gymnasiums Nr. 4 in Odessa mit Goldmedaille (1907) studierte er an der Medizinischen Fakultät der Neurussischen Universität Odessa. 1910 wurde er verhaftet und musste einen Monat im Gefängnis verbringen, weil er sich an der revolutionären Bewegung beteiligt hatte. 1912 schloss er die Universität mit Auszeichnung ab (Abschluss „Arzt“). Im gleichen Jahr nahm er die russische Staatsbürgerschaft an. 1912/13 arbeitete er einige Zeit an der Kinderklinik von Professor Combes in Lausanne (Schweiz), von Juni 1913 an als Arzt im Praktikum am Neuen Städtischen Krankenhaus in Odessa. 1914 wurde er zur Armee eingezogen, wo er zunächst als Assistenzarzt am Militärhospital in Orjol und später als Oberarzt einer Mörserdivision an der Nordfront diente. Von März 1918  an war er als Arzt im Praktikum nacheinander in der Allgemeinmedizinischen, der Neurologischen, der Chirurgischen und der HNO-Abteilung des Neuen Städtischen Krankenhauses in Odessa tätig. Parallel arbeitete er von Januar 1919 an als Assistenzarzt an der Kinderklinik der Medizinischen Fakultät der Neurussischen Universität. Von November 1920 an war er zunächst Leiter der Säuglings- und Kleinkinderambulanz und der Unterabteilung für Mutter- und Kindschutz und später Leiter des Landkrankenhauses und Leiter des Medizinischen Bereichsdienstes der Stadt Ananjew. In den Jahren 1922–30 war Struks zunächst als Gouvernementsarzt und später als Konsultant für Mutter- und Kindschutz, Leiter der Säuglings- und Kleinkinderambulanz des Odessaer Arbeiterbezirks Peresyp sowie als Oberarzt am Säuglingshaus und Oberarzt der Zentralen Säuglingsambulanz und Milchküche tätig. Von 1926 an war er zunächst Assistent, dann Dozent und Professor am Lehrstuhl für Kinderheilkunde des Medizinischen Instituts Odessa. Er hielt einen Kurs zur Kinderheilkunde an den Fakultäten für Allgemeinmedizin bzw. Infektionsschutz und Hygiene. Parallel war er von 1931 an Leiter der Abteilung für Volksgesundheitspflege und Sozialpathologie im Kindesalter, dann Leiter der Abteilung für Kinderphysiologie und Stellvertretender Direktor des Odessaer Wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Mutter- und Kindschutz. 1935–41 Leiter des Lehrstuhls für Kinderheilkunde des Medizinischen Instituts der Krim und zugleich Direktor des Wissenschaftlich-Praktischen Instituts für Mutter- und Kindschutz der Krim. Er war fester Berater des Pionierlagers „Artek“ und des Kindergenesungsheims der Roten Arbeiter- und Bauernarmee in Ewpatorija. Im September 1941 wurde er mit seiner Familie nach Dschetygary (Kasachstan) evakuiert, wo er als Kinderarzt, Leiter der Kinderstation der städtischen Poliklinik und städtischer Kinderarzt arbeitete. Von Oktober 1945 an Leiter des Lehrstuhls für Kinderheilkunde des Medizinischen Instituts Kuban in Krasnodar, 1946–63 Leiter des Lehrstuhls für stationäre Pädiatrie des Medizinischen Instituts Tomsk. Der akademische Titel des Dozenten wurde ihm 1928, der akademische Titel des Professors am Lehrstuhl für Kinderheilkunde 1935 verliehen.

            Zu seiner Zeit in Odessa galt Struks Forschungsinteresse vor allem Fragen der Säuglingsernährung sowie Besonderheiten der Diphtherie und der Masern im Säuglingsalter. In Tomsk war er vor allem mit der Erforschung des klinischen Verlaufs von Hepatitis A, Poliomyelitis und Rheumatismus bei Kindern befasst. Dabei widmete er sich insbesondere Fragen der Balneotherapie bei Rheumatismus, führte zahlreiche Untersuchungen im Bereich der Kinderphysiologie und Kinderpathologie durch und befasste sich mit  Besonderheiten des Verlaufs von Diphtherie, Poliomyelitis und epidemischer Hepatitis. Darüber hinaus untersuchte er Rachitis, Hypogalaktie, Frühgeburten und Kindersterblichkeit. Als einer der ersten sowjetischen Wissenschaftler befasste sich Struks bereits in den 1920er Jahren mit dem Problem der Kindersterblichkeit, zu deren Erforschung er u.a. auf die statistisch-geographische Methode zurückgriff. Im Rahmen seiner Studien widmete er sich u.a. der Frage, welche Rolle die Beratung für die Senkung der Kindersterblichkeit spielen konnte, und erforschte auf Grundlage sowohl seiner eigenen klinischen Beobachtungen als auch von Beratungs- und Behandlungsdokumenten die soziale Komponente dieses Problems.

            Struks war ein erfahrener klinischer Kinderarzt. Im Städtischen Kinderkrankenhaus Tomsk behandelte er tuberkulöse Meningitis bei Kindern mit Streptomyzin. 1954 promovierte er mit dem Thema „Materialien zum Verlauf von Hepatitis A im Kindesalter: Klinisch-epidemiologische Untersuchung“ zum Doktor der Medizinischen Wissenschaften (1955 von der Obersten Attestierungsbehörde bestätigt). Im  Kinderkrankenhaus Nr. 1 richtete er ein biochemisches Labor sowie ein Kabinett für funktionale Diagnostik ein, das auch Elektrokardiogramme und Untersuchungen der höheren Nerventätigkeit nach Iwanow-Smolensky einschloss.

            Struks beteiligte sich aktiv an dem Mutter- und Kindschutz gewidmeten überregionalen ukrainischen Kongressen und Konferenzen, hielt sowohl auf ukrainischen als auch auf gesamtsowjetischen Ärztetagen zahlreiche dem Mutter- und Kindschutz gewidmete Vorträge, war an der Organisation und Durchführung von vier kinderärztlichen Konferenzen auf der Krim beteiligt (1937–1940) und war Mitglied des Präsidiums der IV. Allunionskonferenz für Mutter- und Kindschutz (Moskau, 1928). 1928–33 gehörte er als Experte der Sektion für Mutter– und Kindschutz des Odessaer Stadtsowjets an. 1925–31 war er Sekretär, 1931–35 Präsidiumsmitglied der Odessaer Gesellschaft der Kinderärzte, 1933–35 Mitglied des Wissenschaftsrats des Volkskommissariats für Gesundheitswesen der Ukrainischen SSR, 1935–41 Vorsitzender der Gesellschaften der Kinderärzte Simferopels und der Krim. Von 1935 an war er Mitglied des Vorstands der Gesellschaft der Kinderärzte der UdSSR. Struks nahm aktiven Anteil an der Arbeit der VI. Allunionskonferenz der Kinderärzte (Moskau, 1947), an den wissenschaftlichen Beratungen des erweiterten Plenums der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR (Tomsk, 1953), an der Arbeit des Plenums des Komitees zur Bekämpfung des Rheumatismus des Wissenschaftsrats des Gesundheitsministeriums der UdSSR sowie der Wissenschaftskonferenz zur Bekämpfung des Rheumatismus (Moskau, 1956), der Allrussischen Konferenz der Kinderärzte (Moskau, 1959) und der gesamtsowjetischen Konferenz der Rheumatologen (Moskau, 1961). Struks verfasste über 130 Arbeiten (darunter zwei Monographien) und betreute neun Kandidaten der Medizinischen Wissenschaften. 1935 wurde er auf der V. Allrussischen Konferenz der Kinderärzte zum Vorstandsmitglied der Sowjetischen Ärztegesellschaft gewählt. Er war Stellvertretender Vorsitzender der Tomsker Gesellschaft der Kinderärzte, Mitglied des Gebietsrats für medizinisch-prophylaktische Kinderhilfe bei der Tomsker Gebietsgesundheitsbehörde, Konsultant und wissenschaftlicher Leiter der Abteilung für Rheumatismus im Kindesalter im Kurort Belokuricha und Konsultant für Kinderkrankheiten an der Poliklinik des Innenministeriums. Er war einer der Leiter der Expertenkommission für Rheumatismus und Betreuer der Pädiatrischen Sektion der Wissenschaftlichen Studentengesellschaft des Medizinischen Instituts Tomsk. Von 1956 an war er einer der für den Fachbereich der Kinderheilkunde verantwortlichen Redakteure der Großen Medizinischen Enzyklopädie, von 1957 an Mitglied des Redaktionsrats der Zeitschrift „Pädiatrie“. Er beherrschte acht Fremdsprachen.

            Struks war mit Wiktorija Leonardowna Eberts (1895–1966) verheiratet, einer Kandidatin der Medizinischen Wissenschaften, Dozentin und Leiterin des Lehrstuhls für Kinderinfektionskrankheiten des Medizinischen Instituts Tomsk. Ihre Tochter Irina (1931–2012) schloss das Medizinische Institut Tomsk ab, war Doktor der Medizinischen Wissenschaften, Professorin am Lehrstuhl für Klinische Therapien und hielt Kurse zu Physiotherapie und Sportmedizin an der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität. 

INHALT

Veröffentlichungen

Пневмонии в детском возрасте: некоторые вопросы этиопатогенеза, клиники, терапии и профилактики. Томск, 1948; Ветряная оспа. М., 1958.

 

Literatur

Землякова З.М., Силова Л.И. Памяти Г.Г. Стукса // Педиатрия. 1965. № 8; Землякова З.М. Роль профессора Г.Г. Стукса в организации борьбы с детской заболеваемостью в Томске и Томской области: к 75-летию со дня рождения // Вопросы охраны материнства и детства. 1965. № 5; Землякова З.М, Лаврова К.В. Роль профессора Г.Г. Стукса и доцента В.Л. Эбертс в борьбе с инфекционными заболеваниями у детей Томска и Томской области // Инфекционные заболевания детей. Томск, 1967; Землякова З.М. Кафедра госпитальной педиатрии // Материалы по истории кафедр педиатрического факультета. Томск, 1988; Землякова З. Профессор-педиатр // За медицинские кадры. 1989. 3 февр.; 50 лет кафедре госпитальной педиатрии // Томский медик. 1996. Сент.; Профессора медицинского факультета Императорского (государственного) Томского университета – Томского медицинского института – Сибирского государственного медицинского университета (1878–2013): Биографический словарь / С.Ф. Фоминых, С.А. Некрылов, М.В. Грибовский и др. Томск, 2014. Т. 2.

Autoren: Gribovskij M.V.

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