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TELBERG Georgi Gustawowitsch (1881–1954), Jurist, amtierender ordentlicher Professor an der Universität Tomsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

TELBERG, Georgi Gustawowitsch (27.September 1881, Zarizyn im Gouvernement Saratow – 1954, USA),             

Stammt aus der Familie eines Beamten. Er absolvierte das Zarizyn-Gymnasium mit einer Goldmedaille (1899) und die juristische Fakultät der Universität Kasan mit einem Diplom 1.Grades (1903). Auf Empfehlung seines Lehrers Professor N.P.Sagoskin wurde er auf dem Lehrstuhl für Geschichte des römischen Rechts gelassen, um sich auf den Professortitel vorzubereitet. Am 19.Mai 1908 legte er die Magisterprüfung, bekam den akademischen Titel eines Privatdozenten und lehrte auf dem Lehrstuhl für Geschichte des römischen Rechts der Universität Kasan. Am 6.Oktober 1910 wechselte Telberg zu einer Privatdozentstelle an der Moskauer Universität. 1912 erwarb er an der Moskauer Universität den akademischen Grad Magister des Staatsrechts für sein Buch “Aufsätze über das politische Gericht und politische Verbrechen im Moskauer Staat im 17.Jh.” (Moskau, 1912). Seit 25.Oktober 1912 war Telberg amtierender ordentlicher Professor auf dem Lehrstuhl für Geschichte des römischen Rechts der Universität Tomsk. Im selben Jahr wurde er für seine wissenschaftliche Schriften mit der M.M.Speranski-Medaille ausgezeichnet und zum Ehrenmitglied des Moskauer Instituts für Archäologie gewählt. Telberg unternahm mehrere Sibirien-Reisen. Dort untersuchte er die Amtsbezirksarchive der Kreise Bijsk und Barnaul, nahm Einsicht in die Archive der Stadtduma und der Kreispolizeiverwaltung Bijsk, sammelte Angaben über das Kabinettsarchiv des Altai-Gebirgsbezirkes. Das gesammelte Archivmaterial wurde an die Wissenschaftliche Bibliothek der Universität Tomsk übergeben. Eben dort wird auch seine geschichtsjuristische Bibliothek aufbewahrt. Manche seiner Schriften sind den Rechtsakten aus der Regierungszeit der Zaren Alexander I. und Nikolai I. gewidmet. Telberg war Ehrenmitglied des Kaiserlichen Moskauer Instituts für Archivwesen. Er wurde zum Vorsitzenden der Juristischen Gesellschaft bei der Universität Tomsk gewählt nachdem Professor N.N.Rosin aus Tomsk abgereist war. Telberg gehörte zur Redaktion der Zeitung „Sibirskaja Schisnj“ (Das Leben von Sibirien) und Mitorganisator einer Zweigstelle der  Partei für Volksfreiheit in der Stadt Kasan (1905). In den Jahren 1905–1908 nahm er als Rechtsanwalt teil an einigen großen politischen Prozessen im Nordosten Russlands und im Ural (Orenburg und Ufa). 1917 kandidierte er von der Tomsker Zweistelle der Partei für Volksfreiheit für die Verfassungsgebende Versammlung. Telberg wurde zum Stadtverordneten der erneuerten Stadtduma gewählt, hatte jedoch wegen Umzugs nach Saratow an deren Arbeit nicht teilgenommen. In Saratow wurde er Professor und Dekan der am 1.Juli 1917 eröffneten juristischen Fakultät. Gleichzeitig war Telberg auch Direktor des Wirtschaftsinstituts. Bald kehrte er jedoch nach Sibirien zurück. Im September 1918 wurde er von der Provisorischen Sibirischen Regierung als Rechtsberater des Ministerrates eingeladen. Im September-Oktober 1918 gehörte er der Regierungsdelegation mit Ministerpräsident P.W.Wologodski an der Spitze an, die in den Fernosten reiste, um Einheit und Zusammenschluss der Weißenregierungen zu erreichen. Bei der Bildung der Provisorischen Allrussischen Regierung im November wurde er durch den Verwaltungsrat und die gesellschaftlichen Kreise für den Posten des Geschäftsführers des Ministerrates vorgeschlagen. Nach den Ereignisse vom 18.November 1918 vereinte in seiner Hand auf Verordnung des Ministerrats unter Koltschak die Geschäftsverwaltung der gesamten Regierung, d.h. des Obersten Regenten und des Ministerrates. Ende Dezember 1918 wurde Telberg mit Erlass des Obersten Regenten zum Senator der Regierenden Senats ernannt, sein Amt als Geschäftsführer des Obersten Regenten und des Ministerrates blieb ihm dabei erhalten. Mit Erlass vom 2.Mai 1919 wurde er unter Beibehaltung seiner bisheriger Ämter zum Justizminister ernannt. Am 4.Juli wurde Telberg bevollmächtigt, in Abwesenheit des Ministerratsvorsitzenden dessen Funktionen auszuüben. Mit Erlass vom 16.August wurde er von der vorübergehenden Gesamtleitung der Geschäftsverwaltung der Russischen Koltschak-Regierung entbunden. In den 1920er–1930er Jahren war Telberg Professor an der juristischen Fakultät des Politechnischen Instituts in Harbin, an der Amerikanischen Akademie in Qingdao sowie am Höchsten japanischen kaufmännischen Kolleg in Qingdao. Er veröffentlichte mehrere Schriften über altrussisches und internationales Recht. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Telberg in den USA. In New-York gehört seinen Nachkommen die TelbergBookCorporation. Sein Sohn Wladimir Georgijewitsch ist Autor des Buchs „English Key to the Economic and Cultural Atlas of USSR” (N-Y., 1968).

Telberg wurde mit dem Hl.Anna-Orden des 3.Grades (1916) sowie mit der Medaille „300 Jahre Haus Romanow“ ausgezeichnet. Vor 1917 hatte er den Rang „Wirklicher Staatsrat“ (1912). 

INHALT

Arbeiten

Очерки политического суда и политических преступлений в Московском государстве. – М., 1912; Исторические формы монархии в России. – М., 1914; Влияние Судебной реформы 1864 г. на науку права в России // Судебная реформа. Сборник Н.В. Давыдова и Н.Н. Полянского. – М., 1915. Т. 1; Участие губных старост в засвидетельствовании служилых кабал // Сборник статей в память Г.Ф. Шерешевича. – М., 1914; Значение «Свода Законов» в истории русского права (по поводу 80-летия «Свода законов» изданного 1832 г.). – Томск, 1916; Научная и практическая ценность изучения истории национального права // Известия Томского университета. – 1917. Кн. 66; Участие Императора Николая I в кодификационной работе его царствования (По поводу 80-летия действия «Свода законов» // Журнал Министерства юстиции. – 1916. № 1; Значение «Свода законов» в истории русского права // Известия Томского университета, 1917. Кн. 66. 

Archive

ГАТО. Ф. 102. Оп. 1. Д. 625. Л. 124; Д. 829; Оп. 12. Д. 101. 

Literatur

Библиографический словарь профессоров и преподавателей Казанского университета. 1905–1917. – Казань, 1986; Правительственный вестник (Омск). – 1919. 6 февр., 19 авг.; Балакшин П. Финал в Китае: возникновение, развитие и исчезновение белой эмиграции на Дальнем Востоке. Т. I. – Сан-Франциско, Париж и Нью-Йорк, 1959; Пашуто В.Т. Русские историки-эмигранты в Европе. М., 1992; Профессора Томского университета: Биографический словарь / Под ред. С.Ф. Фоминых. – Томск, 1996. Выпуск 1. 1888–1917.

Autoren: Nekrylow S. A., Fominych S. F.

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