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Frisch Sergej Eduardowitsch (1899–1977). Physiker, korrespondierendes Mitglied der AdW der UdSSR

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

FRISCH, Sergej Eduardowitsch, * 7. (19.) Juni 1899 in St. Petersburg, † 10. November 1977 in Leningrad. Physiker, Optiker, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (1946).

Frisch wurde in eine adlige Beamtenfamilie geboren. Nach Abschluss des Petrograder Gymnasiums Nr.13 mit einer Goldenen Medaille studierte er in den Jahren 1917–21 an der Physikalischen Abteilung der Universität Petrograd und wurde bereits zu Studentenzeiten von dem Mitglied der Akademie der Wissenschaften D.S. Roschdestwenski zur Arbeit am Staatlichen Institut für Optik eingeladen, wo er vom einfachen Laboranten bis zum Höheren Wissenschaftlichen Mitarbeiter aufstieg. Als Wissenschaftler, der die Züge des Theoretikers mit denen des Experimentators in sich vereinte, war Sergej Frisch am Bau zahlreicher Präzisionsmessgeräte beteiligt.

Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1921 blieb Frisch an der Petrograder Universität, um sich auf die Professorenlaufbahn vorzubereiten. Er sollte über ein halbes Jahrhundert an der Universität bleiben und 1934 zum Professor und Leiter des ersten Lehrstuhls für Optik im Land werden. 1935 wurde ihm für seine wissenschaftlichen Verdienste der Grad eines Doktors verliehen, ohne dass er eine Dissertation verteidigen musste. In den Jahren 1937–47 war Frisch Dekan der Physikalischen Fakultät der Leningrader Staatlichen Universität und in den Jahren 1938–41 und 1947–57 jeweils Direktor des an die Universität angeschlossenen Physikalischen Forschungsinstituts. Zweimal hielt er sich für längere Zeit im Ausland auf, um sich in Deutschland bzw. den Niederlanden mit der an den dortigen Instituten und Laboratorien geleisteten wissenschaftlichen Arbeit bekannt zu machen.

Während des Deutsch-Sowjetischen Kriegs blieb Frisch zur Zeit der Blockade zunächst in Leningrad, wo er verteidigungsrelevante Arbeit verrichtete. 1942 wurde er zusammen mit dem Universitätspersonal nach Saratow evakuiert, wo er weiterhin lehrte, die Physikalische Fakultät leitete und an der Lösung von der Landesverteidigung dienenden Fragen arbeitete. Frisch arbeitete eng mit dem Dekan der Physikalisch-Mathematischen Fakultät der Staatlichen Universität Saratow Professor P.W. Golubkow zusammen, was ihm ermöglichte, Probleme in Forschung und Lehre erfolgreich zu lösen. Frisch war mit der Durchführung von Spektralanalysen von Erdölproben für die in Saratow ansässige Raffinerie (Cracking) befasst. Später führte er zusammen mit W.P. Schuse die evakuierte Leningrader Versuchsfabrik für synthetischen Kautschuk, um eine neue Methode zu dessen Gewinnung zu entwickeln. Seine Zeit in Saratow beschreibt Sergej Eduardowitsch Frisch recht ausführlich in seinen unter dem Titel „Durch das Prisma der Zeit“ veröffentlichten Erinnerungen.

Nach seiner im Jahr 1944 erfolgten Rückkehr nach Leningrad arbeitete Frisch weiter an der Leningrader Staatlichen Universität (LGU). 1956 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift „Optik und Spektroskopie“. Mit seinen zahlreichen Mitarbeitern und Schülern an der Physikalischen Fakultät und am Physikalischen Forschungsinstitut befasste er sich mit der Erforschung der Strahlung von nicht gleichgewichtigem Gasentladungsplasma und mit den Besonderheiten von Übertragungsquerschnitten bei der Initiierung von Atom-Atom-Kollisionen. Er entwickelte Methoden zur beschleunigten Spektralanalyse von Gasen und Gasgemischen in der Industrie. Unter Frischs Leitung wurden weltweit erstmals die Prozesse der Anregung bereits in angeregtem Zustand befindlicher Atome erforscht.

Bei Frischs Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR wurde dieser als wichtigster Spezialist für Spektroskopie in der UdSSR und einer der weltweit größten Spezialisten für die Systematik von Spektrallinien und Spektraltermen gewürdigt. Seine Gaslichtquellen gewidmete Forschungsarbeit hatte große Bedeutung für die weitere Entwicklung der Beleuchtungstechnik.

Große Aufmerksamkeit schenkte Frisch seiner pädagogischen Tätigkeit. Er zog zahlreiche Nachwuchswissenschaftler heran und verfasste herausragende Lehrbücher. Das von ihm zusammen mit seiner Ehefrau Professor A.W. Timorewa verfasste dreibändige Lehrwerk „Kurs der Allgemeinen Physik“ erlebte insgesamt zehn Auflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Für seine Studenten und Doktoranden verkörperte er das Ideal eines klassischen Professors. Was ihn auszeichnete, war seine Präzision und Sorgfalt, sein rhetorisches Geschick, seine Fähigkeit, präzise zu formulieren, die Vielfalt seiner Interessen, seine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und sein offener Umgang.

Für seine Verdienste wurde Frisch mit dem Leninorden, zwei Rotbannerorden der Arbeit, dem D.S. Roschdestwenski-Preis der Akademie der Wissenschaften der UdSSR sowie dem Titel eines Verdienten Wissenschaftlers der RSFSR geehrt.

Schriften

Современная теория спектров. М., 1931; Анализ сложных спектров (Ne II и Na II). Л., 1932; Атомные спектры. М.; Л., 1933; Атомные ядра и спектры. М.; Л., 1933; Техника спектроскопии. Л., 1936; Спектроскопическое определение ядерных моментов. М.; Л., 1948; Оптические спектры атомов, М.; Л., 1963; Определение концентрации нормальных и возбуждённых атомов и сил осцилляторов методами испускания и поглощения света // Спектроскопия газоразрядной плазмы, Л., 1970; Сквозь призму времени. Воспоминания. М., 1992.

Literatur

Сергей Эдуардович Фриш. [К 70-летию со дня рождения] // УФН. 1969. Т. 98, вып. 2; Храмов Ю. А. Физики: Биогр. справочник. Изд. 2-е, испр. и доп. / Под ред. А. И. Ахиезера. М., 1983; Фриш Сергей Эдуардович // Физики о себе / Сост. Н. Я. Московченко, Г. А. Савина; Отв. ред. В. Я. Френкель. Л., 1990; Толмачев Ю. А. Сергей Эдуардович Фриш. [К 100-летию со дня рождения] // С.-Петербургский университет. 1999. 28 мая.

Autoren: Solomonov V. A.

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