SCHMIDT, Viktor Karlowitsch [2. (14.) April 1865, Sankt Petersburg – 7.Mai 1932, Perm], Mediziner, ordentlicher Professor der Universität Perm, Privatdozent der Universität Tomsk.
Ehemaliger preußischer Untertan, der am 15. November 1893 in der Polizeiverwaltung der Stadt Jurjew einen Eid auf russische Staatsangehörigkeit ablegte. 1884 beendete er die Gymnasialabteilung der St. Petri-Schule und ging an die medizinische Fakultät der Universität Dorpat (Jurjew). Nach Abschluss des kompletten Kurses medizinischer Wissenschaften (1890) bestand er dort das Examen für den Grad eines Doktors der Medizin und wurde zur Ausübung des Prosektoramtes beim Institut für vergleichende Anatomie zugelassen. 1891 verteidigte er eine Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Medizin. Seit 1896 war er Privatdozent beim Lehrstuhl für Histologie und Embryologie. 1896 bekam Schmidt vom Rat der Universität Jurjew das Robert-Heimürberg-Stipendium zuerkannt. 1897–1898 unternahm er eine Forschungsreise ins Ausland. Wegen Meinungsdifferenzen mit der leitenden Mehrheit des Uni-Rates wurde er auf sein Gesuch seit 1898 aus dem Dienst entlassen. Seit 1899 hielt er als Privatdozent an der Universität Sankt Petersburg Vorlesungen zur Histologie und Embryologie des Menschen. Gleichzeitig war er von 1905 bis 1916 Professor des Lehrstuhls für Anatomie des Menschen bei den privaten Höheren Kursen für Frauen. 1916 wurde er an die Zweigstelle der Universität Petersburg in Perm geschickt, um dort 1916/1917 Vorlesungen zu halten und Praxisunterricht in Anatomie zu erteilen. Seit 1917 ordentlicher Professor des Lehrstuhls für Anatomie der Universität Perm. Im Sommer 1919 wurde er mit einem Teil der Lehrkräfte der Universität nach Tomsk evakuiert, dort war er seit 1920 als Privatdozent des Lehrstuhls für Normalanatomie der Universität Tomsk tätig. Im Frühjahr/Sommer 1920 kehrte er aus seiner Evakuierung nach Perm zurück. Im Perm gründete Schmidt den Lehrstuhl für normale Anatomie und Embryologie und leitete diesen Lehrstuhl bis 1923. Von 1923 bis 1931 war Schmidt Rektor der Universität Perm. Schmidt verwendete viel Kraft und Energie für die Neuorganisierung der Universität Perm, für die Widerherstellung und Weiterentwicklung der Forschung und Lehre. Gleichzeitig war er von 1924 bis 1931 Direktor des Biologischen Forschungsinstituts Perm und Herausgeber der Institutszeitschrift. Außerdem leitete Schmidt von 1924 bis 1931 den Lehrstuhl für Histologie. Er gründete die Permer Forscherschule von Anatomen, Embryologen und Histologen. Als er den Aufbau der lebendigen Substanz betrachtete, unterstrich Schmidt im Körper die besondere Rolle von tierischen Synzytien, Symplasten und des Grundstoffes. Er bewies, dass diese Gebilde sich nicht in Zellen aufteilen, sondern dass die Zellen erst dann entstehen, wenn das Gewebe seine Enddifferenzierung erreicht hat.
Er war verheiratet mit Pawla Pawlowna (geb. Wiskowatowa). Deren Kinder: Alexej (1894–1935), Orientforscher, Archäologe und Spezialist für finnisch-ugrische Sprachen, einer der Begründer der wissenschaftlichen Erforschung der Altertümer im Kama- und Uralgebiet; Roman (1895–?); Raissa (1899–1941), absolvierte die Pädagogische Fakultät der Staatsuniversität Perm, Archäologe, Mitarbeiterin der Staatsakademie für Geschichte der materiellen Kultur.
Schmidt starb an der Lungentuberkulose. Er vermachte den Forschungszwecken sein Gehirn, das in einem der Museen der Medizinischen Akademie Perm aufbewahrt wird. Beerdigt wurde er auf dem Alten Jeroschichin-Friedhof in Perm nahe der Mariä-Himmelfahrts-Kirche – an jener Stelle, wo sich das Pantheon der Mediziner der Region Perm befindet. Zur Sowjetzeit ging die Grabstätte verloren. Anfang 2000er Jahre ist es dank dem Engagement der Heimatforscher aus Perm gelungen, seine Begräbnisstätte neu herzurichten. 2008 hat die Gesellschaft der Russlanddeutschen von Perm gemeinsam mit der Wohltätigkeitsstiftung „Fjodor Gral“ der Stadt Perm und auf Fördermittel der Stadt das Schmidt-Denkmal wiederhergestellt. Vor 1917 besaß er den Rang eines Hofrates (1897).
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