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BONEKEMPER Johannes (1795–1857). Reformationspastor, Baseler Missionär, Prediger des Stundismus

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BONEKEMPER, Johannes, * 6. Juli 1795 in Niederbreunfeld bei Waldbröl (Nordrhein-Westfalen), † 24. Januar 1857 in Nümbrecht. Reformierter Pastor, Basler Missionar, Prediger der Ideen der pietistischen Erweckungsbewegung (Stundismus) unter den deutschen Kolonisten.

Früh verwaist war Bonekemper schon in jungen Jahren gezwungen, als Schmied selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Nach dem Armeedienst (ab 1816) kam er 1821 als Seminarist an das Basler Missionshaus in St. Chrischona (Schweiz) und wurde 1824 dessen Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wurde er zum Pastor der im Gouvernement Cherson gelegenen Gemeinde Rohrbach berufen, wo er die neupietistischen Ideen der Wiederbelebung der Frömmigkeit predigte und dem gemeinsamen Bibelstudium gewidmete Zusammenkünfte („Erbauungsstunden“) organisierte, die von Reformierten, Lutheranern und einigen Katholiken aus den Kolonien des Kolonistenbezirks Beresan besucht wurden. Bonekemper besuchte viele Kolonien der Südukraine, um dort Mission zu betreiben. Während seine Predigten unter den im Bezirk Beresan ansässigen Kolonisten fraglos erfolgreich waren und zur Entstehung einer starken evangelischen Bewegung in der Region beitrugen, konnte er auf die in den Bezirken Molotschna und Mariupol ansässigen Mennoniten keinerlei spürbaren Einfluss ausüben. Grundlage der von ihm propagierten Ideen waren Aufrufe zur Wiederbelebung der christlichen Frömmigkeit innerhalb des eigenen Bekenntnisses und das Streben nach „spiritueller Erweckung“ jedes einzelnen Gläubigen. Gleichzeitig sprach er sich gegen die Gründung eigenständiger Gemeinden „erweckter Christen“ aus. Nach dem Verbot der Tätigkeit der Basler Mission war Bonekemper 1848 gezwungen, das Russische Reich zu verlassen. Er ließ sich in Rumänien nieder, wo er in  Atmagea als Pastor tätig war und in Tulcea eine deutsche Stundistengemeinde gründete, aus der heraus in den 1870er Jahre das bekannte Baptistische Zentrum entstand. Im Jahr 1853 kehrte Bonekemper nach Deutschland zurück.

Literatur

Ушинский А. Д., О причинах появления рационалистических учений штунды и некоторых других подобных сект в сельском православном населении и о мерах против распространения учений этих сект, Киев, 1884, с. 10; Алексий, епископ, Религиозно-рационалистическое движение на Юге

России во второй половине XIX столетия, Казань, 1901, с. 40; Diedriсh H.-Ch., Ursprünge und Anfänge des russischen Freikirchentums, Erlangen, 1985, S. 70–83; Führer zum Archiv der Basler Mission. Südrußland und Persien (1820–1840), Basel, 1980, S. 11; История евангельских христиан-баптистов в СССР, М., 1989, с. 40–44, 53, 94, 311, 414, 434.

Autoren: Čerepanova N.G.

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