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WIELER Iwan Iwanowitsch (Johann) (1839–1889). Erster Vorsitzender des Bundes russischer Baptisten, Missionär

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

WIELER, Johann (Iwan Iwanowitsch), * 1839 in der Kolonie Kronsgarten (Bezirk Jekaterinoslaw), † 30.Juni 1889 in Bukarest (Rumänien). Gründer und erster Vorsitzender des Russischen Baptistenbunds (1884-86), Missionar. Konfession - Brüdermennonit.

Wielers Vater war Dorfschullehrer im Chortizer Mennonitenbezirk, sein älterer Bruder Gerhardt Vordenker und Führer der örtlichen Hüpfer-Bewegung (1862-66). 1862 schloss sich Wieler der Chortizer mennonitischen Brüdergemeinde an. Während seines Studiums wurde er 1864 zur Arbeit ins Fürsorgekomitee für ausländische Ansiedler in Odessa entsandt, um seine Russischkenntnisse zu verbessern. In den Jahren 1864-68 war er als Lehrer an einer Schule in Berdjansk tätig. Er lernte am Hamburger baptistischen Predigerseminar und an der Schule der Basler Mission in St. Chrischona (Schweiz). 1869 begleitete er den „Vater des kontinentalen Baptismus“ Johann Gerhard Oncken auf dessen Reisen durch die Kolonien Südrusslands.

1870 eröffnete Wieler in Odessa einen Farbenhandel, wodurch ihm möglich war, ungehindert durch ganz Südrussland zu reisen. Er schloss sich der Bewegung für die offizielle Anerkennung des Baptismus und des Neumennonitentums an und richtete in dieser Sache mehrfach persönlich Gesuche an Zar Alexander II. 1872 wurde er von Abraham Unger, dem Presbyter der Brüdergemeinde Einlage, zum Prediger ordiniert. Von 1872 an nahm er an den alljährlichen Konferenzen der Brüdermennoniten sowie 1870 und 1874 an den gemeinsam mit den deutschen Baptisten in der Kolonie Stary Danzig (Bezirk Jelisawetgrad, Gouvernement Cherson) veranstalteten Konferenzen teil. 1872 übersetzte er Onckens „Hamburger Predigt“ ins Russische, die später die Grundlage der Glaubenslehre der russischen Baptisten bilden sollte. Wieler leistete einen erheblichen Beitrag zur Verbreitung des Baptismus unter der Bevölkerung Südrusslands. 1882 lud er auf eigene Initiative Vertreter der „preußischen“ Baptistenkirchen auf eine gemeinsame Konferenz mit den Brüdermennoniten in die Kolonie Rückenau (Gouvernement Taurien) ein und wurde zu deren Vorsitzendem gewählt. Im April 1884 nahm er als Delegierter der Brüdermennoniten am ersten gemeinsamen Kongress der russischen Baptisten, Brüdermennoniten, Stundisten und Nowomolokane in St. Petersburg teil, wo er mit den Führern der evangelischen Bewegung in Nordrussland Baron Modest von Korff und Oberst Wassili Paschkow bekannt wurde. Letzterer unterstützte ihn nicht nur durch seine Kontakte in Regierungskreisen, sondern ließ ihm auch jährlich 1.600 Rubel für Missionszwecke zukommen. Im Mai 1884 wurde Wieler auf dem Gründungskongress des Russischen Baptistenbunds zu dessen Vorsitzendem gewählt. Unter der Anschuldigung der Verbreitung von „Häresie“ unter Orthodoxen wurde er mehrfach verhaftet und musste 1885 ins Ausland fliehen. Wieler ließ sich in Tulcea (Rumänien) nieder, wo er Presbyter der örtlichen („russischen“) Baptistengemeinde wurde.

Literatur

Klippenstein L, Johann Wieler (1839–1889) Amoung Russian Evangelicals: A New Source of Mennonites and Evangelicalism in Imperial Russia, «Journal of MennoniteStudies», vol. 5, 1895; Дородницын А. Я., Немецкие миссионеры необаптизма (Neo-Baptismus), известного под именем штунды на Юге России (По официальным документам), «Екатеринославские епархиальные ведомости», 1894, сентябрь, № 18, с. 394; История евангельских христиан баптистов в CCCР, М., 1989, с. 494; Friesen Р. М., Mennonite Brotherhood in Russia (1789–1910), Fresno, California, vol. 1, 1978, p. 277–279, 286, 338, 433–435, 499, 508, 739.

Autoren: Čerepanova N.G.

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