ONCKEN Johann Gerhard (* 26. Januar 1800; † 2. Februar 1884), deutscher Pastor und Theologe, Gründer von Baptistenkirchen in Deutschland, Russland und anderen Ländern Kontinentaleuropas.
O. wurde in der Stadt Varel in Deutschland geboren. Lebte später in Großbritannien. Dort knüpfte er Kontakte zu der britischen Missionary Society. 1823 ließ O. sich in Hamburg nieder, wo er mit der britischen Continental Society zusammenarbeitete und anfing,geistliche Literatur herauszugeben. Empfing 1834 die Wassertaufe nach eigenem Bekenntnis und wurde zum Presbyter und Prediger in der in Hamburg entstandenen Baptistengemeinde. Gründete 1848 die Zeitung „Das Missionblatt“, das zum ersten baptistischen Periodikum in Kontinentaleuropa wurde.
1847 wurden von Oncken„ Glaubensbekenntnis und Verfassung der Gemeinden getaufter Christen, gewöhnlich Baptisten genannt“ in Zusammenarbeit mit G. W. Lehmann und J. W. Köbnerausgearbeitet und veröffentlicht. Dieses wurde später zur Grundlage für alle Auslegungen von Glaubenslehren der evangelischen Gemeinde Russlands.
1849 rief Oncken den deutschen Baptistenbund ins Leben. Im Verlauf seiner geistlichen Tätigkeit gründete O. mehr als 280 Baptistenkirchen, darunter über 170 in Skandinavien und in slawischen Ländern, sowie 771 Sonntagsschulen in Deutschland. 1880gründete er in Hamburg ein baptistisches Priesterseminar mit einer Ausbildungsdauer von vier Jahren. Dieses Seminar wurde zum führenden Bildungszentrum für neue Baptistengemeinden. Unter anderem erwarb der spätere Leiter des russischen Baptistenbundes W. G. Pawlow hier im Jahr 1876 seinen Abschluss. Letzterer wurde vor seiner Rückkehr nach Russland von Oncken für den Missionarsdienst geweiht.
Oncken beschränkte sich nicht auf die administrative Tätigkeit in Deutschland und unternahm eine Reihe von missionarischen Reisen in Europa, einschließlich Frankreich, dem Balkan, Russland (1861, 1864 und 1869), Preußen, der Schweiz und Amerika (1853–1854). Als Mitglied der Edinburgh Bible Society widmete er sich aktiv der Verbreitung der Bibel und verbreitete während des halben Jahrhunderts seines Dienstes zusammen mit seinen Mitarbeitern über zwei Millionen Bibelexemplare. Die Missionare des deutschen Baptistenverbandes betrieben ihre Tätigkeit auch unter den Deutschen Aussiedlern im Ausland, darunter in Australien, Südafrika und Russland, was zu der Entstehung von Baptistenkirchen in dem jeweiligen Umfeld beitrug.
История евангельских христиан-баптистов в СССР.– М.: ВСЕХБ, 1989.– С. 55, 65, 77 и др.; Friesen P.M. The Mennonite Brotherhood in Russia (1789–1910) / Trans. from the German. – Board of Christian Literature; General Conference of Mennonite Bretheren Churches. – Fresno, California, 1978. – P. 283, 285, 289, 327, 461–467; Diedrich H.-Ch. Ursprünge und Anfänge des russischen Freikirchentums. – Erlayen, 1985. – S. 289–294; Безносова О. Екатеринославская губерния – Terra Incognita евангельского движения в Российской империи (середина XVIII в. – 1917 г.): монография / Оксана Безносова; под общ. ред. Виктора Фаста. – Steinhagen: Samenkorn, 2014. – С. 102, 106, 200, 214, 215, 218, 220, 228, 230.