DITMAR, Karl von (Karl Wladimirowitsch), * 27. August 1822 in Fennern, Gouvernement Livland (heute Vana-Vändra, Estland), † 13. April 1892 in Dorpat (heute Tartu, Estland). Mineraloge.
Sohn von Woldemar Friedrich von Ditmar (1794–1826) und Charlotte Ditmar, geborene von Stackelberg (1804–1880). Karls Vater studierte in den Jahren 1812–15 Philosophie und Rechtswissenschaften an der Universität Dorpat und setzte seine Studien anschließend in Königsberg (Dr. phil., 1815) sowie im Bereich der Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg fort (Dr. jur., 1817). Während seines Aufenthalts in Deutschland stand Ditmar in engem Kontakt zu vielen bekannten deutschen Schriftstellern seiner Zeit wie z.B. Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter), Elisabeth von der Recke und Christoph August Tiedge, die großen Einfluss auf sein Weltbild ausübten. Nach seiner Rückkehr nach Livland unterrichtete Woldemar Ditmar ein Jahr lang an der Universität Dorpat Livländisches und Römisches Recht sowie Strafrecht (1818/19) und zog anschließend auf sein Landgut Alt-Fennern. In den Jahren 1819–26 war Woldemar Ditmar Assessor am Landgericht Pernau (heute Pärnu) und widmete sich der Zusammentragung estnischer Folklore sowie deren Veröffentlichung im In- und Ausland.
Im Alter von vier Jahren verlor Karl von Ditmar seinen Vater. Seine mittlere Schulbildung erwarb er in Werro (heute: Võru). Von 1841 bis Februar 1844 sowie von August 1844 bis 1845 studierte er Wirtschaftswissenschaften und in den Jahren 1845–46 Mineralogie an der Universität Dorpat. Sein Interesse für Mineralogie regte der bekannte deutsche Geologe Hermann von Abich an, der in den Jahren 1842-44 Ordentlicher Professor für Mineralogie an der Universität Dorpat war. Als Abich im Jahr 1844 in den Kaukasus reiste, setzte Ditmar seine Beschäftigung mit der Geologie in Dorpat unter der Leitung des Zoologen und Paläontologen Hermann-Martin Asmuss fort, der auch Ditmars Abschlussexamen in Geologie, Mineralogie und Paläontologie abnahm. Als Abschlussarbeit verfasste Ditmar eine Übersicht über die Geschichte der Entwicklung der Geologie in den Baltischen Provinzen, die den Titel „Versuch einer historischen Entwickelung der geognostischen, paleontologischen und oryktognosischen Kenntnisse von Liv-, Ehst- und Curland“ trug. Nach der Verteidigung seiner Dissertation wurde Ditmar im Jahr 1847 der Grad eines Kandidaten der Mineralogie verliehen.
in den Jahren 1847–48 studierte er an der Freiberger Bergakademie und der Universität Leipzig. In den Jahren 1848-49 reiste er durch Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz. Im Jahr 1851 wurde Karl Ditmer an den Militärgouverneur von Kamtschatka abkommandiert, um eine geologische Bergexpedition nach Kamtschatka zu unternehmen. In den Jahren 1851–55 reiste Ditmar mehrfach nach Kamtschatka, wo er die West- und Ostküste der Halbinsel, das Tal des Flusses Kamtschatka sowie die Halbinsel Taigonos erforschte. In den Jahren 1855 und 1856 führte er auf dem Rückweg einige Zeit geologische Forschungen in der Äußeren Mandschurei durch. Im Jahr 1858 quittierte er seinen Dienst, um sich selbst um die Führung seines Gutshofs Kerro (heute Käru) zu kümmern. 1890 veröffentlichte er den ersten Band seiner Reisebeschreibungen „Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka in den Jahren 1851 – 1855“, dem im Jahr 1900 ein zweiter Band folgte. Im Februar 1858 heiratete Ditmar Wilhelmine von Stackelberg (1837–1929). Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor: Caroline Wilhelmine Anna von Ditmar (1858–1936), die später zur Gutsherrin von Kerro wurde, Martha Charlotte von Ditmar (*1860), Anna Elisabeth Maria von Ditmar (*1862) und Minna Jeanette von Ditmar (1864–82).
Ditmar war Ordentliches Mitglied der Gelehrten Estnischen Gesellschaft, der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat und der Dorpater Geographischen Gesellschaft. Er liegt auf dem Raadi-Friedhof in Tartu begraben.
Nach Ditmar wurde ein Vulkan in Kamtschatka sowie eine an der Meeresküste und an den Ufern der auf Kamtschatka gelegenen Reliktseen sowie in Südsachalin, auf den Südlichen Kurilen und in Nordjapan (Hokkaido) weit verbreitete Krebsart (Orchestia ditmari) benannt.
Дитмар К.В. О коряках и весьма близких к ним по происхождению чукчах // Вестник РГО. Ч. 15/16. 1855. С. 51–63; Дитмар К.В. Поездки и пребывание в Камчатке в 1851–55 гг. Т. I. СПб., 1901; Ditmar С.V. Ueber die Eismulden im Sibirien // Bulletin de la Classe physique-mathematique de l'Academie Imperiale des Sciences des St. Peterbourg, 1853. T. II. № 19–20. S. 305–312; Ditmar С.V. Ein Paar erlauternde Worte zur geognostischen Karte Kamtschatka's (mit einer Karte) // Bulletin de la Classe physique-mathematique de l'Academie Imperiale des Sciences des St. Peterbourg, 1856. T. 14. № 16. S. 241–250; Ditmar С.V. Über die Korjaken und die inhen sehr nahe verwandten Tschuktschen mit einer etnographischen Karte Kamtschatka's // Bulletin de la Classe physique-mathematique de l'Academie Imperiale des Sciences des St. Peterbourg 1856. T. 14. № 6–7. S 99–110; № 8–9. S. 113–136; Ditmar С.V. Die Vulkane und heissen Quellen Kamtschatka's // Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt uber wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie. Bd. 6. 1860. S. 66–67; Ditmar С.V. Reisen und Aufenthalt in Kamschatka in den Jahren 1851–1855 // Beitrage zur Kenntniss des Russischen Reiches und der angranzenden Lander Asiens. St. Pbg., 1890. Dritte Folge. Bd. I; Ditmar С.V. Über den geologische Aufbau Kamtschatkas // Sitzungsberichte der Naturforscher Gesellschaft bei der Universitat Dorpat. 1891. Bd. 9. № 2. S. 215–222; Ditmar С.V. Reisen und Aufenthalt in Karmtschatka in den Jahren 1851–1855. Allgemeine uber Kamtschatka. Erste Abtheilung // Beitrage zur Kenntniss des Russischen Reiches und der angranzenden Lander Asiens. St. Pbg., 1900. Bd. 2.
Deutschbaltisches biographisches Lexicon, 1700–1960. Köln, Wien, 1970; Островская Е.Р. Карл Дитмар — неизвестная биография известного человека (публикация статьи Э. Таммиксаара) // Веков связующая нить: Материалы XXII Крашенинниковских чтений. – Петропавловск-Камчатский, 2005. С.