RU

neue
illustrierte elektronische

Blumentrost, Robert Laurenz

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

Blumentrost, Laurenz (Laurentius Blumentrost der Ältere, Lawrenti Alferjewitsch), * 29. Oktober 1619 in Bothenheilingen (Thüringen), † 3. November 1705 in Moskau. Doktor der Medizin. Begründer einer „Dynastie“ am Russischen Hof tätiger Ärzte. Lutheraner.

Laurenz Blumentrost entstammte einer Arztfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er in Helmstedt, Jena und Leipzig Medizin und promovierte im Jahr 1648 mit einer Abhandlung zum Thema „De scorbuto“ („Über Skorbut“) zum Doktor der Medizin. Anschließend war als städtischer Arzt (Stadtphysikus) und später als Ratsherr in Mühlhausen tätig.

Im Mai 1668 trat Laurenz Blumentrost auf Empfehlung des Kurfürsten Johann-Georg von Sachsen und durch Vermittlung seines Stiefsohns Johann Gottfried Gregorii in russische Dienste. Nach Ansicht einiger Forscher war sein Umzug nach Russland auch religiös motiviert, da er es als „göttliche Vorsehung“ verstand, dort den lutherischen Glauben zu verbreiten. Bereits in seinen ersten Moskauer Jahren zeigte er seine außergewöhnlichen organisatorischen Fähigkeiten und gilt einigen Quellen zufolge als Gründer des Apothekengartens. Allerdings wurde sein Fortschreiten zunächst durch eine Fehde mit dem Leiter des Apothekenamts und einflussreichen Bojaren Artamon Matwejewitsch gebremst, der ihn im Jahr 1672 vorübergehend in den Ruhestand versetzte. Doch schon 1673 kehrte Blumentrost auf Weisung des Zaren Alexei I. auf seinen Posten zurück und wurde einer von dessen Ärzten. Nach Alexeis Tod leistete Blumentrost auch anderen Mitgliedern der Zarenfamilie medizinische Dienste. Am 11. Februar 1676 war er am ärztlichen Konsilium für den jungen Zaren Fjodor III. beteiligt, um dessen Erkrankung zu diagnostizieren und passende Therapien zu finden. Im April 1682 erstellte Blumentrost zusammen mit Stepan Fungadanow und Johan Gutmensch die für die Behandlung Fjodors III. bestimmten Rezepte.

Im Mai 1682 entging Blumentrost beim Moskauer Strelitzen-Aufstand nur knapp dem Tod und hatte seine Rettung dem Vernehmen nach der Zarentochter Sofia zu verdanken. Später leistete er Peter I., Iwan V., der Zarentochter Sofia und vielen anderen Mitgliedern der Zarenfamilie und Vertretern der herrschenden Elite medizinische Dienste. Mehrfach trat er auch als Experte in Erscheinung, um das medizinische Wissen der in russische Dienste tretenden Ärzte und Mediziner zu prüfen. Johann Georg Korb, der im Jahr 1698 mit einer Gesandtschaft des Heiligen Römischen Reichs nach Moskau kam, nannte Blumentrost einen der angesehensten Ärzte. 1703 verfasste Blumentrost eine Heilkunde, die er unter dem Titel „Haus- und Vollapotheke oder Heilkunst, die jeder in Not ohne Arzt nutzen kann“ an den Zarensohn Alexei Petrowitsch adressierte. Blumentrost galt als einer der populärsten Ärzte Moskaus. Nach seinen Rezepten wurden auch noch Ende des 18. Jahrhunderts Medikamente hergestellt.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit nahm Laurenz Blumentrost auch eine führende Stellung innerhalb der Moskauer lutherischen Gemeinde ein. Er war Kirchenältester in der Deutschen Vorstadt und arbeitete im Mai 1678 den Entwurf eines Kirchenstatuts aus. Wie groß seine Autorität war, zeigte sich 1702, als er sich erfolgreich für den unter Spionageverdacht verhafteten, an der kirchlichen Gemeindeschule der Deutschen Vorstadt und später am Gymnasium von Pastor Ernst Glück tätigen Erzieher seiner Kinder Johann Werner Paus (*1670, † 1735) einsetzte, der später als Historiker und Übersetzer bekannt werden sollte. Auch Blumentrost selbst war ein passabler Dichter. Er sprach Latein und Griechisch, war an der Ausbildung der ausländischen Hofschauspieler beteiligt und hat einigen Quellen zufolge auch an Johann Gottfried Gregoriis Theaterstück „Die Komödie des Artaxerxes“ mitgeschrieben.

Er unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu dem bekannten französischen Reisenden Jean-Baptiste Tavernier, dem er im Jahr 1689 eine Reise nach Russland ermöglichte. In den Jahren 1684-87 unterhielt er intensiven Kontakt zu dem schwedischen Diplomaten und Reisenden Johan Gabriel Sparwenfeld (*1655, †1727), der sich zu dieser Zeit in Moskau aufhielt.

Blumentrost besaß ein Haus in der Deutschen Vorstadt und einen Hof auf der Mjasnizkaja-Straße. Er wurde auf dem Friedhof der in der Deutschen Vorstadt gelegenen lutherischen Peter-Paul-Kirche begraben. Das Grab ist nicht erhalten.

Blumentrost war viermal verheiratet. Seine erste Frau, die schon bald nach der Ankunft in Russland verstarb,  war die Witwe des Apothekers Wiktor Gregorii. Ihr Name ist nicht bekannt. 1672 heiratete er in zweiter Ehe Cäcilia Beermann († 1677). Seine dritte Ehefrau war Gertruda Gosin (Gassenius), die vierte Anna Iwanowa.

Blumentrost hatte fünf Kinder: Seine Söhne Johan Gottfried (der in Mühlhausen geblieben war), Laurenz (*1655, † nach 1707), Johann Deodatus (*1676,-†1756) und Robert Laurenz (*1692,-†1755) waren allesamt Ärzte. Außerdem hatte er eine Tochter mit Namen Jelena (†1677).

Literatur

Рихтер В.М. История медицины в России. Часть 2. М., 1820. С. 242–251.

Цветаев Д.В. Памятники к истории протестантства в России. Ч.1 // ЧОИДР, 1884. Кн.3. с.159–162.

Цветаев Д.В. Протестантство и протестанты в России до эпохи преобразований. М., 1890. С. 102–106.

Брикнер А.Г. Лаврентий Рингубер // ЖМНП, 1884, №2. С. 399-400.

Уманский А.М. Блюментросты // Венгеров С.А. Критико-биографический словарь русских писателей и ученых (от начала русской образованности до наших дней). Т. III. СПб., 1892. С.4 17-436.

Dumschat S. Ausländische Mediziner im Moskauer Rußland. Stuttgart, 2006. S. 569–572.

Ковригина В.А. Немецкая слобода Москвы и ее жители в конце XVII –первой четверти XVIII века. М., 1998. С. 288–291.

Морохин А.В. Л.А. Блюментрост – основатель династии придворных медиков конца XVII – первой половины XVIII вв. // Сборник статей по русской истории в честь Александра Ивановича Гамаюнова к его 60-летию от друзей и коллег. М., 2019. С.2 79–290.

Морохин А.В. «Государя не хотели прямо лечить»: к истории опалы Артамона Матвеева // Российская история. 2023. №2. С.40–53.

Расспросные речи Л.А. Блюментроста // ОПИ ГИМ. Ф. 375. Оп. 1. Д. 3.; Отправление к Саксонскому курфюрсту пастора (лютеранской общины московской немецкой слободы) Ягана Готфрида Грегори для испрошения в российскую службу двух суконных мастеров и двух человек химиков; и приезде помянутого пастора опять в Россию с доктором Лаврентием Блументростом // РГАДА. Ф. 150. Оп. 1. Д. 3 (1667 г.)

Autoren: Morochin A.

ЗEINE FRAGE STELLEN