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BRONNER Xaveri Iwanowitsch (Franz Xaver) (1758–1850), Physiker und Schriftsteller

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BRONNER, Xaveri Iwanowitsch (Franz Xaver) (23. Dezember 1758, Höchstädt nahe Augsburg – 11. August 1850, Aarau), Physiker und Schriftsteller.

Ältester Sohn in einer armen schweizerischer Familie des Ziegelers Hans (Sohn von Georg und Barbara), katholisch. Elementarbildung bekam er an der Frauen-Klosterschule sowie beim Stadtkantor. Von 1769 bis 1773 Studium am Jesuiten-Seminar in Dillingen, von 1773 bis 1776 am Priesterseminar in Neuburg. Seit 1776 Novize im Hl.-Kreuz-Kloster in Donauwerth, wo er nach einem Jahr zum Mönch des Benedektiner-Ordens Bonifazius wurde. Unter Anleitung von B. Meier beschäftigte sich Bronner mit Mathematik, Metaphysik und Physik und verteidigte 1779 eine Doktorarbeit in allgemeiner Philosophie. Von 1779 bis 1781 studierte er dogmatische und sittliche Theologie. In dieser Lebensperiode ist Pastor Beda, früherer Jesuitenprior und Autor mehrerer mathematischer Abhandlungen, zu seinem Mentor geworden.

Anfang 1782 wurde Bronner auf Ordensmittel nach Eichstadt geschickt, wo er bis 1783 sich unter Leitung von I.-B.Pickel mit Mathematik und Astronomie befasste und sich auf die Dozententätigkeit am Neuburger Kollegium vorbereitete. In Eichstadt trat er in den Illuminaten-Orden ein und erhielt den Ordensnamen Aristoteles. Die Weltanschauung der Illuminaten hatte einen starken Einfluss auf Bronner’s pädagogische Ansichten. Seit 1782 ist Bronner Diakon, seit 1783 Presbyter. 1784 kehrte er ins Kloster zurück, hielt jedoch das Mönchsleben nicht aus und floh am 29. August 1785 nach Zürich unter dem Namen Johann Winfried. Dort diente er als Notensetzer, schrieb für die „Zürcher Zeitung“ und erhielt nach einiger Zeit päpstliche Befreiung von Mönchsgelübde.

1786–1789 lebte Bronner in Augsburg und führte größtenteils verschiedene Pflichten in seinem Kloster. Unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse in Frankreich verließ er Augsburg und begab sich nach Paris, setzte sich jedoch schließlich in Zürich nieder und befasste sich dort seit 1794 mit der Beschreibung von städtischen naturwissenschaftlichen Sammlungen und dem Editieren von „Zürcher Zeitung“ (1794–1798), „Helvetisches Tagblatt» (1799) und „Freyheitsfreund» (1799–1800). 1796 war er Privatlehrer in Fluntern in der Nähe von Zürich und 1798 Sekretär des Präfekts im Kanton Zürich. Von 1799 bis 1801 diente er als Kanzleichef des Justizministers in Bern und 1804 als Mathelehrer an der Kantonschule in Aarau, dort befreundete er sich mit I.M.Ch. Bartels.

Auf Empfehlung von Professor Bartels erhielt Bonner 1806 eine Einladung vom Lehrstuhl für Physik an der Universität Kasan, lehnte jedoch ab mit Hinweis darauf, dass seine Dissertation noch nicht abgeschlossen und immer noch nicht verteidigt hatte. Am 10. September 1809 wandte sich jedoch Bronner selber an Rumowski mit einem Schreiben, wo er darum bat, ihm den Lehrstuhl für Physik und insbesondere den Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Kasan zur Verfügung zu stellen. Am 16. September 1810 wurde er zum ordentlichen Professor für theoretische und experimentelle Physik ernannt und kam im Oktober nach Kasan. Bronner hielt Vorlesungen anhand der Abhandlungen von E.G. Fischer, F.K.G. Gren sowie anhand von eigenen Notizen.

In Kasan hatte sich Bronner vergebens bemüht, Mittel für die Ausstattung des Chemiekabinetts zu bekommen. Er erhielt eine Subvention für den Hertransport aus der Schweiz der eigenen Sammlungen (insbesondere der Mineralsammlung). Als Gegenleistung musste er seit 1812 zwei Jahre lang ohne Gehalt eine zusätzliche Vorlesungsreihe über Mineralogie in deutscher Sprache halten – anhand der Lehrbücher von Karl Cäsar Leonhard. Ab 1815 wurde ihm die Mineralogie-Vorlesungsreihe vergütet. Von 1811 bis 1813 hielt er öffentliche Vorlesungen über Physik für Beamte.

Von größerer Bedeutung als der Physikunterricht war Bronner’s Tätigkeit als Organisator der Bildungsaktivitäten. Im Juli 1812 reichte er beim Rat einen „Plan für das Unterrichten von Wissenschaften an der Universität Kasan“ ein. Die Annahme des Plans führte dazu, dass an der Universität Kasan, die noch nicht der Satzung von 1804 angepasst war, eine Aufteilung in Fakultäten entstand. 1811 sowie 1814–1815 war er Mitglied des Schulkomitees. Vom 28. Mai 1812 bis 13. September 1817 war Bronner der erste Direktor des pädagogischen Instituts bei der Universität und vom 4. April 1814 bis 13. September 1817 Inspektor von Kron-Studenten (auf Kosten der Krone Studierende). Sein Tagebuch und Briefwechsel sind eine überaus wertvolle Quelle, um das Leben und den Alltag der Studenten in den 1810er Jahren zu erforschen.

Bronner verlebte in Kasan sieben Jahre, schaffte es aber nicht, russische Sprache so gut zu erlernen, um sich wohl zu fühlen. 1816 verkaufte er sein Mineralienkabinett der Universität für 3.080 Rubel und die Muschelsammlung für 1.000 Rubel. Im September 1817 nahm er einen 6-Monate-Urlaub und verließ Kasan. Später wurde sein Urlaub bis zum 1. November 1818, aber eine weitere Urlaubsverlängerung wurde ihm nicht bewilligt. Im Mai 1820 wurde Bronner vom Dienst suspendiert.

Seit 1818 unterrichtete er Mathematik und später Naturwissenschaft an der Kantonschule Aarau. Nach der Konvertierung zum Protestantismus bekam Bronner 1820 die Bürgerschaft der Stadt Matt in Aarau wieder. 1821 heiratete Bronner mit 62 Jahren Iohanna Erismann, Tochter des Schullehrers Hans Rudolph Erismann (?–1853). In den Jahren 1827–1846 diente Bronner als Kantonsbibliothekar und 1829 bis 1842 als Stadtarchivar. Nach der Erblindung verkaufte er Ende 1846 seine Bibliothek der Kantonsregierung gegen eine lebenslängliche Rente für sich und für seine Frau.

Bronner’s Leben bis 1797 ist ausführlich beschrieben in seiner dreibändigen Autobiographie. Bezüglich seiner Kontakte aus dieser Zeit ist bemerkenswert, dass Bronner in Zürich mit dem deutschen idyllischen Dichter Salomon Gessner und dessen Sohn eng befreundet war. In Kasan pflegte Bronner intensiven Umgang mit den Universitätsprofessoren I.M.Ch. Bartels, K.F. Fren, J.I. Litrow, F.Ch. Erdman und I.M. Thomas sowie mit den Apothekern Schönberg und Hallstätter, die musikbegeistert waren.

INHALT

Archive

Отдел рукописей и редких книг Научной библиотеки им. Н.И. Лобачевского. Ед.хр. 4016, 7660; Российский государственный исторический архив. Ф. 733. Оп. 39. Д. 82; Staattsarchiv des Kantons Aargau. Personnennachlässe. Bronner, Franz Xaver.

Arbeiten

Idylles et contes de Bronner. – Paris : Duchesne, 1789. – 218 S; Schriften. – Zürich: Orell, Gessner, Füssli, 1794. – 3 Bd; Franz Xaver Bronners Leben, von ihm selbst beschrieben. – Zürich: Orell, Geßner, Füßli und Comp., 1795–1797. – 3 Bd. (2-е изд. 1810); Neue Fischergedichte und Erzählungen. Wien, ... : Bey B. Ph. Bauer, 1812. – 3 Т; Franz Xaver Bronner's, Professors der Mathematik an der Kantonsschule zu Aarau, ausführliches Rechenbuch, sowohl die Grundlehren mit ihren Beweisen, als deren mannigfache Anwendung in den Geschäften des Lebens umfassend, mit vielen ganz neu bearbeiteten Beispielen und mit vergleichenden Tafeln einheimischer und fremder Maße, Gewichte und Münzen. – Aarau : Sauerländer, 1829. – XVI, 435 S; Anleitung, Archive und Registraturen nach leichtfaslichen Grundsätzen einzurichten und zu besorgen. – Aarau : Sauerländer, 1832. – 112 S; Luftfahrten ins Idyllenland : gemüthliche Erzählungen und neue Fischergedichte. – Aarau: Sauerländer, 1833. – 2 Bd; Der Kanton Aargau. – St. Gallen ; Bern : Huber, 1844 (Historisch-geographisch-statistisches Gemälde der Schweiz. Bd. 16); Ein Mönchsleben aus der empfindsamen Zeit. – Stuttgart: Lutz, 1912. – 2 Bd; Fluchtreise des Franz Xaver Bronner von Augsburg über den Bodensee durch Berg und Tal in das Land der Freyheit anno 1793. – München: Gälli, c 2005. – 130 S. : Ill., Kt.

Literatur

Васильев А.В. Лобачевский и Броннер. Два эпизода из жизни первых профессоров Казанского университета. – Казань, 1894. – 15 с; Гольдгаммер Д. А. Броннер, Ксаверий Иванович // Биографический словарь профессоров и преподавателей Императорского Казанского университета (1804–1904) /под ред. Н.П. Загоскина. – Казань, 1904. – Ч. 1. – С. 273–276; Каримуллин А.М., Виноградов А.В. Франц Ксаверий Броннер (1758–1850), первый директор Педагогического института при Казанском университете // Образование и саморазвитие. – 2012. – Т. 5. № 33. – С. 174–179; Костин А.А., Костина Т.В. Броннер Ксаверий Иванович // Иностранные профессора российских университетов (вторая половина XVIII–первая треть XIX в.) Биографический словарь /под общ. ред. А.Ю. Андреева; сост. А.М. Феофанов. – М., 2011. – С. 42–44; Материалы для биографии Н.И. Лобачевского / Сост. и ред. Л.Б. Модзалевский. – М; Л.: Изд-во АН СССР, 1948. – С. 703–704; Нагуевский Д.И. Профессор Франц Ксаверий Броннер, его дневник и переписка (1758–1850). – Казань, 1902. – CCLXXVIII, 504 с; Erik-Amburger-Datenbank: http://dokumente.ios-regensburg.de/amburger/index.php?id=52652 (Дата обращения: 05.04.2916); Graf Ruedi Bronner, Franz Xaver // Historisches Lexikon der Schweiz [Onlinefassung]: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11616.php ; Radspieler H. Franz Xaver Bronner: Leben und Werk 1794–1850 // Argovia. – 1967. – № 77/78. – S. 5–200; Zäch A. Bronner, Franz Xaver // Neue Deutsche Biographie. – 2 (1955). – S. 635 [Onlinefassung]: URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118674315.html .

Autoren: Kostina T.W.

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