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BORELI . Familie von Unternehmern in Saratow (Getreideverarbeitung und Mehlherstellung, Getreide- und Sarpinka-Handel)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BORELI, ursprünglich aus der Markgrafschaft Baden-Durlach (Deutschland) stammende Unternehmerfamilie, die 1766 aufgrund des Einladungsmanifests Katharinas II. nach Russland kam, in der Kolonie Balzer (Goly Karamysch, später Bezirk Kamyschin, Gouvernement Saratow) angesiedelt wurde und zunächst im Ackerbau tätig war. In den 1840er Jahren begannen die Borelis zusammen mit anderen Siedlern, mit dem in den Dörfern produzierten Sarpinka-Gewebe zu handeln, und gründeten 1848 eine eigene Firma. Ende der 1860er – Anfang der 1870er Jahre wandten sie sich dem Getreidehandel und wenig später der Mehlproduktion zu. 1866 erwarben sie in Saratow die Dampfmühle von Uwarow. 1892 gründete Emmanuil Iwanowitsch Boreli (1837-1905) das Handelshaus „E.I. Boreli“, in dessen Leitung ihm sein Sohn Emmanuil Emmanuilowitsch Boreli (*1858) folgte, der u.a. Mitglied der Saratower Börsengesellschaft (1901-17), Vorsitzender des Börsenkomitees (1901-10), Mitglied des Diskont-Komitees der Saratower Außenstelle der Staatsbank (1897-1909) sowie Kaufmann der 1. Gilde war und mit den Goldmedaillen „Für besonderen Eifer“ am Stanislaw- (1902), Annen- (1905) und Wladimir- (1908) Band ausgezeichnet wurde. Nach seiner Übernahme des Handelshauses „E.I. Boreli“ im Jahr 1905 führte er die von seinem Vater begonnenen Geschäfte erfolgreich fort und machte das Handelshaus zu einem Großunternehmen, das u.a. vier leistungsstarke Dampfmühlen und neun Repräsentanzen für den Ankauf des Getreides und den Absatz der Produktion unterhielt. Das aus den Mühlen Borelis stammende Weizenmehl wurde in den Regionen Petersburg und Moskau, entlang des gesamten Laufs der Wolga, in der Region Transkaspien sowie im Baltikum und in Finnland verkauft. Drei Mühlen produzierten bis zu 50.000 Pud am Tag, die vierte bis zu 19.000 Pud Roggenmehl. Das aus den Mühlen der Borelis stammende Mehl wurde auf internationalen, landesweiten und regionalen Messen mit Preisen ausgezeichnet. In den Mühlen kamen modernste Maschinen der Firmen „Dobrow und Nabgolz“ und „Anton Erlanger“ zum Einsatz. Den Transport sowohl der Roh- als auch der Fertigprodukte organisierte die Firma „Boreli“ selbst. Das Handelshaus besaß im Gouvernement Saratow 27.000 Desjatinen Land sowie das Gut Preobraschenskoje, im Gouvernement Ural die Petrowsker Besitzungen, die neben Getreidekulturen auch Gräser sowie Brenn-, Bau- und Bastholz produzierten, weitere Besitzungen im Gouvernement Ufa sowie zwei Zementfabriken (Portlandzement) mit einer Gesamtproduktion von 1,2 Millionen Fässern. Das Privatkapital der Borelis betrug im Jahr 1913 4.425.000 Rubel, der Besitz des Handelshauses wurde mit 6.883.000 Rubeln beziffert (dazu kamen Wertpapiere im Wert von über 208.000 Rubeln).

Literatur

История развития мукомольной промышленности в Саратове и его окрестностях, Саратов, 1909; Устав Акционерного общества мукомольной мельницы «Эммануил Иванович Борель» в Саратове, Саратов, 1914; Степанов П. Н., Саратовская сарпинка, Марксштадт, 1920; Клейн Н. Л., Экономическое развитие Поволжья в конце XIX – начале XX века, Саратов, 1981.

Autoren: Maksimov E.

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