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Leitzinger Jakow Iwanowitsch. Bürgermeister, Besitzer einer Fotowerkstatt/eines Fotoateliers in Archangelsk

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

LEIZINGER, Jakob Johann (Jakob Iwanowitsch), * 15. März 1855, † 2. September 1914 in Archangelsk. Person des öffentlichen Lebens.

Leizinger war der Sohn des 1832 auf Einladung des Gutsbesitzers Golski aus dem Schweizer Kanton Glarus in das Dorf Kirillowo (Gouvernement Wologda) übergesiedelten Käser-Meisters Johann Jakob Leizinger. Im Alter von zwei Jahren verlor er seinen Vater, im Alter von elf Jahren seine Mutter (1866). Er wuchs in der Familie des Wologdaer Adelsmarschalls auf. Nachdem er seinen Wehrdienst während des Russisch-Türkischen Kriegs im Kaspischen Regiment abgeleistet hatte, kehrte er nach Wologda zurück und widmete sich der Fotografie. 1881 zog er mit seiner jungen Ehefrau nach Archangelsk, wo er ein eigenes Fotostudio eröffnete. Dank seines künstlerischen Talent verwandelte er das Handwerk des Fotografierens in eine Kunst. Seine Porträts, Landschaften und Alltagsszenen können auch heute noch faszinieren. Er wollte sich nicht auf Studioaufnahmen beschränken und erhielt das Recht, in der ganzen Stadt zu fotografieren. Als etatmäßiger Fotograf begleitete er die Gouverneure Engelhardt (1897/98) und Sosnowski (1901/02) auf ihren Fahrten durch das Gouvernement Archangelsk. In der Folge erschienen zwei mit seinen Fotos illustrierte Bildbände.

Leizinger war ein geborener Organisator. Sein Haus war das Zentrum zahlreicher Veranstaltungen, die verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen zur Sammlung von Spenden veranstalteten. 1897 wurde er zum Mitglied der Städtischen Duma gewählt und nahm an zahlreichen Kommission zur Verbesserung der Arbeit der städtischen Wirtschaft teil. 1898 wurde er Mitglied des Kuratoriums des städtischen öffentlichen Museums, 1902 auf Empfehlung der Duma Ältester der Erzengel-Michael-Kirche. 1903 wurde er in die städtische Duma und zum Stadtoberhaupt gewählt, das er bis zu seinem Lebensende blieb.

Während seines Dienstes als Stadtoberhaupt konnte er die städtischen Einnahmen verdoppeln. Unter seiner Führung wurde umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt, mehrere Schulen gebaut, die medizinische Versorgung verbessert, die Arbeit der von ihm zuvor aufgebauten freiwilligen Feuerwehrbrigade optimiert, die städtische Kanalisation erneuert und erweitert, die städtische Straßenbahn in Betrieb genommen und ein Denkmal für Peter den Großen errichtet.

Für die gewissenhafte Ausübung seiner Pflichten als Stadtoberhaupt wurde Leizinger 1908 von höchster Stelle mit dem Rang eines persönlichen Erbehrenbürgers ausgezeichnet. 1912 wurde ihm für seinen Einsatz die silberne Medaille am Wladimir-Band zum Tragen am Hals verliehen. Für seine aktive Beteiligung an den Feierlichkeiten aus Anlass des 200. Jahrestags des Sieges bei Poltawa wurde ihm 1909 die bronzene Medaille am Andreas-Band zum Tragen auf der Brust zuerkannt. Darüber hinaus wurde er mit dem Abzeichen zum Gedenken an den 300. Jahrestag der Herrschaft des Hauses Romanow und mit dem vergoldeten Abzeichen des Kaiserlichen Wohlfahrtsamts [Amt der Institutionen der Kaiserin Maria] ausgezeichnet.

Leizinger hatte fünf Söhne und acht Töchter. Drei seiner Söhne wurden in den Jahren 1937-39 repressiert, einer kam 1942 während der Blockade von Leningrad ums Leben. Drei Töchter erbten das Geschäft ihres Vaters und arbeiteten bis zum letzten Tag als Porträt-Retuscheure. Leizingers Enkel leben in Moskau, St. Petersburg und Charkow, die Urenkel in Archangelsk. Leizingers Grab befindet sich auf dem Städtischen Friedhof in Archangelsk.

1884 wurden Leizingers Fotografien auf der Moskauer Ausstellung mit der Großen Daguerre-Medaille und der Medaille der Russischen Gesellschaft für die Erforschung des Nordens ausgezeichnet. Informationen über Leizinger sind in einem dem 300. Jahrestag des Hauses Romanow gewidmeten Gedenkbuch enthalten.

Autoren: N. Zelikowa (Archangelsk)

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