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BERGHOLZ Olga Fjodorwna (1910–1975). Lyrikerin, Prosaikerin, Publizistin

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BERGHOLZ, Olga Fjodorowna, * 3. Mai 1910 in St. Petersburg, † 13. November 1975 in Leningrad, Dichterin, Prosa-Autorin und Publizistin.

Bergholz entstammte einer Arztfamilie. In den Jahren 1925-26 gehörte sie der bei der Leningrader Assoziation der Proletarischen Schriftsteller bestehenden Literatengruppe „Smena“ an, wo sie ihren späteren Ehemann B. Kornilow kennenlernte, der ebenfalls Dichter war und 1938 im Lager verstarb. Nach Abschluss ihres Studiums an der Philologischen Fakultät der Universität Leningrad (1930) arbeitete sie als Korrespondentin der Zeitung „Sowjetische Steppe“ in Kasachstan und später als Redakteurin der Komsomol-Seite der Zeitung des Leningrader Elektromotorenwerks „Elektrosila“. In der Literatur debütierte sie mit Erzählungen und Gedichten für Kinder. Ihre Gedichte und publizistischen Arbeiten der späten 1920er und 1930er Jahre sind von staatsbürgerlichem Pathos und Treue zu den Traditionen der russischen Literatur durchdrungen. Von den Repressionen der 1930er Jahre war Bergholz sowohl privat als auch künstlerisch betroffen. 1937 wurde sie aus der WKP(b) ausgeschlossen, 1938 wiederaufgenommen, anschließend verhaftet, im Juli 1939 entlassen und nach ihrer im Jahr 1940 erfolgten Rehabilitierung erneut in die Partei aufgenommen.

Bergholz bedeutendsten Beitrag zur russischen Dichtkunst stellten ihre in den Jahren des Großen Vaterländischen Kriegs während der Blockade von Leningrad geschaffenen Werke „Februartagebuch“, „Leningrader Poem“ (beide 1942), „Dem Gedenken an die Verteidiger“ (1944) und „Dein Weg“ (1945) dar. Während der gesamten Dauer der Blockade von Leningrad war Bergholz für das Leningrader Radio tätig. Ihre Radioansprachen wurden 1946 unter dem Titel „Hier spricht Leningrad“ als eigenes Buch veröffentlicht. Bergholz Gedichtzeilen „Dein Name ist unbekannt, deine Heldentat unsterblich“ sind in die zentrale Gedenksäule für die Opfer der Blockade auf dem Petersburger Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof eingemeißelt. Für ihr Poem „Perworossijsk“, in dem sie den von Leningrader Arbeitern in den 1920er Jahre unternommenen Versuch der Gründung einer Sowjetkommune im Altai beschreibt, erhielt sie 1951 den Stalinpreis. Bergholz vielschichtige autobiographische lyrische Prosa „Tagessterne“ (1959, gleichnamiger Film von 1968; der unvollendet gebliebene zweite Teil wurde 1990 veröffentlicht) und ihr retrospektiver Gedichtband „Knoten“ (1965), dessen Werke über einen Zeitraum von 30 Jahren entstanden, verbinden eine intime Lebensbeichte mit prophetischem Pathos und dem Streben, den eigenen Lebensweg zu rechtfertigen, um zu beweisen, dass „in ihren Werken von Jugend an nichts Unverbürgtes war, das nicht dem Leben entsprang“.

Nach Bergholz Tod wurden ihre Tagebücher und andere Materialien konfisziert und zum Teil in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren veröffentlicht.

Ausgezeichnet mit dem Leninorden und dem Rotbannerorden der Arbeit.

Veröffentlichungen

Собрание сочинений, т. 1–3, Л., 1972–73; Письма с дороги, в кн.; Воспоминания о О.Ф. Берггольц, Л., 1979; Собрание сочинений, т. 1–3, М., 1988–89; Из неопубликованного, изд. и коммент. В. Лакшина, «Знамя», 1987, № 3; Пьесы и сценарии, Л., 1988; Из дневников (1940,1941,1942), изд. и коммент. М.Ф. Берггольц, «Звезда», 1990, № 5; Из дневников, «Знамя», 1991, № 3; Запретный дневник, М. 2010.

Literatur

Синявский А., Поэзия и проза О. Берггольц, «Литература и современность», 1961, № 2; Павловский А., Стих и сердце. Очерк творчества О. Берггольц, Л., 1962; Литературный Ленинград в дни блокады, Л., 1973; Левин Л., Жестокий расцвет, «Новый мир», 1979, №4; Fiedler-Stolz E.-M., О. Bergholz. Aspekte ihres lyrischen Werkes, München, 1977; Tschöpl C, Die sowjetische Lyrik-Diskussion. О. Bergholz' Leningrader Blockadedichtung als Paradigma, München, 1988.

Autoren: Èngel′-Braunšmidt A.

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