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WAHLBERG Ferdinand (Karl Ferdinand Emanuel) von (1847–1920). Arzt, Schriftsteller

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

WAHLBERG, Ferdinand (Karl Ferdinand Emanuel) von, * 1847 in Katharinenstadt (Gouvernement Saratow), † 1920 in Helsinki. Arzt und Schriftsteller.

Wahlberg war der Sohn des in den Wolgakolonien tätigen Pastors Karl Erik Wahlberg und einer aus dem Großfürstentum Finnland stammenden Mutter. Seine Eindrücke von der an der Wolga verbrachten Kindheit fanden später Einzug in seine Memoiren („Die Beichte meiner Feder“, 1923). Seine medizinische Ausbildung erhielt er zum Teil in Deutschland. In den Jahren 1902-06 war er Direktor der Abteilung für Gesundheit des Finnischen Kulturministeriums und wurde in den Adelsstand erhoben. Er veröffentlichte eine Reihe medizinischer Fachartikel. Seine ersten literarischen Versuche (Erzählungen aus dem Leben der Soldaten der russischen Armee zur Zeit des Russisch-Osmanischen Kriegs von 1877/78 und Theaterstücke) unternahm Wahlberg in schwedischer Sprache. Zum 150. Jahrestag der Übersiedlung der Deutschen an die Wolga schrieb Wahlberg das Märchen „Die Geburt der Heimatliebe unter den Bewohnern der Wolgasteppe“ (1914), mit dem er bei den Kolonisten das Bewusstsein für deren Zugehörigkeit zu ihrer ursprünglichen Heimat zu wecken versuchte (nicht veröffentlicht). Auch wenn Wahlberg persönlich mit H. Ibsen und B. Bjørnson bekannt war, zeichnen sich seine Werke und insbesondere seine auf Deutsch verfassten Romane „Christian Bode“ (Wien-Leipzig, 1910) und „Mennoniten“ (Wien-Leipzig, 1912) eher durch ihre realistische Darstellung des Kolonistenlebens der Vergangenheit als durch den Blick auf zeitgenössische gesellschaftliche Probleme aus. Als weitere Werke Wahlbergs sind seine Romane „Die Mordinsel“ (Wien-Leipzig, 1914) und „Laili Sultaneh“ (Wien-Leipzig, 1919) zu nennen.

Veröffentlichungen

Die sittlichen Weisungen Jesu und die Kulturgemeinschaft der Liebe, Halle, 1907; Die Christgaben des Todes. Eine Weihnachtserzählung aus der Revolutionszeit, Wien-Leipzig, 1911; Die Beichte meiner Feder, «Wolgadeutsche Monatshefte», 2. Jg., Berlin, 1923.

Literatur

J. P. L., Nekrolog, in: „Wolgadeutsche Monatshefte», 1924, No. 21/22; Schneider W., Die auslanddeutsche Dichtung unserer Zeit, Berlin, 1936 («Die Rußlanddeutschen», S. 103–135); Klein К. К., Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, Leipzig, 1939 («Binnenrußland», S. 206–217); Engel-Braunschmidt A., «Kaiser, Pfaffe und Kulak». Zur sogenannten Pfaffen- und Kulakenliteratur der Rußlanddeutschen, in: Kirche im Osten, 1986, Bd. 29, S. 38–68.

Autoren: Èngel′-Braunšmidt A.

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