WALTER, Reinhold von, * 5. August 1882 in St. Petersburg, † 17. September 1965 in Ravensburg (Württemberg). Schriftsteller und Übersetzer.
Walter entstammte der aus Stendal stammenden Adelsfamilie der von Walters, deren Abkommen Anfang des 17. Jahrhunderts nach Kurland und Anfang des 18. Jahrhunderts nach Livland gekommen waren. Sein Vater Reinhold Wilhelm von Walter war in den Jahren 1875-1901 Pastor der St. Katharinen-Kirche in St. Petersburg und zugleich (ab 1892) Mitglied des Evangelisch-Lutherischen Generalkonsistoriums und Oberkonsistorialrat.
Walter studierte Theologie und Philosophie in Erlangen, Dorpat, München und St. Petersburg und arbeitete anschließend als Gymnasiallehrer in Tomsk und St. Petersburg. Später war er Beamter im Ministerium für Handel und Industrie und Hofrat. Nach der Oktoberrevolution emigrierte er nach Berlin und betätigte sich literarisch. In den Jahren 1926-49 arbeitete er als Russischlehrer an der Universität Köln.
Walter debütierte mit dem Gedichtband „Verse“ (Berlin, 1922) und der kunstwissenschaftlichen Arbeit „Ernst Barlach. Einführung in seine plastischen und graphischen Werke“ (Berlin, 1929). Bekanntheit erlangte er als Übersetzer russischer Literatur ins Deutsche. So übersetzte er unter anderem die folgenden Werke: „Der feurige Engel“ von W.Ja. Brjussow (erschienen 1908), „Gedichte“ (1921) und „Die Skythen“ von A.A. Blok, „Kleine Tragödien“ (1922) und „Gesammelte Erzählungen“ (1947, Mitautor der Übersetzung) von A.S. Puschkin, „Der Idiot“ (1925) und „Brüder Karamasow“ (1959) von F.M. Dostojewski, „Betrachtungen über die göttliche Liturgie“(1938) von N.W. Gogol, „Die Steppe (1940) von A.P. Tschechow, „Oblomow“ (1956) von I.A. Gontscharow, „Doktor Schiwago“ (1958) von B.L. Pasternak. Darüber hinaus gab Walter auch Aufsatzsammlungen zur russischen Literatur- und Kulturgeschichte heraus: „Dostojewski und Nietzsche. Philosophie der Tragödie“ von L. Schestow (Köln, 1924); „Russische Gruselgeschichten aus Puschkin, Gogol, Leskow, Turgenjew, Dostojewski, Tschechow und Iwanow“ (Saarlouis, 1930). Übersetzer von W.O. Kljutschewskis „Geschichte Russlands“ (Bd. 1-4, Berlin, 1925–26).
Der Kopf. Ein Gedicht. Mit 10 Holzschnitten von Ernst Barlach, Berlin, 1919; Der Totengräber. Fragment, Berlin, 1923; St. Michael. Octaven. Zum 8. Mai 1945, Memmingen, 1945; Der Kalligraph. Erzählung, Kempen, Niederrhein, 1947.
Ein russisches Pilgerleben. Niedergeschrieben von Paissij, Berlin, 1925; Junges Rußland. Zusammenstellung der Auswahl und Übersetzung aller Proben, Mönchen-Gladbach, 1928; Turgenew I.S., Das russische Frauenherz. Aus den Werken, Saarlouis, 1932; Solange Dichter leben. Puschkin-Studien. Zum 150. Geburtstag des Dichters, Krefeld, 1949; Russische Meister der Erzählung, Bremen-Horn, 1952; Berdjaev N. A., Selbsterkenntnis. Versuch einer philosophischen Autobiographie, Darmstadt-Genf, 1953; Russische Mystik. Eine Anthologie, Düsseldorf, 1957.
Schneider, W., Die auslanddeutsche Dichtung unserer Zeit, Berlin 1936, S. 129–135; Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 10, München, 1999.