KÖLN, Reinhardt (Pseudonyme: Harry Holstein, Hugo Stahl), * 12. März 1900 in der Kolonie Holstein (Wolgagebiet), † 19. Juni 1988 in Krymsk (Region Krasnodar). Schriftsteller und Publizist.
Köln entstammte einer kinderreichen Familie. Bereits in jungen Jahren verwaist war er gezwungen, die Schule nach der 4. Klasse zu verlassen und sich als Tagelöhner zu verdingen. Im Jahr 1919 nahm er ein Studium an der Saratower Militärschule auf und trat im gleichen Jahr in die RKP(b) ein. In der Endphase des Bürgerkriegs kommandierte er ein Regiment und gehörte den Sondereinsatztruppen in Kamenka an. 1923 lernte er an der Parteischule in Pokrowsk (später Engels). Politoffizier der Roten Armee.
Köln debütierte in der Literatur mit seinen Erinnerungen an die Kämpfe gegen die Weiße Armee an der Südfront („Der schrecklichste Tag in meinem Leben“; 1923 in der Studentenzeitschrift „Unser Leben“ erschienen). Er schrieb Humoresken, Schwänke, Glossen und Reportagen (zusammen mit K. Schmidt, der unter dem Pseudonym Belli Boisroux schrieb), die später in der Zeitung „Rote Jugend“ veröffentlicht wurden, über die Köln auch mit den Schriftstellern F. Bach, I. Schaufler und Ch. Elberg Bekanntschaft schloss.
Von 1923 an leistete Köln Parteiarbeit in Engels. Er war Leiter der Leserbriefredaktion der Zeitung „Rote Jugend“ (1934) und Redakteur der Pionier-Zeitung „Sei bereit“, die der Zeitung als Kinderbeilage beigefügt war (1925-28). Von 1926 an studierte er an der Kommunistischen Universität der Nationalen Minderheiten des Westens in Moskau. Parallel setzte er seine journalistische Arbeit fort und war Korrespondent der Zeitungen „Deutsche Zentral-Zeitung“ und „Nachrichten“, in denen er seine dem Klassenkampf und dem Sozialistischen Aufbau im Dorf gewidmeten Notizen, Reportagen und Erzählungen veröffentlichte. Köln war Delegierter der Ersten Konferenz der deutschen Schriftsteller des Wolgagebiets (Engels, 1933) und der Ersten Konferenz der deutschen Schriftsteller der UdSSR (Moskau, März 1934). Ungeachtet seiner Parteinahme für die politische Linie der WKP(b) kritisierte er die bei der Umsetzung der Kollektivierung zum Einsatz kommenden Methoden.
1937 wurde er repressiert, zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt und nach Kolyma verbannt, von wo er erst 1955 zurückkehrte. Nach der Abschaffung des Sondersiedlungsregimes ließ er sich in Krymsk (Region Krasnodar) nieder.
Autor der Erinnerungen „Durch die Schule des Lebens“ („Heimatliche Weiten“, 1982, Nr. 2), die in der russischen Übersetzung von H. Wormsbecher 1989 in dem Sammelband „Das Vaterhaus“ in Moskau erschienen.
Die letzte Ölung, in: Anthologie der sowjetdeutschen Literatur, Bd. 3, Alma-Ata, 1982; Jahre und Schicksale. Ausgewählte Prosa, M., 1988.
Herdt W., Tatenreiches Leben, in: Stimmen und Schicksale. Literarische Porträts, Alma-Ata, 1991.