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Miller Pjotr Nikolajewitsch (1867–1943). Moskau-Historiker

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

MILLER, Pjotr Nikolajewitsch, * 16. (29.) November 1867 in Saratow, † 23. Januar 1943 in Moskau. Heimatkundler. Kurator des Museums „Altes Moskau“.

Miller entstammte einer russifizierten deutschen Adelsfamilie. 1886 schloss er das 2. Kadettenkorps in Moskau ab. In den Jahren 1886-88 lernte er an der 3. Alexander-Offiziersschule. Anschließend diente er in der Artillerie der Festung Ossowez. Nach seinem Ausscheiden aus der Armee trat er 1891 als Beamter der Auslandsexpedition in den Dienst des Moskauer Postamts, wo er unter anderem für die Zensur eingehender ausländischer Presseerzeugnisse zuständig war.

Im Februar 1905 wurde er von den Mitarbeitern des Postamts zur Eingabe von Petitionen gewählt, in denen eine Verbesserung der materiellen Stellung der Postangestellten gefordert wurde. Im Oktober 1905 wurde er zum Vorsitzenden des Moskauer Komitees der Russischen Post- und Telegraphengewerkschaft gewählt, dessen Sitzungen größtenteils in seiner in der Mjasnizkaja-Straße Nr. 48 gelegenen Privatwohnung stattfanden. Miller war Delegierter des Ersten Kongresses und Mitglied des Zentralbüros der Russischen Post- und Telegraphengewerkschaft und einer der Organisatoren der Streikbewegung der Postarbeiter. In der Nacht auf den 21. November 1905 wurde er verhaftet, aus dem Dienst entlassen und bis Ende Mai 1906 im Butyrka-Gefängnis inhaftiert.

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis setzte er seine Arbeit für die Russische Post- und Telegraphengewerkschaft bereits auf konspirativer Basis fort. Im Juli 1906 vertrat er seine Gewerkschaft auf dem im Dorf Perkjärvi (Gouvernement Wyborg, heute Dorf Kirillowskoje, Gebiet Leningrad) tagenden Kongress der Eisenbahnergewerkschaft. Am 8. Oktober 1906 wurde er erneut verhaftet und ins Taganka-Gefängnis gebracht, wo er bis April 1907 in Haft blieb. In den Jahren 1906-10 veröffentlichte er in den Moskauer und Petersburger Zeitungen zahlreiche dem Postwesen und der Arbeit der Post- und Telegraphengewerkschaft gewidmete Artikel.

1910 wurde er vom Gericht des Moskauer Militärbezirks zu zwei Jahren Haft im Butyrka-Gefängnis verurteilt. Während seiner Haftzeit begann er, sich intensiv mit der Geschichte Moskaus zu befassen. 1912 veröffentlichte er ein Register zu den von Pjotr Schtschukin zusammengetragenen „Dokumenten aus der Zeit vor dem Vaterländischen Krieg von 1812“. In den Jahren 1912-17 arbeitete er als Buchhalter für den Moskauer Uhrenhändler „Sergei Roginski & Söhne“ und anschließend bei der Zeitung „Das Russische Wort“.

Unmittelbar nach der Februarrevolution von 1917 wandte er sich dem Wiederaufbau der Russischen Post- und Telegraphengewerkschaft zu. Im Mai-Juni 1917 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des 2. Russischen Gewerkschaftskongresses gewählt. 1918 wurde er Sektionsleiter der Abteilung für Postverkehr des Volkskommissariats für das Post- und Telegraphenwesen. 1919 war er Gründer und Mitarbeiter des Museums der Post- und Telegraphengewerkschaft, wurde aber 1921 im Zuge des Stellenabbaus entlassen.

Miller war Mitglied der Moskauer Archäologischen Gesellschaft und der Kommission zur Erforschung Alt-Moskaus (ab 1909) sowie aktives Mitglied, Wissenschaftlicher Sekretär (1918-23) und von 1923 an Vorsitzender der Kommission „Alt-Moskau“. Vom 1. April 1919 an leitete er das Museum „Alt-Moskau“, das 1922 in das Historische Museum integriert wurde, woraufhin Miller die entsprechende Abteilung als Angestellter des Museums leitete, bis seine Stelle 1929 im Zuge des Stellenabbaus gestrichen wurde. Parallel war er in den Jahren 1924-26 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums der Geschichte Moskaus sowie Referent und Exkursionsleiter der Akademie für Kommunistische Erziehung. 1924 wurde er zum Vorsitzenden der mit der Umbenennung der Moskauer Straßen befassten Kommission ernannt. Von Oktober 1926 an war Miller Stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft zur Erforschung des Gouvernements Moskau. Von März 1927 an beteiligte er sich aktiv an der Arbeit des Komitees zur Bewahrung und Pflege der Gräber herausragender Persönlichkeiten, das die auf dem Friedhof des Donski-Kloster gelegenen Gräber von Michail Cheraskow und Pjotr Tschaadajew in Ordnung brachte und die Grabstätten einiger weiterer Künstler und Schriftsteller wie z.B. Alexei Sawrassow, Nikolai Astyrew, Nikolai Solowjow-Nesmelow und Alexei Rasorjonow ausfindig machte. 1928 wurde Miller Mitglied der Puschkin-Kommission, die in Moskau mit dem Leben Puschkins in Verbindung stehende Orte ausfindig machte und das Moskauer Umfeld des Dichters erforschte. Anfang der 1930er Jahre nahm Miller die Beschreibung der einzelnen Moskauer Stadtteile in Angriff, die Informationen zur Geschichte und früheren Benennung der Straßen, zu den Hausbesitzern bis Ende des 19. Jahrhunderts sowie zu den in den einzelnen Stadtteilen ansässigen Unternehmen enthalten sollte.

Von 1930 an lebte Miller im Stadtteil Jasnaja Poljana, wo er auch verhaftet und zu drei Jahren Verbannung verurteilt wurde, die er in Perm absaß. 1933 kehrte er nach Moskau zurück, wo er die im Zusammenhang mit dem Bau der Moskauer Metro gegründete Geschichts- und Archivbrigade leitete. Auf Grundlage seiner Arbeit wurden die Berichte „Der zwischen den Stationen Kalantschowskaja und Sokolniki gelegene Abschnitt der Moskauer Untergrundbahn“ und „Der innerhalb des Gartenrings gelegene Abschnitt der Pokrowski-Linie“ verfasst.

1935 wurde er erneut verhaftet, im Butyrka-Gefängnis inhaftiert und anschließend in die Verbannung geschickt. 1939 kehrte er nach Moskau zurück.

In den Jahren 1936/37 war Miller an der Organisation der landesweiten Puschkin-Ausstellung aus Anlass des Hundertsten Todestages des Dichters beteiligt. 1938 erschien das von von ihm zusammen mit Pjotr Sytin verfasste Buch „Die Herkunft der Namen der Moskauer Straßen, Gassen und Plätze“. 1939 war er Leiter der auf der Baustelle des Hauptgebäudes der Akademie der Wissenschaften der UdSSR tätigen Archäologenbrigade. Er arbeitete als Wissenschaftlicher Sekretär der beim Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der UdSSR bestehenden Kommission für die Geschichte Moskaus. 1941 war er einer der Mitautoren des Bandes „Das Moskauer Umland“. In den Jahren des Deutsch-Sowjetischen Kriegs arbeitete er innerhalb einer Kommission der Akademie der Wissenschaften der UdSSR an der Zusammenstellung einer Chronik der Stadt Moskau.

Miller verfasste zahlreiche der Stadt Moskau gewidmete Artikel. Er ist auf dem Nowodewitschi-Friedhof begraben.

Literatur

Историки и краеведы Москвы. Вып. II. М., 1996 г.: Уваров С.А. Неутомимый москвовед // Московский журнал. 2000, № 1. С. 45–50.

Archive

ОПИ ГИМ. Ф. 134. Ед. хр. 171, 172, 173.

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