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Rabus Karl Iwanowitsch (Karl Wilhelm) (1799–1857). Maler, Professor, Mitglied der AdK

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)
Karl Iwanowitsch Rabus.
K.I. Rabus: Der Terem-Palast des Zaren Alexei Michailowitsch. 1840er Jahre.

RABUS, Karl (Carl) Iwanowitsch, * 11. Mai 1800 in St. Petersburg, † 14. Januar 1857 in Moskau. Künstler, Landschaftsmaler und Pädagoge; einer der ersten russischen Kunsthistoriker und Sammler.

Rabus war der Sohn russifizierter Deutscher lutherischer Konfession. Sein Vater war Erzieher an der Kaiserlichen Akademie der Künste in St. Petersburg und später Aufseher an der Akademie der Wissenschaften.

1807 wurde Rabus im Alter von sieben Jahren zur Vollwaise. Mit dem vom Vater geerbten Geld kam er an die Schule der Akademie der Künste. An der Kaiserlichen Akademie der Künste in Petersburg lernte er in der Klasse für Landschaftsmalerei bei M.M. Iwanow und reiste anschließend durch Südrussland und Europa. 1827 wurde er für sein Bild „Ansicht von Gursuf auf der Krim“ in die Akademie der Landschaftsmalerei aufgenommen. Das Äußere des jungen Rabus lässt sich anhand seines von A. Nothbeck geschaffenen Porträts erkennen.

1834 zog Rabus nach Moskau, wo er seine bekanntesten Bilder schuf: „Ansicht des Nowodewitschi-Klosters“ (1829), „Ansicht des Alexei-Klosters“ (1838), „Ansicht von Kolomenskoje“ (1848), „Der Terem-Palast des Zaren Alexei Michailowitsch“ (1840er Jahre), „Das Spasski-Tor in Moskau“ (1854) sowie „Ansicht des Kreml im Mondschein“, „In der Nähe des Nowodewitschi-Klosters“, „Der Rote Platz in Moskau“, „Ansicht des Moskauer Kreml“, „Die Basilius-Kathedrale“ und „Morgendliche Ansicht Moskaus von den Sperlingsbergen“. Von den zahlreichen Reisen des Malers zeugen seine Werke „Ansicht von Gursuf auf der Krim“, „Ansicht von Balaklawa“, „Wasserhose über dem Mittelmeer“, „Ansicht der Berge Albaniens vom Meer her“, „Nächtliche Ansicht aus der Umgebung von Meißen“, „Brücke in Sachsen“, „Ansicht von München“ oder „An den süßen Wassern bei Konstantinopel“. Unter seinen graphischen Arbeiten sind u.a. „Ansicht des Alexei-Klosters“, „Mondnacht in Gallipoli“, „Ansicht von Konstantinopel“, „Leuchtturm bei Konstantinopel“, „Sably auf der Krim“, „Aluschta auf der Krim“, „Windmühle“, „Festung am Bosporus“, „Ansicht des Simons-Klosters in Moskau“, „Die Hauptkirche des Simons-Klosters“ und „Haus des Erzbischofs im Simons-Kloster“ zu nennen. Neben der Landschaftsmalerei versuchte er sich auch in den Genres des Porträts und der Darstellung von Alltagsszenen, wovon etwa die Bilder „Porträt Baturins“ (1826) und „Moskau. Volksvergnügen“ (1829) zeugen.

Neben der Malerei tat sich Rabus auch als Pädagoge an der Moskauer Schule für Malerei und Bildhauerkunst hervor, wohin ihn M.F. Orlow, einer der Gründer der Schule, 1844 eingeladen hatte. Zugleich war er Professor für Malerei an der Stroganow-Schule und lehrte Perspektive an der Hofschule des Kreml. An der Schule für Malerei und Bildhauerkunst führte er den praktischen Unterricht in der Klasse für perspektivische und Landschaftsmalerei, hielt Vorlesungen zur Ästhetik und Theorie der Malerei, berichtete den Schülern über die Anschauungen Leonardo da Vincis, Raffaels und Goethes, half ihnen, sich die Besonderheiten der Linien- und Luftperspektive anzueignen, rief sie auf, in der Natur zu arbeiten und schärfte ihnen immer wieder ein, dass „die Natur unser großer Lehrer“ sei. Rabus bestand darauf, dass seine Zöglingen im Sommer nicht nur in der Hauptstadt und im Moskauer Umland, sondern auch im russischen Norden, in der Ukraine und auf der Krim an ihren Skizzen arbeiteten. Rabus galt als Begründer der Moskauer Schule der Landschaftsmalerei. Unter seinen Schülern erlangten A.K. Sawrassow und I.I. Schischkin besondere Berühmtheit. Darüber hinaus lernten u.a. auch W.F. Ammon, K.K. Gerz, I.G. Dawydow, P.I. Moisejew, A.P. Popow-Moskowski, W.P. Rybinski und W.O. Scherwud bei ihm.

Rabus war auch für seine in zahlreichen Zeitungen veröffentlichten Artikel zur Kunst sowie als Kunstsammler bekannt. Sein großes Werk ist die „Anleitung zur Perspektive“. Kurz vor seinem Tod nahm er die Arbeit an einer „Geschichte der Malerei“ auf.

In seinen politischen Ansichten stand Rabus A.I. Herzen und dessen Mitstreitern nahe und teilte die in Russland und Westeuropa in den 1830er und 1840er Jahren verbreiteten Ideen eines utopischen Sozialismus.

Rabus Haus war eines der Zentren der Moskauer Kunstszene, in dem zahlreiche Künstler, Literaten, Schauspieler und Musiker zusammenkamen. Hier hatte der Schauspieler P.M. Sadowski seinen ersten Auftritt. Beim Hausherrn zu Besuch war auch der französische Künstler Horace Vernet. Rabus war berühmten Zeitgenossen wie K.P. Brjullow, A.A. Iwanow und W.A. Tropinin freundschaftlich verbunden.

In den „Moskauer Nachrichten“ wurde eine dieser Abendveranstaltungen 1857 folgendermaßen beschrieben: „Unter dem bescheidenen Dach des gastfreundlichen Hausherrn… wurde immer wieder Interessantes gelesen, wurde gestritten oder wurden Karikaturen gezeichnet, worin der Hausherr selbst ein großer Meister war…; zuweilen klappt jemand den Flügel auf, während man bescheidene mit attischem Salz gewürzte kleine Speisen zu sich nimmt. Und die Gäste brechen im Pulk nach Hause auf, nachdem sie sich von dem herzlich geliebten und geachteten Hausherrn verabschiedet haben, und stören die auf der Sadowaja-Straße herrschende Stille durch Fortsetzung ihrer Gespräche und Erzählungen; jeder kehrte mit frischen Gedanken nach Hause zurück...“.

In seinen letzten Lebensjahren litt Rabus an Farbenblindheit und konnte nicht mehr alle Schattierungen von Gelb unterscheiden, was sich auch auf seine Malerei auswirkte. Er verstarb nach langer und schwerer Krankheit. Die Begräbnisfeier fand in der Moskauer evangelischen St. Peter- und Paul-Kirche statt.

N.A. Ramasanow schrieb nach dem Ableben des Künstlers: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser kluge, immer zuvorkommende gute Rabus schon nicht mehr unter uns ist, dieses Kind der Heißblütigkeit und Güte, dieser an Geist und Seele starke Mensch und Künstler“.

Literatur

Бутромеев В. Эпоха становления русской живописи. fanread.ruКниги11863356/?page=22 [Электронный ресурс]. URL: http://www.rostoveparhia.ru; Московские ведомости. 1857. Цветковская галерея. М., 1915; 7 ноября. Раздел «Художественная летопись. Биографический очерк»; Рамазанов Н.А. Материалы для истории художеств в России. Кн. 1. М., 1863; Музей В.А. Тропинина и московских художников его времени. Под. Ред. Т. Клюевой. М., 1975; Степанова С.С. Московское училище живописи и ваяния. СПб. 2005.

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