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DRIESEN Baron von der Osten-Driesen, Nikolai Wassiljewitsch

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

DRIESEN, Baron von der Osten-Driesen, Nikolai Wassiljewitsch, * 9. oder 19. Mai 1868 in Moskau, † 31. März 1935 in Paris. Theaterschaffender, Schriftsteller, Kammerherr (1912).

Entstammte dem Adelsgeschlecht der von Driesen. Nach Abschluss des Petersburger Alexander-Kadettenkorps (1886) verzichtete er auf eine Militärkarriere und diente zunächst in der Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek (1886–88) und später in den Departements für Zollabgaben und Steuern des Finanzministeriums. Parallel war er in den Jahren 1890–91 Gasthörer der Historisch-Philologischen Fakultät der Universität St. Petersburg. In den Jahren 1897–98 war er Beamter für besondere Aufgaben beim Gouverneur von Rjasan, in den Jahren 1901–04 Mitglied der Rjasaner Semstwo-Verwaltung. Bei seiner Rückkehr nach St. Petersburg wurde er bei der Kanzlei des Gouverneurs von Rjasan als „Beamter ohne festen Zuständigkeitsbereich“ geführt (1904). Von 1908 an war er bei der Hauptverwaltung für Presseangelegenheiten als Theaterzensor tätig.

In den 1880er Jahren begann Driesen, unter dem Pseudonym N. Karelin literarisch zu schreiben (Erzählungen, Prosaskizzen und Theaterstücke) und sammelte Material zur russischen Theatergeschichte. In den Jahren 1898-1901 leitete er das Theater der Rjasaner Gesellschaft für Volksunterhaltung und inszenierte Theaterstücke, in denen er auch selbst auftrat. Er war Autor (von 1905 an) und Redakteur (1909–15) des „Jahrbuchs der Kaiserlichen Theater“, das er zu einer Theater- und Literaturzeitschrift machte. 1907 gründete er zusammen mit dem Bühnenautor und Regisseur N.N. Jefreinow in St. Petersburg das „Altertümliche Theater“ (bis 1912) und eine an dieses angeschlossene Schauspielschule. Von 1908 an diente er in der Hauptverwaltung für Presseangelegenheiten als Zensor für Theaterstücke. In den Jahren 1909–17 erfreuten sich Driesens mittwöchlich stattfindende Literatur- und Kunstveranstaltungen („Driesen-Mittwochs“) in Petersburg großer Beliebtheit, an denen sich Literatur- und Theaterschaffende beider Hauptstädte beteiligten (darunter unter anderem auch A.A. Blok, K.S. Stanislawski und W.E. Meyerhold). Driesen unterrichtete Theatergeschichte an der Schauspielschule von A.S. Suworin und veröffentlichte in den Jahren 1905–17 mehrere der Geschichte der Literatur, des Theaters und der Zensur in Russland gewidmete Forschungsarbeiten.

1919 emigrierte Driesen zunächst nach Finnland und später nach Frankreich. Von den 1920er Jahren an lebte er in Paris, wo er eine russische Theater- und Konzertagentur und ein Jugendtheater gründete und Vorlesungen an der Sorbonne hielt. In verschiedenen Pariser, Berliner und Rigaer Presseerzeugnissen veröffentlichte er über 50 dem Literatur- und Theaterleben Russlands gewidmete autobiographische Skizzen.

N.W. Driesen war mit Rosalija Gustowna, der Tochter von Generalmajor Struwe, verheiratet.

Veröffentlichungen

М.Е. Салтыков в Рязани (1858–1860 гг., 1863–1867 гг.), СПБ, 1900; Материалы к истории русского театра, М., 1905; 2 изд., М., 1913; К истории одного таланта (М.Н. Ермолова). СПБ, 1907; Сорок лет театра. Воспоминания 1875–1915, Пг., 1916; Драматическая цензура двух эпох. 1825–1881, Пг., 1917.

 

Literatur

Autoren: Sokolinskij E., Troickij N.

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