KLUDT, Samuel, * 25. Dezember 1833 in der Kolonie Malojaroslawez-2 (Bessarabien), † nicht bekannt. Gesellschaftlich engagierte Person und Publizist. Einer der ersten Vertreter der Kolonisten-Intelligenz.
Seine Ausbildung erhielt Kludt an der evangelisch-deutschen Lehrerbildungsanstalt Werner in Sarata (Bezirk Akkerman), wo er zu den Absolventen des 2. Abschlussjahrgangs gehörte. In den Jahren 1852-53 arbeitete er als Hilfslehrer an der 1825 gegründeten Schule der Kirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Odessa. In den Jahren 1853-54 diente er als Landvermesser bei der Kommission zur Abschätzung des in den Kolonien vorhandenen Landbestands, die Anfang der 1850er Jahre auf Beschluss des Ministeriums für Staatsdomänen vom Departement für Landwirtschaft gegründet worden war und von Hofrat Rudolf Ernstowitsch Trautfetter (korrespondierendes Mitglieder der Petersburger Akademie der Wissenschaften, Rektor der Kiewer Universität und Doktor der Philosophie der Königsberger Universität) geführt wurde. In den Jahren 1860-66 arbeitete Kludt als Schreiber im Fürsorgekomitee für Ausländische Siedler, 1870-71 als Bezirksschreiber auf der Krim und einige Zeit in Halbstadt. Nach Erscheinen des Gesetzes vom 4. Juni 1871 (durch das die Kolonisten-Privilegien aufgehoben wurden) veröffentlichte er eine Zusammenstellung der die ausländischen Siedler betreffenden Gesetze in deutscher Sprache. Kludt stand im Ruf eines ausgesprochen anständigen Menschen und kompetenten Spezialisten. So wies er in den Jahren 1880/81 in zwei im Auftrag der Gemeinde Selz (Bezirk Odessa) bzw. der Versammlung des Amtsbezirks Rastatt (Bezirk Ananjew, Gouvernement Cherson) verfassten, an den Innenminister Graf N.P. Ignatjew bzw. den Senat gerichteten Gesuchen darauf hin, dass die 1875 von der Führung des Gouvernements Cherson erlassenen Instruktionen gegen die die ausländischen Kolonisten in Russland betreffende Gesetzgebung verstießen. Da er die in diesen Gesuchen angesprochenen Probleme für symptomatisch für alle in Südrussland ansässigen Kolonisten hielt, unternahm Kludt Ende 1881 - Anfang 1882 auf eigene Initiative eine Fahrt in die in den Gouvernements Taurien und Jekaterinoslaw gelegenen deutschen Dörfer, um sich selbst ein Bild der Agrarfrage zu machen. 1882 verfasste er im Auftrag von zwölf im Amtsbezirk Ludwigstal (Bezirk Mariupol, Gouvernement Taurien) gelegenen Kolonien, die ihn um Hilfe bei der Klärung der Landfrage gebeten hatten, ein weiteres Gesuch. Kopien der von ihm ausgearbeiteten Dokumente veröffentlichte Kludt in der Zeitung „Sankt-Petersburger Herold“, wodurch er die öffentlichen Meinung des Landes auf die mit der Landnutzung verbundenen Probleme der deutschen Kolonisten aufmerksam machte. Diese Veröffentlichungen stießen sowohl in Russland als auch in Deutschland (wo sie 1883 als eigene Broschüre erschienen) auf großes Interesse.
Mit den mit der Landnutzung verbundenen Problemen war auch Kludts Cousin Waldemar Kludt (*1862) befasst, der dem bekannten russischen Wirtschaftsstatistiker W.E. Postnikow bei der Sammlung statistischer Daten behilflich war. Als umfassend gebildeter Mensch beschränkte sich Kludt nicht auf eine enge nationale Perspektive und verstand die Wichtigkeit des Austausches zwischen den einzelnen Kulturen. Anfang der 1850er Jahre gründete er zusammen mit Gerhard Bader in den Kolonien Südrusslands mehrere private Abendschulen, in denen die deutschen Kolonisten die russische Sprache lernen konnten.
Die Verfassung der ausländischen Ansiedler auf Kronsländereien in Russland nach dem Gesetz 4.-6. Juni 1871, Odessa, 1872; Berichte und Gesuche, welche an die Staatsregierung in Angelegenheiten der deutschen Landgemeinden in Südrussland gerichtet worden. Separat-Abzug aus dem «Sankt-Petersburger Herold», Petersburg, 1882.
Штах Я., Очерки по истории и современной жизни южнороссийских колонистов, М., 1916; Постников В.Е., Южнорусское крестьянское хозяйство, М., 1891; Архив семьи Клюдт.