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KLUDT , Simon (1881–1935). Evangelisch-lutherischer Pastor

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

KLUDT, Simon, * 6. April 1881 in der Kolonie Berlin (Bezirk Tiraspol, Gouvernement Cherson), heute Worobejewka (Rayon Welikoje Michailowskoje, Gebiet Odessa), † 23. Juli 1935 in Dnepropetrowsk. Evangelisch-lutherischer Pastor.

Kludt war der Sohn von Immanuil Heinrich Kludt (* 13. Oktober 1846 in der Kolonie Teplitz, Bessarabien, † 24. Februar 1914 in der Kolonie Großliebental, Gouvernement Cherson) und dessen Ehefrau Katharina Sophia, geborene Kemler (* 3. März 1849).

1889 zog die Familie in die Kolonie Freidorf (Amtsbezirk Ponjatowka, Bezirk Tiraspol, Gouvernement Cherson), wo Kludt die in der Kolonie Landau gelegene Zentralschule des Bezirks Beresan besuchte. Am 17. März 1896 wurde er in der Kirche von Neufreudental (Bezirk Odessa, Gouvernement Cherson) von Pastor G. Geschke konfirmiert. Im gleichen Jahr musste er die Schule verlassen, da seine Familie in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Als Anhänger der Ideen des Stundismus konnte Kludt seine Ausbildung später an der evangelisch-pietistischen Pilgermission St. Chrischona bei Basel fortsetzen (1903-07). Vor seinem Aufbruch in die Schweiz wurde er von Pastor J. Stach examiniert, der ihm ein sittlich-moralisches Zeugnis ausstellte und die Kenntnis des Katechismus bescheinigte (ohne Vorlage eines entsprechenden Dokuments wurde man an der Mission nicht aufgenommen). Nach Abschluss seines Studiums wurde Kludt in die Kolonie Großliebental entsandt, wo er Probst J. Alber als auswärtiger Prediger zur Seite stand.

In den Jahren 1907-08 suchte Kludt insgesamt 113 Dörfer auf und führte für die dort lebenden 1.400 Gläubigen 155 Versammlungen durch. Im Auftrag der Basler Mission besuchte er zudem den IV. Bundeskongress der Evangeliumschristen Russlands in Astrachanka (25.-27. September 1908) und erstattete anschließend dem Konsistorium Bericht, was insofern von großer Bedeutung war, als die Separatisten ihre Mitgliederzahlen auch auf Kosten der Lutheraner steigerten, was sowohl orthodoxe als auch lutherische Geistliche mit großer Besorgnis erfüllte. Kludts die Arbeit des Kongresses betreffenden Notizen sind erhalten. In den Jahren 1908-23 war Kludt Prediger in der 1.300 Gemeindemitglieder zählenden Kolonie Neuhoffnung (Bezirk Berdjansk, Gouvernement Taurien). In seinem mit der Gemeinde geschlossenen Vertrag verpflichtete er sich, die Traditionen der von württembergischen Pietisten gegründeten Gemeinde zu bewahren und die Macht des Petersburger evangelisch-lutherischen Konsistoriums nicht anzuerkennen. 1909 nahm Kludt an einer Konferenz der Evangelisten in St. Crischona teil. Im März 1917 wurde er von der Kolonistengemeinde nach Moskau delegiert, um dort an einer Versammlung der Russlanddeutschen teilzunehmen. Im Mai 1918 war er einer der insgesamt 560 Delegierten des deutschen Kolonisten-Kongresses in Prischib.

Zur Zeit der Hungersnot von 1921 war Kludt Repräsentant der American Relief Adminstration (A.R.A.) in seiner Gemeinde und Vorsitzender der Hilfsorganisation „Peter Weston“. In der Zeit nach dem Bürgerkrieg, der Kollektivierung und der verschiedenen antideutschen Kampagnen Mitte der 1920er Jahre – Anfang der 1930er Jahre unterstützte er das Prinzip des Verzichts auf Widerstand gegen das Böse und war bestrebt, seine Pflichten als Pastor in den Gemeinden Neu-Stuttgart (1923-29, 1.292 Gemeindemitglieder), Charkow (1928-33, 97 Gemeindemitglieder) und Friedenfeld (1926-34, 1.262 Gemeindemitglieder) zu erfüllen. Kludt war einer der letzten in der Ukraine tätigen Pastoren, die auch 1934 noch religiöse Zeremonien vollzogen. Am 24. November des gleichen Jahres wurde er verhaftet und am 17. Mai 1935 vom Sonderkollegium des Gebiets Dnepropetrowsk nach Art. 54–4 Teil 2 des Strafgesetzbuchs der Ukrainischen SSR (Unterstützung des reaktionären Teils der internationalen Bourgeoisie) zum Tod durch Erschießen verurteilt.

Kludt war mit Else Pauline, geborene Kercher (* 14. April 1886 in Esslingen, Württemberg, Deutschland, † 21. April 1974 in Woltschansk, Gebiet Swerdlowsk) verheiratet, mit der er acht Kinder hatte – zwei Töchter und sechs Söhne. Sieben Kinder emigrierten nach Deutschland.

 

Autoren: Bobyleva S.I.

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