RU

neue
illustrierte elektronische

MINDING Ferdinand Gottliebowitsch // (1806–1885). Mathematiker, Mechaniker, Pädagoge, Ehrenmitglied der Petersburger AdW

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

MINDING, Ernst Ferdinand Adolf (Ferdinand Gottliebowitsch), * 11. Januar 1806 in Kalisch (Preußen), † 1. Mai 1885 in Dorpat. Mathematiker, Mechaniker, Pädagoge, Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften (1879; korrespondierendes Mitglied seit 1864). Sohn des Juristen und Assessors am Bezirks- und Stadtgerichts Ernst Gottlieb Minding und seiner Ehefrau, geborene Holst. Von 1807 an lebte die Familie Minding in Hirschberg (Schlesien). Nach Abschluss des Gymnasiums (1824) nahm Minding ein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Halle auf, das er in den Jahren 1825-27 an der Berliner Universität fortsetzte, wo er u.a. bei J. Encke, E. Dirksen und G. Hegel lernte. In den Jahren 1827-29 unterrichtete er zunächst Geometrie an einem Gymnasium bei Berlin und später Mathematik, Geschichte und Deutsch am Gymnasium Elberfeld. 1829 promovierte er zum Doktor der Mathematik und Physik. Von 1830 an war er Privatdozent an der Berliner Universität und von 1834 an parallel Dozent der Königlichen Allgemeinen Bauschule zu Berlin. 1842 wurde er von P. G. Lejeune Dirichlet als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen, reiste aber 1843 nach Russland aus, wo er auf Empfehlung von K.G. Jacobi, A. Humboldt u.a. an die Universität Dorpat berufen wurde, an der er in den Jahren 1843-83 als ordentlicher Professor tätig war (1868 und 1873 in dieser Stellung wiedergewählt). Er leitete etwa drei Jahre den Lehrstuhl für Angewandte und Reine Mathematik und war in den Jahren 1851-55 Dekan der Physikalisch-Mathematischen Fakultät. Er hielt Kurse zu den Themen Statik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Integration von Differentialgleichungen, Theorie elliptischer Funktionen (erstmals in Russland, 1845), Hydraulik und Maschinentheorie, Dioptrik, Darstellende Geometrie, mathematische Elastizitätstheorie und Geodäsie. Unter Mindings Schülern war der Mathematiker K.M. Peterson. In den Jahren 1850 und 1857 unternahm Minding wissenschaftliche Reisen nach Deutschland bzw. Paris. 1864 nahm der die russische Staatsangehörigkeit an. Teilnehmer des Kongresses der deutschen Naturforscher in Rostock (1871). Minding verfasste etwa 70 Arbeiten, deren wichtigste sich mit der Integration von Differentialgleichungen 1. Ordnung, mit der Theorie von Oberflächen und auf diesen liegenden Linien und insbesondere mit der Oberflächentheorie konstanter Krümmung befassten. Darüber hinaus widmete sich Minding in seinen Arbeiten der Theorie von Kettenbrüchen, der Theorie Algebraischer Funktionen, der Theorie Abelscher Integrale und der Variationsrechnung und war Autor von Lehrbüchern, die von Zeitgenossen wie Encke und K.F. Gauss hochgeschätzt wurden: „Anfangsgründe der höheren Arithmetik“ (1832),
Handbuch der Differential- und Integralrechnung und ihrer Anwendungen auf Geometrie und Mechanik (1836), „Handbuch der theoretischen Mechanik“ (1838), „Sammlung von Integraltafeln“ (1849). Im Jahr 1861 wurde ihm für seine auf dem Gebiet der Integration von Differentialgleichungen geleistete Arbeit der Demidow-Preis verliehen. Ehrendoktor der Universität Halle (1879). Minding ist auf dem Marien-Friedhof in Dorpat begraben (heute Raadi-Friedhof).

Er war mit Auguste Regler verheiratet und hatte zwei Söhne und zwei Töchter.

Veröffentlichungen

Исследование об интегрировании дифференциальных уравнений первого порядка с двумя переменными, СПБ, 1862.

Literatur

Биографический словарь профессоров и преподавателей имп. Юрьевского университета за 100 лет его существования (1802–1902), Юрьев, 1902; Ряго Г., Из жизни и деятельности четырех замечательных математиков Тартусского университета, в сб.: Уч. зап. Тартусского университета, 1955, в. 37; Галченкова Р.И., Лумисте Ю.Г., Ожигова Е.П., Погребыский И.П., Фердинанд Миндинг, Л., 1970; Kneser A., Übersicht der wissenschaftlichen Arbeiten Ferdinand Minding’s nebst biografischen Notizen, «Zeitung für Mathematik und Physik», 1900, Bd. 45; Biermann K.-R., Der Mathematiker Ferdinand Minding und die Berliner Academie, «Monatsberichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin», 1961, Bd. 3, H. 2. * БСЭ-3; ДЕТ; Персональный состав АН СССР; DBL.

Autoren: Savčuk V.

ЗEINE FRAGE STELLEN