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LÖSCHERN VON HERZFELDT Sofja Alexandrowna (1842–1898). Revolutionärin, Volkstümlerin

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

LÖSCHERN VON HERZFELDT, Sofia Alexandrowna, * 1842, † 1898 in Selinginsk (Gebiet Transbaikalien). Revolutionärin, Mitglied der „Narodniki“ [„Volkstümler“]. Erste Frau, gegen die in Russland aus politischen Gründen die Todesstrafe verhängt wurde.

Tochter eines Generalmajors und Schwägerin von M.P. Löschern von Herzfeldt. Schloss das Nowgoroder Institut für Höhere Töchter ab. In den Jahren 1869-72 unterrichtete Löschern von Herzfeld zusammen mit dem Schriftsteller P.W. Sassodimski in einer Schule, die sie auf dem im Dorf Menlezy (Bezirk Borowitschi, Gouvernement Nowgorod) gelegenen Gut ihrer Eltern für Bauern eingerichtet hatte . Ende 1873 ging sie nach St. Petersburg, wo sie sich dem revolutionären Narodniki-Zirkel um F.N. Lermontow anschloss. Im Frühjahr 1874 ging sie mit gefälschten Papieren unter dem Namen Warwara Leschewa „ins Volk“ und betrieb revolutionäre Propaganda unter den in den Wolgagouvernements zwischen Rybinsk und Saratow ansässigen Bauern. Am 17. Juni 1874 wurde sie in Saratow verhaftet und war anschließend zunächst im Saratower Schlossgefängnis, dann in der Peter-Paul-Festung (ab dem 19. Februar 1875) und schließlich im Petersburger Untersuchungsgefängnis (ab dem 20. Januar 1876) in Haft. 1877/78 stand Löschern von Herzfeld im Prozess der „193“ vor Gericht, wo sie am 23. Januar 1878 zur Verbannung ins Gouvernement Tobolsk verurteilt wurde. Zar Alexander II. setzte das Urteil auf Gesuch ihrer Eltern zur Bewährung aus und ließ sie für drei Jahre in St. Petersburg unter Polizeiaufsicht stellen.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1878 tauchte sie unter und verließ St. Petersburg heimlich in Richtung Kiew, wo sie sich dem von W.A. Ossinski geführten Südlichen Exekutivkomitee der Russischen Sozialdemokratischen Partei anschloss. Am 24. Januar 1879 wurde sie eben dort zusammen mit Ossinski unter dem Namen der Ehefrau eines Landvermessers namens Baikowa verhaftet und leistete bei ihrer Festnahme bewaffneten Widerstand. Am 7. Mai 1879 wurde sie vom Gericht des Kiewer Militärbezirks zum Tod verurteilt, von Alexander II.allerdings unter Aberkennung aller Standesrechte zu ewiger Verbannung begnadigt. Anfang 1880 kam sie in ein am Fluss Kara in Transbaikalien gelegenes Zwangsarbeitslager. Im September 1890 wurde sie aus dem Gefängnis in das sogenannte „freie Kommando“ entlassen (bei dem man statt in einer Zelle in einer Wohnung untergebracht war). 1894 wurde sie aufgrund des von Nikolai II. anlässlich seiner Thronbesteigung erlassenen Manifests in Selenginsk angesiedelt, wo sie an einer Lungenentzündung verstarb.

Literatur

Брешко-Брешковская Е.К., Из воспоминания (С.А. Лешерн..), «Голос минувшего», 1918, № 10–12; Прибылева-Корба А.П., «Народная воля». Воспоминания о 1870–1880-х гг., М., 1926; Цедербаум С.О., Женщина в рус. движении (1879–1905), Л., 1927.

Autoren: Troickij N.

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