FISCHER Wassilij Fjodorowitsch (1846–1879). Revolutionär-Volkstümler

FISCHER, Wassili Fjodorowitsch, * 18. Februar 1846, † nach 1879, Revolutionär-Narodnik.

Fischer entstammte einem Mecklenburgisch-Schweriner Adelsgeschlecht. In den Jahren 1868-69 und 1870 studierte er an der St. Petersburger Medizinisch-Chirurgischen Akademie, wo er wegen Beteiligung an Studentenunruhen zwischenzeitlich suspendiert war. Von 1871 an lebte er in Kiew, wo er in den Jahren 1872–73 an der St. Wladimir-Universität studierte (ohne Abschluss). Im Herbst 1873 war er einer der Organisatoren der „Kiewer Kommune“, eines den Narodniki nahestehenden revolutionären Zirkels. Im Sommer 1874 ging er mit falschen, auf den Namen Wassili Bondarenko ausgestellten Papieren „ins Volk“ und versuchte erfolglos, unter den in den Gouvernements Kiew, Witebsk und Kursk ansässigen Bauern Stützpunkte der revolutionären Propaganda aufzubauen. Am 10. Januar 1875 wurde er in der Kleinstadt Gorjani (Bezirk Polozk, Gouvernement Witebsk) verhaftet, saß in Kiew und St. Petersburg in Haft und war 1877-78 einer der Angeklagten im „Prozess der 193“. Am 23. Januar 1878 wurde er zur Verbannung in das Gouvernement Tobolsk verurteilt, musste die Strafe aber nicht antreten, da seine Untersuchungshaft als Strafe anerkannt wurde. Im Sommer des gleichen Jahres war er an der Organisation der Flucht von Ja. W. Stefanowitsch, L.G. Deitsch und I.W. Bochanowski aus dem Kiewer Gefängnis beteiligt. Am 9. Oktober wurde er nach Nikolsk (Gouvernement Wologda) verbannt, wo er als Hilfsarzt im örtlichen Krankenhaus arbeitete. Fischer starb an Tuberkulose.