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BEKKER , Erika Genrichowna (*31. Mai 1931 im Dorf Preuss, Gebiet Saratow) – Philologin, Professorin am Staatlichen Pädagogischen Institut Tomsk (TGPI)

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BEKKER, Erika Genrichowna (*31. Mai 1931 im Dorf Preuss, Gebiet Saratow) – Philologin, Professorin am Staatlichen Pädagogischen Institut Tomsk (TGPI).

            Bekkers Vater Genrich (Heinrich) Petrowitsch arbeitete als Lehrer und unterrichtete später am Pädagogischen Institut Saratow. Bekkers Mutter Margarita Iwanowna war Bibliothekarin. Von 1939 an besuchte Bekker die Mittelschule Nr. 21 in Saratow. Nach Ausbruch des Deutsch-Sowjetischen Kriegs wurde die Familie aufgrund des Erlasses des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Umsiedlung der in der Wolgaregion lebenden Deutschen“ vom 28. August 1941 nach Tomsk ausgesiedelt, wo Bekker 1949 die Mittelschule Nr. 2 und 1953 die Fremdsprachenfakultät des Staatlichen Pädagogischen Instituts Tomsk abschloss. Von 1953 an war sie als Deutsch- und Englischlehrerin an der Mittelschule Nr. 1 in Asino (Gebiet Tomsk), von 1955 an als Deutschlehrerin und 1960/61 als Stellvertretende Direktorin an der Mittelschule Nr. 6 in Tomsk tätig. Von 1961 an war sie Aspiranturstudentin am Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Allgemeine Sprachwissenschaft des Staatlichen Pädagogischen Instituts Tomsk bei Prof. A.P. Dulson, von 1965 an Höhere Lehrkraft und von 1966 an Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Sprachwissenschaft. 1971–73 Dekanin der Fremdsprachenfakultät des Staatlichen Pädagogischen Instituts Tomsk, 1973–76 Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Allgemeine Sprachwissenschaft, 1976–90 Leiterin, 1990-91 Professorin am Lehrstuhl für Deutsche Philologie. Heute lebt Bekker in Deutschland.

            Der akademische Titel des Dozenten wurde Bekker 1966, der Professorentitel 1988 verliehen. Im Rahmen ihrer Aspirantur befasste sich Bekker auf Anregung A.P. Dulsons mit einer für Westsibirien neuen Thematik – der selkupischen Toponomie. Im Rahmen linguistischer Expeditionen, die sie in den Jahren 1962, 1963, 1967 und 1971 in die im Gebiet Tomsk gelegenen Rayone Kolpaschewo, Werchneketski und Parabel' sowie in den in der Region Krasnojarsk gelegenen Rayon Jenissejsk führten, konnte sie umfangreiches die selpukische und ketische Toponomie betreffendes Material zusammentragen. Aufgrund der Untersuchung von 300 mündlich und 450 schriftlich dokumentierten Formen selpukischer Toponyme konnte sie zwei heutige Hauptverbreitungsareale bestimmen: einen auf dem Territorium des Gebiets Tomsk gelegenen adaptierten Bereich mit einer Endung auf „-ka“ („-ga“) und einen in der Region Krasnojarsk (im Einzugsgebiet der Flüsse Tas und Turuchan) gelegenen weniger adaptierten Bereich mit einer Endung auf „-ky“. Durch Analyse der im heutigen Siedlungsgebiet der Selkupen gefundenen ketischen Toponyme konnte die These A.P. Dulsons bestätigt werden, dass Keten und Selkupen dort einst gemischt gelebt haben müssen. Die Untersuchung auf dem Territorium des Gebiets Tomsk anzutreffender südsamojedischer Hydronyme und deren Gegenüberstellung mit auf südsamojedischem Gebiet anzutreffenden toponymischen Wortbildungen mit gleichem Auslaut brachten sie zu der Hypothese, dass die Südsamojeden einst auf dem Territorium des Gebiets Tomsk gelebt haben müssen. 1965 promovierte Bekker mit einer Dissertation zum Thema „Die selkupischen Toponyme Westsibiriens“ zur Kandidatin der Philologischen Wissenschaften. Von Ende der 1960er Jahre an widmete sich Bekker der Erforschung der selpukischen Morphologie. 1984 promovierte Bekker mit einer Dissertation zum Thema „Grammatikalische Kategorien des Nomens in den südlichen Dialekten der selkupischen Sprache“ zum Doktor der Philologischen Wissenschaften (1986 von der Obersten Attestationskommission bestätigt). Mitte der 1970er bis Anfang der 1990er Jahre war Bekkers Forschungs- und Lehrtätigkeit mit der Ausbildung von Samojedologen verbunden. Zu dieser Zeit betreute sie die wissenschaftliche Tätigkeit eines mit der Frage der Herkunft der Ureinwohner Sibiriens und ihrer Sprachen befassten Teams und leitete die Ausarbeitung von Lehrmaterialien und Lehrwerken zur Morphologie der selkupischen Sprache. Unter Bekkers Leitung wurden sieben Kandidaten-Dissertationen verfasst. Bekker ist Autorin von über 50 wissenschaftlichen Arbeiten. Zusammen mit E.A. Maksimowa und M.Ja. Steinberg verfasste sie ein für die 5. Klasse der Mittelschule bestimmtes Lehrbuch der deutschen Sprache, das 1960 veröffentlicht und später 4 Mal neu aufgelegt wurde (1963, 1967, 1975 in Moskau und 1969 in Kaunas) und in Schulen zum Einsatz kam, an denen Deutsch in einigen Fächern Unterrichtssprache war. Bekker wurde mit der Medaille „Für hervorragende Arbeitsleistungen“ (1981) und dem Abzeichen „Vorzeigekraft der Volksbildung“ (1976) ausgezeichnet.

 

Veröffentlichungen: Селькупская топонимика Томской области // Топонимика Востока. Новые исследования. М., 1964; Устные и письменные формы селькупских топонимов Томской области // Ученые записки Томского государственного педагогического института. Томск, 1965. Т. XXII; О некоторых селькупских географических терминах // Местные географические термины. М., 1970; К употреблению падежей в селькупском языке // Склонение в палеоазиатских и самодийских языках. Л., 1974; К вопросу о развитии падежной системы в селькупском языке // Финно-угорские языки и Восток. Труды по востоковедению. Тарту, 1978. Выпуск IV; Категория падежа в селькупском языке. Томск, 1978; Селькупские имена // Справочник личных имен народов РСФСР. М., 1979; Селькупские аналитические конструкции в функции падежа // Советское финно-угроведение. 1980. Выпуск XVI. № 1; Селькупские тексты // Сказки народов Сибирского Севера. Томск, 1980; О падежах пространственно-временной ориентации в селькупском языке // Советское финно-угроведение. 1981. Выпуск XVII; К вопросу о морфологическом аспекте выражения притяжательных отношений в диалектах селькупского языка // Категория притяжательности в славянских и балканских языках. М., 1983; Морфология селькупских падежных форм в хронологическом развитии (диалектное обозрение южноселькупского языкового ареала) // Проблемы исторической интерпретации археологических и этнографических источников Западной Сибири. Томск, 1990; Совм. с В.В. Быконя, А.А. Ким, Ш.Ц. Купер, Л.В. Моревой. Пособие по селькупскому языку. Томск, 1994; Совм. с Л.А. Алиткиной, В.В. Быконя, И.А. Ильяшенко. Морфология селькупского языка. Южные диалекты. Томск, 1995. Ч. 1–2; Prof. Dr. Andreas Dulson (1900–1973). Sein Leben und Werk in den Erinnerungen seiner Schüler. Mitteilungen der Societas Uralo-Altaica. Heft 20. Hamburg, 1999.

INHALT

Archive

Архив ТГПУ. Ф. 566. Оп. 1. Д. 4134.

Literatur

В творческом поиске // Советский учитель. 1981. 6 нояб.; Томский государственный педагогический университет. Томск, 1995; Профессора Томского государственного педагогического университета: Биографический словарь / Автор-составитель Т.В. Галкина. Томск, 2005.

Autoren: Gribovskij M.V.

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