STROMBERG, Armin Genrichowitsch (* 16. Sept. 1910 in Breslau/ Deutschland, heute Wrocław/ Polen, † 18. Sept. 2004, Tomsk) – Chemiker, Professor der Polytechnischen Universität Tomsk (TPU).
Strombergs Vater Genrich (Heinrich) Genrichowitsch (1883–1914), Doktor der Medizin, Privatdozent der Militärmedizinischen Akademie St. Petersburg und Weltkriegsteilnehmer, fiel an der Front. Strombergs Mutter Magda Robertowna (1885–1972) absolvierte die Bestuschewschen Höheren Frauenkurse in St. Petersburg, arbeitete zunächst als Assistentin und später als Dozentin am Lehrstuhl für Allgemeine und Anorganische Chemie des Polytechnischen Instituts des Uralgebiets in Swerdlowsk. 1930 schloss Stromberg am Polytechnischen Institut des Uralgebiets sein Studium der Chemie ab (Fachrichtung Elektrochemie). 1930-32 war er Forschungsassistent in der sogenannten „Magnesiumgruppe“ des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts der Chemischen Industrie des Uralgebiets (Swerdlowsk), von 1932 an Forschungsassistent und später Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Labors für Salzschmelze des Physikalisch-Chemischen Instituts des Uralgebiets (Außenstelle des Moskauer Physikalisch-Chemischen L.Ja. Karpow-Instituts). Von 1936 an Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Physikalisch-Technischen Instituts, von 1939 an Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Chemie und Metallurgie der Außenstelle der Akademie der Wissenschaften der UdSSR im Uralgebiet. Im März 1942 wurde Stromberg im Sonderlager für Sowjetdeutsche des NKWD in Nischnij Tagil interniert, wo er in einer Ziegelei arbeiteten musste. 1943 wurde er aus dem Lager entlassen und 1992 rehabilitiert.
Von 1943 an Leiter des Labors für Analytische Chemie des Instituts für Chemie und Metallurgie der Außenstelle der Akademie der Wissenschaften der UdSSR im Uralgebiet. Von 1950 an Dozent, 1954–56 Professor am Lehrstuhl für Physikalische und Kolloidchemie der Staatlichen Universität des Uralgebiets in Swerdlowsk. 1956-86 Leiter des Lehrstuhls für Physikalische und Kolloidchemie des Polytechnischen Instituts Tomsk (TPI). 1985–2004 beratender Professor an diesem Lehrstuhl. 1962–85 parallel Wissenschaftlicher Leiter des „Problemorientierten Forschungslabors“ zur Ausarbeitung einer Methode der Inversvoltammetrie. 1953 im akademischen Titel des Professor 1953 am Lehrstuhl für Physikalische Chemie bestätigt. An der Polytechnischen Universität Tomsk hielt er einen Kurs zur Physikalischen Chemie.
Strombergs wissenschaftliche Tätigkeit begann mit der experimentellen Überprüfung des von A.N. Frumkin (Mitglied der Akademie der Wissenschaften) theoretisch formulierten Nullladungspotentials. Stromberg war an der Entwicklung und Ausarbeitung der für die analytische Chemie neuen Methode der Inversvoltammetrie beteiligt. 1939 promovierte er mit dem Thema „Über die Viskosität von Salzschmelzen“ zum Kandidaten der Chemischen Wissenschaften, 1951 habilitierte er sich mit dem Thema „Theorie und Praxis der Polarographie unter besonderer Berücksichtigung der Amalgampolarographie“ zum Doktor der Chemischen Wissenschaften (1953 bestätigt). Stromberg betreute 87 Kandidaten der Chemischen Wissenschaften, verfasste etwa 470 wissenschaftlichen Arbeiten und gilt als Begründer der der Inversvoltammetrie gewidmeten wissenschaftlichen Schule. In Zusammenarbeit mit Professor D.P. Semtschenko verfasste er ein für Studenten der Chemischen Hochschulen bestimmtes Lehrbuch der Physikalischen Chemie, das insgesamt sieben Neuauflagen erlebte. Er veröffentlichte zwei verschiedenen Bereichen der Physikalischen Chemie gewidmete Aufgabensammlungen: zur Elektrochemie (Tomsk, 1960) und zur chemischen Thermodynamik (Moskau, 1973, 1985). Stromberg war Mitglied des Wissenschaftsrats der Akademie der Wissenschaften der UdSSR für Analytische Chemie (ab 1945), Vorsitzender der Staatlichen Prüfungskommission für Chemie an der Universität Nowosibirsk (ab 1960); Vorsitzender bzw. Mitglied der Dissertationsräte der Staatlichen Universität des Uralgebiets (Jekaterinburg), der Pädagogischen Universität Tomsk, der Staatlichen Universität Tomsk und des Instituts für Anorganische Chemie der Sibirischen Abteilung der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (Nowosibirsk). Stromberg organisierte in Tomsk vier der analytischen Chemie gewidmete Allunionskonferenzen (1973, 1982, 1986, 1990) und eine Schule (1974). Er war Mitglied des Wissenschaftsrats für Radioelektronik (1960–80), Deputierter des Swerdlowsker Rayonssowjets (1932-37) und Delegierter der Allunionsgewerkschaftskonferenz von Seiten des Gebiets Tomsk. Ordentliches Mitglied der „Akademie des Schaffens“ (1995), „Verdienter Chemiker der Russischen Föderation“ (seit 1996), „Verdienter Professor der Soros-Stiftung“ (1995) und „Verdienter Professor der Pädagogischen Universität Tomsk“ (1998). Stromberg wurde mit dem Orden der Völkerfreundschaft (1981), dem Ehrenorden der 1. Stufe (2000), den Medaillen „Für heldenhafte Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941–45“ (1992), „50 Jahre Sieg im Großen Vaterländischen Krieg 1941–45“ und „Veteran der Arbeit“ (1980 und 1985) ausgezeichnet. Er war mit Lidia Michajlowna (geb. Papowina, 1912–72) verheiratet, die als Höhere Lehrkraft am Lehrstuhl für Physik des Pädagogischen Instituts Tomsk arbeitete. Seine Tochter Elsa (verheiratete Sacharowa, geb. 1938) ist Kandidatin der Chemischen Wissenschaften und arbeitete als Dozentin am Lehrstuhl für Analytische Chemie der Staatlichen Universität Tomsk.
К вопросу о теории вязкости жидкости // Журнал физической химии. 1948. Т. 22, выпуск 9; К вопросу о влиянии времени электролиза, объема раствора и радиуса ртутной капли на глубину анодного зубца в амальгамной полярографии // Известия Сибирского отделения АН СССР. 1975. № 5; Совм. с Х.А. Лельчук, А.И. Картушинской. Совм. с Д.П. Семченко. Физическая химия: Учебник для химических специальностей вузов / Под ред. С. 7-е издание, стереотипное. М., 2009; Сборник задач по химической термодинамике. М., 1985.
Профессора Томского политехнического университета 1991–1997 гг.: Биографический сборник / Составители и отв. редакторы А.В. Гагарин, В.Я. Ушаков. Томск, 1998; Профессора Томского политехнического университета. Биографический справочник. Т. 3, ч. 2 /Автор и составитель А.В. Гагарин. Томск, 2006.