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WORMS Wladimir Wassiljewitsch (1868–1941). Chemiewissenschaftler, Doktor der Medizin

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

WORMS, Wladimir Wassiljewitsch (Adolf Wladimir Wilhelm), * 2. Februar 1868 in Tersa (Bezirk Wolsk, Gouvernement Saratow), † 24. Mai 1941 in Saratow. Chemiker und Doktor der Medizin (1899).

Worms Vater Wilhelm Christoforowitsch (1828–1910) entstammte dem Rigaer Stadtbürgertum und war Agronom, erblicher Ehrenbürger sowie Verwalter des im Dorf Tersa gelegenen Landguts. 1876 zog er mit seiner Familie nach Wolsk, wo er im Folgejahr eine Brauerei erwarb.

Nach Abschluss des 3. Kasaner Gymnasiums und der Medizinischen Fakultät der Universität Kasan (1890) blieb Worms als Assistenzarzt am Lehrstuhl für Spezielle Pathologie und Innere Medizin und war von 1894 an Laborant am Lehrstuhl für Physiologische Chemie. 1899 promovierte er mit dem Thema „Die Wirkung von verdünnten Phosphorsäuren auf Kristallalbumin aus dem Eiweiß von Hühnereiern“ (wobei seiner Dissertation nach Einschätzung von Professor A.A. Panormow große Bedeutung für die Erforschung verschiedener Eiweißkörper zukam). Von 1901 an war er Privatdozent am Lehrstuhl für Physiologische Chemie und lehrte parallel von 1902 an am Tiermedizinischen Institut Kasan. 1909 befasste er sich im Rahmen eines wissenschaftlichen Studienaufenthalts in Deutschland am Berliner Laboratorium von Professor E. Abderhalden mit der organischen Synthese von Eiweißkörpern und Proteinbiochemie. Im gleichen Jahr wurde er als Professor an die neugegründete Universität Saratow berufen, wo er am Lehrstuhl für Physiologische Chemie sowie als Prorektor tätig war. Von 1915 an lehrte er zudem an den Höheren Frauenkursen der Saratower Sanitätsgesellschaft.

Als Mitglied des Baukomitees der Universität war Worms für die Planung und Ausstattung aller Laboratorien und Arbeitszimmer des 2. Gebäudeblocks der Medizinischen Fakultät zuständig und sorgte u.a. für die Einrichtung eines Biochemischen Fachlabors.

Worms zeichnete sich durch eine dezidiert demokratische Haltung aus, vertrat seine Ansichten unabhängig von Rang und Stellung des Gegenübers und genoss Vertrauen und Sympathie der Studenten. 1913 wurde er seines Dienstes enthoben, da er in offiziellen Kreisen als Prorektor galt, der hinsichtlich der politischen Stimmungen der Studentenschaft wahlweise schlecht informiert sei oder diese nicht zur Kenntnis nehmen wolle und nicht dem Zeitgeist entspreche, was seiner Popularität unter den Studenten aber keinen Abbruch tat. So gewann der in Ungnade gefallene Professor unter den Studenten und Professoren insbesondere im Zusammenhang mit der 1913 erfolgten Berufung eines neuen Rektors der Universität weiteres Ansehen, als entgegen dem Universitätsstatut statt des vom Professorenrat gewählten Professors I.A. Tschujewski in Person von Professor Stadnizki ein ausgewiesener Gegner jeglichen Liberalismus zum Rektor berufen wurde und Worms die gegen Stadnizki und dessen Umfeld gerichtete Opposition anführte.

In den Jahren des Ersten Weltkriegs war Worms für die dem Kriegsindustriekomitee unterstellte Chemische Sektion tätig und arbeitete an der Entwicklung pharmazeutischer Präparate, die die Wirkung von Giftgas neutralisieren sollten. Nach der Februarrevolution von 1917 gehörte Worms erneut der Leitung der Universität Saratow an und war bis 1928 nacheinander Prorektor, Dekan der Medizinischen Fakultät und Stellvertretender Direktor für Wirtschafts- und Finanzfragen. In den Jahren 1922-25 war er Mitglied des Stadtsowjets. 1937 schrieb er seine Autobiographie (das Manuskript wird im Archiv der Staatlichen Medizinischen Universität Saratow verwahrt/ Akte 533, Blatt 128–131).

Veröffentlichungen

О некоторых способах ацидиметрии, «Журнал Русского физико-химического общества», 1896, т. 28; Памяти профессора A.А. Панормова, «Казанский медицинский журнал», 1927, № 3.

Literatur

Autoren: Solomonov V. A.

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