MARTENS, Kornelius Korneliusowitsch, * 18. November 1880, † nach dem 6. August 1937, exponierter Vertreter der mennonitischen Gemeinden in Russland, Gemeindediener der Brüdermennoniten, Prediger, Pädagoge, Schriftsteller, Dichter und Herausgeber.
Martens wurde in der an der Molotschna gelegenen Kolonie Wernersdorf geboren. Seine Ausbildung erhielt er in der Zentralschule der Kolonie Gnadenfeld, an den Pädagogischen Kursen der Kolonie Halbstadt, an der Universität Sankt Petersburg sowie im ständigen Selbststudium.
Nach Abschluss der Gnadenfelder Zentralschule und der Pädagogischen Kurse war Martens drei Jahre als Dorfschullehrer in Sibirien tätig. In den Jahren 1903-12 unterrichtete er in der Dorfschule der im Bezirk Bachmut (Gouvernement Jekaterinoslaw) gelegenen Mennonitenkolonie Ignatjewo und gründete die Zentralschule der Nachbarkolonie Nikolajewka. In den Jahren 1912-14 studierte er an der Universität St. Petersburg und leitete zugleich die Buchhandlung des Verlags „Raduga“ in St. Petersburg. 1914 erhielt er die Weihe und war wenig später Vorsteher und Kirchenlehrer der Gemeinde der Brüdermennoniten in der an der Molotschna gelegenen Kolonie Sparrau.
In den Jahren 1915-22 war er Lehrer und Direktor der Gnadenfelder Handelsschule, Volksschulinspektor des im Gouvernement Taurien gelegenen Amtsbezirks Bogdanowka (Gnadenfeld) sowie zwei Jahre lang gewählter Vorsitzender des Amtsbezirks Bogdanowka (Gnadenfeld). 1922 musste Martens aus dem Schuldienst ausscheiden, da er sich weigerte, die atheistische Schulpolitik des Staates mitzutragen, und zog in die Kolonie Grossweide, wo er in der Landwirtschaft tätig war. Im Jahr 1925 nahm er als Delegierter an der Bundeskonferenz der mennonitischen Gemeinden und Gruppen teil, auf der er in seiner Eigenschaft als Redakteur, Kassenwart und Sekretär der in Melitopol erscheinenden Zeitschrift „Unser Blatt“ in die Kommission für Kirchenangelegenheiten (KfK) gewählt wurde. Für die von der KfK herausgegebene Zeitschrift veröffentlichte er zahlreiche aktuellen Fragen gewidmete Artikel, während seine literarischen und theologischen Werke aus Gründen der Zensur nicht in Druck gehen konnten.
Aufgrund der Tatsache, dass Martens einer der offiziellen Vertreter der Mennoniten gegenüber den Behörden in Fragen der Befreiung vom Wehrdienst und der Emigration war, war er zu Beginn der politischen Repressionen gezwungen, Grossweide 1930 zu verlassen und sich mit seiner Familie zu verstecken. 1932 wurde er eingeladen, am Medizinischen Institut Stalino (heute Donezk) Latein und Deutsch zu unterrichten. Am 6. August 1937 wurde er verhaftet und von der Sondersitzung beim NKWD der UdSSR zum Tod durch Erschießen verurteilt. Im Jahr 1989 wurde er posthum rehabilitiert.
Безносова О. В. Самоуправление меннонитов России: от церковных советов до Комиссии по делам веры, 1789–1929 гг. // Российские немцы: 50 лет послевоенному общественному движению: От первых делегаций в правительство через «Возрождение» к современной системе Самоорганизации (1964–2014 гг.): Материалы 5-й Международной научно-практической конференции. Москва, 11–16 февраля 2015 г.–М.: МСНК-пресс, 2015. – С. 192; Реабілітовані історією. Донецька область. Книга 5. – Донецьк: видавництва КП «Регіон» – СПД «Бледнов», 2008. – С.375; Töws, Aron A. Mennonitische Märtyrer der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart. – Published by Selbstverlag des Berfaffers, 1949.– S. 207–213.