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GERSTENZWEIG, das Adelsgeschlecht der Gerstenzweig-Jenzcminy, Vater und Sohn

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

GERSTENZWEIG, das Adelsgeschlecht der Gerstenzweig-Jenzcminy, Vater und Sohn. Vorfahren von G. siedelten aus Deutschland nach Polen über und gliederten sich in die Szlachta ein. Daniil Alexandrowitsch G. (*1790; † 14. August 1848, in Kleinstadt Leowo, Bessarabien), General der Artillerie (1845). Sohn eines Offiziers der polnischen Armee. Trat 1805 als Junker in Garde-Artilleriebataillon der russischen Armee ein, 1897 zum Unterfähnrich der Moskauer (ab 1811  – 3.) Reserve-Artilleriebrigade befördert. Teilnehmer an Kriegen mit Frankreich in 1805 und 1809. Während des Vaterlandskrieges 1812 bewährte sich vor dem Feind in den Schlachten bei Smolensk, Borodino, Malojaroslawez, wurde zum Fähnrich befördert und mit den Orden der Heiligen Anna 3. Klasse und des Heiligen Wladimirs 4. Klasse mit Schleife ausgezeichnet. Im Mai 1813 in die berittene Garde-Artillerie verlegt, Teilnehmer an Ausländischen Feldzügen der russischen Armee  1813–14.  Für die Bewährung vor dem Feind in der Schlacht bei Fère-Champenoise mit goldenem Degen mit Inschrift „Für Tapferkeit“ und dem höchsten preußischen Militär Verdienstorden „Pour le Merite“ ausgezeichnet. Ab 1814 Kommandeur der Halbbatterie der berittenen Garde-Artillerie. Ab August desselben Jahres diente er in der Artillerie-Truppe beim Großfürst Konstantin Pawlowitsch (Warschau). Im Dezember 1816 zum Oberst befördert. Ab 1817 Kommandeur der Batterie der berittenen Garde-Artillerie, ab 1817  Kommandeur der 3. berittenen Garde-Batterie und 5. Garde-Infanterie-Batterie-Kompanie. Genoss das Wohlwollen und die Protektion des Großfürsten Konstantin Pawlowitsch. Ab 1812 Brigadekommandeur von Garde- und Grenadierartillerie des Litauischen Sonderkorps, ab 1823 Artillerievorgesetzter des Reserve-Korps.  1826 zum Generalmajor befördert. Ausgezeichnet mit dem Orden des Heiligen Georgs 4. Klasse. Ab November 1830 diensthabender General der Kampfeinheit von Konstantin Pawlowitsch. Teilnehmer an der Niederwerfung des Polnischen Aufstandes 1830–31.  Für die Bewährung in der Schlacht von Grochów mit dem Orden des Heiligen Georgs 3. Klasse ausgezeichnet, für den Kampf beim Dorf Igane – mit dem Orden der Heiligen Anne 1. Klasse, für Gefechtseinsatz bei der Stadt Harnau (pol. Raciąz) – mit dem Orden des Heiligen Wladimirs 2. Klasse. Generalleutnant (1831). Nach Beendigung der Kampfhandlungen zum Artilleriekommandeuer des Gardekorps ernannt, 1835 zum Kommandeur des zusammengesetzten Korps. Setzte sich gegen die Anwendung der Körperzüchtigung in der Armee ein. Im Jahr 1848 während der Besetzung von Moldau und der Walachei befehligte er das zusammengesetzte Korps (6 Divisionen).  Nachdem er einen Fehler bei der Befehlsausführung während der Überfahrt über den Fluss Pruth begangen hatte, bestand G. auf eigener Dienstenthebung als Kommandeur, verließ die Armee und erschoss sich. G. war mit der Tochter des polnischen Generals  Madalinski, dem Mitstreiter von T. Kostjuschko, verheiratet.

Alexander Danilowitsch G. (*1818; † 24. Oktober 1861, in Warschau), Generalleutnant (1861), Generaladjutant (1859).  Absolvierte im Jahr 1837 das Pagenkorps Seiner Kaiserlichen Majestät und trat als Fähnrich dem Preobraschensker Leib-Garderegiment bei. Unterfähnrich (1840), Fähnrich (1842). Ab 1840 Adjutant vom diensthabenden General des Führungsstabs, 1842–47 – Adjutant vom Grafen P.A. Kleinmichel, dem Hauptverwalter der Verkehrswege und öffentlicher Gebäude. Führte dessen persönliche Befehle aus, überprüfte u.a. Fernschreibleitungen und Verkehrswege, beaufsichtigte das Anlegen von Verpflegungslagern u.a. Stabskapitän (1846). 1847 wurde G. in sein Regiment abkommandiert. Ab 1848 Kapitän, Führer der Kompanie Seiner Kaiserlichen Majestät. Ab 1849 Flügeladjutant; Nahm in der Kampfeinheit des Generals F.S. Panjutin am Ungarischen Feldzug 1849 teil, der auf Bitte der österreichischen Regierung zur Niederringung der Revolution in Ungarn unternommen wurde, für Verdienste zum Oberst (1849) befördert und mit dem Orden des Heiligen Wladimirs 4. Klasse mit Schwertern und Schleife (für Gefecht bei Komorno) sowie mit dem österreichisch-kaiserlichen Leopold-Orden 2. Klasse ausgezeichnet.  Am 3. August 1849 wurde G. vom General I.F. Paskewitsch zum Zaren Nikolai I.  mit der Nachricht über die Kapitulation der Streitkräfte von A. Görgey unter Wilagosch (Világos) entsandt, begleitete später die im Feldzug erkämpften Fahnen nach Moskau und St. Petersburg.  Im Jahr 1850 war er dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. während dessen Reise durch das Russische Kaiserreich beigeordnet. Leitete 1851 die Unterdrückung der Bauernunruhen in den Landkreisen (Ujezd) Waldajskij und Borowitschi    des Gouvernements Wologda, führte danach die Aufsicht bei der 3. Abteilung der Eigenen Kanzlei Seiner Kaiserlichen Majestät über die Ermittlung in Sachen der Aufstandsteilnehmer. Beaufsichtigte im Auftrag des Zaren den Zustand verschiedener Militäreinheiten und die Konskription im Gouvernement Kowno.   Während des Krimkrieges 1853–56 hielt er sich vom 30. Dezember 1854 bis 19. Januar 1855 im belagerten Sewastopol auf. Im Februar 1855 nach Moldau zur Abnahme des Eides auf den Zaren Alexander II. von Truppen des Kürassier-Korps und der Donau-Armee kommandiert; hielt sich später in geheimer Mission in Finnland auf. Ab 1855 zum Generalmajor ernannt und in das Gefolge Seiner Kaiserlichen Majestät aufgenommen. Im Juli 1855 Teilnehmer an Kampfhandlungen während der Bombardements von Sweaborg und Helsingfors.  Ab 20. August 1855 Ordonnanzoffizier, ab 8. September 1855 im Amt des diensthabenden Generals des Hauptstabs (im April 1858 im Amt bestätigt). Ausgezeichnet mit den Orden des Heiligen Wladimirs 3. Klasse, des Heiligen Stanislaus 1. Klasse (1856) und mit dem Orden der Heiligen Anna 1. Klasse (1957). Verfasser der Vorschrift über die Umgliederung von Garde- und Grenadierkorps sowie über die Umstrukturierung von 6 Infanteriekorps. Gehörte zum Bestand des Komitees für Umgestaltung von Ausbildungseinrichtungen für Militär-Kantonisten zu Militärschulen (1858), der Kommission für Verbesserungen im Militärwesen, der Komitees für Reorganisation der Wirtschaftsprüfungsfachschule und für Einrichtung einer speziellen Kavallerieschule in Pawlosk (beide – 1860). Intimus vom Kriegsminister, General N. O. Suchosanet, auf den er großen Einfluss ausübte. Ab 6. August 1861  Generalgouverneur von Warschau und „Haupt-Direktor-Vorsitzender“ der Regierungskommission für Innere Angelegenheiten des Königreichs Polen. G. hatte ein gespanntes Verhältnis zum Statthalter von Polen General Graf K. K. Lambert. Dabei trat G. als Befürworter von drastischen Maßnahmen zur Unterdrückung der revolutionären Bewegung in der Region auf, während Lambert auf „Versöhnungspolitik“ bestand. Nach der Demonstration während der Bestattung des Erzbischofs von Warschau, A. M. Fialkowski, verhängte G. in Warschau den Kriegszustand. Befahl während der Massendemonstration zum Gedenken an T. Kostjuschko, die von Anhängern der polnischen Souveränität organisiert wurde, die Demonstranten auseinanderzutreiben.  Die Manifestationsteilnehmer schlossen sich in der Kirche des Hl. Johannes ein; nach wirkungslosen Aufforderungen auseinanderzugehen, erstürmte G. die Kirche, verhaftete 1684 Pers., und sperrte sie in die Alexander-Zitadelle. Lambert befahl, nach dem Erhalten des Telegramms vom Zaren Alexander II. mit dem Hinweis, dass „die getroffenen Maßnahmen nicht zu drastisch seien“,  aus eigener Macht, ohne darüber G. zu informieren, mehr als 1600 Pers., freizulassen. Der indignierte G. im Gespräch mit Lambert beschuldigte diesen des Verrats an Russlands Interessen und nannte ihn „Verräter“. Daraufhin fand zwischen ihnen das „amerikanische Duell“, bestimmt durch das Los, statt, das Los fiel auf G. Am 5. Oktober 1862, die Duellbedingungen erfüllend, schoss er sich zweimal in den Kopf.  Erlag seinen Verletzungen. Beigesetzt in Sergieva Pustynja nah St.-Petersburg.   

Alexander Danilowitsch G. war mit der Tochter des Generalmajors, Elisaweta Stepanowna Andreewskaja (1828–80) verheiratet, Vater vom Sohn Alexander und zwei Töchtern;  Alexander Alexandrowitsch G. (*1847; † 22. Februar 1873) beging ebenfalls Selbstmord.

Das Adelsgeschlecht ist im 6. Teil des Adelsbuches vom Gouvernement Kowno verzeichnet.

Literatur

: Берг Н. В., Записки о польских заговорах и восстаниях, М., 1874;Золотарев М., Д. А. и А. Д. Герштенцвейги, “Русская старина”, 1874, № 11–12, 1875, № 1; Борщев СМ., Самоубийство генерала Герштенцвейга, “Исторический вестник”, 1887, № 1; Мартьянов П. К., Дела и люди века, СПБ, 1893, с. 266–288; Квадри В. В., Шенк В. К., История государевой Свиты, СПБ, 1908. * Брокгауз и Ефрон; РБС; Сытин.

Autoren: Salesskij K.

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