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EPP , Dawid Genrichowitsch, * 30. Mai 1861 in der Kolonie Chortiza (Bezirk Jekaterinoslaw, Gouvernement Jekaterinoslaw), † 1934. Herausragender Vertreter der Mennoniten, Schriftsteller, Journalist und Herausgeber

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

EPP, Dawid Genrichowitsch, * 30. Mai 1861 in der Kolonie Chortiza (Bezirk Jekaterinoslaw, Gouvernement Jekaterinoslaw), † 1934. Herausragender Vertreter der Mennoniten, Schriftsteller, Journalist und Herausgeber.

In den Jahren 1878-99 arbeitete Epp als Dorfschullehrer in den Chortizer Kolonien Osterwick und Rosental. 1886 wurde er Prediger der Chortizer Flämischen Kirchengemeinde, 1889 wurde er an die mennonitische Gemeinde der Stadt Jekaterinoslaw (Filialkirche der Gemeinde Chortiza) berufen. Parallel war er als Religionslehrer an der mennonitischen Schule sowie ab 1904 an der örtlichen Handelsschule und als Seelsorger der mennonitischen Patienten der Psychiatrischen Klinik tätig. Epp war Mitbegründer und Kurator des Psychiatrischen Krankenhauses Bethanien, engagierte sich für eine Verbesserung der Bildungschancen mennonitischer Frauen und war Mitbegründer und Kurator der Chortizer Mädchenschule. Von 1905 an gab er zunächst in Jekaterinoslaw und von 1912 an in Berdjansk die Zeitung „Der Botschafter“ heraus, die 1914 nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wie viele andere deutsche Publikationen geschlossen wurde. Epp war ein talentierter Prediger und Journalist sowie Autor mehrerer der Kirchengeschichte gewidmeter Forschungsarbeiten.

1910 wurde Epp auf der in der Kolonie Schönsee (Molotschna) abgehaltenen Allgemeinen Mennonitischen Konferenz zum Vorsitzenden der „Glaubenskommission“ gewählt (ab Oktober 1912 „Kommission für kirchliche Angelegenheiten“). Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs und der antideutschen sogenannten „Liquidationsgesetze“ setzte er sich intensiv für den Schutz der mennonitischen Glaubens- und Besitzrechte ein.

Während des Bürgerkriegs waren die Mennoniten gezwungen, ihre Haltung zu Fragen von Krieg und Militärdienst zu überdenken. Auf der im Sommer 1918 in der Kolonie Lichtenau (Molotschna) abgehaltenen Allgemeinen Mennonitischen Konferenz sollte Epp als Vorsitzender der „Kommission für kirchliche Angelegenheiten“ die Frage der Aufstellung von Selbstschutzeinheiten zur Diskussion stellen, auch wenn er diese Idee selbst nicht unterstützte.

Den Bürgerkrieg erlebte Epp wahrscheinlich an der Molotschna. 1923 lud ihn die Gemeinde Lichtenau ein, als Hauptprediger das Gemeindeleben dieser durch den Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogenen Kongregation in Ordnung zu bringen. 1927 wurde er in seine Chortizer Heimatgemeinde berufen, wo er als Ältester diente. Er war deren letzter geistlicher Führer, der noch in der in den mennonitischen Gemeinden seit Alters her gebräuchlichen Form bestätigt wurde. 1931 war er gezwungen, seine geistliche Stellung offiziell aufzugeben, war unter seinen Glaubensbrüdern aber auch weiterhin seelsorgerisch tätig.

Dawid Epp starb Anfang 1934 in Chortiza.

INHALT

Die Chortizer Mennoniten: Versuch einer Darstellung des Entwicklungsganges desselben. – Rosental bei Chortitz, 1888; Odessa, 1889; Kurze Erklärungen und Erläuterungen zum Katechismus. – Halbstadt, 1896, 1898; J. Kornies. Züge aus seinem Leben und Wirken. – Екатеринослав, 1909; Heinrich Heese und seine Zeit // Botschafter, 1910; Heinrich Heese; Johann Philipp Wiebe: Zwei Vordermänner des südrußländischen Mennonitimus. – Echo Verlag, 1952; Сведения о меннонитах в России. – Бердянск, 1912; К вопросу о происхождении меннонитов. Материалы, собранные Д.Г. Эпп и Членом Государственной Думы Г.А. Бергманом. – Пг, 1916 и др.

Literatur

Безносова О.В. Самоуправление меннонитов России: от церковных советов до Комиссии по делам веры, 1789–1929 гг. // Российские немцы: 50 лет послевоенному общественному движению: От первых делегаций в правительство через «Возрождение» к современной системе Самоорганизации (1964–2014): Материалы 5-й Международной научно-практической конференции. Москва, 11–16 февраля 2015 г.–М.: МСНК-пресс, 2015. – С. 196–197.

Autoren: Besnossowa O.

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