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BOCK Timofej Georgjewitsch (Jegorowitsch) von (Timotheus Eberhard) ( 1787- 1836), Oberst

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BOCK Timofej Georgjewitsch (Jegorowitsch) von (Timotheus Eberhard) [geb. am 13. November  1787 in Derpt (Tartu); gest. am 11. April 1836 in Woiseck, Gouvernement Livland (heut. Wyjsik)], Oberst (1813). Aus einem alten Adelsgeschlecht des Gouvernements Livland, Besitzer von 2300 männlichen Leibeigenen. Erhielt eine gute Ausbildung, sein Hauslehrer war zukünftiges extraordinäres Akademiemitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, A. Ch. Lehrberg. Im Jahr 1805 trat Bock im Rang eines Junkers ins Mariupolski Husarenregiment ein und erhielt seine erste Kampftaufe im Russisch-Türkischen Krieg 1806–1812. Im Jahr 1806 wurde er für Tapferkeit, die er bei der Belagerung von Chotin gezeigt hatte, in den Rang eines Kornetts erhoben und zum Adjutanten des Generalleutnants I.N. Essen ernannt. Er nahm an Kriegshandlungen im Verlauf des Russisch-Preußisch-Französischen Krieges 1806–1807 teil und wurde für die Bewährung vor dem Feind mit dem Orden des Heiligen Wladimir 4. Klasse mit Schleife gewürdigt. Er erfüllte militärisch-diplomatische Aufträge der Führerschaft, hielt Kontakt mit österreichischen Kriegsbefehlshabern. Nach der Unterzeichnung des Tilsiter Friedensvertrags im Jahr 1807 kämpfte er wieder gegen die Türken. In der Militärkampagne von 1808 nahm er an der Belagerung von Brajiliw teil, während des Sturmangriffs befehligte er eine Jägertruppe, in der Folgezeit erfüllte er wieder diplomatische Aufträge, nahm an den Verhandlungen mit den Türken teil und wurde nach Konstantinopel gesandt. Am 16. April 1809 wurde er in das Leib-Garde-Husarenregiment versetzt. In der Kriegskampagne von 1810 stand er unter Befehlen des Oberbefehlshabers der Moldauer Armee, General der Infanterie N.M. Kamenskij, wechselte später ins Korps des Generals F.F. Löwis of Menar, war bei der Belagerung von Silistra im Einsatz und wurde für den Kampf bei Schumla mit dem Goldenen Degen mit Inschrift „Für Tapferkeit“ ausgezeichnet. Im Jahr 1811 war er dem oberbefehlshabenden General M.I. Kutusow beigeordnet, in dem Gefecht bei Rutschschuk erkämpfte er die türkische Fahne. Am 27. Juli 1811 wurde Bock für Auszeichnung in den Rang eines Leutnants erhoben. Im Jahr 1812 stand er unter Befehl des Generals der Infanterie M.B. Barclay de Tolly, nahm an den Nachhutgefechten, am Witebsk-Streifzug der Truppe des Generaladjutanten F.F. Winzingerod, an den Kämpfen bei Smolensk und Sabolotje teil, wofür er in den Rang eines Stabsrittmeisters erhoben wurde, für die Teilnahme an der Schlacht bei Borodino zeichnete man ihn mit dem Orden der Heiligen Anna 2. Klasse aus. Im November befand er sich im 1. Selbstständigen Korps, nahm an den Gefechten am Fluss Beresina, wobei er das Latschschilin 1. Don-Kasaken-Regiment befehligte, und daraufhin an der Verfolgung der Napoleon-Streitkräfte bis an die Grenze teil. 1813 befand er sich mit den Vorhutkampftruppen bei Brandenburg und Frauenburg, wurde für die Auszeichnung im Gefecht bei Wriezen in den Rang eines Rittmeisters erhoben. Während der Eroberung von Berlin und Hamburg hatte Bock das Kommando über das Grewzow 2. Don-Kasaken-Regiment.  Im April 1813 wurde er nach Großbritannien mit der Meldung von der Einnahme Hamburgs gesandt. Im Mai stand er unter Befehlen des oberbefehlshabenden Generals der Kavallerie, P.Ch. Wittgenstein, und wurde für die Schlacht bei Bautzen mit dem Orden der Heiligen Anna 2. Klasse mit Diamanten gewürdigt. Ab August war er im Bestand der Streifzugtruppe des Generals I.A. Thielmann, für das Angriffsunternehmen auf Mersenburg wurde er in den Rang eines Obersts erhoben und erhielt den preußischen Orden „Für das Verdienst“. In der Folgezeit nahm er als Kommandeur von Kasaken-Regimentern an den Kämpfen bei Donburg, Leipzig, Kesen teil, übte die Obliegenheiten eines Stabsoffiziers vom Bereitschaftsdienst unter Befehlen des Generaladjutanten, Graf W.W. Orlow-Denisow, aus. In der Militärkampagne von 1814 stand er unter den Befehlen der Generäle M.B. Barclay de Tolly, P.P. Palene und zeichnete sich in den Schlachten bei Brienne-le-Chateau und Lô Bruxelles aus (geehrt mit dem Orden des Heiligen Wladimir 3. Klasse), kämpfte bei Troyes, Pont-sur-Seine, Cézan, Provins, Mairy, Arcis-sur-Aube, Fère-Champenoise und beendete seinen Kampfweg unter den Mauern von Paris. Nach dem Waffenstillstand reichte er wiederholt Gesuche über seine Entlassung aus dem Dienst ein, aber seinem Antrag wurde erst am 17. März 1816 stattgegeben. Am 17. Juli 1815 ehelichte er in Tartu ein estnisches Zimmermädchen Eva (Eva-Kitti, rus. Jekaterina Petrowna). Die mit allen Standesverboten brechende Heirat von Bock löste in den Adelskreisen von Livland und St. Petersburg einen lauten Skandal aus. Im März 1818 sandte er an den Namen Alexander des I. eine Notiz mit scharfer Kritik an der Leibeigenschaft und der Innenpolitik sowie mit Vorschlägen für die konstitutionelle Umstrukturierung des Russischen Reiches. Auf Befehl von Alexander I. wurde Bock am 18. Mai 1818 verhaftet und in einer Atmosphäre äußerster Geheimhaltung als Verrückter in die Kasematte der Festung Schlüsselburg geschickt, wo ihm ein Klavier und reichlich Essen zur Verfügung gestellt wurden. Seine Frau bemühte sich mehrmals um seine Freilassung, wofür sie sich sowohl mit Alexander I. als auch mit Nikolai I. traf. Befreit wurde Bock erst auf Anordnung von Nikolai I. im März 1827, woraufhin er, insofern es galt, dass er im Gefängnis den Verstand verlor, unter Aufsicht der Provinzbehörden auf das Bauerngut Woiseck der livländischen Provinz verbannt wurde, wo er Selbstmord beging. Die letzte Periode seines Lebens stellte der Schriftsteller Jaan Kross in einer künstlerischen Form meisterhaft in seinem Roman "Der Verrückte des Zaren" dar.

Literatur

Лыжина Н.П. Знакомство Жуковского со взглядами романтической школы // Летопись русской литературы и древности. Т. I. Москва, 1859; Предтеченский А. В. Современник декабристов Т. Г. Бок. Таллин, 1953; Салупере М. К биографии «императорского безумца». Т. Э. фон Бок (1787–1836) в романе Я. Кросса и новонайденных архивных материалах // Балтийский архив. Русская культура в Прибалтике. Таллинн, 1996. Т. 1. С. 57–79; Салупере М. Забытые друзья Жуковского // Жуковский и русская культура. Л., 1987. С. 434–455; Отечественная война 1812 года и освободительный поход русской армии 1813–1814 годов. Т.1. М., 2012. С. 199–200.

Archive

РГВИА. Ф. 395. Оп.226. 1816 г. 5 отд. Д.1813.

Autoren: Besotosny W.

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