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BAJDEK ( Beideck, Talowka, Werchnaja Talowka), jetzt Siedlung Luganskoe Teil des Krasnoarmejskij Rajons (Verwaltungseinheit), Gebiet Saratow, war eine deutsche Kolonie am Fluss Talowka am rechten Ufer der Wolga

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Вид с трассы Саратов – Волгоград на с. Луганское (бывшее Байдек). Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луганское. Пасторат 1898 г. Недавно отреставрирован. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луганское. Кирпичный дом 1911 г. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луганское. Здание бывшей евангелическо-лютеранской церкви (1846 г.). Ныне дом культуры. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луганское. Здание бывшего школьно-молитвенного дома. Фото Е. Мошкова. 2010 г.

BAJDEK ( Beideck, Talowka, Werchnaja Talowka), jetzt Siedlung Luganskoe Teil des Krasnoarmejskij Rajons (Verwaltungseinheit), Gebiet Saratow, war eine deutsche Kolonie am Fluss Talowka am rechten Ufer der Wolga. Befand sich 23 Werst von der Wolost-Siedlung Ust-Solicha, 56 Werst von der Stadt Saratow und 123 Werst von der Ujezd-Stadt Kamyschin entlang der Poststraße Saratow-Astrachan. Von 1871 bis Oktober 1918 war Bajdek Teil der Wolost-Siedlung Sosnowskaja (Golyj Karamysch) vom Ujezd Kamyschin im  Gouvernement Saratow.

Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen und bis 1941 war das Dorf Bajdek Verwaltungssitz der Bajdeker Landratsgemeinde des Kantons Balzer (Golyj-Karamysch). Im Jahr 1926 gehörte nur das Dorf Bajdek zur Bajdeker Landratsgemeinde. Die deutsche Kolonie auf dem Territorium des modernen Luganskoje wurde am 10. August 1764 als Kronkolonie gegründet. Die Siedlung hatte zwei Namen: einen russischen - Talowka, nach dem Fluss, an dem die Kolonie gegründet worden war, und einen deutschen - Bajdek oder Beydek, nach dem ersten Gemeindevorsteher. Die Namen aller Vorsteher der Kolonie sind nicht bekannt, aber in den 1820er Jahren war Putz, in den 1840er Jahren - Triebelhern Vorsteher der Gemeinde.

Die Listen der ersten Siedler von Bajdek sind unwiederbringlich verloren, daher ist es nicht möglich, die genaue Anzahl der Kolonisten, ihre konfessionelle Zusammensetzung und die Art ihrer Beschäftigung festzustellen. Es ist jedoch bekannt, dass die Kolonie von 76 Familien gegründet wurde, die überwiegend aus Sachsen, den Städten Hanau, Darmstadt und Isenburg stammten. Die meisten der ersten Kolonisten waren Lutheraner.

1774 wurden viele deutsche Kolonien von Jemelian Pugatschows Truppen angegriffen und ausgeraubt. Talowka war die erste deutsche Kolonie, in die die Pugatschowzy nach der Plünderung von Saratow am 9. August 1774 eingedrungen waren. Im Gegensatz zu anderen Kolonien wurde Talowka nicht verwüstet, weil die Kolonisten nach der ersten Aufforderung der Aufständigen Karren für den Transport von Fracht bereitstellten und sich nicht verweigerten, als Pugatschow mit Gewalt sechs männliche Kolonisten aufbrachte und in seine Truppe aufnahm, die allerdings nach der Unterdrückung des Aufstands von der russischen Regierung begnadigt wurden.

Die Bewohner der Kolonie bewirtschafteten unter größten Strapazen die nahegelegenen Steppenflächen. Nur etwa die Hälfte des gesamten Ackerlandes bestand aus Schwarzerde, der Rest bestand aus sandigem und steinigem Boden. Die Bewirtschaftung des Landes wurde durch Hügel und Gräben erschwert. Die Kolonisten säten hauptsächlich Weizen sowie kleine Mengen Roggen, Hafer, Gerste, Hirse, Flachs, Erbsen, Sonnenblumen und Hanf. Das Brot verkauften sie in der nahe gelegenen Kolonie Sosnowka.

Laut der 8. Revision von 1834 war die Kolonie mit 15 Hektar Land pro Kopf ausgestattet. Nach den Angaben der 10. Revision von 1857 besaßen die Kolonisten nur 1,6 Hektar Land pro Kopf der männlichen Bevölkerung. Der Landmangel führte zu wiederholten Versuchen der Kolonisten, Nebenkolonien zu gründen oder über die Grenzen ihres Lands hinaus zu ziehen. 1860 beantragten die Kolonisten Grinewald, Ljauk und Windecker, die die Region Terek im Kaukasus besucht hatten, beim Fürsorgekontor die Erlaubnis, sich im Umland von Wladikawkas niederzulassen. Das Amt beschied den Antragstellern abschlägig und versprach, den Kolonisten zusätzliche Nutzflächen zur Verfügung zu stellen. Im Jahre 1859 wurden die Nebenkolonien Nej Bejdek (Nowaja Talowka) und Kirchheim von landlosen Siedlern gegründet. Nach dem Erlass des Kontors wurde die nicht genehmigte Umsiedlung von Kolonisten 1861 mit Landstreicherei gleichgesetzt und streng bestraft. Die zahlreichen Forderungen der Kolonisten zwangen die Regierung, ihre Entscheidung zu ändern und die Wiederansiedlung im Kaukasus ab 1865 zuzulassen.

Nach Angaben des Zentralen Statistischen Komitees gab es 1859 in der Kolonie 228 Höfe, eine Poststation mit sechs Pferden, zwei Tuchfabriken waren in Betrieb und zwei Wassermühlen wurden am Fluss Karamysch gebaut. Bereits 1784 eröffnete die Staatskammer in Bajdek eine Schänke "mit Diele und Eiskeller".

A. N. Minch analysierte die Daten der Semstwo-Volkszählung von 1886 und wies darauf hin, dass in der Kolonie "... das Vorhandene gezählt wurde: unter den deutschen lutherischen angesiedelten Eigentümern gab es 496 Hausherren, insgesamt 4117 Einwohner beider Geschlechter, davon 2141 männliche und 1976 weibliche. Es gab 537 Wohnhäuser. Davon waren 396 aus Stein, 138 aus Holz und drei aus Lehm; gedeckt mit Eisen waren 12, mit Holz 258, Stroh 254 und mit Ton 13. Es gab 10 Gewerbegebäude, drei Schänken und sechs Kaufläden. Gemäß der Volkszählung hatten die Siedler folgendes: 439 Pflüge, zwei Holzpflüge, drei Mähdrescher, einen Mähpflug, 59 Kornschwingen, drei Dreschmaschinen; 1800 Arbeits- und Reitpferde, 420 Ochsen, 1304 Kühe und Kälber, 2551 Schafe, 1000 Schweine und 694 Ziegen".

In den Jahren der Sowjetmacht gab es im Dorf einen Genossenschaftsladen, eine landwirtschaftliche Kreditpartnerschaft, eine Maschinengemeinschaft, eine Lesestube, eine Maschinen-Traktor-Station und eine nach S. M. Kirow benannte Kolchose, die der Volkskommissar für Verteidigung der UdSSR K. Woroschilow im August 1934 als eine der Vorbildlichsten besuchte. Die Enteignungskampagne im Februar 1930, begleitet von einer grausamen Behandlung der Enteigneten und ihrer Kinder, führte zu massivem Widerstand der Bewohner von Bajdek. Die Kulaken konnten die Familien nur mit Hilfe von Militäreinheiten aus dem Dorf vertreiben. Im Jahr 1930 waren Dutzende Dorfbewohner Repressionen ausgesetzt, weil sie eine Zelle der „konterrevolutionären“ Organisation, der “Union für die Befreiung der Bauernvölker“, geschaffen hatten, die sich gegen die Kolchosen und die Konfiszierung ihres Getreides richtete. Im September 1941 wurden die Deutschen aus dem Dorf deportiert und seit 1942 heißt die Siedlung Luganskoje.

Schule und Ausbildung der Kinder. Im ersten Jahr nach der Gründung der Kolonie wurde der Unterricht mit den Schulkindern zu Hause beim Dorfschulmeister abgehalten. Das genaue Datum der Errichtung der ersten Kirchenschule ist nicht bekannt. Aufgrund der verfügbaren Quellen kann bestätigt werden, dass die erste kirchliche Gemeindeschule zwischen 1768 und 1771 im Dorf erbaut wurde. In der Schule wurden Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren unterrichtet. 1815 kam es zu einem Konflikt zwischen den Gemeindemitgliedern von Talowka und Pastor I. Otto, weil die Kolonisten beschlossen hatten, einen Lehrer durch einen anderen zu ersetzen, der sich mit einem niedrigeren Lohn einverstanden erklärte. Pastor Otto reichte beim Fürsorgekontor Beschwerde ein, die das ausschließliche Recht des Pastors bestätigte, den Lehrer,  der gleichzeitig das Amt des Küsters innehatte, zu ernennen und zu entlassen.

 

In der Kolonie bestand seit 1878 neben der deutschen kirchlichen Gemeindeschule die sogenannte "genossenschaftliche" Privatschule, in die 1886 Kinder aus 32 Familien gingen. Ab 1887 gingen 29 Jungen und sechs Mädchen in die Schule, die Russisch, Deutsch, Rechnen und das Gesetz Gottes lernten. Im Jahr 1886 hatten von 2.141 Einwohnern in der Kolonie 2.255[J1]  Dorfbewohner (1.175 Männer und 1.080 Frauen) Schulbildung.

Laut statistischer Daten über den Zustand der Schulen in den deutschen Kolonien, die vom Probst J. Erbes vom linksufrigen Ufergebiet im Jahr 1906 zusammengetragen wurden, waren von 6.787 Dorfbewohnern 680 Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren, die verpflichtet waren eine Grundschulausbildung zu durchlaufen. Der Schulbesuch der Schulkinder in Talowka wurde nicht hundertprozentig erfüllt. 193 Kinder besuchten die Schule nicht, weil ihre Eltern arm waren oder weil sie täglich im Handwerk tätig waren. 1906 gab es in der Kirchenschule 237 Jungen, 23 Mädchen und arbeiteten drei Lehrer. In den Jahren der sowjetischen Herrschaft wurden beide Schulen geschlossen und in eine Grundschule umgewandelt. Seit 1945 war die Schule eine Mittelschule, 1952 wurde sie in eine mit siebenjähriger Schulzeit umgewandelt, ab 1960 in eine achtjährige und ab 1976 wieder in eine Mittelschule.

Konfession der Einwohner und die Kirche. Die Kolonisten gehörten dem evangelisch-lutherischen Glauben an. Im Jahr 1879 gab es sechs Baptisten im Dorf. Die Gemeinde Bajdek war das Zentrum der 1767 gegründeten evangelisch-lutherischen Gemeinde Bajdek (Talowka). Zur Gemeinde gehörte neben Bajdek auch die Schilling-Kolonie (Sosnowka). Im zwanzigsten Jahrhundert war sie eine der größten in der Wolga-Region.

Die erste kleine Holzkirche wurde in Bajdek mit Mitteln der zaristischen Regierung und unter Aufsicht des Fürsorgekontors nicht eher als 1768 aber spätestens 1770 errichtet. Das Dekret von Katharina II. vom 28. Februar 1765 schrieb vor, in jedem Bezirk der deutschen Kolonisten eine Kirche zu bauen mit „allen notwendigen Utensilien und einem ordentlichen Haus für den Pastor und staatlichen Zuwendungen für dessen Lebensunterhalt". Die erste Kirche wurde in Eile ohne besondere architektonische Planung von den bäuerlichen Kolonisten unter der Aufsicht eines Ingenieurs des Fürsorgekontors gebaut.

Die zweite Kirche wurde 1806 in Talowka erbaut. Die Mittelbeschaffung für den Bau der Kirche begann zehn Jahre vor ihrem Bau. Die Gemeindemitglieder der Kolonie Sosnowka, die Teil der Pfarrgemeinde Talowka war, weigerten sich, Spenden für den Bau einer Gemeindekirche zu sammeln, und bestanden darauf, ihre eigene bauen zu wollen. 1797 wurden sie durch eine Entscheidung des Fürsorgebüros von der „Teilnahme an der Errichtung der Kirche in der Kolonie Talowka" befreit. 1802 wurden 400 Rubel in der Kolonie Talowka eingetrieben, um mit dem Bau der Kirche zu beginnen, und das Fürsorgekontor entschied, „Almosen für die Kirche in Talowka zuzulassen". Im Jahr 1804 erlaubte das Fürsorgekontor der Gemeinde der Kolonie Talowka den Bau einer neuen Kirche. Die Kirche wurde von lokalen Handwerkern ohne besondere architektonische und finanzielle Planung gebaut.

Die Gemeindemitglieder von Talowka gingen in die Geschichte ein, da 1815 ein Konflikt zwischen ihnen und Pastor I. Otto entstand, in welchem die Kolonisten sich weigerten, Geld zu sammeln, um die Kirche und das Haus des Schulmeisters zu reparieren. Das Fürsorgekontor griff in den Fall ein und bezog sich auf Artikel 2 der „Anweisungen für die innere Ordnung und Verwaltung in den Wolga-Kolonien“, in dem vorgeschrieben war, dass „Pfarrer, Pater und Schulmeister durch öffentliche finanzielle Zuwendung der Kolonisten zu unterhalten sind, je nach Anzahl der Seelen, die sie pflegten, und zwar nicht nach der Anzahl der Familien, sondern nach der Anzahl der Arbeiter im Alter von 16 bis 60 Jahren ... und wer die in einem bestimmten Zeitraum nicht bezahlt, der wird beim ersten Mal mit einer Erhöhung statt einer Geldbuße von 10, beim zweiten Mal mit 15 Kopeken bestraft und beim dritten Mal bis er bezahlt mit öffentlicher Arbeit".

1825 wurde in Talowka ein neues Haus für Pastor Lukas Cattaneo errichtet. Unter dem Pastor Felician Dittrich wurde das Pastorat 1868 einer umfassenden Renovierung unterzogen, die vom Architekten und Landvermesser des Fürsorgekontors F.G. Lagus geleitet wurde. 1908 wurde im Dorf ein neues Pastorat aus Ziegeln errichtet.

Die dritte, bis heute erhaltene Kirche der Kolonie wurde 1846 an der Stelle der alten Holzkirche errichtet. Die Kirche war aus Stein und hatte 1000 Bänke für Betende. Das Gotteshaus wurde in der für Kirchen typischen Bauweise der Zeit errichtet - im Stil des sogenannten späten russischen Klassizismus mit mehreren massiven Säulen und einer halbrunden Apsis. In der Nähe der Kirche befand sich ein hölzerner Glockenturm.

Pastoren, die eine Universitätsausbildung erhielten, waren in den Kolonien hoch angesehene Leute, aber sie waren auch die wohlhabendsten und wurden daher oft angegriffen und ausgeraubt. So auch im Jahr 1805, in welchem Kriminelle einen Raubüberfall auf das Haus von Pastor I. Otto ausführten. Im selben Jahr wurden ebenfalls Priester anderer deutscher Gemeinden ausgeraubt: Pastor A. Yauch und Pater Gregor und 1815  Pastor I. Cattaneo.

Im August 1823 brach in der Gemeinde eine Skorbut-Epidemie aus. Das Gesundheitswesen war zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf niedrigem Niveau. In dieser schwierigen Zeit besuchten der Pfarrer der Gemeinde, der Sohn des Pfarrers und der berühmte Arzt Lucas Cattaneo regelmäßig die Kranken. In den Jahren der nächsten Cholera-Epidemien von 1847/48 und 1892 trösteten die Pastoren die Gemeindemitglieder unermüdlich.

Weit außerhalb der Pfarrgemeinde war das berühmte Haus für Alte und Invalide „Bifanija“ oder „Bethanija“, das 1891 in Bajdek auf Initiative von Pfarrer Günther gegründet wurde, das Waisenhaus „Nazareth“, gegründet 1895, und eine wohltätige Gemeinschaft 1907. Ende des 19. Jahrhunderts befanden sich im Haus „Bethanija“ etwa 70 ältere und kranke Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten. Dem Gesetz zufolge war es eines der Ziele des Heims, die Armut protestantischer Gläubiger einzudämmen. Ziel der Aktivitäten der Gesellschaft war die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Unterkünften und Kleidung für ältere Menschen, Unterstützung für die Arbeitsfähigen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, die Erziehung von bettelnden Kindern, der Versorgung der Armen mit medizinischen Leistungen und Rückkehrunterstützung für die Verarmten, die fern ihrer Heimatorte waren. In den Heimen arbeiteten Diakonissinen (Schwestern der Barmherzigkeit). Die Einrichtungen finanzierten sich aus den Einnahmen einer Buchhandlung, die christliche Literatur und Kalender verkaufte. Im Jahr 1913 vermachte Herr A. Thomson 1000 Rubel aus seinem Vermögen dem Haus der Barmherzigkeit von Bajdek. 1885–1915 wurde in der Kolonie unter der Leitung von Pastor J. Günter die Zeitschrift „Friedensbote“ herausgegeben, die unter den Wolga Lutheranern verbreitet wurde. Das Magazin hatte als Beilage den "Jugendfroynd".

 

In den Jahren der Sowjetmacht war es für viele Pfarrer der Gemeinde nicht einfach. Herbert Günther (1891–?), Sohn von Pastor Hugo Günther, der 18 Jahre in der Pfarrei gearbeitet hatte, wurde in einer schwierigen Zeit von 1918 bis 1929 Pfarrer in der Gemeinde Bajdek. 1931 wurde er wegen angeblich konterrevolutionärer Aktivitäten verhaftet, verurteilt und verbannt. Bis 1938 war er im Lager. Pastor Johann Blum (1873–1939) emigrierte 1918 aus Angst vor Verfolgung durch die Bolschewiki in die Schweiz. Pastor Eduard Zeib (1872–1940), der die gemeinnützigen Einrichtungen in Bajdek zwischen 1900 und 1903 führte, wurde 1931 wegen verfälschter Anklage an den Aralsee verbannt.

1931 erhielt das Präsidium der ZEK ASSR der Wolgadeutschen von der regionalen Kommission für die Untersuchung religiöser Angelegenheitengeheime Informationen, wonach zum damaligen Moment die Dorfkirche noch nicht geschlossen war. In der Kirchengemeinschaft befanden sich 2664 Gläubige, von denen 12 als „entrechtet“ eingestuft wurden (ohne politische Rechte).

In den Berichten, die dem Präsidium des ZEK im Jahr 1935 übermittelt wurden, gab es die Information, dass die Kirche in Bajdek seit 1932 nicht mehr genutzt wurde. Daher schlug die Kommission für religiöse Kulte am 4. April 1935 vor, die Kirche zu schließen. Offiziell wurde die Kirche in Bajdek jedoch erst am 11. März 1938 durch ein Dekret des Präsidiums der ZEK und des Obersten Rates der Autonomen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen als eine der letzten im Wolgagebiet geschlossen, nachdem 950 Personen von 1020 die Schließung befürworteten.

 

Liste der Pastoren der Pfarrgemeinde Bajdek (Talowka). 1767–1770 – Georg Christian Seyer . 1771–1778 – Laurentius Ahlbaum. 1778– 1793– hatte die Pfarrgemeinde keinen Pastor. 1793–1820 – Johann Martin Otto. 1821–1828 – Lukas Cattaneo. Mai– August 1828 – Johann Heinrich Köpke. 1830–1836 – Alexander Haken. 1836–1850 – Christian Gottlieb Hegele. 1852–1858– Karl Döngoff. 1859–1880 – Felizian Joseph Dittrich. 1883–1901– Hugo Julius Günter. 1901–1905– Johannnes Nikolai Blum. 1908–1910 – Wladimir Thumin. 1911–1918 – Hugo Günther. 1918–1929 – Herbert Julius Günther.

Einwohnerzahlen. 1769 lebten in Bajdek 298 ausländische Siedler, 1773 kamen 360 hinzu, 1788 – 519, 1798– 581, 1816– 942, 1834– 1574, 1850 г. – 2471, 1859– 3210, 1886– 4121 Menschen. In den Jahren 1874–1875  emigrierten 28 Personen nach Amerika. Nach Angaben der Allgemeinen Volkszählung des Russischen Zarenreiches von1897 lebten in Bajdek 3890 Einwohner, davon waren 3824 Deutsche. Auf dem Stand von 2904 lebten in der Siedlung 6248  Einwohner, 1911 7519 Einwohner. Die Pfarrgemeinde Ust-Bajdek ging in die Geschichte der Evangelisch-lutherischen Kirche als eine sehr zahlreiche ein. 1905 waren es 9496 Einwohner. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 1920 hatte das Dorf 4338 Einwohner. Im Jahr 1921 starben im Dorf 406 und 200 Menschen wurden geboren. Nach Angaben der Statistischen Gebietsverwaltung des Autonomen Gebietes der Wolgadeutschen, hatte Bajdek am 1. Januar 1922 3906 Einwohner, und im Jahr 1923 3668. Laut der Volkszählung von 1926 hatte das Dorf 721 Haushalte mit 4210 Einwohnern, darunter 4123 Deutsche; 1931 4307 Menschen, davon 4266 Deutsche. 1931 lebten 4307 Menschen in dem Dorf, davon 4266 Deutsche.

 

Die Ortschaft heute. Heute Ortschaft Luganskoje im Kreis Krasnoarmejskij der Region Saratow. Das Dorf Luganskoje ist heute Zentrum vom kommunalen Gebilde (Landgemeinde), dem neben der Siedlung Luganskoje auch das Dorf Sosnowka angehört. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 2002 zählt der munizipale Zusammenschluss 2192 Einwohner. Die Bevölkerungszahl des Dorfes im Verhältnis zu den Statistiken vor der Revolution ist um das mehrfache reduziert, das Dorf selbst ist jetzt nicht mehr so groß wie vor der Revolution. Nach dem Stand von 2010 arbeiteten und lernten in der Allgemeinen Schule № 19 der Siedlung Luganskoje 150 Schüler und 15 Lehrer.

Die alte Anlage des Dorfes ist stellenweise erhalten. In der Nachkriegszeit wurde der zentrale Teil des Dorfes mit dreistöckigen Wohnhäusern bebaut. Im Dorf sind mehrere rustikale Ziegelhäuser erhalten, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erbaut wurden. Eines der 1898 errichteten Häuser wurde am Ende des 20. Jahrhunderts verlassen und kürzlich renoviert. Die Häuser haben immer das Datum ihrer Erbauung, die Initialen der Baumeister und deutsche Schilder aus deutscher Zeit mit Eimern, Schaufeln, Haken und anderen Löschgeräten. Nicht weit von der Kirche entfernt befand sich eine zweigeschossige Pfarrschule, deren Backsteingebäude bis heute erhalten ist.

Vor ein paar Jahren konnte man sagen, dass das Gebäude der Kirche in Luganskoje mehr Glück hatte als viele andere Kirchen der Wolgadeutschen ... Bis vor kurzem war es eines der wenigen gut erhaltenen ehemaligen lutherischen Gotteshäuser auf dem Land von Saratow, in dem der Landklub stand. Neben Luganskoje befinden sich heute Kulturhäuser im linksufrigen Wolgagebiet in den ehemaligen Kirchen von Osinowka (ehemals Reinwald) und Orlowskij. Im Jahr 2009 begann jedoch das Kirchengebäude in Luganskoje zu bröckeln. Heute sieht es sehr unansehnlich aus und schreckt durch Vernachlässigung und einen Stapel von Ziegelsteinen ab, die vom Gebäude gefallen waren und auf beiden Seiten des Haupteingangs verstreut sind. Das ländliche Kulturhaus und die Bibliothek von Luganskoje befinden sich immer noch hier, aber vom Haupteingang wirkt das Gebäude sehr traurig. Der Zustand des Gebäudes verschlechtert sich täglich.

Die ehemalige Bajdeker Kirche hat jetzt keinen großen Glockenturm mit kugelförmigen Kuppeln mehr. Er wurde in den späten 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts abgerissen. Das Gotteshaus ist ein guter Orientierungspunkt, er ist von weit weg auf der Straße zu sehen, noch bevor man in das Dorf abbiegt. Die Architektur des Gebäudes ist ein klassisches Beispiel für die Wolgadeutsche Architektur.


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INHALT

ГАСО. Ф. 2. Оп. 1. Д. 12411. Л. 96; Ф. 180. Оп. 1. Д. 82, 1887, 3437, 3495, 4400, 10656, 12912; Ф. 852. Оп. 1. Д. 231; Ф. 637. Оп. 18. Д. 126128; ГИАНП. Ф. 263. Оп. 1. Д. 1–43; Ф. 849. Оп. 1. Д. 834. Л. 81; Д. 1137. Л. 133; Ф. 976. Оп. 1. Д. 45. Л. 54; Ф. 1831. Оп. 1. Д. 299. Л. 85.

Literatur

Герман А.А. Немецкая атономия на олге. 1918–1941. Часть II. Атономная республика. 1924–1941. – Сарато, 1992–1994; Дитц Я. История поолжских немце-колонисто. – М., 1997; Князеа Е.Е., Солоьеа Ф. Лютеранские церки и приходы ХVIII – ХХ . Исторический спраочник. – СПб., 2001. Часть I; Минх А.Н. Историко-географический слоарь Саратоской губернии: Южные уезды: Камышинский и Царицынский. Т. 1. ып. 3. Лит. Л–Ф. Печатан под наблюдением С. А. Щеглоа. Сарато: Тип. Губ. земста, 1901. Приложение к Трудам Саратоской Ученой Архиной Комиссии. С. 1002–1004; Полное собрание законо Российской Империи. Собр. 1. Т. XXVI. СПб., 1832. С. 299–313. Сборник губернского земста. 1891. Т. XI; Amburger E. Die Pastoren der evangelischen Kirchen Russlands vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Ein biographisches Lexikon. – Martin-Luther-Verlag, 1988; Volkszeitung. 26. Oktober 1908. №8.

Autoren: Lizenberger O.A.

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