RU

neue
illustrierte elektronische

BAUER (Bauer, Karamyschewka), heute das Dorf Karamyschewka des Kreises Krasnoarmejsk, Vervaltungsgebiet Saratow, war eine deutsche Kolonie am linken Ufer des Flusses Golyj Karamysch, am rechten Wolga-Ufer

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Evangelisch-lutherische Kirche (1873) im Dorf Bauer
Das Dorf Karamyschewka. An dieser Stelle stand eine lutherische Kirche. Foto des Autors. 2010
Das Dorf Karamyschewka. Ruinen eines Wildsteinhauses. Foto des Autors. 2010
Karte der Wolost (des Amtsbezirks) Sosnowskaja
Pastor Liborius Böning (1862–1933) mit Ehefrau. Foto aus dem Archiv des Autors
Das Dorf Karamyschewka. Altes deutsches Haus. Foto des Autors. 2010
Pastor M.P. Stahf (1861–1933)
Das Dorf Karamyschewka. Altes Wirtschaftsgebäude. Foto des Autors. 2010
Heutiges Antlitz des Dorfes Karamyschewka. Foto von E. Moschkow. 2009
Heutiges Antlitz des Dorfes Karamyschewka. Foto von E. Moschkow. 2009

BAUER (Bauer, Karamyschewka), heute das Dorf Karamyschewka des Kreises Krasnoarmejsk, Vervaltungsgebiet Saratow, war eine deutsche Kolonie am linken Ufer des Flusses Golyj Karamysch, am rechten Wolga-Ufer, rechts von der Astrachaner Poststraße aus Saratow nach Kamyschin. Von 1871 bis zum Oktober 1918 gehörte das Dorf zur Wolost (Amtsbezirk) Sosnowskaja (Lesnoj Karamysch) des Ujesds (Landkreis) Kamyschin, Gouvernement Saratow. Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolga-Deutschen und bis 1941 gehörte das Dorf Bauer zum Kanton Kamensk, später zum Kanton Balzer (Golyj Karamysch). Das Dorf war ein Verwaltungszentrum des Dorfrates (Landratsgemeinde) Bauer, zu dem allein das Dorf Bauer gehörte.

Die deutsche Kolonie Bauer entstand am 20. Juni 1766 als eine Werberkolonie von de Boffe. Sie wurde gegründet von 176 Siedlern (55 Familien) aus verschiedenen Regionen Deutschlands wie Hessen-Darmstadt, Holstein, Mecklenburg, Kurpfalz, Sachsen, Schwaben etc. Die offizielle russische Bezeichnung Karamyschewka, die die Kolonie laut Erlass vom 26. Februar 1768 erhielt, war dem Fluss Karamysch zu verdanken, dem entlang die Kolonie lag. Ihren deutschen Namen erhielt die Kolonie zu Ehren von Johann Bauer, einem 28jährigen Ackerbauer aus Nassau, der in die Kolonie mit seiner Ehefrau und zwei Kindern kam und nach der Zuweisung von Kolonisten zum Vorsteher gewählt wurde. Den Vorstehern oblagen alle Funktionen für die Verwaltung der Kolonie, weswegen sie sich nicht selten weigerten, diesen Posten zu übernehmen. So lehnte der nächste Vorsteher namens Gerber die Wahrnehmung seiner Pflichten unter dem Vorwand ab, „minderjährige Kinder zu haben, während sein eigener Haushalt wegen der Wahrnehmung dieses Postens zum Erliegen komme.“

Nach konfessioneller Zusammensetzung gab es unter 176 ersten Siedlern 166 Lutheraner und 10 Reformierte (davon 7 Kinder, die von lutherischen Familien adoptiert wurden). Die meisten ersten Siedler waren Ackerbauer. Unter 48 Familienoberhäuptern gab es 2 Müllermeister, 2 Fleischer, 2 Schneider, einen Schuster, einen Fassreifenmacher, einen Weber, einen Fähnrich und sogar einen Vertreter des damals recht seltenen ärztlichen Berufs. Ähnlich wie Ackerbauer, mussten auch die Handwerker die Steppen-Randgebiete des Russischen Reiches erschließen. Ihr Gewerbe durften sie nur unter der Voraussetzung gleichzeitiger Betätigung als Ackerbauer betreiben.

Jeder Hauswirt, der 1766 in die Kolonie kam, erhielt von der Woiwode-Kanzlei in Saratow von 150 bis 200 Rubel. Jedoch wurden diese bereitgestellten Mittel aus der Sicht der Beamten innerhalb kürzester Zeit und nicht zweckgerecht verwendet. Deswegen wurden vom Fürsorge-Kontor in Saratow an jede Familie, die 1767 in die Kolonien kam, lediglich 75 Rubel ausbezahlt.

1774 wurde die Kolonie von den Truppen Pugatschows überfallen, was mit Raub, Gewalt und Mord einherging. Die Truppen der Aufständischen von Jemeljan Pugatschow, der den Bauernaufstand gegen die Leibeigenschaft (1773–1775) anführte, agierten aktiv in den Steppen hinter der Wolga. Deutsche Siedlungen wurden durch die Plünderungen geschwächt, es entstand großer Schaden, jedoch konnte dadurch ihre Entwicklung nicht gestoppt werden.

Laut der 8. Volkszählung von 1834 erhielt die Kolonie je 15 Dessjatinen Land pro männliche Person, jedoch führte das Wachstum der Siedlung im Weiteren zum drastischen Rückgang der Bodenanteile. Die Landarmut verursachte mehrmalige Versuche der Kolonisten, Tochterkolonien zu gründen oder sich außerhalb ihrer damaligen Dörfer niederzulassen. 1859 wurde von 619 landlosen Aussiedlern aus der Kolonie Bauer die Tochterkolonie Neu-Bauer (Nowaja Karamyschewka, heute Soljanka, Kreis Krasnyj Kut, Gebiet Saratow) gegründet.

Aufgrund der Analyse von Angaben der Semstwo-Volkszählung von 1886 wies A. N. Minch darauf hin, dass die Kolonie „307 Wohnbauten zählte, darunter waren 167 Stein- und Backsteinhäuser, 140 Holzhäuser, 56 Häuser hatten Bretterdächer, 250 waren mit Stroh und 1 mit Erde bedeckt. Es gab 25 Industrieeinrichtungen, 4 Kneipen, 4 Verkaufsläden. Die Bauern besaßen 258 Pflüge, eine Egge, 44 Getreideschwingen, 1139 Pferde, 182 Ochsen, 931 Kühe und Kälber, 1647 Schafe, 1169 Schweine, 350 Ziegen“.

Mit der Entwicklung des Ackerbaus und zunehmendem Wohlstand der Kolonie entstand dort auch eigene Industrieproduktion. Die Kolonie Bauer war durch ihre Gerberei, Färberei und Unternehmen von Sarepta-Gewebe-Herstellung bekannt, die recht aktiv produzierten.

Eine besondere Stellung im Gewerbe nahm die Herstellung von Getreideschwingen als Maschinen für die Trennung von Getreide und Spelze nach dem Getreidedrusch, nach und nach entwickelte sich dieses Gewerbe zu einem lukrativen Geschäft, so dass Getreideschwingen gegen Ende des 19. Jh. von Dutzenden Familien in ihren Gehöften gefertigt wurden. Die Nachfrage nach Getreideschwingen war recht hoch, die von den Kolonisten hergestellten Geräte wurden in Samara, Orenburg und Ufa vermarktet. Zu Beginn des 20. Jh. funktionierten im Dorf eine Landmaschinenfabrik, eine Ölschlägerei und mehrere Mühlen.

In den Jahren der Sowjetmacht gab es im Dorf einen genossenschaftlichen Verkaufsladen, eine landwirtschaftliche Kreditgenossenschaft, es wurde eine Lesestube eingerichtet. 1931 wurden einige Dorfbewohner wegen Gründung einer Zelle angeblich „konterrevolutionärer Widerstandsorganisation für die Sabotage gegen die Kollektivierung“ Repressalien ausgesetzt. Im September 1941 wurden die Deutschen aus dem Dorf deportiert, seit 1942 hat das Dorf den Namen Karamyschewka.

Schule und Ausbildung der Kinder. Im ersten Jahr nach der Gründung der Kolonie war der Unterricht für die Kinder im Schulalter nicht streng organisiert und erfolgte im Haus eines von der Gemeinde gewählten Schulmeisters. Das Baujahr der ersten Kirchenschule und der Name des Schulmeisters sind nicht bekannt, es steht nur fest, dass sich die Kolonisten am 28. August 1768 ans Fürsorge-Kontor mit einer Eingabe wandten, in der es hieß, dass der Werber, der den Kolonisten einen Schulmeister, einen Pfarrer, eine Hebamme und einen Doktor in Aussicht stellte, sein Versprechen nicht hielt. Bis zur Errichtung der ersten Kirche im Jahr 1807 wurde das Schulhaus mangels Kirche sowohl für den Gottesdienst, als auch für den Schulunterricht für Kinder genutzt, während der Schulmeister, der gleichzeitig als Küster auftrat, Kasualien durchführte und den Gottesdienst ableistete. Gegen Ende des 19. Jh. wurde in der Siedlung eine private „gesellschaftliche“ Schule eröffnet.

Laut statistischen Angaben über den Zustand der Schulen in deutschen Kolonien, die durch den Probst des linken Einzugsbereichs der Wolga J Erbes gesammelt wurden, gab es 1906 unter den Dorfbewohnern 553 Kinder im Alter von 7–15 Jahren, die Grundschulbildung erhalten sollten. Im Gegensatz zu anderen deutschen Siedlungen wurde die Schule von den Kindern im Schulalter fast hundertprozentig besucht, nur 10 Kinder konnten die Schule wegen der Armut ihrer Eltern nicht besuchen. 1906 wurde die Kirchenschule mit 2 Lehrern von 293 Jungen, 270 Mädchen besucht, ferner gab es eine private Schule, die 48 Jungen, 10 Mädchen und zwei Lehrer zählte. Beide Schulen wurden für die Mittel der Kirchengemeinde finanziert. Seit Mai 1910 war Doos als Schulmeister tätig, der früher in Dinkel unterrichtete. 1914 wurde im Dorf eine Semstwo-Schule mit 4 Klassen eröffnet. Nach 1917 wurden die beiden Schulen geschlossen und durch eine Grundschule ersetzt.

Konfessionelle Bindung der Einwohner und Kirche. Die Kolonisten gehörten zur evangelisch-lutherischen Kirche. Einen Teil der Bewohner machten die Betbrüder aus, die später zum Baptismus hinüberwechselten. In einem Bericht aus dem Jahr 1871 an den Gouverneur von Saratow wurde der Bewohner des Dorfes Karamyschewka Adam Konrad als Anführer einer Sekte bezeichnet, deren Aktivitäten unter strengste Aufsicht zu stellen waren, um „sich zu überzeugen, dass seine Lehre keine Bedrohung für die Staatsordnung darstellt“. Konrad trat gegen den Waffenbesitz und Militärdienst auf und rief seine Glaubensbrüder zur Auswanderung nach Amerika und Brasilien auf. Neben Konrad lebten in Karamyschewka 5 weitere Vorsteher, die in deutschen Siedlungen am rechten Wolga-Ufer die Lehre der „Brüder und Schwester“ verbreiteten. 1875 zählte das Dorf 56 volljährige Mitglieder der Kirchengemeinde der „Brüder und Schwester“. Nach der Auswanderung eines Teils der „Brüder und Schwester“ im Jahr 1879 wurden 27 in Karamyschewka verbleibende Sektenmitglieder in einem Bericht des Polizeichefs von Ujesd Kamyschin als Baptisten bezeichnet.

Die Gemeinde der Kolonie Bauer gehörte zum Kirchspiel Grimm (Lesnoj Karamysch), zu dem die Gemeinden Grimm, Bauer, Rossoschi und Dönhoff (Gololobowka) gehörten. Das Kirchspiel Grimm entstand 1767. Seit 1804 gehörte die Kolonie Karamyschewka zum Kirchspiel Oleschnja, ging jedoch kurz danach wieder ins Kirchspiel Grimm ein.

In den ersten Jahren nach der Übersiedlung ging aktiv die Ausgestaltung der Kolonien, Errichtung darin von Schulen und Kirchen vor sich, die als Zentren des Gemeindelebens dienten. Fern von der alten Heimat konnten die Kolonisten ihre nationale Identität, Traditionen und Kultur nur mit Hilfe der traditionellen deutschen Religion bewahren. In den ersten Jahren nach ihrer Niederlassung in neuer Gegend wurde der Gottesdienst der Kolonisten in einem kleinen hölzernen Schul- und Bethaus abgehalten, das den Status einerFiliale hatte. Sein genaues Baujahr ist nicht bekannt, es wurde für Staatsmittel in den ersten Jahren nach der Zuweisung der Kolonisten erbaut. Die dafür aufgewendeten Mittel sollten von den Kolonisten an den Staat binnen nächster zehn Jahre erstattet werden.

Das von Laien in aller Eile erbautes Haus wurde kurz nach seiner Errichtung baufällig und musste durch ein neues ersetzt werden. 1806 wurde der Entwurf eines neuen Bethauses vorgelegt, das nach seiner Errichtung als Kirche galt, dieser wurde vom Fürsorge-Kontor erörtert und bewilligt, das 1806 eine „Spendensammlung für den Bau eines Bethauses“ freigab und einen Vertrag zwischen dem Vorsteher der Kolonie und einem Zimmermeister bestätigte. Gegen 1807 wurde eine kleine und bescheidene Holzkirche fertiggestellt. Sie wurde von lokalen Meistern ohne speziellen Entwurf und ohne einen im Voraus erstellen Kostenvoranschlag errichtet.

1873 entstand in der Siedlung eine neue Kirche. Zur damaligen Zeit waren die regionalen Organe für die Verwaltung der Kolonien bereits abgeschafft, so dass die Kolonie als Auftraggeber auftreten und die Leistungen der Fachplaner in Anspruch nehmen konnte. Nach dem Entwurf eines unbekannten Architekten entstand in Bauer eine Kammerkirche in einem für die 1860er – Anfang der 1870er Jahre traditionellen Stil des Spätklassizismus. Die Kirche war mit Kirchenbänken für 800 Betende ausgestattet und hatte einen Glockenturm aus Holz.

Ende der 1850er Jahre erschienen in Bauer separatistische Hüpfer. 1859 schlossen sich den Gemeinden des Kirchspiels Grimm zwei Missionare an, die sich als „neue Brüder“ bezeichneten. Sie riefen die Lutheraner auf, die „entartete“ Kirche zu verlassen, und boten ihnen eine neue geistige Taufe an. Erstaunlicherweise gelang es den beiden, solch große Erfolge zu erzielen, jedoch zählte die Sekte der tanzenden Brüder im Jahr 1861, als die beiden Missionare samt einem besonders engagierten Befolger auf Forderung des Pastors des Kirchspiels Lesnoj Karamysch Karl Dönhoff aus dem Wolga-Gebiet vertrieben wurden, ganze 300 Personen. Wie ihnen von den Missionaren beigebracht wurde, führten die Sektenmitglieder nächtlichen Gottesdienst durch, begrüßten sich gegenseitig mit Friedensküssen und begleiteten ihre Andacht mit Tanz, Musik und Händeklatschen. Während ihrer Versammlungen sangen sie gleiche fromme Lieder wie die Lutheraner bei ihrem normalen Gottesdienst, jedoch in Begleitung fröhlicherer Tanzmusik. In den 1870er–1880er Jahren schlossen sich die Sekten fast überall mit dem Baptismus zusammen.

Aus Bauer stammte der Pastor Johann Schlundt (1900–1993), der beim Anfang der Wiedergeburt der evangelisch-lutherischen Kirche in der UdSSR in den Nachkriegsjahren aktiv mitwirkte. 1928 absolvierte er ein Predigerseminar in Leningrad und war im Dienst in Rosenberg, 1934 wurde ihm antisowjetische Tätigkeit angelastet, er wurde verhaftet, war bis 1946 im Lager und wurde dann bis 1955 nach Workuta in Verbannung geschickt. Nach seiner Befreiung war er 1963–1969 Prediger in Workuta und anderen deutschen lutherischen Gemeinden der Sowjetunion. 1970–1973 war er Pastor einer 1971 registrierten lutherischen Gemeinde in Prochladnoje im Nordkaukasus. Nach seiner Auswanderung im Jahr 1973 lebte er bis zu seinem Tode in der Bundesrepublik Deutschland.

1931 gingen dem Präsidium des Zentralen Exekutivkomitees der ASSRdWD die Mitteilungen der regionalen Kommission für Religionsfragen zu, denen zufolge die Kirche im Dorf noch nicht geschlossen war und die Kirchengemeinde 228 gläubige Lutheraner zählte, von denen 112 Personen als Entrechtete (Personen ohne politische Rechte) anerkannt wurden.

Die Kirche in Bauer war eine der vier lutherischen Kirchen des Wolga-Gebiets, die 1938 als letzte auf Erlass des Präsidiums des Zentralen Exekutivkomitees und Obersten Sowjets der ASSRdWD geschlossen wurden. Offiziell stellte die Kirche ihre Tätigkeit als Gotteshaus erst am 9. Mai 1938 ein, weil sich 849 der insgesamt 1028 Gemeindemitglieder für ihre Auflösung aussprachen, obwohl dort vorher schon kein Gottesdienst mehr abgehalten wurde. Neben der Kirche in Bauer wurden im Mai 1938 die Kirchen in Dinkel, im Juni 1938 die in Volmer und im Dezember 1938 die in Gnadentau geschlossen. Das Präsidium des Zentralen Exekutivkomitees schlug vor, das Kirchengebäude in Bauer in einen Klub umzuwandeln.

Liste von Pastoren des Kirchspiels Grimm (Lesnoj Karamysch), die in der Gemeinde Bauer im Dienst waren: 1767–1781: Christian August Tornow/Tornau; 1782–1786: Laurentius Ahlbaum; 1786–1804: Johann Caspar Seiffert / Seiffarth / Seyffarth; 1804–1814 Philipp Jakob Hiemer; 1815–1819: Karl Jakob Früauf; 1820–1857: Karl Konrady (Conrady); 1859–1864: Karl Dönhoff; 1864–1873 hatte das Kirchspiel keinen Pastor; 1873–1888: Bernhard Deggeller, 1890–1910: Michael Peter Stahf); 1912–1913: Johannes Grasmück; 1914–1924: Alexander Streck.

Bevölkerungszahl: 1769 lebten in Bauer 196 ausländische Kolonisten, 1773 waren es 231, 1788 – 331, 1798 – 385, 1816 – 696, 1834 – 1272, 1850 – 1874, 1859 – 2284, 1886 – 2657 Personen. 1876 –1880 wanderten 34 Einwohner von Bauer nach Amerika aus. Laut Angaben der Allgemeinen Volkszählung des Russischen Reiches lebten 1897 in Bauer 2821 Personen, davon 2790 Deutsche. 1905 zählte das Dorf 4303 Bewohner, 1911 waren es 4751 Personen. Laut der Gesamtrussischen Volkszählung von 1920 zählte das Dorf 3718 Bewohner. 1921 wurden dort 143 Personen geboren und sind 325 Personen gestorben. Nach Angaben der Gebietsverwaltung der ASSRdWD für Statistik lebten in Bauer per 1. Januar 1922 3238 Personen, 1923 waren es nur 2882 Personen. Laut Angaben der Volkszählung von 1926 zählte die Bevölkerung des Dorfes 3321 Bewohner, davon 3315 Deutsche. 1931 lebten dort 4061 Personen, alle deutschstämmig.

Das Dorf heute. Zurzeit heißt das Dorf Karamyschewka und gehört zum Rayon Krasnoarmejsk des Gebiets Saratow. Es ist ein Teil der Munuzipaleinheit Kamenskij (eine städtische Siedlung), zu der noch die Arbeitersiedlung Kamenskij und die Eisenbahn-Abzweigstelle Suworowskij gehören. Nach Angaben der Gesamtrussischen Volkszählung von 2002 machte die Bevölkerung der Munizipaleinheit 4100 Personen aus, davon lebten 3644 Personen in der Siedlung Kamenskij. Somit macht die Bevölkerung von Karamyschewka ein Zehntel von der Bevölkerungszahl des deutschen Dorfes Bauer aus der Zeit vor der Revolution aus. 1910 zählte die allgemeinbildende Mittelschule Nr. 17 in Karamyschewka 35 Lernende und 12 Lehrer.

Das Holzgebäude der lutherischen Kirche in Karamyschewka existiert heute nicht mehr. Es stand am zentralen Platz, wo sich heute ein Dorfklub, ein modernes zweistöckiges Schulgebäude und ein Verkaufsladen befinden. Im Dorf lassen sich nur schwer einige authentische Holzhäuser aus der Vorrevolutionszeit entdecken. Am Gebäude des Dorfklubs kann man noch die Reste eines Hauses sehen, das aus wildem Naturstein errichtet wurde. In diesem Stil wurden in den Kolonien Dutzende Häuser gebaut und mit Holz- oder Strohdächern versehen. Die meisten deutschen Häuser in Karamyschewka wurden längst umgebaut, mit Backstein ummauert oder niedergerissen. 

INHALT

Literatur

Autoren: Lizenberger O.A.

ЗEINE FRAGE STELLEN