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KIND (Baskakowka, Kindt, Gorelowa), heute Dorf Baskatowka (Rayon Marx, Gebiet Saratow)

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Gebäude der Semstwo-Schule im Dorf Kind. Heute nicht mehr erhalten. Foto von 1965. Bereitgestellt von I.N. Serenkaja
Evangelisch-lutherische Kirche (1875) im Dorf Kind. Anfang des 19. Jahrhunderts. Foto bereitgestellt von I.N. Serenkaja
Heutiger Zustand der deutschen Architektur im Dorf Baskatowka (ehemals Kind), Gebiet Saratow. Foto Je. Moschkow, 2009.
Heutiger Zustand der deutschen Architektur im Dorf Baskatowka (ehemals Kind), Gebiet Saratow. Foto Je. Moschkow, 2009.

KIND (Baskakowka, Kindt, Gorelowa), heute Dorf Baskatowka (Rayon Marx, Gebiet Saratow); im linksufrigen Wolgagebiet am Fluss Woloschka in unmittelbarer Nähe des Wolgaufers, 298 Werst von Samara, 144 Werst von der Bezirksstadt Nikolajewsk und einen Werst vom Hauptort des Amtsbezirks Näb (Rjasanowka), an der Handelsstraße von Nikolajewsk nach Saratow gelegene deutsche Kolonie. Von 1871 bis Oktober 1918 gehörte das Dorf zu den Amtsbezirken Paninskoje bzw. Rjasanowka (Bezirk Nikolajewsk, Gouvernement Samara). Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen war Kind bis 1941 Verwaltungszentrum des im Kanton Marxstadt gelegenen gleichnamigen Dorfsowjets, zu dem 1926 neben dem Dorf selbst auch die Gehöftsiedlungen Holzgraben, Kelke und Brunnengraben gehörten. Vom 1. Januar 1935 an gehörte Kind bis zur 1941 erfolgten Auflösung der ASSR der Wolgadeutschen zum aus dem Kanton Marxstadt ausgegliederten Kanton Unterwalden.

Die deutsche Kolonie Kind wurde 1768 von dem Anwerber Baron Caneau de Beauregard gegründet, der dort 39 aus Österreich, Dänemark, Darmstadt und Sachsen stammende Familien ansiedelte, die im Herbst 1767 ins Wolgagebiet gekommen waren und in den bereits bestehenden Kolonien überwintert hatten. Aus diesem Grund gibt es keine Informationen über die ersten Siedler von Kind, da die entsprechenden Listen zum Zeitpunkt der Gründung der Kolonie bereits geschrieben waren. Zeitgleich mit Kind wurden in der Umgebung zehn weitere Kolonien wie z.B. Basel, Brockhausen, Glarus, Hockerberg, Luzern, Unterwalden, Zug und Schaffhausen gegründet.

Ursprünglich lag die Kolonie am Ufer des Flusses Maly Karaman, wurde dann aber zwei Jahre nach der Gründung trotz bereits fortgeschrittener Bebauung auf Vorschlag der Fürsorgekanzlei an das Ufer der Wolga verlegt, da das am ursprünglichen Siedlungsort vorhandene salzige und zerklüftete Land für die landwirtschaftliche Nutzung angeblich ungeeignet war. Auch wenn sich diese Entscheidung letztlich als übereilt erwies und durch die Unkenntnis der natürlichen Gegebenheiten vor Ort bedingt war, wurden 1770 in Kind und sechs weiteren Siedlungen die bereits errichteten Häuser abgebaut und an andere Orte verlegt. 1785 wurden fünf weitere am Fluss Maly Karaman gelegene Siedlungen vollständig aufgegeben.

Ihren Namen erhielt die Kolonie zu Ehren des zu ihrem Vorsteher gewählten Kolonisten Kind, über den keine weiteren Angaben vorliegen, da es keine Listen der ersten Siedler gibt. Ihren zweiten offiziellen Namen Baskakowka erhielt die Kolonie von Beauregard, der damit den Vizepräsidenten der Fürsorgekanzlei für Ausländer Wassili Baskakow ehrte. Der die russischsprachige Benennung der Kolonien regelnde Erlass von 26. Februar 1768 behielt den Namen Baskakowka bei, auch wenn die Kolonisten selbst am Namen Kind festhielten.

Nach den Daten der 1798 von der Fürsorgekanzlei für Ausländer durchgeführten Revision waren die in Baskakowka ansässigen Kolonisten vor allem in der Landwirtschaft tätig. Abgesehen von einem in der Kolonie ansässigen Müller waren ausnahmslos alle Bewohner der Kolonie Ackerbauern. In den ersten Jahren ihres Bestehens hatte die Kolonie mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Missernte von 1775, verendendes Vieh, Nagerplagen und häufige Pferdediebstähle zwangen die Dorfbewohner sogar, sich hilfesuchend „an die Krone“ zu wenden, da sie nach eigener Aussage keine Möglichkeit hatten, Landwirtschaft zu betreiben. Die Siedler bauten Weizen, Roggen, Kartoffeln und Hafer sowie mit geringeren Erträgen Gerste und Erbsen an. Anders als in anderen Kolonien wurden in Kind weder Flachs noch Hanf ausgesät. Nach den Daten der Revision von 1834 waren den Kolonisten Landstücke in der Größe von 15 Desjatinen pro Kopf zugeteilt. Nach den Daten der 1857 durchgeführten 10. Revision besaßen 497 männliche Kolonisten Land in der Größe von 5,4 Desjatinen pro Kopf. Das Land wurde mit von Pferden gezogenen Pflügen beackert. Anders als die russischen Bauern nutzten die Kolonisten keine einfachen Zochen-Pflüge.

Eine der Haupteinnahmequellen der Kolonisten war die Produktion von Tabak, dessen Anbau die Fürsorgekanzlei für ausländische Siedler aktiv förderte. Der Boden, auf dem der Tabak ausgesät wurde, wurde im Gegensatz zu anderen Feldern mit Mist gedüngt.

Gemäß der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestätigten „Instruktion der kolonistischen Geistlichkeit“, mit deren Inhalt sich alle Geistlichen bei Dienstantritt bekannt machen mussten, waren diese nicht nur dazu verpflichtet, die Gottesdienste abzuhalten, sondern mussten auch in der Landwirtschaft tätig sein und Seidenraupenzucht betreiben. So nahmen auch die in Kind ansässigen Kolonisten unter Anleitung der Geistlichen den Anbau der für die Seidenraupenzucht benötigten Maulbeerbäume auf. Darüber hinaus waren sie auf den Anbau von Birnbäumen spezialisiert, deren Früchte sie den im Gouvernement Samara ansässigen russischen Bauern verkauften. Bis zum heutigen Tag sind im Dorf neben Maulbeerbäumen auch einige jener Jahrhunderte alten deutschen Birnbäume erhalten, für die Kind einst berühmt war.

Auf einer Fläche von etwa 40 Desjatinen forsteten die Kolonisten Wald auf, der zum Teil für das Sammeln von Reisig und Flechtwerk genutzt wurde, während aus dem anderen Teil über mehrere Jahre keinerlei Holz entnommen werden durfte. Das für die Beheizung der öffentlichen Bauten benötigte Brennholz kauften die Kolonisten ebenso wie Bauholz in dem auf dem rechten Ufer der Wolga gelegenen russischen Dorf Woskressenskoje. Im Jahr 1910 wurde im Dorf eine Verbrauchergesellschaft gegründet. In den Jahren der Sowjetmacht gab es im Dorf eine landwirtschaftliche Kooperationsgenossenschaft, einen Genossenschaftsladen, eine Maschinen-Traktoren-Station und eine Lesehütte. Darüber hinaus bestand im Dorf ein Blasorchester, das in den Dörfern des Kantons auftrat. In den 1930er Jahren wurde die Kolchose „Weg zum Sozialismus“ gegründet. Im September 1941 wurden die Deutschen aus dem Dorf deportiert, das seit 1942 den Namen Baskatowka trägt. Nach der Deportation der Deutschen blieb das Dorf zunächst zwei Monate unbewohnt, bis dort im November 1941 aus dem Dorf Godajewo (Rayon Starobelsk, Gebiet Woroschilowgrad/Lugansk) evakuierte Bewohner untergebracht wurden. Unter den insgesamt 416 Evakuierten waren nur 36 Männer im Alter von über 16 Jahren.

Schule und Erziehungswesen. Die erste Kirchenschule entstand im Dorf praktisch zeitgleich mit dessen Gründung. Der Unterricht fand zunächst im Haus des Schulmeisters statt. Aus der „vom Fürsorgekontor für Ausländer durch den Gehilfen des Hauptrichters Hofrat Popow durchgeführten Beschreibung der von Ausländern bewohnten Kolonie Baskakowka“ vom 28. Februar 1798 geht hervor, dass es in den ersten 30 Jahren des Bestehens der Kolonie wegen deren geringer Größe keine eigene Schule gab, aber die minderjährigen Kinder Lesen, Schreiben und Religion bei einem von den Bewohnern selbst gewählten Schulmeister bei diesem zu Hause lernten. Bereits wenige Jahre später wurde in Kind ein erstes Schul- und Bethaus errichtet, in dem bis zum im Jahr 1908 erfolgten Bau der ersten Kirche sowohl die Gottesdienste als auch der Schulunterricht stattfanden. Der Schulbesuch war für Kinder im Alter von 7-15 Jahren verpflichtend. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die kirchliche Gemeindeschule vom Ministerium akkreditiert. Im Jahr 1881 besuchten 278 Schüler (138 Jungen und 140 Mädchen) die kirchliche Gemeindeschule, an der ein Schulmeister tätig war.

Anfang der 1880er Jahre wurde in der Kolonie zudem eine Semstwo-Schule eingerichtet, in der die Kinder auch Russisch lernten. 1881 lernten dort 42 Kinder (36 Jungen und sechs Mädchen) in zwei Klassen bei einem einzigen Lehrer. 1903 ließ die Gemeinschaft von Baskatowka den Semstwo-Vorsitzenden des Bezirks Nikolajewsk (Gouvernement Samara) I. Rytschkow beim Gouverneur ansuchen, ihre Semstwo-Schule dem Ministerium zu unterstellen, um die Qualität des Lehrpersonals zu verbessern, doch die Bitte blieb unerfüllt.

Nach den von Pastor J. Erbes, dem Probst des linksufrigen Wolgagebiets, zum Stand des deutschen Schulwesens zusammengetragenen Daten waren im Jahr 1906 367 Einwohner des Dorfes Kinder im Alter von 7-15 Jahren, die zum Besuch einer Elementarschule verpflichtet waren. Allerdings besuchten nicht alle Kinder im entsprechenden Alter auch wirklich eine Schule. 96 der 367 Kinder blieben dem Unterricht fern, weil ihre Eltern arm oder auf die tägliche Mithilfe der Kinder in Handwerk und Gewerbe angewiesen waren. Im Jahr 1906 besuchten 126 Jungen und 145 Mädchen die Kirchenschule, in der ein einziger Lehrer tätig war. An der Semstwo-Schule lernten 40 Jungen und fünf Mädchen bei ebenfalls einem Lehrer. Beide Schulen wurden aus Mitteln der Kirchengemeinde unterhalten.

In den 1920er Jahren wurden die Schulen zu einer Grundschule zusammengelegt. 1931 wurde in der ASSR der Wolgadeutschen die allgemeine Grundschulpflicht eingeführt, woraufhin es im Dorf erneut zwei Schulen gab. Direktor der verkürzten Mittelschule war in den 1930er Jahren Johann Andrejewitsch Sprenger, der einem Kollegium von 15 Lehrern vorstand. Die in Kind bestehende Siebenklassenschule wurde auch von Kindern aus den Nachbardörfern Susannental (Sosnowka) und Näb (Rjasanowka) besucht. Nach der Deportation der Deutschen wurde der Schulbetrieb erst wieder im September 1943 aufgenommen. Das Gebäude der zweiten Schule wurde zu einem Dorfklub umfunktioniert. In den Kriegsjahren erhielten die ukrainischen Kinder deutschsprachige Abschlusszeugnisse, da die entsprechenden Vordrucke noch im Schulgebäude waren.

Religionszugehörigkeit der Bevölkerung und Kirche. Die Kolonisten waren größtenteils evangelisch-lutherischer Konfession. 1798 waren 24 der insgesamt 25 in Kind lebenden Familien Lutheraner. Eine Familie war reformiert und musste sich für die Durchführung kirchlicher Zeremonien an den Pastor der reformierten Pfarrgemeinde in Katharinenstadt wenden. Bis 1780 wurden die in Kind ansässigen Gemeindemitglieder von den Katharinenstädter Pastoren betreut. In den Jahren 1780-1820 gehörte die lutherische Gemeinde der Kolonie Kind zum 1780 gegründeten Pfarrsprengel Bettinger (Baratajewka) und von 1820 an wie auch die Gemeinden Brockhausen, Hockerberg, Näb, Orlowskoje, Rjasanowka, Susannental und Unterwalden zum Pfarrsprengel Näb (Rjasanowka), dessen Gründung am 24. Juni 1820 bestätigt wurde.

In den ersten Jahren des Bestehens der Siedlung fanden die Gottesdienste in einem Bethaus statt, dessen genaues Entstehungsjahr nicht bekannt ist. Eine erste von den Kolonisten auf eigene Kosten erbaute Holzkirche entstand in Kind im Jahr 1808 und hatte den Status einer Filialkirche. Das Gebäude wurde von örtlichen Handwerkern ohne offiziell eingereichten Bauplan und Kostenvoranschlag errichtet.

Im Jahr 1875 wurde am Standort der alten Kirche eine auf einem Steinfundament aufliegende neue Holzkirche gebaut. Das im Stil des Spätklassizismus errichtete Gotteshaus wies zahlreiche für den Klassizismus typische Stilelemente auf - ein zweistöckiges langgezogenes Kirchengebäude, ein mit Säulen geschmücktes Vestibül und einen mehrstufigen Glockenturm. Von den anderen in den lutherischen Gemeinden errichteten Gotteshäusern unterschied sich die Kirche in Baskakowka allein dadurch, dass sie an der Außenseite des Gebäudes keine Säulen aufwies. Das Kirchengestühl bot Platz für 1.200 Betende. Neben der Kirche befand sich ein hölzerner Glockenstuhl und das Bethaus. Ende der 1930er Jahre wurde der vierstufige Kirchturm zerstört. Nach der in den Kriegsjahren erfolgten Aussiedlung der Deutschen wurde die frühere Kirche als Getreidelager genutzt und blieb noch bis Anfang der 1970er Jahre erhalten. 1972 wurde das zu diesem Zeitpunkt fast hundert Jahre alte Kirchengebäude abgetragen, um das Baumaterial anderweitig zu nutzen. So fanden die gut erhaltenen massiven Holzbalken beim Bau mehrerer Wohnhäuser Verwendung.

Die letzten in der Pfarrgemeinde Näb tätigen Pastoren Vater und Sohn Heptner, die auch in Kind Gottesdienste hielten, fielen den Repressionen zum Opfer. Nafanail Woldemarowitsch Heptner (1862–1933) war zur Zeit der Anfang der 1920er Jahre ausgebrochenen Hungernot in der Hungerhilfe aktiv und koordinierte die Arbeit des Nationalen Lutherischen Rats und der nichtstaatlichen US-amerikanischen Hilfsorganisation „American Relief Administration“ (A.R.A.), die Lebensmittel in die Wolgaregion lieferten. 1922 wurde er vom Gebiets-Revolutionstribunal zu 5 Jahren und 4 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er mit Vertretern der ausländischen Hilfsorganisationen kooperiert hatte.

1924 wurde er unter Verweis auf die „politische Zweckmäßigkeit“ amnestiert, aber bereits wenige Monate später unter der Anschuldigung antisowjetischer Tätigkeit erneut verhaftet und zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Er starb in der Verbannung. 1929 folgte Bernhardt Heptner nach Abschluss des Leningrader Predigerseminars seinem Vater im Dienst des Pastors. 1930 wurde auch er erstmals verhaftet und nach seiner im Jahr 1935 erfolgten zweiten Verhaftung verbannt. Wie sein Vater verstarb auch er in Haft.

Im Zuge der forcierten antireligiösen Offensive wurde in den 1930er Jahren jegliche religiöse Unterweisung der Kinder verboten. Als sich die Kirchengemeinde Kind im Mai 1932 mit der Bitte an das Sekretariat des Zentralexekutivkomitees der ASSR der Wolgadeutschen wandte, den Kindern im Zeitraum vom 6.-18. Juni 1932 Konfirmandenunterricht für die am 19. Juni des gleichen Jahres geplante Konfirmation erteilen zu dürfen, wurde das Material an die GPU weitergeleitet, die Listen aller konfirmierten Kinder anforderte.

1931 informierte die regionale Kommission für die Prüfung religiöser Angelegenheiten das Präsidium des Zentralexekutivkomitees der ASSR der Wolgadeutschen in einem geheimen Bericht, dass es in der Kirchengemeinde noch 1.025 Gläubige gebe, von denen 34 den Status von „Lischenzy“ hätten, ihnen also das Wahlrecht und andere bürgerliche Rechte aberkannt waren. Am 1. Juni 1934 informierte die Kommission für Kultfragen beim Zentralexekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen das Präsidium der ASSR der Wolgadeutschen, dass die Kirche in Kind von den Gläubigen noch genutzt werde, während zahlreiche andere Kirchen bereits geschlossen seien. Am 2. Dezember 1935 wurde die Kirche auf Beschluss der Kommission für Kultfragen beim Zentralexekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen geschlossen, nachdem sich 535 der insgesamt 751 Gemeindemitglieder für eine Schließung der Kirche ausgesprochen hatten.

Liste der Pastoren. Pastoren der Pfarrgemeinde Süd-Katharinenstadt, die in der Gemeinde Kind für die Lutheraner Gottesdienst hielten. Ludwig Baltasar Wern(m)borner (1768-76). Gottlieb May (1778-90). Pastoren der Pfarrgemeinde Nord-Katharinenstadt, die für die Reformierten in der Gemeinde Kind Gottesdienst hielten: Johann Georg Herwig (1768–69). Hartmann von Moos (1779-80). Liste der Pastoren der Pfarrgemeinde Bettinger (Baratajewka), die in der Gemeinde Kind Gottesdienst hielten: Christian August Tornow (1780-91). Klaus Peter Lundberg (1792-97). Adam Christian Paulus Kohlreiff (1803-20). Pastoren der Pfarrgemeinde Näb (Rjasanowka), die in der Gemeinde Kind Gottesdienst hielten. David Flit(t)ner (1820-30). Johann Christian Bauer (1831-61). Theodor Emil Heptner (1863-94). Nathanael Woldemar Heptner (1895–1929). Bernhard Nathanael Heptner (1929-35).

 

Entwicklung der Bevölkerungszahlen. 1769 lebten in Kind 111 ausländische Kolonisten, 1773 waren es 140, 1788 – 137, 1798 - 166, 1816 - 290, 1834 – 502, 1850 - 815, 1859 – 822 und 1889 – 1.315 Personen. Nach den Daten der Allgemeinen Volkszählung des Russischen Reiches von 1887 lebten in Kind 1.592 Personen, die allesamt Deutsche waren. Nach Stand zum Jahr 1905 hatte das Dorf 2.388 und 1910 2.847 Einwohner. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 1920 lebten in Kind 2.314 Personen, die ausnahmslos alle Deutsche waren. Infolge der Hungersnöte der frühen 1920er Jahre sank die Bevölkerungszahl erheblich. Nach Angaben der Gebiets-Statistikbehörde des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen hatte Kind zum 1. Januar 1922 1.732 Einwohner. Im gleichen Jahr gab es im Dorf 219 Geburten und 631 Sterbefälle. 1923 sank die Bevölkerungszahl auf 1.599 Personen. Nach den Zahlen der Volkszählung von 1926 gab es im Dorf 274 Haushalte (davon 441 deutsche) mit einer Bevölkerungszahl von 1.717 Personen (846 Männer und 871 Frauen), von denen 1.711 Deutsche waren (841 Männer und 870 Frauen). 1931 lebten im Dorf 2.395 Personen, die allesamt Deutsche waren.

Das Dorf heute. Das heutige Dorf Baskatowka (Rayon Marx, Gebiet Saratow) ist deutlich kleiner als vor der Revolution, hat aber seinen früheren deutschen blockartigen Grundriss bewahrt. Auch heute noch lassen sich einige typische aus deutscher Zeit stammende Holzhäuser finden, die ihr ursprüngliches Erscheinungsbild bewahrt haben. Viele andere sind seit langem verklinkert und umgebaut, dienen ihren neuen Besitzern aber noch immer. Einige Häuser sind verlassen und stehen seit langem leer. Das Kirchengebäude ist nicht erhalten. Heute befindet sich am früheren Standort der Kirche und des zentralen Dorfplatzes ein 1982 errichtetes Schulgebäude, in dem über 200 Kinder lernen. Im Ortskern gibt es auf der heute nach Karl Marx benannten Straße einige herausragende Beispiele der deutschen Architektur. So wurde das Gebäude, in dem heute der „Kreative Kinderklub“ untergebracht ist, im Jahr 1904 auf dem unweit der Kirche gelegenen zentralen Dorfplatz errichtet. Vor 1917 befanden sich dort Geschäftsräume und später zunächst ein Genossenschaftsladen und dann ein Wohnheim. Dem Kinderklub gegenüber steht das einstöckige Holzgebäude der früheren kirchlichen Gemeindeschule, in dem heute die Grundschule untergebracht ist. 2002 wurde das Gebäude der früheren Semstwo-Schule, das in den Jahren 1943-82 ebenfalls als Schulgebäude genutzt wurde und nach 1982 zunächst den Dorfsowjet und später nach einem umfassenden Umbau die örtliche Ambulanz beherbergte, durch einen Brand zerstört.

Literatur

Герман А.А. Немецкая автономия на Волге. 1918–1941. Часть II. Автономная республика. 1924–1941. – Саратов, 1992–1994; Герман А.А., Илларионова Т.С., Плеве И.Р. История немцев России: Хрестоматия. М., 2005; Князева Е.Е., Соловьева Ф. Лютеранские церкви и приходы ХVIII – ХХ вв. Исторический справочник. – СПб., 2001. Часть I; Список населенных мест Самарской губернии. – Самара, 1910; Плеве И.Р. Немецкие колонии на Волге во второй половине ХVIII века. – М., 1998; Серенькая И.Н., Серенькая Н.А. Баскатовка (Кинд): история одного села (краеведческое исследование) // Развитие современного региона: перекрестки науки и практики. Саратов, 2010; Amburger E. Die Pastoren der evangelischen Kirchen Russlands vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Ein biographisches Lexikon. – Martin-Luther-Verlag, 1988; Подсчитано по изд.: Einwanderung in das Wolgagebiet: 1764–1767 / Hrsg.: Alfred Eisfeld. Bearb.: Igor Pleve. Bd. 2. Kolonien Galka – Kutter. Göttingen: Göttingenger Arbeitskreis, 2001.

Archive

ГАСО. Ф. 637. Оп. 22. Д. 82–86; ГИАНП. Ф. 380. Оп. 1. Д. 1; Ф. 849. Оп. 1. Д. 834. Л. 81; Д. 890. Л. 36; Оп. 1. Д. 941. Л. 21; Д. 1139. Л. 138; Ф. 1831. Оп. 2. Д. 4.

Autoren: Lizenberger O.A.

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