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WIESENMÜLLER (Lugowoje, Lugowyje Kresty, Kresty, Stepantschukow), heute das Dorf Lugowskoje des Verwaltungskreises Rownoje im Verwaltungsgebiet Saratow, eine deutsche Kolonie auf dem linken Einzugsbereich der Wolga

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Евангелическо-лютеранская церковь (1876) в с. Визенмиллер
с. Луговское. Бывший сыроваренный завод. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луговское. Современная улица. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луговское. Типичный немецкий дом. Фото Е. Мошкова. 2010 г.
с. Луговское. Наличники на окнах. Фото Е. Мошкова. 2010 г.

WIESENMÜLLER (Lugowoje, Lugowyje Kresty, Kresty, Stepantschukow), heute das Dorf Lugowskoje des Verwaltungskreises Rownoje im Verwaltungsgebiet Saratow, eine deutsche Kolonie auf dem linken Einzugsbereich der Wolga, auf dem rechten Ufer des Flusses Jeruslan. Die Kolonie befand sich in einer Entfernung von 437 Werst (ca. 466 Kilometer) von Samara, 135 Werst (144 km) von Saratow, 144 Werst (153,6 km) vom Ujesd-Zentrum Nowousensk und 95 Werst (101,3 km) südöstlich von Pokrowsk. Von 1871 bis Oktober 1918 gehörte sie zur Wolost Torgun (ab 1914 – zur Wolost Lugowaja) des Nowousensker Ujesd im Gouvernement Samara.

Nach Bildung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen und bis 1941 war das Dorf Wiesenmüller das Verwaltungszentrum des Dorfsowjets Wiesenmüller. Ursprünglich gehörte das Dorf Wiesenmüller zum Kreis Torgun des Ujesds Rownoje. Nach Beseitigung der Ujesds 1921 gehörte das Dorf zum Kreis Rownoje. Und ab 1922 gehörte es zum neugebildeten Staro-Poltawskij-Kanton. Ab 1927 – zum Seelmann-Kanton, in dem es sich bis zur Liquidierung der ASSR der Wolgadeutschen 1941 befand.  

Die Kolonie wurde 1860 als eine Tochterkolonie gegründet. Zu ihren Gründern wurden Kolonisten, die früher in den Mutterkolonien Balzer (Goly Karamysch, heute: Krasnoarmeisk im Verwaltungsgebiet Saratow), Holstein (heute: Werchnjaja Kulalinka im Kamyschin-Kreis des Verwaltungsgebietes Wolgograd), Grimm (Lesnoj Karamysch, heute: Siedlung Kamenskij des Krasnoarmeisk-Kreises im Verwaltungsgebiet Saratow), Moor (Kljutschi, heute: Dorf Kljutschi des Krasnoarmeisk-Kreises im Verwaltungsgebiet Saratow), Müller (Krestowyj Bujerak auf der Wolga-Bergseite, existiert heute nicht mehr), Mühlberg (heute: Stscherbakowka des Kamyschin-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd), Rossoschi (Franzosen, heute: Perwomaiskoje des Krasnoarmeisk-Kreises im Verwaltungsgebiet Saratow), Ustj-Kulalinka (heute: Galka des Kamyschin-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd), Schwab (Bujdakow Bujerak, Butkowka des Kamyschin-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd), Stephan (Wodjanoj Bujerak, heute: Wodnobujeratschnoje des Kamyschin-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd) lebten. Wiesenmüller gilt als die größte deutsche Tochterkolonie in Russland.

1860 behandelte das Fürsorgekontor die Frage „über die Bezeichnung der Kolonie Wiesenmüller“. Vom ersten Teil der deutschen Ortsbezeichnung wurde auch der russische Name der Kolonie – Lugowoje – abgeleitet (Wiese im Russischen: „lug“).

1888 gab es im Dorf 398 Haushalte und 342 Wohngebäude, von denen 190 aus Holz waren und 152 aus Rohsteinziegeln errichtet wurden. 171 Einwohner waren in den örtlichen Handwerksbetrieben beschäftigt und arbeiteten in den 21 Handels- und Industrieeinrichtungen, die es im Dorf zu der Zeit gab. Überdies gab es zwei Schenken in der Ortschaft.

Die meisten Einwohner von Wiesenmüller waren im Ackerbau beschäftigt. Die Siedler hatten sich auf den Anbau von Weizen spezialisiert. Doch auch die Roggenanbauflächen nahmen im Verhältnis zu den Weizenanbauflächen etwa ein Drittel ein. Große Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft hatten die Natur- und klimatischen Bedingungen. Der Boden rund um die Siedlung war zum Teil ein sandiger sowie ein feuchter und salzhaltiger, was das Gedeihen der Pflanzen behinderte. Laut der 10. Bestandsaufnahme von 1857 kam auf jeden der 662 männlichen Einwohner von Wiesenmüller eine Bodenparzelle mit einer Fläche von 13,6 Desjatinen (ca. 15 Hektar). Die Form des Bodenbesitzes war eine gemeinschaftliche. 1885–1887 wurde das System der Dreifelderwirtschaft eingeführt. Viele Kolonisten hatte es vorgezogen, nicht eine Bodenparzelle zu bearbeiten, sondern zwei (87 Haushalte von 397), drei (87 Haushalte) und sogar vier und mehr Bodenparzellen (151 Haushalte).

Die ständigen Feldarbeiten stimulierten die Siedler zu einer Modernisierung der Landwirtschaft. 1888 hatten die Siedler 127 Eisenpflüge, 65 Kornschwingen, fünf Pferderechen und drei Getreidemähmaschinen. 65 Haushalte besaßen modernisierte Bodenbearbeitungsgerätschaften, die selbstständig angefertigt oder in anderen deutschen Siedlungen erworben wurden. Die Mehrzahl der Ackerbauern verwendete primitive Geräte, die unter heimischen Bedingungen angefertigt wurden. Vervollkommnete Ackerbau-Geräte hatten 108 Höfe. Während in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Ackerbau-Geräte der Siedler mit Hilfe von Pferden zum Einsatz kamen, begann man Anfang des 20. Jahrhunderts, Kamele in der Landwirtschaft einzusetzen. 1888 hatten die Siedler 1251 Arbeitspferde, 25 Ochsen, 675 Kühe, 2133 Schafe, 357 Ziegen und 904 Schweine. 1908 hatten die Dorfbewohner 1152 Pferde, 328 Ochsen und 162 Kamele. Laut Angaben für das Jahr 1908 gab es 420 Höfe im Dorf. 1910 hatte sich ihre Anzahl bis auf 379 erhöht. Im Dorf gab es drei Märkte, arbeiteten eine Ölmühle sowie zwei mit Dampf angetriebene Mühlen, eine Wasser- und vier Windmühlen.  

In den 1920er Jahren wurden im Dorf ein Volkshaus, ein Punkt zur Beseitigung des Analphabetentums und eine Lesehütte eröffnet, gab es einen Konsumladen, eine Landwirtschaftskreditgenossenschaft, eine Meliorationsgenossenschaft und eine Käsefabrik sowie die Kolchosen „Lenins Weg“ und „Sieger“ gegründet. 1931 wurde die Maschinen-Traktoren-Station von Wiesenmüller organisiert. Im September 1941 wurden die Deutschen aus dem Dorf deportiert, und seit 1942 trägt das Dorf den Namen Lugowskoje.

Schule und Ausbildung der Kinder. Die erste Kirchengemeindeschule wurde im Dorf zum Zeitpunkt dessen Gründung 1860 geschaffen. Mit Mitteln der Gemeindemitglieder wurde in der Kolonie ein Schul- und Gebetshaus errichtet, das am 27. November 1888 geweiht wurde. Die Kirchenschulen verfolgten vor allem das Ziel, die jungen Menschen in die Glaubenslehre einzuweisen. In der Schule wurden das Gesetz Gottes, Kirchengesang, das Lesen von Kirchen- und weltlicher Presse, Schreiben und Arithmetik gelehrt, vermittelt wurde auch Geschichtswissen. Das Lesematerial war religiösen Inhalts. Den Unterricht erteilten Küster-Schulmeister.    

Eine große Rolle bei der Vermittlung von Lese- und Schreibfertigkeiten unter den Dorfbewohnern spielte die Eröffnung einer zweiten Schule – der Dorf- bzw. Landschule – in den 1880er Jahren, in der die russische Sprache, das Gesetz Gottes, Lesen und Schreiben sowie Arithmetik und Singen erlernt wurden. Die Lehrer vermittelten den Schülern elementare Kenntnisse zur Naturkunde, Geographie und Geschichte. Die Schule sah eine 4jährige Ausbildung vor und hatte jeweils zwei Klassen in jeder Klassenstufe. Nach ihrer Einrichtung besuchten sie über 50 Schüler, die von zwei Lehrern unterrichtet wurden. 1888 waren von den mehr als 2500 Einwohnern des Dorfes 1850 Personen lese- und schreibkundige (70 % der gesamten Bevölkerung), darunter 598 Männer, 681 Frauen, 291 Jungen und 280 Mädchen. In 342 der 398 Haushalte gab es zumindest einen Lese- und Schreibkundigen oder einen Schüler, der lesen und schreiben konnte.

1900 wandte sich der Inspekteur der Volksschulen an den Propst des linken Wolgaufers Johannes Erbes und wies darauf hin, dass nur ein Russischlehrer auf 500 Kinder in Wiesenmüller komme, und empfahl, die Ausgaben für die Vermittlung der russischen Sprache aufzustocken und in der Schule die Dienststelle eines zweiten Russischlehrers zu schaffen.

Laut statistischen Angaben über die Schulsituation in den deutschen Kolonien, die durch den Propst Johannes Erbes zusammengetragen worden waren, waren 1906 von den 4481 Dorfbewohnern 492 Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren, die eine Grundschulausbildung zu erhalten hatten. Im Unterschied zu anderen deutschen Siedlungen wurde in Wiesenmüller die Schule durch die schulpflichtigen Kinder beinahe zu 100 Prozent besucht. Nur fünf Kinder konnten aufgrund der Armut ihrer Eltern oder der täglichen Arbeit für unterschiedliche Gewerke nicht zur Schule gehen. 1906 wurden in der Land- bzw. Dorfschule 67 Jungen und 36 Mädchen durch zwei Lehrer unterrichtet. Die Kirchenschule besuchten 200 Jungen und 184 Mädchen, die durch drei Lehrer unterrichtet wurden. Beide Schulen wurden aus Mitteln der Kirchengemeinde finanziert. In den Jahren der Sowjetmacht wurde die Kirchengemeindeschule geschlossen, und die Dorfschule wurde in eine Grundschule umgewandelt. In den 1920er Jahren wurde im Dorf eine Fachschule zur Ausbildung von Spezialisten für die Milchwirtschaft eröffnet.

Konfessionelle Bindung der Einwohner und Kirche. Die Kolonisten bekannten sich zum evangelisch-lutherischen Glauben. 1863–1876 gehörte die Gemeinde Wiesenmüller zum Kirchenspiel Morgentau, das 1863 für die neugegründeten deutschen Kolonien des linken Steppenufers der Wolga gebildet worden war. 1876, als Morgentau in die zwei Kirchenspiele Gnadentau und Weimar aufgeteilt wurde, gehörte Wiesenmüller zum Kirchenspiel Gnadentau. Die Bildung des Kirchenspiels Gnadentau war am 9. Oktober 1876 bestätigt worden. Zum Kirchenspiel gehörten neben Wiesenmüller weitere fünf deutsche lutherisch bestimmte Siedlungen – Gnadentau (heute das Dorf Werchnij Jeruslan des Staropoltwaskij-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd), Friedenberg (heute das Dorf Mirnoje des Kreises Rownoje im Verwaltungsgebiet Saratow), Kana (heute das Dorf Kana des Staropoltawskij-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd), Morgentau (heute das Dorf Suetinowka des Staropoltawskij-Kreises im Verwaltungsgebiet Wolgograd) und Blumenfeld (existiert heute nicht mehr).

Nach Gründung der Kolonie wurde in ihr ein provisorisches Schul- und Gebetshaus errichtet, in dem die Gottesdienste durchgeführt wurden. 1876 wurde in Wiesenmüller auf einem Steinfundament eine Holzkirche errichtet, die den Status einer Filialkirche erhielt. Der Sakralbau bot 1000 Gläubigen Platz und war mit einer Umfassungsmauer auf einem Steinfundament umgeben worden. Bei der Auswahl des Projekts war dem für die deutschen Kolonien traditionellen Stil des Spätklassizismus (dem sogenannten „Kontorstil“) der Vorzug gegeben worden, der eine zweigeschossige Gliederung des Saales vorsieht. Über dem Haupteingang, gegenüber dem Altar befand sich die Orgelloge. Auf den Galerien des 1. Obergeschosses, die auf massiven Holzpfeilern ruhten, befanden sich Bänke für die Kirchengänger. 1904 wurde die Kirche instandgesetzt und mit Ziegelsteinen verkleidet. Auf dem zentralen Platz, neben der Kirche, befanden sich die Küsterei mit einem Flügel, ein Schul- und Gebetshaus sowie ein hölzerner Glockenturm.

Mit Errichtung der Sowjetmacht begann im Land die Umsetzung eines Komplexes von Maßnahmen, die auf eine Verdrängung der Kirche aus den Bereichen des öffentlichen und staatlichen Lebens und eine Beendigung der Tätigkeit aller Konfessionen abzielten. Gotteshäuser sind geschlossen worden, Geistliche wurden Repressalien ausgesetzt. 1931 erhielt das Präsidium des Zentralen Exekutivkomitees der ASSR der Wolgadeutschen geheime Angaben von der regionalen Kommission für die Behandlung religiöser Fragen, denen zufolge zu diesem Zeitpunkt die Kirche im Dorf Wiesenmüller noch nicht geschlossen worden war und die Kirchengemeinde 1555 Gläubige zählte, von denen 39 Personen zur Kategorie derjenigen, denen die politischen Rechte genommen worden waren, gehörten. Pastor Johann Schilling wurde in dieser geheimen Mitteilung folgende Charakteristik gegeben: „tritt gegen die Direktiven der Sowjetmacht und Kolchosen auf“. Schon bald, am 23. Februar 1935, wurde Pastor Schilling, Absolvent des Leningrader Priesterseminars, verhaftet und unter der Anschuldigung, konterrevolutionäre Propaganda zu betreiben, zu 10 Jahren Besserungs- und Lagerhaft verurteilt und verstarb in einem Straflager.

Im September 1934 sandte die Kommission für Kultfragen beim Zentralen Exekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen an das Präsidium der ASSR der Wolgadeutschen Informationen, wonach die Kirche im Dorf Wiesenmüller von den Gläubigen noch genutzt werde. Daher erfordere die Frage nach ihrer Schließung eine spezielle Erörterung. Am 15. Mai 1937 wurde die Kirche entsprechend einem offiziellen Beschluss des Präsidiums des Zentralen Exekutivkomitees geschlossen, da sich 1084 der 1372 Mitglieder der Kirchengemeinde für ihre Beseitigung ausgesprochen hatten.

Liste der Pastoren. Pastoren des Kirchenspiels Morgentau, die in der Gemeinde Wiesenmüller wirkten: 1863–1864 – Samuel Petrus Dittrich. 1865–1867 – Ernst Theophil David. 1868–1871 – Karl Theodor Blum. 1873–1874 –  Moses Asnoworjanz. Pastoren des Kirchenspiels Gnadentau, die in der Gemeinde Wiesenmüller wirkten: 1876 – 1883 – das Kirchenspiel hatte keinen Pastor. 1883–1888 – Gustav Adolf Thomson. 1888–1890 – Richard Keller. 1891–1892 – Ernst Theophil David. 1892–1924 – Johannes Kosziol. 1931–1934 – Johann Schilling.

Bevölkerungszahl. 1883 lebten 2526 Menschen in Wiesenmüller, 1889 – 2644. Laut Angaben der Allgemeinen Bevölkerungszählung des Russischen Reichs von 1897 lebten in Wiesenmüller 2969 Einwohner, 2947 von ihnen waren Deutsche. Mit Stand von 1904 machte die gesamte Bevölkerungszahl 4366 Einwohner aus, 1910 – 5207 Einwohner. Gemäß den Daten der Gesamtrussischen Bevölkerungszählung von 1920 lebten in Wiesenmüller 3223 Menschen. 1921 wurden 138 Menschen im Dorf geboren, 487 verstarben. Nach Angaben der Statistischen Gebietsverwaltung des Autonomen Gebietes der Wolgadeutschen lebten mit Stand vom 1. Januar 1922 2594 Menschen in Wiesenmüller, 1923 verringerte sich die Bevölkerungszahl auf 2469 Einwohner. Entsprechend der Bevölkerungszählung von 1926 gab es 530 Haushalte im Dorf (davon 521 deutsche). Die gesamte Bevölkerungszahl betrug 2918 Einwohner (1388 Männer und 1530 Frauen), davon 2890 Deutsche (1373 Männer und 1517 Frauen). 1931 lebten 3399 Einwohner im Dorf, davon 3370 Deutsche.

Das Dorf heute. Nunmehr das Dorf Lugowskoje im Kreis Rownoje des Verwaltungsgebietes Saratow. Das Dorf ist das Zentrum der Kommune Lugowskoje, zu der die Dörfer Lugowskoje und Mirnoje sowie die Siedlung Retschnoj gehören. Im Rahmen der Umsetzung des föderalen Zielprogramms „Soziale Entwicklung des Dorfs bis 2012“ wurde in Lugowskoje eine Schule gebaut, deren feierliche Einweihungszeremonie Ende 2008 stattfand. Die neue Schule für 250 Jungen und Mädchen ist entsprechend einem modernen Projekt errichtet und besitzt mit modernen Anlagen ausgestattete Unterrichtsräume, Werkstätten und eine Sporthalle. Im Dorfzentrum ist das Gebäude der alten deutschen Schule erhalten geblieben. Der Holzbau ist in den Nachkriegsjahren mit weißen Ziegelsteinen verkleidet worden. Heute ist er aufgegeben worden. 

Eine architektonische Besonderheit des einstigen Dorfs Wiesenmüller ist der Reichtum an Schnitzereien an den Vorderfronten der Häuser, die in den besten Traditionen der deutschen Baukunst vorgenommen wurden. Die zahlreichen geschnitzten Fensterverkleidungen bzw. Fensterläden, die sich hinsichtlich der Technik der Anfertigung und des Dekors unterscheiden, sind eine Visitenkarte des früheren Dorfs Wiesenmüller. Sie zieren nach wie vor die Fenster der zur Straße hinausgehenden Fassaden der Holzhäuser, wobei sie das einmalige Antlitz der deutschen Häuser vollenden und stumme Zeugen des schöpferischen Potenzials der deutschen Holzschnitzermeister sind. Die Schnitzarbeiten an den Häusern haben als ein untrennbarer Bestandteil der Volkskunst nicht nur in den Fensterläden und

-verkleidungen, sondern auch in den Holzkarniesen (Gesimsen) und dekorierten Fassaden ihre Verwirklichung gefunden. An der Vorderfront eines der Häuser (Leninstraße 44) ist meisterhaft das Baujahr 1910 herausgeschnitzt worden.

Noch ein materielles Zeugnis für die vergangenen Zeiten ist das heute leerstehende Gebäude der früheren Käsefabrik, die aus einer Ölmühle hervorgegangen ist, die Mitte des 19. Jahrhunderts in der Kolonie errichtet wurde. Zu dem heute aufgegebenen Gebäude führt die Sawodskaja-Straße. Die Bevölkerung des heutigen Dorfes macht 25 Prozent von der aus, die bis 1917 gezählt wurde, obgleich das gegenwärtige Lugowskoje eines der bevölkerungsreichsten Dörfer des Kreises Rownoje ist. Heute leben dort rund 1350 Menschen.  

INHALT

Archive

Staatliches Archiv des Saratower Verwaltungsgebietes. F. 180. Op. 1. D. 340; F. 637. Op. 30. D 62; Staatliches Historisches Archiv der Wolgadeutschen. F. 849. Op. 1. D. 834. L. 111; D 890. L. 77; D. 1236. L. 3;  F. 1831. Op. 1. D. 289. L. 38; D. 299. L. 55.

Literatur

German, A. A.. Nemeckaja avtonomija na Volge (Die deutsche Autonomie an der Wolga). 1918–1941. Teil II. Avtonomnaja respublika (Die Autonome Republik). 1924–1941. – Saratow, 1992–1994; Knjazeva, E. E., Solov’eva, F. Ljuteranskie zerkvi i prichody ХVIII – ХХ vv. Istoričeskiy spravočnik (Lutherische Kirchen und Kirchenspiele des 18. – 20. Jhs. Historisches Handbuch). – Sankt Petersburg, 2001. Teil I; Amburger, E. Die Pastoren der evangelischen Kirchen Russlands vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1937. Ein biographisches Lexikon. – Martin-Luther-Verlag, 1988.

Autoren: Lizenberger O.A.

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