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DISTERGEFT Michail Wassijewitsch (Wilhelmowitsch) (1921–2005), Künstler, Mitglied des Künstlerverbandes der UdSSR

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)
Дистергефт М.В. на открытии своей выставки в Музее изобразительных искусств Н.Тагила. 2001 г. (Фото из архива Музея ИИ Н.Тагила)
Дистергефт М.В. с женой Дистергефт Э.П. (Фото из архива Паэгле Н.М., 2004)

DISTERGEFT, Michail Wassijewitsch (Wilhelmowitsch) (26. April 1921, Dorf Sawjolowo, Gouvernement Twer – 24. August 2005, Oranienburg, Deutschland), Künstler, Mitglied des Künstlerverbandes der UdSSR. Widmete sich den Genres der Landschaftsmalerei, themenbezogenen Gemälde, historischen Bildnisse, monumentalen Malerei, Grafik.

Seine Eltern und deren Vorfahren entstammten wohl den „eingedeutschten Polen“ des Gouvernements Wolhynnien. Die Familie ließ sich 1926 in Leningrad nieder. Der Vater war Metallgießer im Putilow-Werk, dann Leiter einer Werkhalle im Schiffsbauwerk „Marti“, wurde nach Art. 58 Repressalien ausgesetzt.

1928–1939 besuchte er eine Schule und erhielt besondere fachliche Ausbildung im Haus für Kunsterziehung der Kinder in Leningrad, seit 1939 im Studio von Professor A. R. Eberling, im Kunststudio des Rektors der Leningrader Akademie der Künste Prof. A. D. Saizew, im Studio des Kulturpalastes „M. Gorki“.

Als er im 2. Studienjahr der Kunstakademie stand, wurde er im Frühjahr 1941 im Rahmen einer Sondermobilmachung in die Rote Armee eingezogen. Seit Kriegsbeginn war er FLAK-Schütze in aktiver Armee. 1941 nahm er an den Kämpfen bei der Verteidigung Moskaus teil, wurde mit dem Orden des Vaterländischen Krieges des 2. Grades, der Medaille „Für heldenhafte Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg“, Jubiläumsmedaillen ausgezeichnet. Wurde als Deutschstämmiger auf höheren Befehl ins Hinterland verschoben, diente seit Oktober 1941 im Baubataillon Nr. 687 zuerst in der Stadt Gorkij und dann bei der Errichtung des Uraler Aluminiumwerks in Kamenetz-Uralskij. Im Herbst 1942 wurde er nach Karpinsk in die Kohleminen Bogoslowskij verlegt, arbeitete als Schlosser, Feuerwehrmann, Kohlesortierer und dann als Gestaltungskünstler. Wurde 1948 in die Sonderansiedlung verlegt. Veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Künstler A. N. Mater in Swerdlowsk eine Ausstellung der Werke unter dem Titel „Bogoslowskij-Kohleminen in den Kriegsjahren“. 1951 wurde Distergeft unter Sonderregistrierung nach Nischnij Tagil verlegt und in das 5. Studienjahr einer Kunsthochschule angenommen. 1952 absolvierte er im Fernunterricht die Kunst- und Industriehochschule in Nischnij Tagil, erhielt das Diplom eines Künstlers und Pädagogen. 1952–1962 unterrichtete er bei einem Kunststudio des Kulturhauses des Hüttenkombinats von Nischnij Tagil.

1956 wurde er von der Sonderansiedlung befreit, 1992 rehabilitiert.

1961–1991 war Distergeft in den Kunst- und Industriewerkstätten Nischnij Tagil des Kunstfonds der RSFSR tätig, arbeitete in den 1970er Jahren .an der Gestaltung von Expositionen des Literatur- und Gedenkmuseums vom Schriftsteller D. N. Mamin-Sibirjak (Wissim, 1978), 1989 an der des Museums für Geschichte der Bergbau- und Metallurgie-Fachschule (als Mitautor zusammen mit Je. W. Seduchin). In den 1970er Jahren wurde von Distergeft monumentale Bemalung im Puppentheater Nischnij Tagil, in den 1980er Jahren die monumentale Bemalung „Ärzte von Nischnij Tagil“ im Zentralen städtischen Krankenhaus ausgeführt.

In den 1960er–1970er Jahren war er Vorsitzender, Mitglied des Kunstrates der Kunst- und Industriewerkstätten Nischnij Tagil des Kunstfonds der RF, 1963–1966 – Chefkünstler der Stadt Nischnij Tagil, in den 1970er–1980er Jahren war er Mitglied des Städtebaulichen Rates der Stadt Nischnij Tagil.

1960 wechselte Distergeft in die Werkstätten des Kunstfonds der RSFSR beim Künstlerverband. 1967 wurde er Mitglied des Künstlerverbandes der UdSSR, erhielt 1978 einen Preis des ZK des Komsomol, 1989  einen Preis des Verlages „Prawda“. In den 1960er–1980er Jahren unternahm er schaffensbedingte Reisen ins Baltikum, in die Krim, den Kaukasus, Nordural.

Schuf eine Grafikserie „In denjenigen Jahren“, die den Repressalien und Jahren des Lagers gewidmet war, sowie Grafikblätter mit Motiven, die dem Leben und Werk von Warlam Schalamow und Nikolaj Gumiljow gewidmet waren. Seine meisten Skizzen für diese Bilderreihe wurden von ihm bereits im Lager (1941–1946) geschaffen und werden auf dünnen Papierstücken aufbewahrt. 1997 wurde die Bilderreihe mit einem Preis des Gouverneurs des Gebiets Swerdlowsk in der Nominierung „Bildende Kunst“ geehrt. Das Werk wurde von der Gebietsverwaltung für Kultur für das Bergbau-Museum von Nischnij Tagil erworben.

1989–2004 war er Mitglied der Gesellschaft „Memorial“ von Nischnij Tagil, Autor einer Idee der Ausstellung „Opfer gesetzeswidriger Repressalien aus der Zahl der Bewohner von Nischnij Tagil“ (1989), Gestalter des Gedenkbuches „Repressalienopfer. Nischnij Tagil. 1920er–1980er Jahre“ (1999), des Buchumschlags einer Reihe von Gedenkbüchern im ProjektGedenkbuch“.

Seit 1954 war Distergeft Teilnehmer einer Reihe von Ausstellungen, darunter gab es 19 städtische, 3 Gebiets- und 3 Berichtsausstellungen des Künstlerverbandes der UdSSR (Leningrad, Moskau, Jekaterinburg) sowie 6 Zonen-, 3 Republik-, 4 Unions- bzw. Allrussische, 3 Auslands- (Tschechien, Ungarn, DDR) und 11 persönliche Ausstellungen (Nischnij Tagil, Jekaterinburg, Moskau).

2000 wurde der Name des Künstlers ins Weltkünstlerlexikon eingetragen, das in Deutschland herausgegeben wurde.

Er lebte bis 1941 in Leningrad, 1942–1947 in Karpinsk, 1947–2001 in Nischnij Tagil, seit 2004 in Oranienburg, Deutschland.

Zum Freundes- und Bekanntenkreis von Distergeft gehörten der Bühnenbildner A. N. Mater, Kunstwissenschaftler E. L. Kronmann, Filmregisseur W. Ja. Motyl, Chemiker und Mineraloge Dr. P. E. Riekert, Dozent für Geschichte an der Staatlichen Pädagogischen Hochschule von Nischnij Tagil S. M. Korabelnikow, die Familie bekannter Ärzte Guskow, Dr. philosophischer Wissenschaften, Dozent der Staatlichen Pädagogischen Hochschule von Nischnij Tagil, Funktionär der gesellschaftlichen Bewegung der Russlanddeutschen I. I. Kronenwald, renommierter Uraler Künstler, Grafiker, Mitglied des Künstlerverbandes der UdSSR L. P. Weibert.

Er war verheiratet mit Eleonora Pawlowna (geb. Gronwald, 1923), die aus Repressalien ausgesetzter russlanddeutscher Familie stammte und als Museumsführerin und dann Direktorin des Museums für bildende Künste von Nischnij Tagil tätig war. Sein Sohn, Igor Michajlowitsch Distergeft, geb. 1945, ist Absolvent der Fakultät für Mathematik und Physik der Uraler Polytechnischen Hochschule „S. M. Kirow“ (Jekaterinburg), früherer Vize-Direktor des Gesamtrussischen Forschungsinstituts für Metallurgie-Wärmetechnik, Ehrenmetallurge der RF, Verfasser von 75 Druckarbeiten, Besitzer von 9 Patenten. Seit 2004 lebt die Familie in Oranienburg, Deutschland.

Die Sammlungen von Distergeft werden in den Museen für bildende Künste von Nischnij Tagil und Jekaterinburg, im Staatlichen Museum für bildende Künste von Irbit, in Museen von Moskau, St. Petersburg, Karaganda, Serow, Riga, Magnitogorsk, im Kulturministerium der RF ausgestellt. 

Literatur

Дистергефт М.В. В те годы : Графическая серия / М.В. Дистергефт. – М.: Готика, 2000. – 46 с.; Дистергефт Михаил Васильевич // Календарь знаменательных и памятных дат. Свердловская область, 2001 / Свердл. обл. универс. науч. б-ка. – Екатеринбург, 2000. – С. 41–42; Иллюстратор биографии Урала: [М.В. Дистергефт] // Большой Урал. Свердловская область в начале века: Мир событий, 2001: ежегодник. – Екатеринбург, 2002. – № 2. – С. 367; Кириллов В.М. Гордое терпенье: (вспоминая о М.В. Дистергефте. 26.04.1921–24.08.2005 гг.) [Электронный ресурс] // RusDeutsch: информ. портал рос. немцев. – М., [б.г.]. – URL: http://www.rusdeutsch.ru/?bogoslov=2&de=&put=117.html (18.05.13); Михаил Дистергефт: кат. выст. / Свердл. Орг. Союза худож. РСФСР, Нижнетагил. Музей изобраз. искусств; предисл. М. Агеевой. – Нижний Тагил ; Свердловск, 1981. – 17 с.: 13 л. ил.; Михаил Дистергефт: Графика: [кат. выст.] / Свердл. Орг. Союза худож. РСФСР; предисл. М. Агеевой. – Свердловск, 1985. – 16 с.; Паэгле Н., Осипов В. На том берегу: российские немцы – из прошлого в будущее. – Екатеринбург: ИП Лисицына, 2012 – 136 с.: ил. С. 84; Пинаев Е. Зона комфорта [Электронный ресурс] // RusDeutsch : информ. Портал рос. немцев. – М., [б.г.]. – URL: http://www.rusdeutsch.ru/?bogoslov=2&de=&put=124.html (18.05.2013); Природа памяти. Память природы. Каталог выставки картин художников Льва Вейберта и Михаила Дистергефта. – М.: МСНК, 2011. – 60 с.; То же [Электронный ресурс]. – URL: http://www.rusdeutsch.ru/biblio/files/295_biblio.pdf (09.01.2014); Тысячи картин под солнцем и луной: антол. творчества худож. – рос. немцев / [под ред. Е.Ф. Соломински, О.К. Мартенс, О.Г. Баумгертнер; пер. В. Чернова]. – М. : МСНК-пресс, 2008. – 191 с.: фот. цв.; Дистергефт М.В. Биография [Электронный ресурс]. – URL: www.shr-nt.ru/node/163 (09.01.2014); Дистергефт М.В. Вспоминая те годы / Книга памяти / Сост. и вступ. ст. В.М. Кириллова. – Екатеринбург: УИФ «Наука», 1994. – С. 257–262; Чевардин В.В. Душа художника (М.В. Дистергефт) /«Gedenkbuch: Книга памяти немцев-трудармейцев Богословлага. 1941–1946 гг.» / Авторы-составители: В.М. Кириллов, П.М. Кузьмина, Н.М. Паэгле, А.А. Пермяков, С.Л. Разинков. – М.: РНД; Нижний Тагил: НТГСПА, 2008. – Т. 1. – 353–359.

Autoren: Kirillow V. M.

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