BEHRENS, Мichail Andrejewitsch [3. (16.) Januar 1879, Kutaiss – 20. Januar 1943, Tunesien], Konteradmiral, Teilnehmer der Weißen Bewegung, einer der Befehlshaber bei der Evakuierung der russischen Armee von General Wrangel aus der Krim nach Konstantinopel und dann der Evakuierung des Russischen Geschwaders nach Bizerta (Tunesien), letzter Befehlshaber des Russischen Geschwaders.
Entstammte einer Adelsfamilie aus dem Gouvernement Moskau. Orthodoxer Christ. Zweiter Sohn des Staatsanwalts aus Tiflis Andrej Jewgenjewitsch Behrens und dessen Ehefrau Maria Michailowna (geb. Alichanowa). Bruder von Behrens, Jewgeni Andrejewitsch.
Er absolvierte 1898 den Marinekadetten-Korps und wurde am 15. September desselben Jahres bei der 4. Flottenbesatzung eingestellt. Er diente als Revisor des Küstenschutz-Panzerschiffes „Admiral Tschitschagow“, dann als Adjutant der Besatzung sowie als Wachleiter des Minenkreuzers „Leutnant Iljin“ und des Seekanonenbootes „Giljak“.
Von 1900 bis 1905 diente er im Pazifikgeschwader. 1900–1901 nahm er am Krieg gegen China teil; während der Niederschlagung des Boxeraufstandes von 1900 als Plutongkommandeur des Kanonenbootes „Giljak“ innerhalb des Pazifikgeschwaders zeichnete er sich bei der Bestürmung des chinesischen Forts Dagu (Taku) ganz besonders aus.
Nach Ende des China-Krieges diente er als Steuermannsoffizier der Kanonenboote „Otwaschny“ (Der Kühne) und „Giljak“ sowie der Kreuzerschiffe „Warjag“ und „Dschigit“.
1904 absolvierte er die Steuermanns-Offiziersklasse und wurde als Steuermanns-Offizier der 1.Klasse eingestellt.
1904–1905: Teilnehmer am Russisch-Japanischen Krieg. Beim Ausbruch des Krieges befand er sich in Port Arthur auf dem Geschwader-Panzerschiff „Sewastopol“. Danach war er Kommandeur des Torpedobootes „Boikij“ (Der Flinke), mit dem er am Vortage der Festungseinnahme die japanische Blockade durchbrach und nach Qingdao wegfuhr, wo das Schiff interniert wurde. Für die bewiesene Tapferkeit wurde er mit goldener Waffe mit eingraviertem Namenszug ausgezeichnet.
1906 ließ er sich zur Baltischen Flotte versetzen, wo er bei der 2. Flottenbesatzung der Hellenenkönigin eingestellt wurde. Er leistete seinen Dienst auf dem Panzerschiff-Kreuzer „Rjurik“ und auf dem Kreuzer „Diana“.
In den Jahren 1911–1913 war er Kommandeur des Geschwader-Torpedobootes „Ljogki“ (Der Leichte) und 1913–1916 Kommandeur der Geschwader-Zerstörer „Turkmenez Stawropolski“, „Pobeditelj“ und „Nowik“.
Als Fregattenkapitän und Kommandeur des Zerstörers „Nowik“ griff er am 18. August 1915 zwei deutsche Zerstörer an und fügte ihnen schwere Schäden hinzu, so dass einer davon versank. Für dieses Gefecht wurde er mit dem Hl. Georg-Orden des 4. Grades ausgezeichnet.
Am 6. Dezember 1915 wurde er für seinen vorbildlichen Dienst zum Kapitän zur See befördert. .
Vom 28.November 1916 bis 2. Mai 1917: Kommandeur des Linienschiffes „Petropawlowsk“; diesen Posten gab er auf wegen eines Konfliktes mit revolutionären Provokateuren in der Schiffsbesatzung.
Vom 20. Mai bis 6. November 1917: Stabschef der Minenabwehr am Baltischen Meer.
Ende 1917 bis Anfang 1918: amtierender Chef des Marine-Generalstabs.
12. Januar 1918 Entlassung aus dem Dienst ohne Rentenanspruch.
Im März 1919 fuhr M. A. Behrens aus Petrograd nach Finnland, dann in Fernost, wo er sich dem Admiral A. W. Koltschak anschloss. Dort wurde er zum Befehlshaber der Seestreitkräfte im Pazifischen Ozean ernannt und am 8. Juli 1919 zum Konteradmiral befördert.
1919–1920 befehligte er die Streitkräfte der Primorje-Landesverwaltung (Wladiwostok).
Am 31. Januar 1920 leitete er die Überführung aus Wladiwostok nach China einer Schiffsgruppe mit Fähnrichen zur See und Flüchtlingen.
Am 28. August 1920 meldete er sich in Sewastopol beim General P. N. Wrangel zur Stelle. Im September wurde er zum Kommandanten der Festung Kertsch; außerdem befehligte er die Gefechtsaktivitäten einer Schiffsgruppe im Asowschen Meer.
Seit 27. Oktober 1920: Befehlshaber der 2. (Asowschen) Schiffsgruppe der Schwarzmeerflotte.
Im November 1920 bei der Evakuierung der Armee von P. N. Wrangel aus der Krim leitete er die Beladung der Truppen und Flüchtlinge in Kersch. Dabei traf er als Organisator der Evakuierung sachkundige und entschlossene Maßnahmen, verlor somit weder Mannschaften noch Kampftechnik oder Waffen. Am 24. November wurde er zum Unterbefehlshaber des aus der Flotte umgebildeten Schwarzmeergeschwaders (des Russischen Geschwaders). Im Dezember 1920 gehörte er mit zu den Befehlshabern der Überführung des Russischen Geschwaders aus Konstantinopel zum französischen Marinestützpunkt Bizerta (Tunesien).
Vom Januar 1921 bis zum 29. Oktober 1924: als Befehlshaber des Russischen Geschwaders sorgte er für die Reparatur der Schiffe, die Bewahrung des Mannschaftsstammes sowie für die Festigung der Flottentraditionen unter den russischen Seeleuten im Exil. Dank seinen Bemühungen wurde Erziehung und Ausbildung der Kadetten und Fähnriche zur See beim Seekorps in Bizerta fortgesetzt. Dabei schenkte er große Aufmerksamkeit dem sozialen und rechtlichen Schutz von russischen Flüchtlingen.
Nach der Anerkennung der UdSSR durch Frankreich am 29. Oktober 1924 wurde das Geschwader entwaffnet. Dabei war es gerade M. A. Behrens, der zum letzten Mal die Andreas-Flagge des Geschwaders herunterließ.
Im Exil lebte er in Frankreich und in Tunesien. Bis Anfang 1930er Jahre war er bei der Landwirtschaftsdirektion tätig. Dann wurde er entlassen, weil er sich weigerte, französische Staatsangehörigkeit anzunehmen, wie dies das Gesetz über die Einbürgerung von Staatsbeamten verlangte. Danach verdiente er bis zu seinem Tode den Lebensunterhalt durch Gelegenheitsjobs (machte Spielzeug und Damentaschen).
M. A. Behrens nahm aktiven Anteil an der Tätigkeit einer Abteilung des Marinerates in Tunesien.
Er war nie verheiratet. Bestattet wurde er auf dem Megrin-Friedhof in einem Vorort von der Stadt Tunis (Am 30. April 2001 wurden seine sterblichen Überreste wegen Auflösung des Friedhofes zum Friedhof „Le Borgel“ in der Stadt Tunis überführt; auf Initiative vom Admiral der Russischen Föderation I. W. Kassatonow wurde auf seinem Grab eine aus Russland gebrachte Grabplatte angebracht.).
Рутыч[-Рутченко] Н.Н. Биографический справочник высших чинов Добровольческой армии и Вооруженных Сил Юга России. М.: АСТ, 2002. С. 53–54; Волков С.В. Офицеры флота и морского ведомства: опыт мартиролога. М.: «Русский путь», 2004; Пилкин В.К. В Белой борьбе на Северо-Западе: дневник 1918–1920. М.: «Русский путь», 2005.