BREDOW Michail Michailowitsch (geb. am 23. September 1916, Station Smela, Government Kiew; gest. am 29. September 1976 in Leningrad), Physiker, Dr. habil. der physikalisch-mathematischen Wissenschaften (1967), Professor (1970).
Sohn von M. K. Dieterichs und seiner zweiten Ehefrau Sofja Emiljewna, geborene Bredow. Die Eltern von Michail Bredow waren gezwungen, im Jahr 1918 aus Russland zu emigrieren, und hatten von diesem Zeitpunkt an keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Wegen einer Krankheit ließen sie das Kind in der Obhut seiner Tante und seiner Oma – Maria Emiljewna und Sofja Jegorowna Bredow zurück; nach der Adoption durch die Tante erhielt der Junge den Nachnamen Bredow.
Der Urgroßvater von M. M. Bredow mütterlicherseits, Emilij Bredow, ein Kriegsingenieur, stammte von einem alten deutschen Adelsgeschlecht ab. Kam zur Erbauung der Nowo-Georgijewskaja Festung (30 km von Warschau im Königreich Polen) nach Russland. Er hatte drei Töchter und einen Sohn, Emilij. Der Großvater, Emilij Emiljewitsch Bredow, Ingenieur-Pionier von Beruf, lehrte an der Ingenieur-Berufsschule. Teilnehmer des Russisch-Türkischen Krieges. Seine Frau war Sofja Jegorowna, geborene Keppen. Ihre Ausbildung erhielt Sofja Jegorowna am Smolny-Institut, absolvierte danach das Pädagogische Institut, wo sie an der Fakultät für Philologie und Geschichte vom Professor Platanow unterrichtet wurde, dem ihr unbestreitbares pädagogisches Talent aufgefallen war. Nach der Ausbildung war sie Vorsteherin eines Gymnasiums in Kiew. In den Jahren des Bürgerkrieges kam sie mit ihrem Mann nach Omsk. Dort eröffnete sie eine Hausschule für 40 Personen, mit dem Vorhaben die Kinder der Flüchtlinge nicht nur zu retten, sondern ihnen darüber hinaus Familienwärme zu geben und gute religiös-nationale Ausbildung nach dem Programm des russischen Gymnasiums zu vermitteln. In der Emigration setzte sie ihre pädagogische Tätigkeit fort. Ihre Brüder – N.E. Bredow und F.E. Bredow. Alexander Emiljewitsch Bredow blieb im sowjetischen Russland, arbeitete als Leiter des Komitees für Binnenverkehr des Westlichen Bezirks.
Maria Emiljewna Bredow (1887–1948, Leningrad) absolvierte das Smolny-Institut. Gab private Deutschunterrichtsstunden. Widmete ihr ganzes Leben der Erziehung von Michail Michailowitsch. Mit Unterstützung von Alexander Emiljewitsch wurden Michail, seine Tante und Oma aus Odessa, wo für ihre Gefangennahme ein Preisgeld ausgesetzt wurde, nach Smolensk gebracht. Die ohnehin keine einfache Kindheit von Michail wurde durch einen Sprachfehler, unter dem er seit seiner Geburt litt, noch weiter erschwert. Dank einer damals noch einzigartigen Operation, durchgeführt von dem herausragenden Chirurgen A. A. Limberg, konnte der Junge diese Erkrankung überwinden und wurde gleich in die 5. Klasse eingeschult.
Im Jahr 1927 zogen die Bredows nach Leningrad um. A. E. Bredow verstarb bald nach dem Umzug und Maria Emiljewna arbeitete zuerst als Haushälterin und später als Erziehungsschwester in einer Kinderkrippe.
In den Jahren 1929–1932 besuchte Michail die Leningrader Werk-und-Fabrik-Berufsschule № 193, 1933–1934 die 1. Epstein-Versuchsschule. Er begeisterte sich ernsthaft für die Idee der Erbauung von interplanetaren Schiffen und schickte sogar eine Zeichnungsskizze des von ihm konstruierten Rückstoßantriebes an K. E. Ziolkowski, der ihm in einem Brief antwortete. Im Jahr 1934 war Bredow Mitglied des Sportschützen-Komitees vom Verein zur Förderung der Verteidigung Aviachimae. Ließ sich am Leningrader Industrie- (heute Polytechnischen) Institut immatrikulieren, das er im Jahre 1939 in Fachrichtung „Experimentalphysik“ absolvierte. 1936 besuchte Bredow den Segelflugzeugverein, der bei dem Industrie-Institut organisiert wurde, erhielt das Pilotenabzeichen (konnte jedoch aufgrund seiner Sehschwäche kein Berufspilot werden).
Im Jahr 1938, noch in seiner Zeit als Student des Leningrader Industrie-Instituts, war Bredow Teilnehmer einer selbsttätigen touristischen Wanderung durch das Pamir-Gebirge. 1939 wurde er für die beste studentische wissenschaftliche Arbeit an der Ingenieur- und Physikfakultät mit einer Geldprämie in Höhe von 250 Rubel ausgezeichnet.
In den Jahren 1937–1939 führte Bredow am Polytechnischen Institut zu Leningrad am Lehrstuhl für Experimentelle und Theoretische Physik Arbeiten zur Erforschung der optischen Charakteristika von Metallen, des Molekülschwingungsspektrums sowie zur Ermittlung von prinzipiellen Möglichkeiten für Bestimmung der Flugzeuggeschwindigkeit bezogen auf die Erdoberfläche durch. In den Jahren 1939–1941 erforschte er die elektrooptischen Eigenschaften vom elektrostatischen Energieanalysator für relativistische Elektronen; arbeitete am Entwurf und an der Erbauung vom „Quadrotron“ sowie an der Vorbereitung von Verfahren für Kernforschungsarbeiten am Zyklotron.
Im Jahr 1939 schrieb sich Bredow als Promotionsstudent am Leningrader Physikalisch-Technischen Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR ein, wo er sich mit der Entwicklung eines Elektronenbeschleunigers und der Erforschung von Wechselwirkung der Elektronen mit der Substanz beschäftigte. Der wissenschaftliche Leiter dieser Arbeiten, die weitbekannt wurden, war L. A. Arzimowitsch, der Bredow für einen seiner begabtesten Schüler hielt und die Ergebnisse seiner durch den Krieg unterbrochenen Forschung sehr hochschätzte.
Nach der Evakuierung des Instituts nach Kasan im Jahr 1941 bekam Bredow die Stelle eines Forschungsassistenten und wurde Mitglied der Mitarbeitergruppe der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, die sich unter Leitung vom Dr.habil. der physikalisch-mathematischen Wissenschaften A.P. Alexandrow und Dr.habil. der physikalisch-mathematischen Wissenschaften I.W. Kurtschatow mit dem Problem des Schutzes von Kriegsmaschinenschiffen gegen Minen (Entmagnetisierung) beschäftigte. Im Jahr 1942 führte er die Aufträge der Kriegsmarine im Fernen Osten aus, wurde im Dezember 1941 zur kämpfenden Armee mobilisiert und diente bis 1945 im Truppenbestand der Wolga- und Dnepropetrowsk-Kriegsflottillen. Mit der voranschreitender Offensive der russischen Streitkräfte in den Westen setzte er diese Arbeit an der Weichsel, der Oder und an der Elbe fort, wurde im Mai 1945 nach Berlin abkommandiert.
Im August 1945 wurde Bredow im Rang eines Oberleutnants demobilisiert und kehrte zur Arbeit an das Leningrader Physikalisch-Technische Institut der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in die Position des Forschungsassistenten zurück. Verteidigte im Jahr 1947 seine Doktorarbeit in physikalisch-mathematischen Wissenschaften zum Thema: „Erzeugung von streifenartigen Magnetbündeln“. Ab 1949 hatte Bredow die Stelle des leitenden wissenschaftlichen Assistenten inne. Er forschte weiter zur Frage der Erzeugung von Elektronen- und Ionenflüssen. Schaffte die theoretischen Grundlagen für das Konstruieren von ungewöhnlichen hochgenauen Maspektographen und elektrostatischen Multikanalenergieanalysatoren sowie für nachfolgende Erforschung der atomaren Stöße und der Wechselwirkung der Halbleiter mit Elektronen und Ionen. Am Ende des Jahres 1952 wurde Bredow aus dem LPTI entlassen. Wechselte auf Einladung des Akademiemitglieds A.F. Joffe in die Position des leitenden wissenschaftlichen Mitarbeiters ins Halbleiterlabor, später Institut für Halbleiter der Akademie der Wissenschaften der UdSSR (IHAdW). 1959 wurde Bredow Leiter des Labors an diesem Institut. Ein Jahr nach dem Tod von Joffe, im Jahr 1960, kehrte Bredow an das Physikalisch-Technische Institut auf Einladung des Direktors B.P. Konstantinow zurück, wo er die Stelle des Leiters vom Labor für experimentelle Astrophysik übernahm. Ab 1969 organisierte und führte er die Abteilung für Astrophysik. Leitete die Arbeiten an Ionenbestrahlung, Phonon- und Plasmaspektroskopie am IHAdW. In den Jahren 1952–1963 arbeitete er als stellvertretender Dozent am Lehrstuhl für Theoretische Physik, leitete praktische Kurse in Elektrodynamik. 1967 wurde Bredow nach der Gesamtheit veröffentlichter Arbeiten für den Vortrag zum Thema „Korpuskulare Ströme mittlerer und niedriger Energien und ihre Verwendung bei Erforschung physikalischer Eigenschaften der Stoffe“ der Titel des Dr.habil. der physikalisch-mathematischen Wissenschaften verliehen. Die Beurteilung seiner Dissertation verfasste L.A. Arzimowitsch, der sie als brillant bewertete. Ab 1970 bekleidete Bredow die Stellung des Professors am Lehrstuhl für Theoretische Physik des M.I. Kalinin Polytechnischen Instituts zu Leningrad, wo er Vorlesungen in Statischer Physik, Quantenmechanik, spezieller Relativitätstheorie und Astrophysik hielt. Während seiner Arbeit am Institut für Halbleiter führte er Arbeiten zur Erforschung der Bestrahlung von Halbleitern mit Elektronen- und Ionenbündeln mittlerer Energie als einer Methode zur Kontrolle ihrer Eigenschaften durch. Die Arbeiten von Michail Michailowitsch sind weltbekannt und wurden zur Grundlage eines neuen Fachbereichs der Halbleitertechnologie – Implantation der Ionen in die oberen Halbleiterschichten. Von ihm wurde erstmalig die Tatsache der ausreichenden Tiefe des Eindringens von Ionen in die Substanz festgestellt, der Einfluss der Ionensorte auf das Ergebnis der Bestrahlung von Halbleitern nachgewiesen – Nachweis des Sperrschichtfotoeffekts auf R- Siliziumproben, die mit Lithium-Ionen bestrahlt wurden. Unter Leitung und unmittelbarer Teilnahme von Bredow wurden mehrere bedeutsame Arbeiten im Bereich der Astrophysik verfasst, die Mikrometeoriten in der Umgebung des Planeten Erde auf den Kommunikationssatelliten „Kosmos“ erforscht und Untersuchungen der Ladungszusammensetzung von kosmischen Strahlen außerhalb der Magnetosphäre der Erde durchgeführt. Auf den Satelliten wurden Untersuchungen von Gamma-Strahlung im Bereich von 0,3–0,7 MeV durchgeführt, darüber hinaus Experimentaluntersuchungen zur Physik der Weltraumforschung. Die Arbeiten des Laborteams unter Leitung von Bredow demonstrierten die Möglichkeiten der Durchführung der Analyse chemischer Zusammensetzung des Mondgesteins und der Untersuchung von Röntgenstrahlung der Sonne mithilfe des RIFMA-Messgeräts am Mondfahrzeug. Es wurden die exaktesten in der wissenschaftlichen Literatur vorhandenen Werte der oberen Höchstgrenze für relative Ströme von Antiprotonen und Antikernen in kosmischer Primärstrahlung festgestellt. Bredow forschte auch im Bereich der Festkörperphysik (Untersuchung der Spektren von Phonen und Plasmonen, Ionenstrahllegierung von Halbleitern).
Verfasser von mehr als 60 wissenschaftlichen Arbeiten. War mehrmals auf wissenschaftlichen Dienstreisen im Ausland: in den USA (1969), in England (1966), Frankreich (1967, 1971), Jugoslawien (1966), Italien (1968), Spanien (1972). Mitglied der wissenschaftlichen Räte des Instituts für Physik und Technik und des Leningrader Polytechnischen Instituts. Mitglied des Organisationskomitees der XIII. COSPAR-Sitzung. Auszeichnungen: Medaillen „Für Verdienste im Kampf“, „Für den Sieg über Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“, „Für die Einnahme Berlins“, „Für Arbeitsheldentum“ u.a. Bredows Ehefrau – Natalja Alexejewna, geb. Iljinskaja (geb. 1918), war Zeichnerin in Fachrichtung Architektur und Oberlehrerin an der S.M. Kirow-Holzarchitektur-Akademie in Leningrad. Seine Tochter – Maria (geb. 1951), ist Kunsthistorikerin von Beruf. Im Jahr 1996 stellte Natalja Alexejewna biographische Daten über M.M. Bredow und seine Verwandten zusammen, die in der Sankt Petersburger Filiale des Archivs der Russischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt werden.
СПФ АРАН ф. 1096. оп. 1. № 32; 33; 35; 38; 39, 46, 48,49, 51, 52.
Исследование изменений выпрямляющих свойств точечного контакта металл-полупроводник под влиянием облучения полупроводника ионами щелочных металлов. Доклады Академии наук СССР. 1954 г., № 4 (в соавторстве с А.Р. Регелем и Р.Ф. Комаровым); О глубине проникновения ионов средних энергий в вещество. Там же. 1957 г. Т. 113, № 4 (в соавторстве); Корпускулярные потоки средних и малых энергий и их промышленное для изучения физических свойств вещества (1967, докторская диссертация); К вопросу о глубине проникновения ионов средних энергий в вещество. ЖТФ. 1958 г. Т. XXVIII вып. 2 (в соавторстве Ланг И.Г. и др.).
Бредова З.М. С.Э. Дитерихс (Бредова) и ее очаг. История белой Сибири. Тезисы III научной конференции. 2–3 февраля 1999 года Кемерово. Кемерово. 1999 г., с. 185–188.
Бредова З.М. С.Э. Дитерихс (Бредова) и ее очаг. История белой Сибири. Тезисы III научной конференции. 2–3 февраля 1999 года Кемерово. Кемерово. 1999 г., с. 185–188.