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DITTEL (Dietel, Tittel, Oleschnja, Oleschna, Oleschny, Aleschka, Jelschanka), heute Aleschniki, Schirnowskij Rajon, Oblast Wolgograd, deutsche Kolonie im rechtsufrigen Wolgagebiet

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Современный вид села. 1997 г. Фото А. Германа.
Одна из улиц села. 1997 г. Фото А. Германа.
Пожилая немецкая пара у своего дома. Алешники, 1997 г. Фото А. Германа.
Бывшая школа. 2012 г. Фото Е. Мошкова.
Деревянный дом из прошлого. 2012 г. Фото Е. Мошкова.
Разрушающийся дом. 2012 г. Фото Е. Мошкова.
«Русская долина» (Russische Tal) за окраиной села – место времяпрепровождения немецкой детворы и молодежи Диттеля.

DITTEL (Dietel, Tittel, Oleschnja, Oleschna, Oleschny, Aleschka, Jelschanka), heute Aleschniki, Schirnowskij Rajon, Oblast Wolgograd, deutsche Kolonie im rechtsufrigen Wolgagebiet, am rechten Ufer des Flusses Jelschanka, der in einer Entfernung von drei Werst von der Siedlung in den Fluss Karamysch mündete. Die Kolonie lag 150 Werst südwestlich von Saratow und 95 Werst nördlich der Stadt Kamyschin. Von 1871 bis Oktober 1918 war die Siedlung das Verwaltungszentrum der Wolost Oleschnja, Ujesd Kamyschin, Gouvernement Saratow. DieWolost wurde 1871 auf dem Gebiet des früheren Kolonistenbezirks Norka eingerichtet. Zu ihr gehörten außer Dittel sechs weitere Siedlungen: Seewald, Kauz, Neu-Balzer, Neu-Denhof, Neu-Messer und Rothammel. Später wurde die Siedlung Neu-Balzer der Wolost Linewo Oserо zugeteilt, während die Siedlungen Kratzke und Merkel der Wolost Oleschnja zugeordnet wurden.

Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen gehörte Dittel zunächst zum Medwedizkij Rajon im Ujesd Golyj Karamysch. Ab 1922 war es Teil des Kantons Medwedizkij Krestowyi Bujerak innerhalb der Republik der Wolgadeutschen. Letzterer Kanton wurde 1927 in Kanton Frank umbenannt. Die Siedlung diente als Verwaltungszentrum des Ditteler Selsowjets. Im Jahr 1926 war Dittel die einzige Siedlung innerhalb dieses Selsowjets. Von 1928 bis 1935 war die Siedlung das Zentrum des Kantons Frank innerhalb der ASSR der Wolgadeutschen.

Die Siedlung selbst wurde am 1. Juli 1767 als Kolonie des Werbers de Boffe (Deboff) gegründet. Ihren Namen erhielt sie nach dem ersten Vorsteher Christian Gottfried Dietel, einem 35-jährigen Schreiber, der aus dem sächsischen Bautzen stammte und zusammen mit seiner 30-jährigen Frau Maria Katharina in die Kolonie zog. Gemäß dem Dekret vom 26. Februar 1768 über die Ortsbezeichnungen der deutschen Kolonien erhielt die Siedlung den russischen Namen Oleschnja. Einen weiteren russischen Namen – Jelschanka – bekam die Kolonie nach einem kleinen Fluss in unmittelbarer Nähe der Siedlung.

Die Kolonie wurde ursprünglich von 200 Siedlern (75 Familien) gegründet, die hauptsächlich aus der Pfalz,  Kurpfalz, der Stadt Darmstadt und anderen deutschen Ländern stammten. Leider ist die vollständige Liste der ersten Siedler der Kolonie Dittel, die früher in den Archiven zu finden war, heute unwiederbringlich verloren. Nur ein kleines Fragment der Listen, welchedie Namen, Berufe und die Konfession von lediglich 43 Familien und einzelnen Hausbesitzern beinhaltet, hat bis in unsere Zeit überdauert.

Die ersten Siedler waren ausnahmslos Protestanten: sechs von ihnen waren reformierte Christen (die Kolonisten Detterer, Seibel und Ruff sowie deren Ehefrauen), alle anderen waren evangelisch-lutherischer Konfession. Konfessionelle Einheitlichkeit dieser Art war für die deutschen Kolonien eine eher ungewohnte Erscheinung, denn in den meisten anderen lutherischen Kolonien lebten außer den Lutheranern nicht nur reformierte Christen, sondern auch einige wenige Katholiken, die sich bei der Beladung der Siedlerboote und der Verteilung auf die einzelnen Kolonien inmitten der Vertreter anderer Konfessionen fanden.

Anhand der Analyse der auf uns gekommenen Listen können wir behaupten, dass jeder Siedler von dem Betreuungsbüro in Saratow 25 Rubel, zwei Pferde, eine Kuh, vier Räder, zwei Achsen, Deichseln, einen Wagenbogen, eine Axt, eine Sense, 25 Saschen Schnüre/Seile, Zaumzeug, einen Eisenpflug, einen Meißel, eine Greifgabel, 300 große Nägel und weitere für den Haushalt notwendige Gegenstände und Werkzeuge erhielt. Unter den ersten 75 Hausbesitzern waren drei Weber, drei Schuster, zwei Bäcker, zwei Zimmerer, zwei Maurer, zwei Müller, ein Tischler, ein Schneider, ein Schmied und ein Schreiber. Die übrigen Auswanderer waren Getreidebauern und entsprachen damit, in Bezug auf die frühere Tätigkeit in ihrer Heimat, durchaus dem Hauptziel der Anwerbung der Siedler, nämlich der Erschließung der landwirtschaftlichen Zone in den dünn besiedelten Steppengebieten an den Grenzen Russlands.

Eine weitere Analyse eines erhalten gebliebenen Fragments aus der Liste der ersten Kolonisten (43 Familien) zeigt die Altersverteilung der Siedler: in den 43 Familien gab es 90 Kinder unter 18 Jahren. Wie schwer die Bedingungen während der langen Monate der Überfahrt nach Russland für die Siedler und deren Kinder waren, zeigt die Tatsache, dass 4 der 43 Hausbesitzer verwitwet waren. Von den 90 Kindern waren 24 Vollwaise und lebten nach dem Tod ihrer Eltern in Adoptivfamilien. Die Listen der ersten Siedler geben eindeutig an, dass ihre Eltern auf dem Weg verstorben waren. Das Beispiel David Schads ist dabei bezeichnend – vier seiner Kinder wurden im Alter von 6 bis 17 Jahren als Waisen jeweils einzeln von verschiedenen Familien adoptiert.

Die ersten Aussiedler verließen Lübeck am 13. September 1766 mit dem Schiffer Johann Grapp. Das Schiff war mehr als zwei Monate lang auf See. Die Reisenden überwinterten in verschiedenen russischen Städten und kamen erst im Herbst am Ort der Besiedlung an.

Anfangs wurden die Bewohner der Kolonie Ziel von Angriffen vonseiten entflohener Sträflinge und Räuber, die sich in den Schluchten und Wäldern in der Nähe der Siedlung versteckten. 1774 zogen die Truppen J. Pugatschows auf dem Weg von Saratow nach Kamyschin durch die Kolonie. Dabei wurde Dittel, im Gegensatz zu anderen Kolonien, nicht vollständig geplündert. Einige Bewohner schlossen sich den Aufständischen an oder wurden gewaltsam von ihnen mitgeführt. So nahm zum Beispiel die Koloniegemeinschaft nach der Niederschlagung des Aufstandes eine Bürgschaft für den nach Dittel zurückgekehrten Kolonisten Heinrich Wert auf, der sich am Pugatschow-Aufstand beteiligt hatte.

Im Jahr 1769 lebten in Dittel 68 Familien (284 Menschen), von denen eine Familie bekannt gab, dass sie nicht zum Getreideanbau fähig sei. Die Kolonisten besaßen 150 Pferde, 15 Arbeitsochsen, 140 Kühe und Kälber und 15 Schafe. Die Siedler wohnten in 30 Wohngebäuden und hatten 24 Getreidespeicher sowie 24 Pferdeställe. Man baute drei kleine Staudämme für das Wäschewaschen und grub mehrere Dutzend Brunnen an den Straßen der Siedlung. Trinkwasser wurde hingegen aus Quellen besorgt, die sich in einer Schlucht in einem halben Kilometer Entfernung von der Siedlung befanden.

Dittels Kolonisten bauten eigene Mühlen entlang der nahegelegenen Flüsse. So hatten die am Fluss Peskowatka gelegenen Siedlungen Müller, Bat und Gross im Jahr 1804 jeweils eine eigene Mühle, ab 1820 auch die Orte Zeller und Bangert. Letztere Siedlung unterhielt die Mühle nach Vorgabe des Betreuungsbüros zusammen mit den Kolonisten aus Merkel (Makarowka). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte die Gesellschaft drei öffentliche Mühlen, welche die Kolonisten gemeinsam mit den Bewohnern Merkels benutzten und auch vermieteten. Mit den Siedlern aus Merkel verbanden die Bewohner von Dittel nicht nur wirtschaftliche, sondern auch verwandtschaftliche Beziehungen. In einigen Fällen zogen Kolonisten aus Dittel nach Merkel und umgekehrt (so zum Beispiel die Familien Engelmann, Dietrich, Schild, Wegel u. a.).

In drei Werst Entfernung von Dittel befand sich ein in 30 Abschnitte aufgeteilter Wald. Innerhalb eines Jahres war es den Siedlern lediglich erlaubt eines der 30 Waldstücke abzuholzen. Man durfte den Wald nicht für die Beheizung der Häuser verwenden. Dafür benutzte man getrockneten Kuhdung. Um Holz für den Hausbau schlagen zu dürfen, mussten die Kolonistenjedes Mal die Erlaubnis des Betreuungsbüros einholen. So gibt es im Staatlichen Archiv der Oblast Saratow im Zusammenhang damit Dokumente, wie zum Beispiel den „Fall über die Genehmigung für die Einzäunung der Hofanlage des Kolonisten Karl Schmidt aus der Kolonie Oleschnja“ (1819) und den „Fall über die Genehmigung für den Hausbau für den Kolonisten Georg Grauberg aus der Kolonie Oleschnja“ (1828).

Unter den Bedingungen der Steppenregion, wo ein Mangel an Holzmaterial für Hausbau und Hausreparaturen sowie für die Beheizung herrschte, kam es häufig zu Verletzungen des Holzschlagverbots durch die Siedler. Im Jahr 1819 leitete zum Beispiel das Betreuungsbüro den „Fall über den Holzschlag durch den Kolonisten Gross aus der Kolonie Makarowka auf der Datscha in der Kolonie Oleschnja“ ein. 1861 wurden die Grenzen der Nutzflächen verändert – so bei den Waldstücken und den der Kolonie Dittel zugeteilten Datschen.

Anfangs war die Größe der Anbaufläche, welche die Siedler bebauen durften, nicht begrenzt. Beim Kauf und Verkauf von Landflächen wurde ein Bevollmächtigter der Koloniegesellschaft gewählt und nahm, zusammen mit einem Übersetzer, an den Verhandlungen teil. Auf Basis der Revision von 1834 wurde den Kolonisten 15 Desjatinen pro Person zugeteilt. 1874 wurde das Land auf 1875 ansässige Personen männlichen Geschlechts verteilt, im Jahr 1879 auf 1960 Personen. Die Landparzellen der Kolonie beinhalteten 13 Schluchten, aus denen größere Steine für den Hausbau gewonnen wurden. Bei einem Fünftel des Bodens handelte es sich nicht um Tschernosem (Schwarzerde), sondern um Lehm- und Sandböden. Das angebaute Getreide wurde in der russischen Siedlung Bannoje verkauft. Neben Weizen, Roggen und Hafer bauten die Bewohner Dittels auch Gerste, Leinen, Erbsen, Linsen, Kohl, Hanf und Hirse an. Man beschäftigte sich außerdem mit Garten-, Kartoffel- und Melonenbau. Die Böden wurden mit dem deutschen Pflug oder dem Ekkert-Pflug bearbeitet, wofür man jeweils drei Pferde oder vier Ochsen einspannte. Für das Getreidedreschen wurden bis 1870 Pferde mit Wagen, ab 1870 Dreschsteine benutzt. Ziesel gehörten zu den häufigen Schädlingen auf den Feldern, sodass die Siedler gezwungen waren, diese zu bekämpfen. 1887 schrieb die Landverwaltung den Kolonisten vor, jährlich 30 Paar Zieselbeine pro geprüfte Person abzuliefern.

Für die Verwaltung der Kolonie gab es an der Spitze der Koloniegesellschaft einen Vorsteher. Die Siedler hatten das Recht, den Vorsteher zu wählen. Auch war dieser der allgemeinen Versammlung der Kolonie zur Rechenschaft verpflichtet. Nicht immer verliefen die Beziehungen zwischen der Koloniegesellschaft Dittels und den Vorstehern harmonisch. So fand 1821 in Saratow eine „Anhörung des Falls des Kolonisten Schmidt aus der Kolonie Oleschnja gegen die Dorfleitung“ statt. Im Jahr 1827 richtete sich Schulmeister Kaspar Bat an das Betreuungsbüro mit einer Beschwerde über die Nichteignung des Obervorstehers Henkel für das ausgeübte Amt. Ebenfalls 1827 verlangte die Koloniegesellschaft, „dass der Kolonist Kauz vor dem Unrecht seitens des Vorstehers geschützt werde“. 1828 fanden in der Kolonie Unruhen gegen die Verwaltungsordnung statt, wobei der Vorsteher Müller nicht in der Lage war, diese einzudämmen. 1835 „fügte Vorsteher Bat dem Kolonisten Seibel ein Unrecht zu“ usw.

Die Einwohnerzahl der Kolonie und die Anzahl ihrer Höfe wuchs beständig. Wenn im Jahr 1816 nur 91 Familien in der Siedlung wohnten, so waren es 1857 bereits 230 Familien. Im Hinblick auf das Anwachsen der Einwohnerzahl wurde ab 1864 die Praxis der Umverteilung des Landes alle sechs Jahre,nach der Anzahl der ansässigen Personen, eingeführt. Landmangel führte dazu, dass in den Jahren 1870 bis 1880 eine massenhafte Abwanderung der Kolonisten in andere Regionen einsetzte. In den Jahren 1873 bis 1874 und nochmals im Jahr 1879 zogen insgesamt 56 Bewohner der Siedlung in das Gouvernement Samara, in den Jahren 1875 bis 1876 wanderten 40 Kolonisten und 1887 nochmals 10 Kolonisten nach Amerika aus. 1883 zog die Familie Müller nach Wladikawkas. 1889 gründeten Auswanderer aus Dittel im Ujesd Kamyschin in der Wolost Lemeschkino einen kleinen Weiler gleichen Namens. Im Jahr 1894 wohnten dort 37 Menschen.

1860 gab es in der Kolonie 250 Höfe, es wurden fünf Gerbereien, neun Mühlen und fünf Butterungsanlagen betrieben. Die Siedlung hatte im Jahr 1886 382 Wohnhäuser, davon 205 Stein- und 177 Holzhäuser. 273 Häuser waren mit Stroh, weitere 145 Häuser mit Brettern gedeckt. 1894 wurden in der Siedlung neun Häuser aus Ziegelsteinen gebaut. 1886 besaßen die Bewohner 410 Pflüge, 18 Kornschwingen, 1450 Pferde (374 davon starben 1887 an der Pest), 2851 Schafe, 1293 Schweine, 374 Ziegen und einen Bienengarten. In der Siedlung gab es 29 Gewerbebetriebe, zwei Kneipen, fünf Läden, zwei Reserve-Getreidemagazine zum Speichern von Getreide und eine Poststation mit vier Pferden. Die meisten Kolonisten betätigten sich im Fuhrwesen: sie beförderten Mehl von den Mühlen Borells und Reineckes am Fluss Medwediza zu den Wolga-Anlegestellen in Sosnowka und Nischnjaja Bannowka.

Obwohl Bauern in den ersten Jahren der Besiedlung den Großteil der Kolonisten ausmachten, wurde mit der Zeit das Sarpinka-Gewerbe (Sarpinka: eine Art Baumwollstoff) in der Kolonie weit verbreitet. Dittel lag in unmittelbarer Nachbarschaft von Kolonien, die unter den wolgadeutschen Siedlungen bei der Herstellung von Kleidung aus Baumwolle dominierten. Deswegen war auch in Dittel die Herstellung von Sarpinka überaus beliebt. Im Jahr 1894 beschäftigten sich 405 Siedler mit dem Sarpinka-Weben. Einige Dutzend Menschen stellten Kornschwingen und Räder her. Des Weiteren war Dittel für seine Gerbereianlagen bekannt, in denen Pferdegeschirr sowie feines Leder für Schuhe und Galanteriewaren produziert wurde. Die Lederproduktion der Kolonie brachte später auch das Walkleder- und Schustergewerbe hervor. Jede Woche wurden in der Siedlung Märkte veranstaltet und Anfang Juli sowie Ende Oktober wurden jeweils dreitägige Jahrmärkte organisiert.

Anfang der 1880er Jahre wurde in der Siedlung eine Arzt- und Geburtshilfestation eröffnet, in der ein Arzt arbeitete. Später wurde auch eine Tierarzt-Station eingerichtet. 1894 wurde in Dittel das Verwaltungsgebäude der Wolost gebaut. Vorher, seit der Wolost-Gründung im Jahr 1871, mietete die Verwaltung ihre Räumlichkeiten bei den Kolonisten.

In den 1920er Jahren wurde in der Siedlung ein genossenschaftliches Geschäft betrieben und eine landwirtschaftliche Kreditgenossenschaft gegründet. 1926 wurde eine Bibliothek eröffnet. Anfang der 1930er Jahre wurden die Kolchosen „Komintern“ und „Politabteilung“ gegründet. Mitte der 1930er Jahre wurde in der Siedlung eine Maschinen-Traktoren-Station (MTS) mit dem Kolonisten Bernhardt als ersten Direktor eingerichtet. Diese MTS bediente außer Dittel fünf weitere Kolchosen in den Siedlungen Seewald, Kauz, Kratzke, Merkel und Rothammel. Im September 1941 wurden die Deutschen aus der Siedlung deportiert, seit 1942 trägt sie den Namen Aleschniki.

Schule und Kindererziehung. Eine Kirchenschule gab es seit der Gründung der Kolonie. Anfangs wurden die Kinder im Haus des ersten Schulmeisters Adolf Kron unterrichtet. In den 1770er Jahren baute die Gemeinde ein separates Schulgebäude. In seiner „Chronik“ schrieb der 1769 in Dittel geborene Kolonist J. K. Bat: „Ich liebte das Lernen, aber die damalige Armut der Kolonie erlaubte es den Kindern nicht, das Lesen und Schreiben oft beziehungsweise viel zu üben. Meine Mutter fand es jedoch sehr wichtig und so habe ich bis zu meiner Konfirmation unter der Aufsicht des Schullehrers das Alphabet ziemlich gut gelernt und war auch in der Lage, zu schreiben. Die landwirtschaftliche Arbeit und Haushaltsführung ließen mir jedoch nur wenig Möglichkeiten, mich im Schreiben zu üben.“ Der Unterricht war für alle Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren obligatorisch. Die Kirchenschulen hatten vorrangig das Ziel, die Jugend in Glaubensfragen zu unterweisen. In der Schule wurde Religion, Kirchengesang, das Lesen von kirchlichen und weltlichen Druckerzeugnissen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Es wurden auch bestimmte Geschichtskenntnisse vermittelt. Das Lesematerial hatte religiösen Inhalt. Der Unterricht wurde von Schulmeisterndurchgeführt, die gleichzeitig auch Küster waren. Von 1796 bis 1812 hatte der bereits erwähnte Johann Kaspar Bat die Stelle des Schulmeisters inne. Vor dem Bau der ersten Kirche im Jahr 1810 wurden sowohl der Gottesdienst als auch der Schulunterricht im selben Gebäude abgehalten.

1873 wurde in der Kolonie eine Landschule eröffnet. Anders als in der Kirchenschule wurden die Kinder hier tiefer gehend in Russisch und Fächern wie Geografie, Geschichte und Rechnen unterrichtet. Im Jahr 1886 konnten 1937 von 3510 Bewohnern lesen und schreiben (975 Männer und 962 Frauen). Anfang des 20. Jahrhunderts wurde unweit der Kirche ein Schul-und Bethaus aus Ziegelstein erbaut. 1913 wurde ein neues Gebäude für eine vierklassige Schule gebaut. In der Sowjetzeit wurden, im Zuge der Schließung aller religiösen Schulen sowie Landschulen und mit der Einrichtung einer einzigen, staatlichen sozialistischen Schule, beide vorhandenen Schulen aufgelöst und in einer Elementarschule zusammengefasst. In den 1920er Jahren wurde im ehemaligen vorrevolutionären Schulgebäude ein Kinderheim eingerichtet.

Kirche und Glaubensbekenntnis der Bewohner. Die Kolonisten gehörten der evangelisch-lutherischen und der reformierten Kirche an. In den ersten Jahren nach der Besiedlung unterstanden die Kolonien keiner bestimmten kirchlichen Organisation und hatten keine gemeinsame Führung. Die Kirchengemeinde Dittel wurde im Jahr 1767gegründet(nach anderen Quellen im Jahr 1768). Sie war eine der ersten der insgesamt elf protestantischen Gemeinden im Wolgagebiet und trug zunächst den Namen des Werbers de Boffe (Deboff). Zur Gemeinde gehörten außer der Kolonie Dittel zunächst die deutschen Siedlungen Kauz (Werschinka), Kratzke (Potschinnaja) und Merkel (Makarowka), später auch Neu-Balzer und Neu-Denhof. 1904 zählte die Gemeinde Dittel 15 667 Mitglieder, davon 12 547 Lutheraner und 3120 Reformierte.

In den ersten Jahren nach der Besiedlung wurde der Bau von Schulen, Kirchen sowie Schul- und Bethäusern aktiv vorangetrieben. Diese dienten als Zentren des Gemeindelebens. In den ersten Jahren nach der Gründung der Siedlung hieltenDittels Kolonisten ihre Gottesdienste im Schul- und Bethaus ab, das den Status einer Zweigstelle hatte. Das genaue Datum seiner Erbauung ist nicht bekannt. Es wurde in den ersten Jahren nach der Ansiedlung der Kolonisten mit staatlichen Mitteln gebaut. Das dafür aufgewendete Geld mussten die Kolonisten in den nächsten zehn Jahren an den Staat zurückzahlen.

Dittels erste Holzkirche wurde im Jahr 1810 mit eigenen Mitteln der Kolonisten gebaut. Das Sammeln der für den Bau benötigten Gelder begann schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Projekt des Kirchenbaus wurde vom Betreuungsbüro geprüft und gutgeheißen. Wegen des Mangels an Geldmitteln dauerte der Bau mehrere Jahre und die Kirche konnte erst 1810 geweiht werden. Anfänglich maßen die Kolonisten dem architektonischen Stil keine allzu große Bedeutung bei: das Kirchengebäude war aus Holz gebaut, mit Eisenblech gedeckt, klein und verhältnismäßig bescheiden. Die erbaute Kirche hatte den Status einer Zweigstelle. Neben der Kirche befand sich ein mit Eisenblech gedeckter Glockenturm. Nach 50 Jahren verlangte der Zustand des Kirchengebäudes eine Generalüberholung und wurde vollständig neu gebaut.

Das Projekt der neuen Kirche wurde von Ferdinand Lagus entwickelt, einem Architekten, Landvermesser und Vorsteher der Bau- und Forstabteilung des Saratower Ausländer-Betreuungsbüros. Dieser war mit dem großen Umfang der für ihn anfallenden Arbeit überfordert und baute deswegen in den 1860er und 1870er Jahren Dutzende von evangelisch-lutherischen und katholischen Kirchen nach demselben Entwurf. Der ironisch-abfällige Name für diesen Baustil – Büro-Stil – war durchaus gerechtfertigt. Diesen Namen gaben ihm die Kolonisten zu Ehren des Betreuungsbüros, das den Gemeinden den Bau von gleichartigen Kirchengebäuden nach einem einzigen Muster aufgezwungen hatte. Viele Kirchen, wie die in Dittel, hatten typische Merkmale des Klassizismus: ein verlängertes Kirchengebäude, einen Säulen-Vorraum, einen mehrstufigen Turm und Balkons im ersten Stockwerk.

Der erste Stein für die Errichtung der Kirche wurde 1862 gelegt. Der Bau wurde 1863 abgeschlossen und die Kirche wurde im selben Jahr geweiht. Sie war auf steinernem Fundament aus Holz gebaut, mit Eisenblech gedeckt und hatte Bänke für 2000 Betende. Neben der Kirche wurde ein Glockenturm aus Holz aufgestellt.

Ein Problem der ersten Jahre nach der Gründung der Kolonien stellte der Mangel an Priestern dar. Die Gemeinde hatte lange Zeit keinen eigenen Pastor und war gezwungen, sich mit den Predigern der Nachbargemeinden, Janet und Seifert, zu begnügen. Aufgrund des Mangels an Geistlichen hielten letztere Gottesdienste in vielen verschiedenen protestantischen Gemeinden ab. Ein weiterer Pastor, Abgänger der theologischen Fakultät in Wittenberg Sigismund Berger, kam nach Russland und wurde zum offiziellen Prediger von Orenburg ernannt. Er besuchte aber auch häufig die Kolonien der Wolgadeutschen, die keine eigenen Pastoren hatten. Nach einer Beschwerde seitens des Gouverneurs bezüglich seiner Pastortätigkeit musste Berger nach Deutschland zurückkehren und die Gemeinde Dittel hatte wieder keinen Priester. Über Jahre hinweg hatte die Gemeinde überhaupt keinen Pastor. Der nächste Gemeindepriester Gottlieb May leistete seinen Dienst in der Gemeinde nur zwei Jahre lang. Danach zog er Dittel die bevölkerungsreichere linksufrige Handwerkskolonie Jekaterinenstadt vor, deren Kolonisten dem Pastor einen höheren Dienstlohn bieten konnten.

Der Gemeindepastor Laurentius Ahlbaum musste gleichzeitig die Arbeit in den großen Kirchengemeinden Dittel und Frank miteinander vereinbaren. Letztere hatten zu dieser Zeit sieben Koloniegemeinden. Einige Pastoren zeichneten sich nicht unbedingt durch hohe moralische Standards aus und waren nicht immer auf eine geistliche Tätigkeit vorbereitet. So „predigte“, nach Aussage von Schulmeister Bat, Laurentius Ahlbaum „die Gebote, hielt sich jedoch selbst nicht daran und war selbst während der Konfirmation betrunken“. Ein anderer Pastor namens Karl Jakob Früauf war als Alkoholiker und Unruhestifter bekannt. Er vernachlässigte als Folge der Trunksucht die kirchlichen Angelegenheiten und wurde schließlich aufgrund von Beschwerden seitens der Gemeindemitglieder durch den Superintendenten J. Fessler seines Amtes enthoben. 1819 war er gezwungen, Russland zu verlassen und in seine Heimat zurückzukehren. Noch in Dittel hatte der Pastor drei Söhne bekommen: Karl Friedrich Früauf (1802–1839), Karl Wilhelm Früauf (1806–1835) und Karl Eduard Früauf (1813–1883). Sie alle folgten dem Beispiel ihres Vaters und wurden in der Folge evangelisch-lutherische Priester in Russland. Schulmeister Bat beschrieb in seinen Memoiren Früauf hingegen als einen Pastor, der „eine Familie mit acht Kindern hatte und zu der Gemeinde Lesnoj Karamysch wechselte, nachdem er 13 Jahre lang in Oleschnja ehrlich und uneigennützig seinen Dienst geleistet hatte. Er war sehr ehrlich und mitfühlend, nahm weder für Taufen noch für andere Dienste Geld von den Gemeindemitgliedern, obwohl das seiner kinderreichen Familie sehr zustattengekommen wäre“. Außerdem wurden erst unter Pastor Früauf, als die Gemeinde nunmehr endlich einen ständigen Priester hatte, die Kirchengemeinden Grimm und Dittel durch das Betreuungsbüro gleichgestellt.

Die meisten Pastoren führten eine strenge Aufsicht über die Sittlichkeit der Gemeindemitglieder und maßregelten auf vielfältige Weise selbst unbedeutende Vergehen oder legten den Delinquenten öffentliche Arbeiten auf. So wurde zum Beispiel im Jahr 1798 der Kolonist Sprinder für einen Rechtsverstoß durch Pastor Buck zum Bau einer Ziegelsteinmauer gezwungen. Das Einkommen eines Priesterswurde im Einladungsschreiben festgelegt. Das Gehalt des Priesters wuchs mit der Anzahl der Familien in der Kolonie. 1850 erhielt zum Beispiel Pastor Marpurg von der Gemeinde 859 Pfund Weizen, 935 Pfund Roggen, 222 Maß Kartoffeln und 890 Kohlköpfe sowie 800 Maß Hafer, 1400 Pfund Heu und 700 Pfund Stroh für seine eigene Vieh- und Pferdehaltung. Abgesehen davon nahm er Geldzahlungen für das Durchführen von Kasualien (in etwa 200 Rubel im Jahr) und hatte einen staatlichen Dienstlohn in Höhe von 171 Rubel und 60 Kopeken in Silber oder 1575 Rubel in Geldscheinen. Pastor Marpurg starb in Dittel und sein ebenfalls in der Kolonie geborener Sohn wurde später auch Pastor.

Zu den Pflichten der lutherischen Pastoren gehörte auch die Aufsicht über Waisenkinder, die ohne die Fürsorge ihrer Eltern auskommen mussten, und die Versorgung er Kinder aus der Waisenkasse. Diese wurde Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Allein in den Jahren 1815 bis 1843 bezogen in Oleschnja die Waisenkinder Bierich, Bambold, Welde, Heilbrunn, Do(h)mann, Kindsvater, Michael, Fleger, Vogel, Zinner, Schlager, Schmidt, Spreier, Jung und andere das Waisengeld.

Der letzte Gemeindepastor, Johann Friedrich Möllmann (* 1855; † nach 1936), der ab 1914 die Stellung des Probstes des rechtsufrigen Wolgagebietes innehatte, verrichtete seinen Dienst in Dittel offiziell bis 1918. Danach wohnte er in Balzer, besuchte aber dennoch manchmal die Gemeinde Dittel und hielt dort Predigten. 1933 wurde er der antisowjetischen Tätigkeit beschuldigt und kam in ein Lager in Sibirien.

1931 erhielt das Zentrale Exekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen (ZEK ASSR) geheime Informationen von der regionalen Kommission zu religiösen Fragen, wonach die Kirche der Siedlung zu dieser Zeit noch nicht geschlossen worden war und die Kirchengemeinde 3241 Gläubige zählte, von denen 50 Personen zu der Kategorie der „Entrechteten“ zählten (Personen, denen die politischen Rechte entzogen worden waren).

Die Kommission zu Kultfragen beim ZEK ASSR der Wolgadeutschen entschied, die Kirche in Dittel am 11. März 1934 zu schließen. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass sich 750 der 936 verbliebenen Gemeindemitglieder für die Schließung der Kirche ausgesprochen hätten. Das Bethaus der Siedlung war zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen worden. Schon im Juli 1934 wurde das Präsidium der ASSR der Wolgadeutschen durch die regionalen Regierungsorgane darüber informiert, dass die Ditteler Kirche „de jure und de facto an das Selsowjet übergegangen ist“. Bereits im August wurde die Holzkirche „für kulturelle Zwecke“ umgestaltet und ein „Volkshaus“ darin eröffnet. „Die Schulmeister arbeiten nicht länger im Kanton, die Gottesdienste werden nicht fortgeführt“, hieß es in der Benachrichtigung. Schließlich wurde das hölzerne Kirchengebäude demontiert und nach Linewo transportiert, wo aus dem Blockholz eine Schule errichtet wurde.

Liste der Pastoren der Kirchengemeinde von Dittel (Oleschnja).1769–1770 – Sigismund Israel Berger/Bergen; 1770–1772 – hatte die Gemeinde keinen Pastor; 1772–1774 – Gottlieb May; 1774–1780 – hatte die Gemeinde keinen Pastor; 1780–1782 – Laurentius Ahlbaum; 1782–1793 – hatte die Gemeinde keinen Pastor; 1793–1798 – Johann Heinrich Buck; 1798–1801 – hatte die Gemeinde keinen Pastor; 1801–1815 – Karl Jakob Früauf; 1815–1819 – hatte die Gemeinde keinen Pastor; 1819–1862 – Andreas Haag; 1835–1862 – Gotthard Alexis Marpurg; 1864–1880 – Ernst Gottfried Carrolien; 1887–1892 – August Julius Tiedemann; 1893–1927 – Johann Friedrich Möllmann.

Einwohnerzahl und Anzahl der Gemeindemitglieder. 1769 lebten in Dittel 284 Kolonisten, 1773 waren es 401; 1788 – 502; 1798 – 502; 1816 – 939; 1834 – 1739; 1850 – 2561; 1859 – 3181 und 1886 – 3510 Menschen. In den Jahren 1873 bis 1876 emigrierten insgesamt 123 Personen aus der Wolost Oleschnja nach Amerika, 1887 waren es nochmals 16 Personen. Nach dem Datenmaterial der Allgemeinen Volkszählung des Russischen Reiches lebten im Jahr 1897 in Dittel 3172 Menschen, davon 3135 Deutsche. Im Jahr 1911 zählte die Siedlung 3285 Einwohner. Die Wolost Oleshnjahatte, mit Dittel als Verwaltungszentrum, im Jahr 1911 insgesamt 13 653 Einwohner. Die Kirchengemeinde Dittel zählte 12 547 Mitglieder im Jahr 1905. Gemäß dem Datenmaterial der Allrussischen Volkszählung des Jahres 1920 lebten in Dittel 3371 Menschen. Die Hungersnot Anfang der 1920er Jahre wirkte sich auch auf die Einwohnerzahl der Wolgakolonien aus. Nach den Daten der Statistischen Gebietsverwaltung der Autonomen Oblast der Wolgadeutschen lebten zum 1. Januar 1922 in Dittel 2752 Menschen, 1923 waren es 2880 Menschen. Nach den Zahlen der Allrussischen Volkszählung im Jahr 1926 zählte die Siedlung 3128 Einwohner, davon 3096 Deutsche. Im Jahr 1931 lebten 3402 Menschen in Dittel, davon 3392 Deutsche.

Die Siedlung heute. Die Ortschaft heißt Aleschniki und gehört zum Schirnowskij Rajon der Oblast Wolgograd. Der Ort ist das Verwaltungszentrum der Landgemeinde Aleschniki, zu der auch die Dörfer Makarowka und Podtschinnyj gehören.

Gegenwärtig ist die Siedlung nicht mehr so groß wie vor dem Jahr 1917. Die Einwohnerzahl des heutigen Aleschniki belief sich im Jahr 2012 auf etwa 800 Menschen – ein Drittel, gemessen an der Zahl der Menschen, die hier vor der Revolution gelebt hatten. Die Siedlung hat breite deutsche Straßen und es gibt einige alte Bauten und Holzhäuser, von denen viele die für die deutsche Architektur typischen Walmdächer (Dach mit vier Dachflächen) aufweisen. Des Weiteren ist das deutsche Schulgebäude aus Ziegelstein gut erhalten geblieben, zurzeit befindet sich hier ein Krankenhaus. In den alten deutschen Häusern wohnen immer noch die heutigen Einwohner des Dorfes. Der Holzbau der lutherischen Kirche ist nicht erhalten geblieben. In der gegenwärtigen Siedlung gibt es ein Krankenhaus und mehrere Geschäfte, es wird eine Butterungsanlage betrieben. In der Dorfschule wurde ein Museum eingerichtet, das deutsche Ausstellungsobjekte beinhaltet: ein Gebetbuch und ein Kreuz, Tisch und Sofa sowie ein Spinnrad und andere Haushaltsgegenstände.

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ГАСО. Ф. 180. Оп. 1. Д. 24, 290, 497, 714, 2247, 2783, 3869, 4092, 4910, 7353, 7610, 8742, 8928, 9011, 9866, 12661, 12675, 12855, 13002, 13064, 13537, 13589, 13630, 13800, 14539, 18050, 18148, 18310, 18627, 18876, 19488, 24058, 24232, 24720, 24852; Ф. 637. Оп. 2. Д. 3769; ГАВО. Ф. 201. Оп. 1. Д. 2, 3, 6, 8, 19, 59, 74, 75, 113, 114, 125; ГИАНП. Ф. 849. Оп. 1. Д. 834. Л. 57–66; Д. 890. Л. 28, 84; Д. 1062. Л. 122.

Literatur

Герман А.А. Немецкая автономия на Волге. 1918–1941. Часть II. Автономная республика. 1924–1941. – Саратов, 1992–1994; Дитц Я. История поволжских немцев-колонистов. – М., 1997; Князева Е.Е., Соловьева Ф. Лютеранские церкви и приходы ХVIII – ХХ вв. Исторический справочник. – СПб., 2001. – Часть I; Минх А.Н. Историко-географический словарь Саратовской губернии: Южные уезды: Камышинский и Царицынский. Лит. Л–Ф. Печатан под наблюдением С. А. Щеглова. – Саратов: Тип. Губ. земства, 1901. – Приложение к Трудам Саратовской Учёной Архивной Комиссии; Плеве И.Р. Немецкие колонии на Волге во второй половине ХVIII века. – М., 1998; Полное собрание законов Российской Империи. – Собр. 1. – Т. XXVI. – СПб., 1832; Einwanderung in das Wolgagebiet: 1764–1767 / Hrsg.: Alfred Eisfeld. Bearb.: Igor Pleve. Bd. 1. Kolonien Anton – Franzosen. – Göttingen: Göttingenger Arbeitskreis, 1999; Schnurr J. Das protestantische Gotteshaus // Die Kirchen und das religiöse Leben der Russlanddeutschen. – Ev. Teil. – Bearbeitung J. Schnurr. – Stuttgart, 1978; Volkszeitung. – 2. Mӓrz 1914. – №18; – 27. Mӓrz 1914. – №25.

Autoren: Lizenberger O.A.

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