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MERKEL (Makarowka), heute Dorf Makarowka (Rayon Schirnowsk, Gebiet Wolgograd)

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung
Eines der wenigen auf dem Gebiet der früheren deutschen Kolonie Merkel erhaltenen Häuser.

MERKEL (Makarowka), heute Dorf Makarowka (Rayon Schirnowsk, Gebiet Wolgograd); im rechtsufrigen Wolgagebiet an der Mündung des Flusses Makarowka in den Fluss Karamysch, 119 Werst südwestlich von Saratow und 90 Werst nördlich von Kamyschin gelegene deutsche Kolonie. Von 1871 an gehörte das Dorf zunächst zu dem aus dem gleichnamigen Kolonistenbezirk hervorgegangenen Amtsbezirk Sosnowka und später zu den Amtsbezirken Ust-Solicha bzw. Oleschnja (Bezirk Kamyschin, Gouvernement Saratow).

Nach der Gründung der Arbeitskommune der Wolgadeutschen gehörte Merkel zunächst zum Rayon Medwediza (Bezirk Goly Karamysch) und von 1922 an zum Kanton Kamenka (Republik der Wolgadeutschen). 1923 wurde Merkel aus dem Kanton Kamenka ausgegliedert und an den Kanton Balzer angeschlossen, 1927 kam es zum Kanton Frank, 1934 erneut zum Kanton Balzer und 1935 erneut zum Kanton Frank. Merkel war Verwaltungszentrum des gleichnamigen Dorfsowjets, zu dem 1926 nur das Dorf selbst gehörte.

Die deutsche Kolonie Merkel wurde am 28. August 1766 als Werberkolonie von de Boffe gegründet. Ihr Name geht auf den ersten Vorsteher Johann Georg Merkel zurück, einen aus Hamburg stammenden katholischen Ackerbauern, der mit seiner 40-jährigen Frau Anna-Margareta nach Russland gekommen war und bereits kurz nach seiner Wahl zum Vorsteher verstarb. Zweiter Vorsteher der Kolonie war der aus Magdeburg stammende Kaufmann Johann Heinrich Ernst Beckmann. Aufgrund des die Benennung der deutschen Kolonien regelnden Erlasses vom 26. Februar 1768 erhielt die Siedlung den russischen Namen Makarowka, der sich von dem nahegelegenen gleichnamigen Fluss ableitet.

Die Gründer der Kolonie waren 30 größtenteils aus Preußen, Sachsen und Hamburg stammende Familien. Die Analyse der Liste der ersten Siedler gibt Grund zu der Annahme, dass Merkel ursprünglich als Handwerker-Zentrum und nicht als landwirtschaftliche Kolonie geplant war. So waren nur zehn der 49 ersten Kolonisten hinsichtlich ihrer in der alten Heimat ausgeübten Beschäftigung Ackerbauern und entsprachen so dem Hauptziel der Anwerbung der Kolonisten, die in den Grenzregionen Russlands gelegenen Steppengebiete landwirtschaftlich zu erschließen. Unter den übrigen Kolonisten waren sechs Weber, jeweils drei Gärtner, Schlosser und Schornsteinfeger, jeweils zwei Kaufleute, Schneider und Schuhmacher sowie ein Maurer, ein Müller, ein Frisör, ein Kuchenbäcker, ein Stiefelmacher, ein Handwerksmeister, ein Schmied, ein Brotbäcker, ein Sattler, ein Knopfmacher, ein Metzger, ein Tischler, ein Dreher, ein Hilfsarzt und ein Kleinadliger. Unabhängig von ihrer früheren Beschäftigung waren allerdings alle Kolonisten verpflichtet, Landwirtschaft zu betreiben. Im Jahr 1769 erklärte nur eine einzige Familie, keinen Ackerbau betreiben zu können. Nach Stand zum Jahr 1769 gab es im Dorf 36 Wohnhäuser. Die Kolonisten verfügten über 51 Pferde, 40 Kühe, sechs Schafe und fünf Schweine.

Nicht alle ersten Kolonisten waren Lutheraner. Der Kolonist Becker und seine Frau waren reformiert, vier weitere Personen (die Kolonisten Merkel und Fortner samt Ehefrauen) katholisch, da sie beim Schiffstransfer und der anschließenden Verteilung auf die Kolonien unter andere Konfessionen geraten waren.

In den ersten Jahren des Bestehens der Kolonie sahen sich die Kolonisten mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. 1774 wurde die Kolonie von den Truppen Pugatschows überfallen, als dieser auf dem Weg von Saratow nach Kamyschin durch Merkel kam. Angesichts endloser Mühsal verließen viele Kolonisten auf der Suche nach einem besseren Leben fluchtartig ihre Siedlungen, so dass das Kontor beschloss, dort etwa dreißig aus den Kolonien Schtscherbakowka, Wodjanoj Bujerak und Werchnjaja Kulalinka kommende Familien anzusiedeln.

Die Bewirtschaftung des Bodens wurde sowohl durch die zerklüftete Landschaft als auch durch vergleichsweise schlechte Böden erschwert. So waren die Äcker größtenteils sandig, lehmig und steinig. Die wichtigsten Kulturen waren Weizen, Roggen, Hafer und Hirse, die die Kolonisten zum Verkauf in das russische Dorf Bannoje brachten. Darüber hinaus bauten die in Merkel ansässigen Kolonisten Sonnenblumen, Gerste und Hanf an. Jeder Hof hatte eigene Flächen für den Anbau von Kartoffeln und Kohl. Eine wichtige Rolle spielte auch der Anbau von Wassermelonen, die die Kolonisten wie auch deren Kerne und den Melonensaft in den Dörfern der Umgebung und auf den Kamyschiner Märkten verkauften.

An den nahegelegenen Flüssen bauten die Kolonisten eigene Mühlen. So unterhielten z.B. die Kolonisten Gross (ab 1800), Kimmel und Adam (ab 1806) am Fluss Peskowatka Mühlen. 1885 erzielten die Kolonisten regelmäßige Einnahmen aus einer am Fluss Karamysch und zwei an dessen Nebenfluss Peskowatka gelegenen Wassermühlen sowie aus einer weiteren am Fluss Karamysch gelegenen Mühle, die man gemeinsam mit der Kolonie Dittel betrieb. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Merkel vier eigene und mehrere gemeinsam mit der Kolonie Dittel genutzte Mühlen. Im Jahr 1820 unterhielt der in Dittel ansässige Kolonist Bangert auf Anweisung des Fürsorgekontors zusammen mit Merkeler Kolonisten eine Mühle. Zwischen den Kolonien Dittel und Merkel bestanden enge ökonomische und verwandtschaftliche Beziehungen. So zogen die in Merkel und Dittel ansässigen Kolonisten nicht selten in die jeweilige Nachbarkolonie (Familien Engelman, Dietrich, Schild, Wegel u.a.).

Angesichts dessen, dass bereits unter den ersten in Merkel angesiedelten Kolonisten zahlreiche Handwerker waren, fand das Sarpinka-Gewerbe in der Kolonie weite Verbreitung. Schon der berühmte russisch-deutsche Naturforscher, Geograph und Entdeckungsreisende Peter Simon Pallas, der im Jahr 1773 die Wolgakolonien bereiste, berichtete, dass sich in der Kolonie Merkel zahlreiche „ausgezeichnete Weber von Tuch- und Baumwollstoffen“ niedergelassen und ihren Wunsch zum Ausdruck gebracht hätten, dort Webereien zu errichten. Merkel lag in unmittelbarer Nachbarschaft der in der Textil- und Baumwollwirtschaft führenden deutschen Wolgakolonien, weswegen die Produktion von Sarpinka-Gewebe auch dort weite Verbreitung fand. So waren 1894 etwa 100 in Merkel ansässige Personen in diesem Gewerbe beschäftigt.

Mit der Einwohnerzahl stieg auch die Zahl der Höfe beständig. Lebten 1788 im Dorf noch 26 Familien, waren es 1816 bereits 41 und 1857 110. Infolge des Landmangels wanderten zahlreiche Kolonisten in andere Regionen ab. So siedelten in den Jahren 1861-79 insgesamt 224 Dorfbewohner in das Gouvernement Samara über. In den Jahren 1876-77 emigrierten sieben und im Jahr 1886 zwei Personen nach Amerika. 1855 gründeten aus Merkel stammende Kolonisten im Amtsbezirk Eckheim/Nischni Jeruslan (Bezirk Nowousensk, Gouvernement Samara) die Tochterkolonie Friedenfeld.

1862 gab es in Merkel 106 Höfe. 1886 gab es 134 Wohnhäuser (58 Stein- und 75 Holzbauten sowie ein Lehmhaus); 64 Häuser waren mit Holzbohlen und 70 mit Stroh gedeckt. Im Dorf gab es fünf Gewerbebetriebe, zwei Getreidespeicher und eine Schenke. Die Bewohner verfügten über 605 Pferde, 726 Kühe, 130 Ochsen, 1.105 Schafe, 500 Schweine und 300 Ziegen sowie 159 Pflüge, einen Hakenpflug, 36 Windsichten und eine Dreschmaschine. 1891 gab es im Dorf 186 Höfe.

Anfang der 1930er Jahre wurde die Kolchose „Rosa-Luxemburg“ gegründet. Mitte der 1930er Jahre entstand im Nachbardorf Dittel eine Maschinen-Traktoren-Station, die auch die in den Dörfern Merkel, Seewald, Kauz, Kratzke und Rothammel liegenden Kolchosen bediente. In den Jahren der flächendeckenden Kollektivierung und Entkulakisierung wurde im Dorf eine konterrevolutionäre Zelle gegründet, die darauf hinarbeitete, die der Getreidebeschaffung dienenden Maßnahmen der Sowjetmacht zu unterminieren, und gegen die Beschlagnahmung der Ernte protestierte. Die Mitglieder der Organisation wurden repressiert. Im September 1941 wurden die Bewohner des Dorfes wie alle im Kanton lebenden Deutschen (über 26.700 Personen) deportiert.

Schule und Erziehungswesen. In den ersten Jahren des Bestehens der Kolonie wurden die Kinder im schulpflichtigen Alter im Haus des Schulmeisters unterrichtet. Nach dem Bau eines eigenen Gebäudes für das Schul- und Bethaus fanden dort sowohl der Schulunterricht als auch die Gottesdienste und Dorfversammlungen statt. Die Namen der Schulmeister sind größtenteils nicht überliefert. Bekannt ist nur, dass in den 1820er und 1830er Jahren der Kolonist Ehrgard als Lehrer und Küster tätig war.

In den 1870er Jahren wurde in der Kolonie eine private Genossenschaftsschule eröffnet, in der die Kinder anders als in der Kirchenschule auch die russische Sprache und weltliche Fächer lernten. Der Unterricht war gebührenpflichtig. Nach Stand zum Jahr 1886 waren von den 1.176 Dorfbewohnern 315 Männer und 326 Frauen alphabetisiert. In sowjetischer Zeit wurden beide Schulen geschlossen und durch eine neu gegründete staatliche sozialistische Schule ersetzt.

Religionszugehörigkeit der Bevölkerung und Kirche. Die Kolonisten waren lutherischer und reformierter Konfession. Nach den Daten der Volkszählung von 1886 waren mit Ausnahme eines Katholiken und eines Baptisten alle Bewohner Lutheraner.

In den ersten Jahren ihres Bestehens waren die Kolonien keiner einheitlichen Kirchenorganisation unterstellt und hatten keine keine gemeinsame Führung. 1767 wurde in Merkel eine eigene Pfarrgemeinde eingerichtet, die allerdings infolge des Pastorenmangels, der Nähe zur Pfarrgemeinde Dittel und der geringen Zahl der Gemeindemitglieder schon bald wieder aufgelöst wurde. Der Pfarrsprengel Dittel wurde unterschiedlichen Quellen zufolge 1767 oder 1768 gegründet. Nach dem Zusammenschluss der Pfarrgemeinden Merkel und Dittel gehörten neben diesen beiden Kolonien auch die deutschen Siedlungen Kauz (Werschinka) und Kratzke (Potschinnoje) sowie später Neu-Balzer und Neu-Dönhof zum Pfarrsprengel Dittel, in dem nach Stand zum Jahr 1904 insgesamt 15.667 Gemeindemitglieder lebten, von denen 12.547 Lutheraner und 3.120 Reformierte waren.

Das erste Schul- und Bethaus wurde bereits ein Jahr nach der Gründung der Kolonie gebaut. Eine erste auf Kosten der Kolonisten errichtete Holzkirche, deren Bauplan vom Fürsorgekontor geprüft und gebilligt wurde, entstand in Merkel im Jahr 1818. Zu jener Zeit maßen die Kolonisten dem architektonischen Baustil noch keine besondere Bedeutung bei. Das Kirchengebäude war ein relativ kleiner und schlichter Holzbau, der einige Jahre später einem Brand zum Opfer fiel, so dass die Kolonisten bereits im Jahr 1824 den Bau der nächsten Kirche in Angriff nahmen, die 1826 nach Abschluss der Bauarbeiten geweiht wurde. Bei der Kirche handelte es sich um einen auf einem Steinfundament errichteten Holzbau, der mit Holzbohlen gedeckt war und 300 Gemeindemitgliedern Platz bot. Neben der Kirche gab es auch ein Schul- und Bethaus, in dem die Gottesdienste in der kalten Jahreszeit stattfanden.

Wie viele andere Kolonien hatte auch Merkel in den ersten Jahren seines Bestehens angesichts des in den Gemeinden herrschenden Pastorenmangels lange Zeit keinen eigenen Pastor und musste sich mit den Predigern der benachbarten Pfarrgemeinden Janet und Seifert begnügen, die in Merkel und vielen anderen protestantischen Gemeinden Gottesdienst hielten. Auch der nach Russland übergesiedelte Absolvent der Theologischen Fakultät Wittenberg Sigismund Berger, der offiziell als Divisionsprediger in Orenburg tätig war, suchte regelmäßig die im Wolgagebiet gelegenen deutschen Kolonien auf, die keinen Pastor hatten. Nach einer gegen seine Tätigkeit gerichteten Beschwerde des Gouverneurs sah sich Berger allerdings zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen, so dass die Gemeinde erneut ohne Pastor blieb. Angesichts fehlender Pastoren wurden die Pfarrgemeinden Merkel und Dittel zusammengelegt, was aber nichts daran änderte, dass auch die neue Gemeinde immer wieder für einige Jahre ohne Pastor blieb (1770-72, 1774-80, 1782-93, 1798–1801). Der nächste Pastor Gottlieb May ging nach nur zwei Jahren Dienst in die einwohnerstärkere linksufrige Handwerker-Kolonie Katharinenstadt, deren Kolonisten ihm ein deutlich höheres Salär zahlen konnten.

Pastor Laurentius Ahlbaum musste gleich zwei große Pfarrsprengel (Dittel und Frank) gleichzeitig betreuen, zu denen zu jener Zeit sieben Gemeinden gehörten. Einige Pastoren waren ihrer Tätigkeit sittlich nicht gewachsen oder für die geistliche Tätigkeit nicht ausreichend ausgebildet. So predigte Pastor Laurentius Ahlbaum nach den Worten des Schulmeisters Bat „die Gebote, hielt sich aber selbst nicht an diese und war sogar während der Konfirmation betrunken“. Pastor Karl Jakob Früauf galt als notorischer Trinker und Unruhestifter, vernachlässigte infolge seiner Trunksucht die kirchlichen Pflichten und wurde von Superintendent J. Fessler seines Amtes enthoben, nachdem sich die Gemeindemitglieder über ihn beschwert hatten. 1819 war er gezwungen, Russland zu verlassen und in seine Heimat zurückzukehren.

Nach der Machtübernahme der Bolschewiki ging der gesamte Kirchenbesitz aufgrund des am 23. Januar 1918 vom Rat der Volkskommissare erlassenen Dekrets über die Trennung von Kirche und Staat an den Staat über. In einer die Umsetzung des Dekrets regelnden Instruktion vom 30. August 1918 wurde eigens betont, dass diese Regelung auch für ausnahmslos alle protestantischen Bekenntnisse galt. Die unmenschlichen Methoden der von den Bolschewiki betriebenen kirchenfeindlichen Politik gingen mit Repressionen gegen die Geistlichen einher. Der letzte in der Gemeinde tätige Pastor Johann Friedrich Möllmann (1855 – nach 1936), der von 1914 an das Amt des Probstes des rechtsufrigen Wolgagebiets ausübte, war offiziell bis 1918 in der Gemeinde tätig und zog dann nach Balzer, von wo aus er seine Gemeinde allerdings weiterhin aufsuchte, um dort zu predigen. 1933 wurde er wegen antisowjetischer Tätigkeit verurteilt und kam in ein in Sibirien gelegenes Lager.

1931 informierte die regionale Kommission für die Prüfung religiöser Angelegenheiten das Präsidium des Zentralexekutivkomitees der ASSR der Wolgadeutschen in einem geheimen Bericht, dass es in Merkel noch 836 Gläubige gebe, von denen vier den Status von „Lischenzy“ hätten, ihnen also das Wahlrecht und andere bürgerliche Rechte aberkannt waren. In den 1930er Jahren wurde der Kampf gegen die Religion zu einer Form des sozialistischen Wettbewerbs, der gewöhnlich aus Anlass irgendeines religiösen Feiertags stattfand. Am 11. März 1934 beschloss die Kommission für Kultfragen beim Zentralexekutivkomitee der ASSR der Wolgadeutschen, die Kirche in Merkel mit der Begründung zu schließen, dass sich 547 der insgesamt 616 Gemeindemitglieder für eine Schließung der Kirche ausgesprochen hatten. Auch wenn es zunächst schien, dass den Gläubigen das Bethaus bleiben würde, informierten die örtlichen Behörden das Präsidium der ASSR der Wolgadeutschen bereits im Juni 1934, dass auch das Bethaus in Merkel „faktisch und juristisch“an den Dorfsowjet gegangen sei. Im August 1934 wurde es zu einem Dorfklub umfunktioniert, der als „Volkshaus“ bezeichnet wurde.

Liste der Pastoren. Pastoren der Pfarrgemeinde Dittel (Oleschnja), die in der Gemeinde Merkel Gottesdienst hielten. Sigismund Israel Berger/Bergen (1769-70). In den Jahren 1770-72 hatte die Gemeinde keinen Pastor. Gottlieb May (1772-74). In den Jahren 1774-80 hatte die Gemeinde keinen Pastor. Laurentius Ahlbaum (1780-82). In den Jahren 1782-93 hatte die Gemeinde keinen Pastor. Johann Heinrich Buck (1793-98). In den Jahren 1798-1801 hatte die Gemeinde keinen Pastor. Karl Jakob Früauf (1801-15). In den Jahren 1815-19 hatte die Gemeinde keinen Pastor. Andreas Haag (1819-35). Gotthard Alexis Marpurg (1835-62). Im Jahr 1863 hatte die Kolonie keinen Pastor. Ernst Gottfried Carrolien (1864-80). In den Jahren 1880-87 hatte die Gemeinde keinen Pastor. August Julius Tiedemann (1887-92). Johann Friedrich Möllmann (1893-1927).

Entwicklung der Bevölkerungszahlen. 1767 lag die Zahl der in Merkel ansässigen Kolonisten bei 110 Personen, 1773 waren es 141, 1788 - 166, 1798 – 213, 1816 – 361, 1834 - 606, 1850 – 1.010, 1859 – 1.236 und 1886 – 1.176 Personen. Nach den Daten der Allgemeinen Volkszählung des Russischen Reiches von 1887 lebten in Merkel 1.208 Personen, von denen 1.195 Deutsche waren. Nach Stand zum Jahr 1904 hatte das Dorf 2.137 und im Jahr 1911 2.469 Einwohner. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 1920 lebten in Merkel 1.301 Personen. Erheblichen Einfluss auf die Bevölkerungszahlen der Wolgakolonien hatten die Folgen der Hungernöte der frühen 1920er Jahre. 1921 gab es im Dorf 78 Geburten und 64 Sterbefälle. Nach Angaben der Gebiets-Statistikbehörde des Autonomen Gebiets der Wolgadeutschen lebten in Merkel zum 1. Januar 1922 1.212 Personen. Nach den Daten der Allrussischen Volkszählung von 1926 hatte das Dorf 1.437 Einwohner, von denen 1.435 Deutsche waren. 1931 lebten in Merkel 1.664 Einwohner, die allesamt Deutsche waren.

Das Dorf heute. Heute Dorf Makarowka (Rayon Schirnowsk, Gebiet Wolgagrad). Beim Blick auf das heutige Leben des Dorfes kann man zu dem traurigen Schluss kommen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Dorf auf der Karte des Gebiets Wolgograd nicht mehr verzeichnet sein wird. Mit jedem Jahr sinkt die Zahl sowohl der Bewohner als auch der Häuser. Im heutigen Makarowka sind gerade einmal zehn Bauten erhalten, die zu mehr als der Hälfte leerstehen. Alle erhaltenen Häuser sind deutsche Bauten, eines davon aus rotem Backstein. Heute leben im Dorf nur noch einige wenige Familien.

Arbeiten

Die Letten, vorzüglich in Liefland, am Ende des philisophischen Jahrhunderts. Leipzig, 1797 (Russische Ausgabe – ЧОИДР (ChOIDR), 1870. Bd. 1; lettische Ausgabe – 1905); Hume’s und Rousseau’s Abhandlungen über den Urvertrag nebst einem Versuch über die Leibeigenschaft, den Liefländischen Erbherren gewidmet. Leipzig, 1797; Die Rückkehr ins Vaterland. Ein Halbroman. [Kopenhagen], 1798; Supplement zu den Letten, oder Erklärung über die im zehnten Stück des Intelligenz-Blattes der allgemeinen Literatur-Zeitung erschienene Anfrage des Herrn von Brasch, nebst einer Urkunde von G. Merkel. Weimar, 1798; Die Vorzeit Lieflands. Ein Denkmal des Pfaffen- und Rittergeistes. Bd. 1–2. Berlin, 1798–1799 (lettische Ausgabe – 1906); Wanem Imanta. Leipzig, 1802; Ist das stete Fortschreiten der Menschheit ein Wahn? Riga, 1810; К жителям Остзейских Провинций России // Вестник Европы, 1812. Ч. 64. С. 306–309; Положение Европы в Декабре 1812 года // Там же. Ч. 65–66; То же // Сын Отечества, 1813. Ч. III-V; Нынешние замыслы Наполеона (Из Зрителя) // Там же. Ч. V. С. 211–215 – An die Bewohner der Ostseeprovinzen von Russland // Europakurier, 1812. Teil 64. S. 306–309; Lage Europas im Dezember 1812  // Ebenda. Teil 65–66; Dasselbe// Sohn des Vaterlandes, 1813. Teil III–V; Aktuelle Absichten Napoleons (Aus dem „Zuschauer“) // Ebenda. Teil V. S. 211–215; Ein Bewohner Moskwa’s an seine Landsleute. Im Oktober 1812. Spb.: gedrukt bei Drechsler // Aufsätze während des Krieges geschrieben. Heft 1. Riga, 1813. S. 9–10; Жизнь и военные подвиги генерала Моро. Рига, 1814; Доказательства, что наполовину дешевле есть землю возделывать наемными работниками, нежели крепостными // Труды Вольного экономического общества, 1814. Т. 66. С. 106–127 – Leben und Kriegserrungenschaften des Generals Moreau. Riga, 1814; Beweise, dass es halb um die Hälfte billiger ist, die Erde durch Leihkräfte, als durch Leibeigene Bauern zu bestellen // Werke der Freien wirtschaftlichen Gesellschaft, 1814. Bd. 66. S. 106–127; Über Deutschland, wie ich es nach einer zehnjährigen Entfernung wieder fand. Bd. 1–2. Riga, 1818; Die freien Letten und Esthen. Eine Erinnerungsschrift zu dem am 6 Januar 1820 in Riga gefeierten Freiheitsfeste. Riga, 1820; Darstellungen und Charakteristiken aus meinem Leben. Bd. 1. Lepzig, 1839; Bd. 2. Riga-Mitau, 1840; Izlase. Rīga, 1969.

Literatur

Герман А.А. Немецкая автономия на Волге. 1918–1941. Часть II. Автономная республика. 1924–1941. – Саратов, 1992–1994; Дитц Я. История поволжских немцев-колонистов. – М., 1997; Князева Е.Е., Соловьева Ф. Лютеранские церкви и приходы ХVIII – ХХ вв. Исторический справочник. – СПб., 2001. – Часть I; Минх А.Н. Историко-географический словарь Саратовской губернии: Южные уезды: Камышинский и Царицынский. Лит. Л–Ф. Печатан под наблюдением С. А. Щеглова. Саратов: Тип. Губ. земства, 1901. Приложение к Трудам Саратовской Ученой Архивной Комиссии; Немецкие населенные пункты в Российской Империи: География и население. Справочник / Сост.: В.Ф. Дизендорф. – М., 2002; Petri H. Kirche und Schule in den ersten Jahrzehnten evangelischer wolgadeutscher Gemeinden // Ostdeutsche Wissenschaft. Jahrbuch des Ostdeutschen Kulterrates. Band VII. München, 1960; Pallas P.S. Reise durch verschiedene Provinzen des Rußischen Reichs in den Jahren 1768–1773. – 3 Bd. – СПб., 1771–1776.

Archive

ГАСО. Ф. 180. Оп. 1. Д. 2684, 4187, 4854, 9011, 9298, 10081, 13630, 14592; Ф. 637. Оп. 2. Д. 3769; ГИАНП. Ф. 849. Оп. 1. Д. 834. Л. 107; Д. 890. Л. 28, 34; Д. 1062. Л. 173; ГАВО. Ф. 221. Оп. 1.

Autoren: Lizenberger O.A.

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